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18.05.2023 – Der Text dieses Blogeintrags wurde von ChatGPT erstellt.

Dieses Bild wurde von einer KI generiert

Der Text dieses Blogeintrags wurde von ChatGPT erstellt. ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) ist ein Chatbot, der künstliche Intelligenz einsetzt, um mit Nutzern über textbasierte Nachrichten zu kommunizieren.

Morgens im Aufwachen überfällt uns jäh, ungeschützt, nackt und roh die Erbärmlichkeit unserer Existenz. Wer hätte in der kurzen Spanne, in der der Halbschlaf noch die Ränder des Bewusstseins besetzt, nicht schon den kurzen Blitzgedanken gehabt: „Lass das Ganze einen Traum sein. Gib mir mein altes Leben zurück. Ich wünschte, ich wäre am Meer. Oder wenigstens tot“. Oder so ähnlich. Wohl denen in solchen Zeiten, die dann eine gut gefüllte Pillendose mit diversen Uppers greifbar haben. Auch durchaus hilfreich ist, zumindest kostengünstiger und ungefährlicher als sich in die Hände eines Psychoscharlatans zu begeben, beim morgendlichen Gang zur Toilette in Nasenhöhe an einer frisch gepflückten Gartenrose mit Prachtaromen vorbeizutapsen, kurz innezuhalten und eine volle Nase zu nehmen. Die köstlichen zitronig-frischen Duftexplosionen zaubern kurze Sonnenstrahlen ins düstere Gemüt und bieten einen besseren und gesünderen Start in den Tag als ein doppelter Brandy statt Frühstück.

Sollte Ihnen, liebe Leserinnen, das alles nichts sagen: Lucky you.

Wesentlicher als die Tatsache, ob Text und Bild bis hier tatsächlich mittels ChatGPT und KI generiert wurden, ist die Tatsache, dass Sie, liebe Leserinnen, sich dessen nicht sicher sein können.

Nie wieder, nirgendwo.

Und auch, dass Sie sich Ihres Jobs, so Sie einen haben, mittelfristig nicht sicher sein können. Auch nicht, wenn er akademisch sein sollte, Kompetenz und Qualifikation bedarf. 80 Prozent aller Juristerei z. B. könnten heute schon KI-generiert erledigt werden und je mehr Daten da einfließen, desto höher steigt der Automatisierungsgrad. Der aktuelle Fachkräftemangel steigert den Rationalisierungsdruck in den Unternehmen und wenn Rationalisierung erst mittels KI in allen Unternehmen ein standardisierter, kontinuierlicher Prozess wird, bin ich mir nicht mehr so sicher, dass wir mittelfristig auf Grund des demographischen Wandels ein Arbeitskräfteproblem haben werden und dass gute Bildung vor Erwerbslosigkeit schützt.

Was wir auch langfristig noch haben werden: Billigarbeitskräfte, die Dienstleistungen aller Art rund um die Uhr für die profitierenden „oberen“ 20 Prozent anbieten. Und: der Mehrwert von Digitalisierung, Rationalisierung, KI und ChatGPT landet beim Kapital. Immer.

Wir könnten schon heute eine Welt ohne Hunger, Unterdrückung, Kriege und Klimakatastrophe haben beim derzeitigen Stand der Produktivkräfte. Und was haben wir heute?

Vatertag.

15.05.2023 – Das Neueste aus der Hose von Jan Josef Liefers.

Filmpreis 2023. Oops, mal wieder in die Hose gegangen, so die Botschaft von Jan Josef Liefers im Bild, während Gattin Anna Loos skeptisch den Ort des flatulenten Geschehens betrachtet. Nichts dessen man sich schämen müsste, ist doch Stuhlinkontinenz mit zunehmendem Alter ein wachsendes Problem und deshalb möchte ich hier ein offenes und angstfreies Forum zu diesem Thema öffnen. Das wäre doch mal eine Utopie, ein Leben ohne Scham. Wobei der fortschreitende und mitunter komplette Verlust von Scham, Diskretion, Stil und Würde nicht nur im öffentlichen Diskurs mich doch an der Wünschbarkeit dieser Utopie zweifeln lässt.

