Kategorie-Archiv: Schuppen aktuell

03.12.2024 – Ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!

Aktueller Stand des Klassenbewusstseins: Unter Null.


In der Causa FDP spielen alle Akteure zur Zeit verrückt, bis auf einen: Die FDP.
Wenn ich die öffentliche Kritik an der D-Day-FDP richtig mitbekommen habe, geht es darum, dass sie gelogen hat, damit Vertrauen verspielt und eine unangemessen kriegerische Sprache benutzt habe. Das kann im Ernst nur jemand kritisieren, dem ein Stapel Parteiprogramme auf den Kopf gefallen ist, mit mittelschweren Hirnkonsequenzen.
Bei „uns“ lügen alle Parteien wie gedruckt. Diese Drucksache nennt man „Wahlprogramm“. Darüber hinaus wird im Parteiengeschäft jeden Tag von allen getrickst, getäuscht, betrogen auf Teufel komm raus.

Teufelsmauer, im Harz.


Was logisch und konsequent ist, schließlich geht es um die Macht und nicht darum, wer die nächste Sitzung einer Kuschel-Selbsthilfegruppe vorbereiten darf.
Und Vertrauen kann nur verspielen, wer welches besitzt. Die FDP besitzt keines, von niemandem. Von mir schon gar nicht. Bei Parteien als organisatorischem Ausdruck der bürgerlichen Demokratie geht es um Interessenvertretung. Das ist ein ganz unsentimentales Geschäft der rationalen Abwägung und hat nichts mit Vertrauen zu tun. Welche Partei vertritt in Theorie und Praxis meine Interessen? Mit der gehe ich dann nüchtern und unsentimental eventuell einen Schritt des Weges. So wird also der Anhänger eines Mindestlohnes eher die SPD wählen, die Freundin einer armutssicheren Rente die Linke, der Windkraft-Schrat die Grünen, der Zahnarzt die FDP etc. pp…
Soll ich etwa Scholz vertrauen, weil er in der Ukraine mit wichtiger Miene einen Silberkoffer der Marke Rimowa in alle Kameras hält? Soll das signalisieren, da ist der Friedensplan drin? Ich glaube eher, dass da sein Frühstücksbrot drin ist. Aber da würde ich mir an Ihrer Stelle nicht vertrauen, liebe Leserinnen… Oder soll ich Robert Habeck vertrauen, weil er am Küchentisch so verwuschelt in alle Kameras der Welt menschelt?
Vertrauen ist gut. Verstand ist besser.
Dann hätten wir das mit der FDP und dem Vertrauen auch geklärt. Auch in diesem Punkt ist die Angeklagte F.D.P. , vollständiger Name der Reaktion bekannt, freizusprechen.
Bleibt die angeblich unangemessen kriegerische Rede vom D-Day.
Hier wird die Kritik der Bürgerpresse an der FDP (das Geheuchel der anderen Parteien in dieser Causa ist überhaupt nicht ernst zu nehmen) nun vollends zur Posse. Was anderes als Krieg kennzeichnet unser System? Zitat Warren Buffett, mit 150 Mrd. Dollar einer der Reichsten der Erde, von 2006: “Es herrscht Klassenkrieg, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“. .
Politischer Organisationsausdruck dieses Klassenkrieges, etwas weniger martialisch: Klassenkampfes, ist die FDP. Sie vertritt die Interessen der Reichen, und nur das. Und das mit allen Mitteln, brutal, über Leichen gehend. Wenn Armen hierzulande nicht genug Mittel zum Essen und Heizen im Winter zur Verfügung gestellt werden, was die FDP immer wieder ums Verrecken verhindert, ist in immer mehr Fällen gerade bei Älteren der Tod die Konsequenz. Dann wird auf Totenscheinen bei der Ursache gelogen, es steht „Kreislaufversagen“ da, wo stehen müsste: Opfer eines Klassenkampfes.
Insofern ist die kriegerische Sprache der FDP, auch wenn es erstmal um den parteipolitischen Feind geht, nichts weiter als äußerer Ausdruck einer inneren Einstellung. Die Sprache ist angemessen und ehrlich, die FDP ist auch im dritten Anklagepunkt unschuldig im Sinne der Anklage und vollumfänglich freizusprechen.
Was zum Teufel ist bloß mit der öffentlichen Meinung los? Sind denn alle außer mir intellektuell derartig unterkomplex aufgestellt, dass sie diese Zusammenhänge nicht begreifen? Oder heucheln die auch nur dieses unreflektierte Zeug in die Medien rein, weil der Verleger das so lesen will?
Damit da kein falscher Zungenschlag der Sympathie mit der FDP aufkommt, weil sie freizusprechen ist: Sie ist der Klassenfeind. Und falls sie, wofür ich bete, worauf ich hoffe und wetten werde, aus dem Bundestag fliegt, wenn möglich mit 4,9 Prozent, werde ich am Tag nach der Wahl vor der Parteizentrale der FDP Niedersachsen mit einer FDP-Fahne stehen, auf die 4,9 gesprayt ist, und darauf ein Glas Champagner trinken. Das Foto davon werde ich hier veröffentlichen. Darauf mein Ehrenwort. Sie können mir vertrauen. Ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!

