24.04.2024 – 1. Mai 2024 – Razzia im Villenviertel!

Razzia im Villenviertel Im Berliner Villenviertel Grunewald wohnen die Reichen und die Hässlichen, die sich mit Milliarden im Laufe der Jahrzehnte in den endlosen Skandalen der Berliner Betonmafia bereichert haben. Hier nur ein Beispiel von vielen, der Skandal um die Berliner Landesbank, mit dem Ergebnis  : „…. Darüber hinaus folgten Entlassungen von Vorstandsmitgliedern und Geschäftsführern, teilweise mit traumhaften Abfindungen und Renten. Es gab Anklagen von zahlreichen Bankmanager*innen wegen Untreue, die alle maximal eine Strafe auf Bewährung erhielten. Der von CDU und SPD dominierte parlamentarische Untersuchungsausschuss zeigte wenig Interesse an Aufklärung…“

Kein Wunder, Mitglieder dieser Parteien, der gehobenen Berliner Gesellschaft und damit auch der Justiz haben jahrelang von völlig risikofreien sogenannten Promifonds profitiert.  In Berlin wie überall im Lande findet seit Jahrzehnten eine gigantische Umverteilung von öffentlichen Geldern zu Privaten statt. Die Rendite den Millionären, die Risiken baden die Armen durch Abbau des Sozialstaates aus. Irgendwer muss die privaten Milliardengewinne ja finanzieren.

Kein Wunder, dass der EDV-Leiter der verantwortlichen Baugesellschaft in diesem Skandal, der mit den Behörden zusammenarbeitete, später erhängt aufgefunden wurde. Die Baugesellschaft hatte auf dubiosen Wegen Einsicht in die Ermittlungsakten und wusste Bescheid.

Selbstmord. Verfahren eingestellt

Die im Cum Ex-Skandal federführende Oberstaatsanwältin Brorhilker hat von den mafiösen Sumpf-Verhältnissen hierzulande so die Schnauze voll, dass sie ihren Beamtenjob hinschmeißt und zur NGO Finanzwende wechselt.

Für den Chef der Finanzwende Schick stellt die Frage, ob die Behörden hierzulande teilweise inkompetent, korrupt oder faul seien oder ob es womöglich politische Weisungen gegeben habe. Wie im Fall Hamburg, wo Kanzler Scholz ganz offensichtlich bis über beide Ohren in der Cum Ex-Scheiße steckt und die Justiz ein Totalausfall ist, obwohl diverse Bankendarin verwickelt sind.  Gleiches Muster in Stuttgart

Kein Wunder, man kennt sich, schätzt sich und läuft sich in der Hansestadt, wie überall, dauernd plaudernd und Sekt trinkend über den Weg, im Golfclub, beim Presseball, bei den Rotariern, bei Empfängen. Eine Hand wäscht die andere, Karrieren werden gegen Gefälligkeiten befördert, risikofreie Kredite, Darlehen, Anlagemöglichkeiten vermittelt, teuer bezahlte Vorträge, Beraterjobs und Karrieren jenseits der Beamtenlaufbahn werden beim Dinner in Sternerestaurants ausgehandelt.

Die Großen lässt man laufen, bis auf ein paar Alibitrottel wie den Cum Ex-Erfinder Hanno Berger, der es gar zu arg getrieben hat und jetzt im Knast sitzt. Der Mann war vor seiner Milliarden-Karriere als Krimineller leitender Regierungsdirektor in Hessen und ranghöchster Bankprüfer….

Die ausgleichende Gerechtigkeit findet bei den Kleinen statt. Zehntausende von Schwarzfahrerinnen und Ladendiebinnen, die oft aus purer Not handeln, sitzen wegen ein paar Euro im Knast.

Mich wundert nur eins: dass im Rahmen der überaus verdienstvollen Razzia am 1. Mai der geschätzten Kolleginnen vom S.E.K. (Spezial-Enteignungs-Kräfte) Grunewald in diesem Hotspot der Kriminalität keine Villen brennen werden.

22.04.2024 – Ein Sommermärchen!

Fight capitalism.