Vom Menschlichen zum Erhabenen, vom Alltag zur Utopie ist es mitunter ein kleiner Schritt und so verlassen wir das Geschehen des Deutschen Filmpreises 2023 für alle Ewigkeit und widmen uns noch einmal der famosen Ausstellung „Retropia. Design for socialist spaces“

Retropia, Prototyp Sessel.

Design, von Zeichnung, Entwurf, ist ja letztlich auch Utopie. Design nimmt auf symbolischer Ebene, Zeichnung oder Entwurf, die Konkretion vorweg, sei es für den individuellen Alltag oder das gesellschaftliche Geschehen wie Stadtplanung, Architektur. (Mittlerweile wird alles Mögliche inflationär designet. Sagen Sie statt „Ich plane eine Veranstaltung“ „Ich designe eine Veranstaltung“, rücken Sie im Intellektuellen-Ranking gleich drei Plätze höher.)

Erst die Existenz von individuellen und kollektiven Utopien macht aus uns Menschen mehr als unbeseelte Klumpen Lehm, Materie, macht uns zu fühlenden, hoffenden Individuen voller Kraft, Geist und Phantasie. Wie erbärmlich, wenn wir uns nicht vorstellten, wie eine bessere Welt für alle möglich wäre. Der aktuelle Zustand von Utopien ist allerdings ähnlich erbärmlich wie die Welt an sich. Dystopien überall. Allein wer glaubt die Welt bliebe so, wie sie zurzeit ist, also ein Ort voller Unterdrückung, Krieg, Elend, Ausbeutung,  gilt schon als unvergesslicher Optimist. Alles fließt, und zwar den Bach runter.

Die Rede von Utopien unterliegt zyklischen Schwankungen. Hatte die in den 60ern noch Hochkonjunktur, versackte sie ab Mitte der 80er unter dem Siegeszug des Neoliberalismus fast in der Lächerlichkeit. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs delirierten einige Minderintelligenzler gar von der Besten aller Welten, dem Ende der Geschichte, dem Ende der Utopien

Vor diesem Hintergrund zitiert die Broschüre zu „Retropia“ erhellendes aus dem Vortrag „Das Ende der Utopie“ des Philosophen Herbert Marcuse, einem Buddy von Teddy Adorno, aus dem Jahr 1967 an der FU Berlin. Laut Marcuse besitzen wir alle Mittel, um eine freie Gesellschaft zu realisieren, aber: „ … dass sie nicht eingesetzt werden können, ist der totalen Mobilisierung der Gesellschaft gegen ihre eigenen Möglichkeiten der Befreiung zuzuschreiben.“ Manipulation der Massen, im Interesse der Macht, das Einimpfen von falschen Bedürfnissen und Interessen verhindert Freiheit.

Erstmals in der Geschichte der Menschheit wäre die Verwirklichung von Utopie möglich, ihr Ende also da. Das scheitert aber – zwangsläufig – an ihren Bedingungen. Also ja, das Ende der Utopie, aber negativ gewendet und völlig anders gemeint als die ganzen Schwatzhanseln des Neoliberalismus uns das weiß machen wollen. Nach dem Motto: „Fügt Euch in Euer Los, Ihr Elenden. Wir brauchen keine Utopien mehr“.

Wir brauchen sie notwendiger denn je.

Und damit schalten wir wieder zur Verleihung des Deutschen Filmpreises 2023, um das Neueste aus der Hose von Jan Josef Liefers zu erfahren

13.05.2023 – Und ich war dabei

Jan Josef Liefers und Anna Loos bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2023 im Theater am Potsdamer Platz

Wir waren in der exzellenten Ausstellung „Retropia“ im Kunstgewerbemuseum gewesen. Thema: Design im ehemaligen Ostblock. Was sich Frieda Normalverbraucherin als grau, öde, trostlos vorstellt. Mit diesem Klischee räumt Retropia auf das Gelungenste auf, spannend, informativ, sinnlich, mit vielen Prototypen und Entwürfen.

Retropia

Absolut empfehlenswert. Der Rückweg nach Kreuzberg führte uns durch den Potsdamer Platz und da trafen wir zufällig auf diese Lichtgestalten des Deutschen Films, mitsamt enthusiasmierten Fans und Myriaden von Fotografen. Nachdem wir uns schlau gefragt hatten, was der ganze Zirkus für einen Hintergrund hatte, hüpfte ich aufgeregt wie ein Zinshahn umher und röchelte ein ums andere Mal: „Ist das aufregend.“ Mein WG-Genosse war sichtlich genervt, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte.

