
Irgendwo ankommen. Ich hege da keine großen Ansprüche, außer 24 Stunden am Tag Sonne, 23 Grad warmes Meer, herrliche, einsame Strände, mit einer excellenten, unglaublich günstigen Taverne, wundervolle Panoramen beim Wandern, kein W-Lan, keine Breaking News. Und vor mir die kostbarste Währung, die es gibt: Zeit. Das würde mir reichen. Erstmal. Am Strand könnte ich mir ja weitergehende Wünsche überlegen.
Na ja, was soll’s. Kann man nix machen. Wenden wir uns also widerwillig dem real existierenden Faschismus zu. Der speist sich ja neben den ökonomischen und sozialen Voraussetzungen wie kapitalistischen Krisen mit nachfolgender sozialer Verelendung vor allem aus drei psychischen Kraftquellen: Angst, Hass, Erregung. Ein „wunderschönes“ praktisches Beispiel lässt sich hier nachlesen, leider hinter Bezahlschranke. Der Streamer Nicholas Fuentes, Anhänger der Trumpschen Maga-Bewegung, dem die allerdings mittlerweile zu lasch ist. Auf X erhalten seine Posts bis zu 100 Millionen Aufrufe. Zum Vergleich: Diesen Blog hier hat pro Monat ca. 130.000 Visits und bis zu 500.000 Page Impressions. Immerhin und ich freue mich natürlich darüber, mit Dank an alle Leser*innen, aber die Relationen sind eindeutig. Zitate aus dem Artikel: „ … Nick Fuentes will den »arischen Endsieg«. Er fordert die Todesstrafe für »perfide Juden«. Er sagt, »Frauen sollten ihren verdammten Mund halten und Schwarze größtenteils ins Gefängnis«. …. »Ich bin ein Frauenhasser«, bekannte er stolz und behauptet, viele Frauen wollten vergewaltigt werden. Hitler finde er »richtig fucking cool«. Das »organisierte Judentum« sei ein riesiges Problem.“
Noch sind derartige Ansichten in der republikanischen Partei umstritten. Realistisch dürfte sein, dass Fuentes einen Ausblick auf die MAGA-Bewegung nach Trump gibt. Die Geister, die Trump und seinesgleichen riefen, waren sie entweder selber, oder diese werden sich weigern, wieder in der Flasche zu verschwinden. Vielmehr werden sie allen „liberalen“, also lediglich halbfaschistischen Weicheiern an die Gurgel gehen, wenn ihnen erst der Sprung von der kulturellen Hegemonie in die Institutionen gelungen ist.
Diese verbale Brachialrhetorik ist das Produkt der jahrelangen Erregungssteigerung in Worten und mittlerweile auch in Taten von Trump und seinen Anhänger*innen. Manche, wie Marjorie Taylor Greene, merken, was sie da angerichtet haben. Wie das für sie ausgeht, bleibt abzuwarten. Gutes ist da nicht zu erwarten.
Und da diese Art der Rhetorik kaum noch zu steigern ist, das faschistische Erregungslevel aber immer hochgehalten werden muss, vergleichbar mit Alkohol- und Drogensucht, zeichnet sich am Horizont der Umschlag der verbalen in konkrete, praktische Erregung ab. Vor der Küste Venezuelas ankert eine US-Flotte mit dem größten Flugzeugträger der Erde. Krieg liegt in der Luft, die Climax der Erregung. Im Gegensatz zur sexuellen Erregung gibt es allerdings in der psychosozialen des Faschismus nie eine Entladung, Ermattung. Um die Leute bei der Stange (ein fauler Wortwitz, zugeben) zu halten, ist eine ständige Steigerung notwendig. Flood the zone with shit, das ist die Strategie. Und wenn die armen Venezolaner*innen am Strand an den Horizont schauen, haben sie das, was dabei konkret rauskommt, direkt vor Augen, einen Flugzeugträger mit 90 Kampfflugzeugen und Hubschraubern. Ob die Napalm, siehe Vietnam, an Bord haben, weiß ich nicht. Aber wenn der Kapitalismus den Imperialismus als Krisenlösung wählt, ist der Faschismus nicht weit.
Was bleibt, sind zwei Fragen: Ist der günstigste Zeitpunkt für den imperialistischen Angriff der Amis auf Venezuela die Weihnachtszeit, gemäß dem christlichen Motto: Friede auf Erden? Und wann sitze ich wieder auf einem Schiff wie oben?