Die FDP droht mit dem Koalitionsaus, wenn SPD und Grüne eine Aufweichung der Schuldenbremse auf den Weg bringen. Das Muster dieser Erpressung lieferte das sogenannte Lambsdorff-Papier von 1982, das damals den Wechsel der FDP zur Kohl-CDU einleitete

Im Unterschied zu damals würde die FDP heute vermutlich und hoffentlich bei notwendigen Neuwahlen nach dem Koalitionsbruch aus dem Bundestag fliegen. Insofern ist die aktuelle FDP-Drohung eine mit Selbstmord, um dem Tod zu entgehen, und nur halbernst zu nehmen.

Der derzeitiger Wahltrend im Bund: Eine stabile Mehrheit für offen faschistische, reaktionäre, neoliberale, asoziale Positionen, vertreten von AfD, CDU, FDP, Freie Wähler, Sonstige. Rechnet man die nennenswerten Anteile bei SPD und Grünen dazu, die kein Interesse an einer teilhabeorientierten Sozialpolitik haben, und die immer mehr werdenden Nichtwählerinnen, denen entweder die AfD noch zu lasch ist oder die völlig desinteressiert an Demokratie und Zusammenhalt sind, dann kommt man auf eine gesellschaftliche Zweidrittel-Mehrheit für Positionen, die mit dem im Grundgesetz postulierten sozialen Rechtsstaat wenig zu tun haben.

Selbst wenn sich für den unwahrscheinlichen Fall von Neuwahlen noch einmal, zum letzten Mal?, eine halbwegs demokratische Koalition jenseits von AFD zusammenraufen würde, wäre das für Millionen in der Gesellschaft eine Bedrohung. Ein möglicher Kanzler Merz würde mit der Kettensäge an die Reste des Sozialstaates gehen. Und egal wie diese Koalition aussähe, es wäre eine von Losern, die der AfD enormen zusätzlichen Zulauf brächte.

Auf die danach folgenden Landtags- und Kommunalwahlen darf man gespannt sein. Wenn flächendeckend Mehrheiten ohne die AfD schwierig bis unmöglich werden, die Brandmauer gegen Rechts wackelt und die AfD den Preis dafür einfordert: zum Beispiel Mittelkürzungen für Flüchtlingsorganisationen, Frauenhäuser, soziokulturelle Zentren, NGOs, Staatstheater, Freie Kulturszenen, etc. pp. für die ganze Breite von Zivilgesellschaft und Kultur. Gleichzeitig dürften faschistische Übergriffe auf Kommunalpolitikerinnen derart zunehmen, dass kaum noch jemand Lust darauf hätte, sich diesen Knochenjob ehrenamtlich anzutun. Die schleichende Erosion geht in eine galoppierende über. Es werden noch Wetten angenommen, wie eine bereits jetzt diskutierte Agenda 2030 konkret aussehen wird.

Apropos (Fussball-)Wetten: Das Schlimmste was vor dem Hintergrund der hier skizzierten dystopischen Phantasien zeitnah passieren kann, wäre ein Sieg der Ostgoten bei der Leder-EM im Sommer. Eine schreckliche Vorstellung: Das nationale Sommermärchen wird wahr, ein Meer von schwanzrotgoldenen Fahnen, Schland-Rufe wie Donnerhall im ganzen Land, Millionen Menschen bejubeln die glorreichen Sieger beim Empfang am Brandenburger Tor. Und im September sind Landtagswahlen in der Ostzone ….

Wir erinnern uns: Nach dem WM-Sieg 1990 brannten Flüchtlingsunterkünfte. Ich habe schon lange nicht mehr gebetet, aber im Fall eine Sieges der Ostgoten werde ich das alte Gebet meiner Kindheit aktivieren: Komm, Frau Jesus, sei unser Gast, und zerstöre, was du uns bescheret hast. Und eine Kerze werde ich auch anzünden.

Vielleicht im Reichstag …

21.04.2024 – High sein, frei sein, keinesfalls dabei sein

BILD

High sein, frei sein, keinesfalls dabei sein! Das Berliner Bündnis Revolutionärer und Antisemitischer 1. Mai veröffentlichte am Freitag einen Demonstrationsaufruf, den jW hier dokumentiert.