Gut gespielt also. Natürlich halte ich eine derartige Veranstaltung für kulturell eher inferior, schaue mir selten deutsche Filme an und ganz bestimmt keine mit obigen „Lichtgestalten“. Eher würde ich die Werbeprospekte des aktuellen Tagesspiegels auswendig lernen.

Aber das ist ein etwas einseitiges und arrogantes Verständnis von Kultur, ohne Kenntnis und Verständnis von Massenkultur und deren Funktionsweise kann das Funktionieren unserer Gesellschaft grundsätzlich nicht verstanden werden. Außerdem bin ich beispielsweise begeisterter Polykonsument der Sitcom „Two and half men“. Wer bin ich also, hier den Stab zu brechen? Und was für eine wundervolle Vorstellung, Teil dieser ganzen Schmierenkomödie zu sein, als Drehbuchautor! Das wäre wie Weihnachten und Chanukka zusammen. Wir lernen also, das Leben ist mitunter komplexer und ambivalenter als die Wirklichkeit und so schauten wir kurz danach interessiert in der rbb Abendschau den ersten Kurzbeitrag über die Verleihung des Deutschen Filmpreises 2023 , natürlich mit Jan Josef im Bild.

Und ich war dabei.

09.05.2023 – Werde ich langsam ein Prepper?

Reiher. Vorne donnern täglich über 20.000 Autos an meinem Fenster vorbei, hinten im Garten werde ich öfter Zeuge von Naturschauspielen, die man eher in freier Wildbahn vermutet. Unlängst machte ein Mäusebussard Jagd, zu Fuß, das bekommen selbst Feld-, Wald- und Wiesenschrate selten mit. Die Geschichte vom Eichhörnchen, das mir in der Küche die Pantoffeln anknabberte (in denen die Füße noch steckten), ist hier nachsehbar . Mitunter begegnen sich Bussard und Eichkater auch im Garten, was für letzteren eher nicht gut ausgeht.

Obiger Reiher wurde unlängst von zwei Krähen attackiert, vermutlich weil er ihrem Nest zu nahekam. Krähen gehen, immer wohlkoordiniert zu zweit, selbst auf Raubvögel los. Der Reiher jedenfalls machte leicht konsterniert kurz Pause auf Nachbar Pauls Carport. Ein schöner Anblick, würdevoll-gravitätisch, aber doch beschwingt-elegant. Kein ganz seltener Anblick in der Unwirtlichkeit der Dachpfannen, der Reiher ist Kulturfolger und hat auch schon den Teich im hinteren Teil des Gartens leergeräubert.

Ich zählte in meinem Teich die Gründlinge nach, die, meist unten am Boden, für Klarschiff sorgen und den Teich zu einem selbstregulierenden Biotop machen. Alle drei noch vorhanden. Neulich tanzten zwei von ihnen wild umeinander und einer war am Bauch rötlich gefärbt. Vermutlich der sogenannte Laichausschlag, den Karpfenfische, und dazu gehört der Gründling, in der Laich haben. Ob der eventuelle Nachwuchs sich hier auf Dauer etabliert, bezweifle ich angesichts der geringen Teichgröße. Den werden die Eltern verfrühstücken. Der Gründling soll ein wohlschmeckender Speisefisch sein, gerne auch paniert. Was für eine Arbeit, die Viecher werden gerade 10 cm lang.

Aber natürlich spielt auch der Gründling in meinen Gedanken zur Autarkie eine Rolle. Mittlerweile prangen hier Kohlrabi, Zucchini, Tomaten, Paprika, Sellerie, Himbär. Im Krisennotfall könnte ich mit Pfeil und Bogen Eichhörnchen erlegen und Vogelnester leeren. Zusammen mit den Gründlingen bildet das eine gute Basis für ausgewogene Ernährung. Von mir aus können Ebola, Westnil, Vogelgrippe kommen, ich bin prepared.

Inwieweit das Ganze ernst gemeint ist, überlasse ich Ihrer Phantasie, liebe Leserinnen, welche ja eine der schönsten Gaben der Evolution ist. Die Tatsache, dass sowas überhaupt hier Thema ist, hat natürlich mit der Zeitenwende im Rahmen der Polykrisen zu tun. Spätestens seit Corona ist intensive Vorratshaltung ein Thema und die Gilde der Prepper, vorher als Spinner belächelt, sieht sich aufs Schönste bestätigt. Prepper, von prepared = vorbereitet, streben nach Autarkie in Krisenfällen und legen riesige Vorräte an, von Klopapier (Sie erinnern sich?) über eingelegtes Gemüse bis Trockenfisch und Notstromaggregate, Waffen, etc. pp. Überlappungen mit rechtsextremem Gedankengut dürften auf Grund der Staatsskepsis dieser Klientel nicht zufällig sein. Es gibt natürlich auch ideologisch anders fundierte Skepsis gegenüber dem Staat, der Freiheitsdrang der Hippies drängte sie aufs Land, in Kommunen, und natürlich hat jeder Altlinke mit dem Staat sowieso nix am Hut.

Alle drei Ideologieströme bringt Pop-Prosa auf einen Nenner. In der Woodstock (!) Version von  „Going up the Country“ von Canned Heat heißt es:

Now baby, pack your leaving trunk, you know we’ve got to leave today

Just exactly where we’re going I cannot say

But we might even leave the U.S.A.

‚Cause there’s a brand new game that I wanna play.

Und ich frage mich jetzt: Werde ich langsam zum Prepper? Wahrscheinlich schützt mich meine mangelnde Staatsskepsis davor. Nicht erst seit den Polykrisen halte ich den bürgerlichen Staat, bei aller notwendigen radikalen Kritik, für die letzte Brandmauer vor der Barbarei.

Und jetzt muss ich wieder Gemüse gießen. Sowas immer im Morgentau, niemals abends, da ist der Boden von der Sonne des Tages zu ausgedörrt.

Fröhliche Krisen, liebe Leserinnen.

08.05.2023 – Über das Phänomen der ruckartig sich umdrehenden Köpfe

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil beim Jahresempfang des Katholischen Büros, der Lobbyvertretung der katholischen Kirche im parlamentarischen Raum. Kein Ministerpräsident, egal in welchem Bundesland, würde es sich nehmen lassen, das Grußwort bei dieser Gelegenheit zu sprechen, und zwar jedes Jahr. Bedeutungsverlust der Kirchen in säkularen Zeiten hin oder her, sie haben nach wie riesigen Einfluss und Gestaltungsmacht und sind zentrale Akteure nicht nur in der Sozialpolitik. Ihre Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie mit Kitas, Heimen, Krankenhäusern, Beratungen etc. pp.  sind die größten Arbeitgeber im Land. Die personellen Verbindungen, materiellen Interessen und ideologischen Übereinstimmungen der Eliten der Gesellschaft von Kirche und Staat gehören nach wie vor zu den Fundamenten der Demokratie. Vor aller berechtigten Kritik daran gehört die Kenntnis dieser Zusammenhänge zum Grundwissen von Demokratietheorie, politischer Theorie schlechthin.

Und so ist es professionelle Notwendigkeit für sozialpolitische Akteure, bei solchen Anlässen Flagge zu zeigen, sich den Arsch breit zu sitzen, beim Büffet die Ellbogen auszufahren (katholische Büffets sind die besten, das diesbezügliche ungenießbare Grauen obwaltet bei Gewerkschaften) und mit befreundeten Anwesenden über den Rest der Gesellschaft zu lästern. Man nennt das Netzwerken.

Hier werden eher selten direkte Entscheidungen getroffen, dafür sind nach 22 Uhr einige Protagonisten zu besoffen, die Alkoholismus-Quote unter Parlamentarier*innen, und im vorliegenden Fall in der katholischen Kirche, dürfte überdurchschnittliche hoch sein. Hier wird nicht geerntet, sondern eher die zarte Saat ausgesät.

Außerdem ist das hochinteressanter soziologischer Anschauungsunterricht über den Habitus unserer Eliten, zumindest für jemanden wie mich, der nicht dazu gehört: wie reden die, welches kulturelle Setting herrscht da vor, was ziehen die an., etc. pp.  Soziologie des Alltags, die mehr Erkenntnis vermittelt als Bände voller Ideologiekritik und schlaue Zeitungslektüre.