Der Aufruf ist ein weiterer Beleg der Selbstdemontage der revolutionären, libertären, diversen, queeren, feministischen Linken. Nicht erst seit dem Überfall der faschistischen Terror-Organisation Hamas am 07.10.2024 auf Israel und der Ermordung, Vergewaltigung und Folterung von über 1000 Menschen tritt der tiefsitzende Antisemitismus dieser Fraktionen offener denn je zutage. Zitat aus dem Aufruf:

 „ Von der Ukraine, über den Jemen und Kongo, bis nach Kurdistan und Palästina – überall fallen Bomben auf Arbeiter:innen und ihre Kinder. Mit beschämender Selbstverständlichkeit sprechen israelische Offiziere von dem »Auslöschen von Tieren«, während die israelische Armee Krankenhäuser bombardiert und auf Menschenmengen schießt, die auf Hilfslieferungen warten. Rund 40.000 ermordete Palästinenser:innen stellen nicht zuletzt auch die Bundesregierung an den Pranger, welche die Waffenlieferungen an Israel erhöht und die Palästina-Solidarität hierzulande mit massiver Repression überzieht und Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit einschränkt.“

Kein Wort vom barbarischen Auslöser des Gazakrieges, dem Überfall der Terror-Hamas. Stattdessen Solidarität mit diesen Faschisten. Das ist Geschichtsklitterung nach Art des Hauses Stalin.

Es steht zu befürchten, dass die israelische Armee im legitimen Akt der Notwehr Kriegsverbrechen begangen hat und begehen wird. Das ist zu verurteilen und wird Gegenstand von Ermittlungen in der einzigen Demokratie in dieser Region sein. Die Täter gehören nach den Maßstäben des Rechtsstaates verurteilt und landen hoffentlich ebenso hinter Gittern wie der Gauner Netanyahu und seine rechtsextremen Spießgesellen. Das wird die Demokratie Israel in einem zivilisatorischen Prozess klären, ohne dass ich oder andere unberufene Ostgoten ihren dümmlichen Germanensenf dazugeben. Festzuhalten bleibt: Israel ist eine Insel der Zivilisation in einem Meer von Barbarei ringsum. Die revolutionären, libertären, diversen, queeren, feministischen Aufruf-Avantgarden der Arbeiter*innenklasse sind gerne aufgerufen, revolutionäre, libertäre, diverse, queere, feministische internationale Brigaden zu bilden zur Aufklärung der Massen im Iran, Saudi-Arabien, Palästina, Libanon, Syrien etc. pp.

Die würden sich wundern, in wie kurzer Zeit sie von Baukränen baumeln würden.

Ich werde auf jeden Fall dabei sein am 1. Mai in Neukölln, um hoffentlich mitzuerleben, wie der Repressionsapparat diesen Aufruf-Mummenschanz in feuchtfröhlicher Reinigungsarbeit von der Straße kärchert und dabei lauthals skandieren: Deutsche Stalinisten, alles nur Faschisten. Ich hoffe nur, dass ich vom Wasser verschont bleibe. Schließlich will ich hinterher in irgendeiner schicken Bar im Bergmannkiez ein Glas Crémant erheben auf den Schwanengesang der stalinistischen Linken und die Hoffnung auf die Wiederkehr einer wirklich aufgeklärten, undogmatischen, zivilisatorischen Linken.

Randnotiz: Als Folge der uneingeschränkten Solidarität mit Israel (nicht: Mit dem Netanyahu Regime!) in diesem Blog sind die Visits hier seit Oktober um ca. 20 Prozent zurückgegangen. Da kann ich nur froh sein, dass ich hier noch keine Werbung geschaltet habe. Sie wissen ja, erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.

 Jeder Krieg birgt in sich per se das Wesen des Verbrechens an der Menschheit, auch der legitime und ethisch gerechte, wie jener gegen Faschismus, siehe Hamas. Krieg ist immer das Versagen von Zivilisation.

17.04.2024 – Paradoxon

Bahnhof Bunyola, Mallorca.