Es gibt neben Grußworten bei sowas auch immer eine Art kulturelles Rahmenprogramm, z. B. Festvorträge von Ex-Süddeutsche Heribert Prantl, in der rebellischen Version Richard David Precht und in frauenbewegten Zusammenhängen von Alice Schwarzer, wobei die letzteren jetzt eher weniger gefragt werden, weil sie einen Tick zu weit weg vom bellizistischen Mainstream sind. Sowas bedeutet mitunter nennenswerte materielle Einbußen, die Honorare bei den Elitenverbänden für solche Jobs betragen mehrere tausend Euro. Pro Abend, nicht im Jahr. Precht und Schwarzer werden es überleben.

Michael Berger und Bettina Tietjen beim Empfang des Katholischen Büros im, so der offizielle Titel: „Gespräch über Gott und die Welt“. Michael Berger war Leiter der landespolitischen Redaktion der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und Bettina Tietjen ist Talkshowmasterin des NDR. Berger ist noch nie auch nur durch den Hauch eines kritischen oder gar originellen Gedankens aufgefallen, er oszilliert zwischen gediegenem sakkogestützen Konservatismus und Alter-Sack-Reaktionär. Einlassung beim Empfang: „Die heutige politische Korrektheitspolizei (Gendersprache, ick hör dir trapsen, d. A.) erinnert mich an die DDR und Stasi 2.0“

Tietjen moderiert in ebenso unorigineller, unkritischer und völlig überdrehter Schwatzhaftigkeit kumpelhaft alles weg, was ihr vor die Mikrofone kommt. Eher ist ein Tsunami mit einer Schöpfkelle aufzuhalten als ihr Sprechdurchfall. Eitel und kokett ihre Einlassung: „Huch, ich rede schon wieder so viel. Soll ich eine Pause machen oder aufhören?“

Kurz, leider nicht halblaut, eher vernehmlich die meinige dazu: „Ja bitte, es wäre eine Erlösung“.

Das Phänomen der ruckartig sich umdrehenden Köpfe kenne ich schon.

Es wurde trotzdem noch ein schöner Abend. Ich musste nur drauf achten, meinem befreundeten Nachbarn ab und zu den Ellbogen die Rippen zu rammen. Der zieht bei sowas immer die Notwehrkarte und pennt regelmäßig ein. Wir haben ein Agreement: Wenn er anfängt zu schnarchen, gibt’s den Ellbogen. Dafür holt er unseren ersten Wein vom Büffet.

06.05.2023 – Verheerende Folgen des Elektrogrillens.

Aus dem Magazin für Gourmets „Grillen ohne Stecker & Kabel“, aus dem Hause Hermann Sievers & Thomas Kupas , 2023, Auflage 2 Stück. Es geht darin um den Beef zwischen Sievers & Gleitze in Sachen Grill: Holzgrill vs. Elektrogrill. Ich bin überzeugter Elektrogriller, bei mir kommt der Strom aus der Dose, und wenn es regnet, der Grill in die Küche. Freund & Kollege Sievers, bekennender Gourmet, gehört der Fraktion der Holzgriller an, gerne auch mit Aromen von Olivenkernen und Eiche. Das Verhältnis der Grillfraktionen zueinander ähnelt dem der K-Gruppen in den 70ern, Todfeinde, wie Hund & Katze, Auto & Fahrrad, Ehe & Partner, da gibt es keine Kompromisse, nur Krieg.

Nach dem Erscheinen des Magazins, demnächst auch an Ihrem Kiosk, liegen die Vorteile beim Hause Sievers. Es ist eine überzeugende Philippika wider das Elektrogrillen. Das Foto spricht Bände, schrecklicher können Humanoide nicht verunstaltet sein. Das Foto wurde beim Bürgerfunk Radio Flora  aufgenommen, wo wir jahrelang live on air ein monatliches Satiremagazin produzierten. Die Hälfte unseres damaligen Teams ist tot oder verschollen und als uns irgendwann zu Recht weniger als niemand mehr zuhörte, wandten wir uns anderen Dingen zu. Es war eins meiner klassischen Projekte: Wenig Ehre, kaum Ruhm und Null Kohle. Falls irgendjemand Folgen dieses Satire-Magazins in Umlauf bringt, werde ich die Konsequenzen wie einen Unfall aussehen lassen.

Zwei Dinge sind auf dem Bild, neben dem Aussehen der Protagonisten, schwer verstörend: Bier aus der Flasche ist ein vollkommenes No-Go für Menschen von Niveau und Gegenstände in Nationalfarben am Körper ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Es dürfte sich bei den Hüten um Paraphenalia einer Fußballmeisterschaft handeln, Artikel, die nach dem in den letzten Jahren oftmalig frühzeitigen Ausscheiden der Ostgoten bei WMen oder EMen am nächsten Tag wie Blei in der Regalen liegen, selbst für paar Cents verschmäht. Allein die Existenz von Fußball ist eine Todsünde wider den guten Geschmack, erst recht sind es seine Fans und vor allem ist es alles, was in vaterländische Farben, Flaggen, Hüte etc. gewandet ist.

„Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben.“ So heißt es zu Recht im Kommunistischen Manifest .

Wir sind qua genetischer Lotterie in die Welt geworfen, über Leben & Tod, Wohlstand & Elend, Geschlecht & Gesundheit entscheidet zu großen Teilen die willkürliche Roulettekugel unserer Geburt. BRD oder Sudan, eine Laune des Schicksals. Und dass uns das liebe Vaterland, die Nation als das Maß aller Dinge eingetrichtert wurde, für das es sogar süß sei, das Leben zu geben, ist eine kranke Narretei aus dem 19. Jahrhundert. Eine Missgeburt der Moderne, im Interesse der Bourgeoisie, zum mörderischen Wahn gesteigert bei den Nazis. Und findet zunehmend Widergeburten in allen Staaten der Welt, so sie nicht am Zerfallen sind. Beispiele vor der Haustür der völkische Wahn in den Staaten im Osten und Südosten Europas, mühselig und nicht immer erfolgreich vom Dauerkrieg nur abgehalten durch die Knute der EU, in der das Kapital keine Störung des Betriebs durch Krieg duldet.

Lieber hätte ich den Bildband meiner gesammelten Aknepickel veröffentlicht, aber das obige Foto ist einfach zu schön, um es der Welt vorzuenthalten.

Bitte, gern geschehen.

04.05.2023 – Gehen Sie mal mit einer Kippa durch Neukölln

Columbiahalle, Kreuzberg Ecke Tempelhof. Ikonische Schönheit der Fünfziger. Vor sowas könnte ich stundenlang verweilen, ein Profanbau mit sakraler Aura. Diese Komposition aus üppig geschwungenen Rundungen des Gebäudekorpus und der nüchternen Winkligkeit des Eingangs ist ein rarer Glücksfall für Ästheten. Auch das eine metropole Kathedrale. Was da sonst so in Berlin aktuell oft gebaut wird, ist eine gesichtslose, austauschbare Schande, getrimmt auf Effizienz und Funktionalität und zerstört mittelfristig den Charme der Hauptstadt mit ihrer dezentralen Vielfalt und Diversität. Allein der Rundblick im Ankommen am Hauptbahnhof ist ein deprimierender auf lauter 08/15 Einheits-Quader, wäre da nicht die Sichtachse auf Reichstag, Kanzleramt und Schweizer Botschaft.
Aber die Kritik am Städtebau ist bekannt, da haben schon Kompetentere als ich was zu geschrieben. Kritik: Zu meiner Kritik an der DGB-Latschdemo der Generation „Hackenporsche“ am 1. Mai gebührt der Wahrheit die Ehre zu geben und zu erwähnen, dass ich selber dieser Generation angehöre und nicht nur seit Jahrzehnten kaum eine DGB-1. Mai-Latschdemo versäumt, sondern vielmehr mehrfach als Mairedner zumindest in kleineren Städten in Niedersachsen versucht habe, die proletarischen Massen zum Klassenkampf zu agitieren. Was nie erfolgreich, aber mir stets ein Vergnügen war. Und Erkenntnis, wurde ich doch so agierender, eingreifender Zeitzeuge der absterbenden letzten Rituale der Arbeiter*innenbewegung, ohne die die Republik nicht das wäre, was sie ist im positiven Sinn. Und den hat sie bei aller Kritik. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, 5-Tage Woche, demnächst 4, existenzsichernde Löhne zumindest für den Großteil der Tarifbeschäftigten, Ansätze von Gleichberechtigung usw. usf., ohne die Existenz von Gewerkschaften wäre unsere Gesellschaft ein Ort schrankenloser Ausbeutung durch das Kapital.
Insofern ist der aktuelle Bedeutungs- und Funktionsverfall der Gewerkschaften, der sich in der, von mir polemisch sur le point gegarten, Überalterung ihrer aktiven Klientel nur unzureichend widerspiegelt, eine höchst bedenkliche und radikal zu kritisierende Zeiterscheinung. 30 Prozent Mitglieder weniger in den letzten 20 Jahren.