Eine der großen Paradoxien der Postmoderne: Wegfahren, um zu sich selbst zu finden. Also im Urlaub, fern der Heimat, soviel Distanz vom Alltag zu gewinnen, um Klarheit zu bekommen. Das ist sicher nicht das Ziel aller Reisenden, aber von vielen.

Wer sich allerdings die Ausstattung gigantischer Wohnmobile anschaut, mit TV-Schüsseln zur Heimat ausgerichtet und Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad von Zuhause kurz auf vier Räder gebockt, mit Motorroller hinten dran, weiß, dass die Insassen wenig mehr fürchten als die Distanz zur Heimat und zum Ich.

Und für alle touristischen Spots, die ich kennengelernt habe, gilt:

 Mittendrin Gedränge, mit Shops, Schnitzel, Pizza, Bier und Glas Wein für 10 Euro.

Zwei Gassen weiter: Niemand. Ruhe. Glas Wein für 2,50 Euro.

Wie hier in Valldemossa, wohin es Myriaden zieht, auf den Spuren von George Sand und Frédéric Chopin, die sich dort einen Winter lang den ungeheizten Arsch abfroren.

Und überall zunehmend Musik, man wird zugedudelt ohne Pause. Ein Restaurant kann so verlockend sein, wie es will, wenn ich da Dudelmusik, oft laut, höre, bin ich sofort wieder draußen. Chopin geht gerade noch, aber der wird in Valldemossa auch aus allen Boxen gedudelt

Haben Menschen mit zunehmenden Krisen wachsende Beklemmung, zu verweilen und in sich zu schauen, in der Angst, in einen Abgrund, von Leere, Sinnlosigkeit oder was auch immer da lauern möge, zu sehen?

Die Branche „Bekämpfung von Angst, Leere, Sinnlosigkeit, Was auch immer … “ boomt jedenfalls, von Literatur, Workshops über Psychopharmaka bis Alkohol und Drogen. Kein Wunder, dass ab 01.04 Narrenfreiheit in allen Tüten herrscht.

Wenn ich mehr Zeit und Zynismus hätte, würde ich mir in der Boom-Branche eine goldene Nase verdienen.

So aber wartete ich oben auf dem Bahnsteig von Bunyola auf den Zug aus Laramie, in dem die vier Revolverhelden sitzen würden, bereit zum Shootout.

Ich höre schon das langgezogene Tuten und Pfeifen der Dampflok hinter der Kurve ….

15.04.2024 – Er war cool.

Tramuntana.

Der Tipp kam während einer Bergwanderung in der Tramuntana von zwei Leuten, die gerade aus einem terrassierten Olivenhain kraxelten und talwärts davon stiefelten. Auf der Terrasse gäbe es frischen O-Saft, für drei Euro. In dieser Gegend so wahrscheinlich wie der Angriff eines Bären, zumal kein Schild oder Aushang irgendwo darauf hingewiesen hatte. Aber es stimmte. Die Terrasse war das paradiesische Anwesen eines Hippies, überaus geschmackvoll und individuell gestaltet, wie im Beispiel seines Balkons oben, aus lauter leeren Weinflaschen. Mit einer grandiosen Aussicht. Der Hippie lächelte unsere kleine Dreiermarschkolonne freundlich an. Er wolle jetzt ins Tal und würde keinen Saft mehr pressen, aber wir könnten sitzen bleiben, solange wir wollten, uns von den Orangen im Korb bedienen und auf dem Tisch das hinterlassen, was es uns wert gewesen sei. Dann trollte er sich mit seinem Hund.

Ich schaute mir sein kleines Häuschen durch die Glastür näher an, das Innere komplett ausgefüllt mit Schlagzeug und Marshallboxen. Whow, dachte ich, der muss die Musik ja lieben, das ganze Haus nur für Musik. Und ließ meinen Blick schweifen. Unter Olivenbäumen ein Bett und ein Mountainbike. Und zwei Terrassen darüber ein stattliches Haus, Home of the Hippie, in der klassischen Bauweise der Insel mit Steinen und Lehm. Das kleine Häuschen mit den Musikinstrumenten war offensichtlich nur der Übungsraum.