Bei der evangelischen Kirche übrigens ähnlich, etwas weniger bei den Katholiken, allerdings mit wachsender Tendenz. Zugenommen hat migrationsbedingt die Zahl der Muslime und der Orthodoxen. Dass diese wachsende Diversität einen Beitrag zu mehr Fortschritt und Emanzipation in unserer Gesellschaft geleistet hat, kann allerdings nur behaupten, wer mit einer rosaroten Brille in einer Welt vor 30 Jahren lebt. Oder in einem Schickimickiviertel mit einem drastisch unterdurchschnittlichen und nicht repräsentativen Migrationsanteil. Gehen Sie mal mit einer Kippa durch Neukölln, dann werden Sie verstehen, was ich meine. Oder predigen Orthodoxen Gleichberechtigung von Frauen, Minderheiten, LGBTQ … Mit der Diversitätskultur ist das eben so eine Sache. Auch diese muss einer radikalen und offenen Kritik unterzogen werden, verhindert sie doch in ihrer ausufernden und ausgedehnten Beliebigkeit des „Jede ist eine Benachteiligte“ kollektive Gegenwehr gegen einen klar konturierten Gegner, das Kapital. Wohingegen die Diversitätsapostelinnen hinter jeder Ecke und Äußerung Diskriminierung wittern. Aber wo alles möglich ist, ist letztlich nichts mehr greifbar.
Soweit zur Konkretion der Kritik. Grundsätzlich ist die edelste und radikalste Form der Kritik, und der Reflexion, die Selbstkritik und Selbstreflexion. Durch die scharfen Konturen der radikalen Kritik der Verhältnisse, und die Kritik kann nur radikal sein, denn die Verhältnisse sind es, die radikal sind, sollte immer die eigene Position schimmern, wie die Morgenröte im Tau des beginnenden Tages. Mehr Poesie krieg ich heute nicht in die Tasten gezimmert. Ende Gelände erstmal. Profanes zum Schluss: In der Columbiahale habe ich mal UB40 gehört. Glaube ich. Es waren die Achtziger …Von den Gruppen, die da heute auftreten, kenne ich nicht eine einzige mit Namen.

02.05.2023 – Ein Kessel Buntes?

1. Mai Transpi, Rosa Luxemburg.

Bewegung, Veränderung ist Leben. Alles fließt. Panta rhei. Wer sich verändert, bewegt, spürt sich selbst, seine Grenzen und die Kühnen überschreiten sie. Heuer war meine Teilnahme an den Kreuzberger Maifestspielen umständehalber verhindert. rbb sendete  abends live Impressionen vom 1. Maigeschehen in Berlin, insgesamt waren 31 Veranstaltungen angemeldet, in Kreuzberg praktisch eine an jedem Späti, eine skurriler als die andere. Die traditionelle DGB-Latschdemo mit ein paar 1000 TN der Generation „Hackenporsche“ und aufwärts, die bundesweit mit Lustgrusel beäugte revolutionäre Maidemo mit 25.000 TN und mein Favorit mygruni mit 7 – 8.000, so genau kann das niemand sagen. Gerade bei den Revoluzzern sind die Grenzen fließend zu neugierigen Touris, oft Testosterongesteuerte Radaubrüder, die für die meiste Gewalt verantwortlich waren in den letzten Jahren. Womit ich keineswegs politisch motivierte Übergriffe negieren will, die sind aber mittlerweile die Ausnahme und verteilen sich in Berlin übers Jahr.

Mygruni zieht seit ein paar Jahren durch das Villenviertel Grunewald und wollte heuer da mit einem Kohlebagger die dortige Kohle abbaggern. Der Protest, da wo er hingehört, mit Satire und Ironie, mein Style. Die revolutionären Demos sind oft sehr unübersichtlich, Repressionsapparat und Revoluzzer laufen kreuz und quer durch einander, die Polizistinnen sind frustriert, weil sie nicht genau wissen, wann sie auf wen einknüppeln sollen, könnten ja auch Touris sein, oder Journalistinnen. Es ist so wie das Spiel „Packen“ früher auf dem Schulhof. Über das DGB Trauerspiel decken wir lieber die Rheumadecke der Verschwiegenheit und berechtigterweise spielte die in der lokalen TV-Berichterstattung auf rbb am Abend eine untergeordnete Rolle. Die übrigens ein herausragendes Beispiel an zeitgemäßer Live-Berichterstattung war

Junge Reporter*innen an diversen Standorten berichteten kompetent, kritisch, kenntnisreich und rhetorisch jederzeit auf der Höhe, moderiert von einem stets präsenten Host im Studio, der mit dem Smartphone in der Hand sowohl die breaking news mit einbaute als auch Zuschauer*innenkommentare. Die Übertragung lief ebenfalls auf Facebook, Insta und YouTube.

So erfuhr ich live um kurz nach 20 Uhr, dass die Veranstaltenden die revolutionäre Demo abgebrochen hatten, am Kotti, weil der Repressionsapparat ein paar Meter weiter am Oranienplatz einen weiträumigen Kessel aufgebaut hatte, in den die Demo reingelaufen wäre. Mit allen Konsequenzen. Wie ein Hochschaukeln der Gewalt z. B. Was der neuen CDU-geführten Regierung und der synchronen Springerpresse wunderbar in die Karten gespielt hätte.

Da muss sich der Faktennebel noch lichten und da bin ich auf die Kommentierung in der Bürgerpresse gespannt.

Es war im rbb so ganz anders als die Live-Wahlberichterstattung auf ARD und ZDF; die niemand voneinander unterscheiden kann, wo steife, mittelalte Gestalten ungelenk die ewig gleichen Rituale zelebrieren, der mediale Höhepunkt das moderative Hin – und Herwischen auf einem Riesentablet ist und soziale Medien eher so ein Nischendasein wie ein rosafarbenes Einhorn spielen. Bewegung, Veränderung? Fehlanzeige. Öffentlich-rechtliche Ketten.

Dass es anders geht, hat der öffentlich-rechtliche rbb am 1. Mai gezeigt.

Ich fand’s spannender als jeden Krimi.

1. Mai 2023 – Unerbrochen solidarisch

DGB-Maiplakat 1956

DGB-Maiplakat 2023

Ungebrochen solidarisch ist ein schlechter Slogan: Zu viele Silben auf zu kurzem Raum, holpriger Rhythmus und ungebrochen ist ein Wort, über das nicht nur der normale Werktätige erstmal stolpert, sich mit der schwieligen Arbeiterfaust über die vom Hämmern und Nieten schweißnasse Stirn fährt und überlegt: „Ungebrochen? Heißt das, ich soll nach dem Maiüblichen Zechgelage nicht kotzen?“ Nicht gerade Alltagssprachgebrauch und außerdem zu defensiv. Müssen sich die Gewerkschaften etwa verteidigen, weil sie zu gebrochen solidarisch gewesen sind in letzter Zeit? Natürlich sind sie das, diese Arbeiterverräter und gekauften Ko-Managementbüttel des Kapitals, deren Solidarität oft an der Grenze des eigenen Staates, der eigenen Facharbeiter*innenklientel aufhört. Aber am Kampftag der Arbeiterinnenklasse derart defensiv entschuldigend sich zu positionieren „Keine Angst, wir sind weiter unerbrochen solidarisch“, ist schon ein starkes, weil schwaches Stück.

Und so verweile ich für Momente in früheren Zeiten, als alles besser war, sogar der Klassenkampf in Gewerkschaften und SPD eine Option war. Samstags gehört Vati mir, das waren noch Claims. Über den angedeuteten Hitlergruß des Pimpfes sehen wir mal großzügig hinweg. Oder 35 Stunden sind genug. Dafür habe ich noch gestreikt. Schön auch: Freibier und Erbsensuppe. Nicht vom DGB, sondern vom SCHUPPEN 68, aber auch Weltklasse. Versteht doch sofort jede, stehen alle dahinter, da darf auch ruhig mal gekotzt werden.

Venceremos! No pasaran!