Ich fragte mich, wie haben die bloß das Material für den Bau dieser Terrasse und der Häuser transportiert, mit Eseln? Hier gibt es keine Straßen oder auch nur asphaltierte Wege. Und was macht der mit seinem MTB hier? Hier kann man nicht Radeln. Oder? Und welche Musik macht er? Und überhaupt.

Auf dem mitunter doch steilen und kraxeligen Abstieg ans Meer machte ich mir Gedanken. Was anderes sollte man bei sowas auch nicht machen, außer Aufpassen auf die Holprigkeiten und Unebenheiten der Wackersteine und Felsbrocken. Ein schöneres Beispiel über den Umgang mit Natur wie eben konnte es kaum geben. Außer natürlich sie in Ruhe zu lassen. Aber das Verhältnis von Natur und Mensch ist vom Beginn der Entwicklung der Hominiden vor vielen Hunderttausend Jahren ein Herrschaftsverhältnis. Scheiße gelaufen, dieser Prozess, wenn man sich den Zustand des Planeten anguckt, ist aber Fakt. In der Bibel als Mischung von kategorischem Imperativ und Realitätsbeschreibung auf einen Punkt gebracht mit: „Macht euch die Erde untertan und herrschet über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, über das Vieh und alles Getier…“

Präziser, weil hier die Kategorie „Reichtum“ als Ziel aller Gier im Kapitalismus benannt wird, heißt es bei Marx: „ … Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur ist ebenso die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft … “

Durch Arbeit in und an der Natur ist der Mensch erst Mensch geworden. Indem er Kommunikation, Sprache, Intelligenz und Werkzeuge entwickelte. Werkzeuge zum Bauen von Hippiehäusern, aber auch zum Vernichten von Natur, und in Form von Waffen zum Töten.

Eine besonders perverse Art der Auseinandersetzung mit der Natur durch Waffen fand im ersten Weltkrieg in den Bergen statt, im Gebirgskrieg zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Auf teilweise über 3.000 Meter Höhe bekämpften sich in den Dolomiten ganze Divisionen Gebirgsjäger, Alpinisten, Soldaten mit allem, was die Technologie hergab. Dabei wurde u. a. mit tonnenweisem Sprengstoff ein ganzer Berggipfel des Col di Lana in 2.600 Meter Höhe weggesprengt. Durch Naturgewalten kamen ingesamt über 100.000 Menschen um, davon allein die Hälfte durch Lawinen, die teilweise durch Sprengungen aufgelöst wurden.

Schweißgebadet kam ich unten am Meer an. Nicht wegen der Gedanken. Göttin bewahre. Mit dem fatalen Ausgang des Konfliktes Mensch vs. Natur habe ich schon lange meinen inneren Frieden gemacht. Nein, über 6 Stunden Bergewanderung waren auch ohne Sprengungen und Artilleriefeuer schweißtreibend. Es herrschte Saharahitze, über 30 Grad, selbst in den Bergen. Ungewöhnlich.

Wie so vieles in letzter Zeit

10.04.2024 – Peace

Jeder Monat ein neuer Temperaturrekord. Für Februar und März sehr angenehm und spart Heizkosten. Aber was ist, wenn im Juli und August drei Grad über dem langjährigen Mittel herrschen? Urlaub im Süden dürfte dann lebensgefährlich sein . Ökonomisch ein gigantisches Konversionsprogramm, wenn die ganze Urlaubs-Infrastruktur hier umgebaut werden muss. Und nach Norden verlagert. Zig Millionen Urlauber-Heuschreckenschwärme, die in Arendshoop und auf Sylt einfallen. Herrliches Thema für SciFi Film…

08.04.2024 – Garten Eden

Das Tal von Soller.

Das Tal wird auch das „Goldene Tal “ genannt. Wenn es einen Garten Eden gäbe, sähe er wohl so ähnlich aus. Den Garten Eden, das Paradies oder den Himmel als Orte ewigen Glücks in einer anderen Welt gibt es nur als Sehnsuchts-Imagination. Die Kunst ist, einen Zipfel vom Paradies auf Erden zu erhaschen. Aber die Sehnsucht nach einer Welt jenseits des Alltags, des grauen Horizontes der Realität ist eine der stärksten und die Tatsache, dass die Welt so deformiert ist, wie sie ist, zeigt, wie deformiert und verschüttet diese Sehnsüchte sind.

04.04.2024 – Cannabis Pro und Dafür

Gesehen an einer Kneipe in Hannover-Linden. Vom soziologischen Typus her eine der letzten zwei Kneipen in diesem Kiez, in der eher Angehörige des Prekariats verkehren. Es gibt in diesem ehemaligen Arbeiterviertel noch eine Kneipe, die man früher Arbeiterkneipe genannt hat. Sonst nur unzählige Szenekneipen.

Vor vielen Jahren gab es hier auch noch eine Kneipe, eher Restaurant, des gehobenen hiesigen Bürgertums: Der Ratskeller. Die Kellner trugen Westen und typische Speise war der Filettopf mit Rahmchampignons. Typische Speise in den damals ungezählten Arbeiterkneipen hier, Treffpunkte des Facharbeiteradels der SPD-Ortsvereine und Gewerkschaftskungelrunden: Bauernfrühstück.  In den Kneipen des Prekariats, Marx hätte gesagt: klassenloses Lumpenproletariat, gab es keine Speisen, und Formen organisierter Kollektivität fanden hier nicht statt. Auf meinen früheren sozioethnologischen Exkursionen durch die hiesige Kneipenlandschaft stand mein Urteil nach nur einem Rundblick auf Interieur und Personal fest, im Falle der Prekariatskneipen lautete es stets: Danach kommt nur noch die Parkbank.

Tatsächlich trinkt im Freien, im Umfeld von Kiosken, Büdchen, Spätis, mittlerweile auch Supermärkten, wer sich Kneipen nicht mehr leisten kann. Oder noch nicht, wie die Myriaden unzähliger Studis, die hier schlimmer als Heuschrecken einfallen, zum nächtlichen Vorglühen die Kioske auf dem hiesigen Boulevard leer saufen und Hauseingänge vollpissen. Dann gibt es Outdoor noch gemischte Säufer/Kifferszenen, die sich eher halböffentlich aufhalten, wo Sträucher etc. Sicht und polizeiliche Kontrolle verdecken. Und die Elendsszenen, mit immer mehr Abhängigen harter Drogen, obdachlos in Zelten, oft in der Nähe von Orten, wo Beratung, Betreuung und Substitution stattfindet.

Früher waren Kneipen und Orte informeller kollektiver Treffen (z. B. Arbeitslose in der Schlange vor dem Arbeitsamt) auch Möglichkeiten und Ausgangspunkte politischer Organisation und Gegenwehr. Nicht umsonst waren sie in totalitären Systemen (nicht nur da) Ziel geheimdienstlicher Kontrolle, als Seismographen der Stimmung im Volk. Mit dem Verschwinden der hier genannten Orte, und dem massenhaften Aufkommen von Prekarität und öffentlichem Elend, geht einher auch das Verglimmen von Diversität kollektiver und damit politischer Organisation. Mit der Konsequenz einer grundlegenden Veränderung der psychosozialen Verfasstheit von Individualität. Brutalität statt Solidarität.

Nicht zu vergessen in dieser Aufzählung natürlich Treffpunkte jenseits der Heteronormativität wie das hiesige „Barkarole“, heute eine „Schlagerkneipe“.

Angesichts dieses kurzen, unvollständigen Trips in die Kneipenkulturgeschichte halte ich die These für gewagt, dass unsere Gesellschaft immer diverser geworden sei. Ich glaube, ihre vereinzelten Mitglieder krakeelen nur lauter rum und die Tatsache, dass alle auf allen Kanälen blöken „Ich bin aber anders als alle anderen“ ist eher der Beweis für das Gegenteil.

Demnächst ist mal wieder ein Kneipenbesuch fällig. Siehe oben, sozioethnologische Exkursion. Früher nannte man das Zechgelage.

02.04.2024 – Marihuana Subskription.

Ernte 24. Das könnte Ihre persönliche Graspflanze sein (Lemon Haze )

Ernte 23. Lemon Haze, 22 Prozent THC.

Ich biete Marihuana zum Subskriptionspreis an. Heißt: Sie bestellen noch im April bei mir und zahlen jetzt, ein halbes Jahr vor der Ernte, nur einen Bruchteil des später geltenden Marktpreises.

Wie funktioniert Subskription?

Das Verfahren des Subskriptionspreises ist ein gängiges Verfahren. Beispiel Wein: Die Subskription folgt dem Prinzip des Warentermingeschäftes: man setzt darauf, dass der Wein, meistens Bordeauxweine, bis zu seiner Auslieferung im Wert steigen wird.

Einfach gesagt: Sie bestellen jetzt bei mir legale 50 Gramm pro Person für 250 Euro, deren Marktpreis später ca. 500 Euro betragen wird. Auf Grund jahrzehntelanger Erfahrung bürge ich für höchste Qualität und minimales Ernterisiko.

Was sind die Vorteile bei Subskription?

Vorteil für mich als Anbieter: Bessere Ressourcen-Planbarkeit

Vorteil für Sie als Kunden: Günstiger Einkauf mit bis zu 50 Prozent Rabatt und individuelle Möglichkeit eines dreifachen Upgrades.

Subskriptionsmarihuana gibt es weltweit exklusiv nur bei mir! Sie erhalten darüber ein entsprechendes nummeriertes und handsigniertes Subskriptions-Zertifikat. Das ist die Standard-Subskription. Sie können für einen Aufschlag von jeweils 30 Prozent drei Upgrades der Standard-Subskription erwerben:

1. Deluxe: Sie bekommen Ihre exklusive eigene Pflanze, mit Namensschild, und können sich jederzeit online über das Wachstum informieren.

2. High End: Sie bekommen Ihre exklusive eigene Pflanze und können sich persönlich auf dem Anbaugelände über das Wachstum informieren. Gespräche mit dem Chef-Gärtner sind möglich.

3. Rock‘n Roll: Sie bekommen Ihre exklusive eigene Pflanze, können sich persönlich auf dem Anbaugelände über das Wachstum informieren und werden zum jährlichen Anrauchen und Erntedankfest eingeladen. Als Opener treten wie jedes Jahr die Little Feat Revival Band auf, mit „Don’t Bogart That Joint“  und anderen Klassikern .

Im Trend mit Gras

Marihuana wird mittelfristig ein ähnliches Lifestyle-Produkt wie Wein, Restaurantbesuche oder Kunst. Die Zeiten, in denen es nur ums „bekifft sein“ ging, sind vorbei. Es geht zusätzlich um Gesundheit, Narrative und soziale Distinktion. Mit der Erzählung über ein teures Auto oder eine weite Flugreise kann heutzutage im sozialen Umfeld niemand mehr punkten. Das ist im Zeitalter von Flugscham nur noch peinlich. Mit Erzählungen über ihre eigene Pflanze, den persönlichen Besuchen und Gesprächen auf dem Anbau-Gelände und dem jährlichen Erntedankfest erweisen Sie sich dagegen auf der Höhe der Zeit, als Trendsetter.

Der Anbau erfolgt bei allen Pflanzen auf Demeter-Basis.

Geerntet wird nach Fairtrade-Prinzipien per Hand und nur bei Vollmond.

Für gleichbleibende höchste Qualität in den drei THC-Stufen Bong (bis 10 Prozent THC-Gehalt), Double-Bong (bis 20 Prozent THC-Gehalt) und Triple-Bong (über 20 Prozent THC-Gehalt) sorgt jahrzehntelange Anbau-Erfahrung.

Wir werden Sie hier im Blog regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

Wir überzeugen nicht durch Marketing.

Sondern durch Leistung.

31.03.2024 – Ostermarsch und Flachwitze über Eiersuche

Bussard über dem Garten. Mitten in der Stadt hat er hier in einem Revier mit Garten, stillgelegter Bahnlinie und Kita-Grünfläche genug Nahrung. Leider keine Kinder, aber gerne auch mal eine Taube. Die Taube ist seit biblischen Zeiten der Arche Noah Hoffnungsträger, sie entdeckte Land, kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück und überbrachte die Botschaft vom Ende der Sintflut. Für den Weltfriedenskongress 1949 in Paris wurde von Pablo Picasso die Silhouette einer Taube entworfen und lithographiert. 1955 erhielt er für seine Lithographie den Weltfriedenspreis. Seitdem ist die Friedenstaube ein weltweites Symbol für den Frieden und die Friedensbewegung.

Aus der guten Küche sind gefüllte Tauben kaum wegzudenken. Ich bevorzuge Wachteln. Tauben sind in der Großstadt Überträger von Krankheiten und Parasiten, daher freue ich mich über jeden Haufen Federn im Garten, der von einer erfolgreichen Bussardjagd zeugt.

Tauben sind auch heuer wieder auf den Fahnen der Rest-Friedensbewegung bei den Ostermärschen zu sehen. Ca. 10.000 sollen es bisher in der BRD gewesen sein. In den Achtzigern waren allein auf einzelnen Friedensdemos Hunderttausende unterwegs. In der Verknüpfung von Friedensbewegung und Ökologiebewegung entstanden dann die Grünen.

In den Neunzigern dann war angeblich das Ende der Geschichte erreicht, nach dem System-Sieg des friedliebenden Westens über den bösen Feind im Osten würde das Paradies auf Erden und ewiger Frieden ausbrechen. Eine gigantische Friedensdividende, freier Handel, deregulierte Märkte, grenzüberschreitender Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräften, Digitalisierung würden für ungeahnten Wohlstand sorgen. Für Jüngere: Das waren keine Geschichten aus dem Kabarett der damaligen Zeit, das war der absolut vorherrschende Glaube in der Politik, den Medien und der „Wissenschaft“ der damaligen Zeit. Aber wie das mit jedem Glauben so ist, entpuppte sich auch dieses Hirngespinst als ein bösartiger Cocktail aus Aberglauben, Wahn und schierer Dummheit. Wer sein kritisches Handwerkszeug nicht an der Garderobe des Zeitgeistes abgegeben hatte, zitierte gerne Wilhelm Busch: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe …

Ach ja, ungeahnten Wohlstand gab es, unvorstellbaren Reichtum für Krisen- und Globalisierungsgewinner und wachsende Armut global für alle Loser.

Vor dem eben zitierten Ende wurde dann in den 90ern erst die Friedensbewegung auf den Misthafen der Geschichte entsorgt, Utopien wie der Sozialismus gleich hinterher. Ökologiebewegung und Frauenbewegung wurden in die Parlamente und die Gleichstellungsbüros entsorgt, da richteten sie keinerlei Schaden, respektive Nutzen mehr an. Neue Massenbewegungen entstanden, wie die Loveparade und Rap und Hiphop, etc. die sich durch eins auszeichneten: Grenzenlose Konsumbejahung, Homophobie, Misogynie, kindisches Machogetue und Brutalitätsgestus. Antisemitismus nicht zu vergessen.

Diesen völlig subjektiven, ungerechten, verkürzten und diffamierenden Abriss der Geschichte sollte man im Hinterkopf haben, wenn frau sich statt auf die österliche Eiersuche auf die Suche nach den Gründen dafür begibt, warum die Welt heute so ist, wie sie ist.

Und so wird vielleicht auch verständlich, warum ich gerne, vor allem zu Ostern, in der Abenddämmerung mit einem Glas Port und einer Tüte auf der Veranda sitze und den Bussard bei der Taubenjagd anfeuere: Go, Johnny, go. Es ist dieses vollständige Scheitern aller sozialen Bewegungen in den letzten 100 Jahren. Es ist kein Versagen. Alle sozialen Bewegungen hatten ihre Notwendigkeit, ihre Ursachen, ihre Konsequenzen und haben die Welt in Teilen zu einem kurzfristig besseren Ort gemacht. Sie haben ihre Meriten, ihre Opfer, ihre Spuren. Aber in der Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus und seiner noch hässlicheren Fratze, dem Gespenst des Faschismus, das in Europa umgeht, sind sie gescheitert.

Und als Belohnung dafür, dass Sie, liebe Leserinnen, bis hierher durchgehalten haben, erspare ich ihnen weitere Flachwitze über Eiersuche.