29.11.2024 – Eichhörnchen sind Ratten, nur in niedlich

Eichhörnchen sind blöd. Sie verscharren die eine Hälfte des Jahres überall Nüsslein, können sich das nicht merken und suchen die dann in der anderen Hälfte des Jahres. Indem sie unter anderem meine Veranda umpflügen und Schäden anrichten. Ich liebe diese Viecher, gerade jetzt in dieser trübsinnigen Jahreszeit bringen sie ordentlich Leben in den Garten. Ich warte nur noch darauf, dass die irgendwann meinem Gartenzwerg das SPD-Windrädchen klauen. Das dreht sich gerade jetzt, in stürmischen Zeiten, wie rasend. Kommt aber kein Stück voran. Wenn das keine Metapher auf den herrschenden Politikbetrieb ist.
Unlängst versammelten sich Teile des Betriebs anlässlich meiner Verabschiedung. Details hier im Politikjournal Rundblick


Natürlich hatte auch ich, hier mit dem besten Nachfolger der Welt Fabian Steenken und mit einer „vergoldeten“ Brille als Geschäftsführer der zukünftigen Landesreichtumskonferenz, ein paar Worte vorbereitet, die aber in der allgemeinen Heiterkeit eher untergingen. Zumal ich nie nach Konzept rede und somit mit Sicherheit das Meiste unterschlagen, vergessen, gekürzt habe.
Ich veröffentliche das hier aus zwei Gründen: 1. Weil ich selbstgerecht bin und hinterher dann sagen kann: Ich hab doch gleich drauf hingewiesen. Warum hat niemand auf mich gehört? 2. Finde ich das dann schneller wieder. Für die nächste Wahl.

Also ab hier:

„Begrüßung (es gilt das gesprochene Wort)
….,
Ein paar kurze grundsätzliche Worte
Wir stehen vor einer Bundestagswahl, in der unsere Gesellschaft aus meiner Wahrnehmung unter anderem durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet ist:

  • Wachsende, drastische Spaltung der Gesellschaft zwischen Arm und Reich
  • Abkehr der Abgehängten, Armen und Prekären von der Demokratie
  • Aufkommen von Angst und Aggression in der Mitte der Gesellschaft
  • Grundsätzliche Verrohung auf allen Ebenen
  • Entsolidarisierungstendenzen
  • Populistische Suche nach Sündenböcken, siehe Flüchtlingsdiskussion, Abkehr vom Asylrecht und Hetze gegen Bürgergeldempfänger
  • Dramatische Wohnungssituation in Ballungsgebieten
  • Rezession und Wiederkehr des Gespenstes Massenarbeitslosigkeit
  • Überproportionaler Anstieg von Altersarmut
  • Keinerlei positive Entwicklungen bei Kinder- und Jugendarmut
  • Psychosoziale Verelendung, Einsamkeit, psychische Erkrankungen

  • Die Liste lässt sich verlängern. In der Summe aller Krisenentwicklungen:
    Stetiger Demokratieverlust und Anstieg von Faschismustendenzen.
    Die Frage ist, was tun? Was tun wir dagegen? Ich, Sie, alle hier vertretenen Organisationen und Parteien.
    Die Antwort aus meiner Sicht: Zu wenig.
    Warum? Fehlt es an Mut?
    Kant, der große Aufklärer, hat mal gesagt: Habe Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen. Das war der Leitspruch der Aufklärung. Vielleicht muss dieser Leitspruch in postaufklärerischen Zeiten erweitert werden: Habe Mut Dich deines eigenen Mutes zu bedienen
    Also kann mitten im Wahlkampf das Motto, der Handlungsauftrag nur lauten:
    einmischen, laut, deutlich, engagiert, parteiisch, kreativ die Stimme erheben: für die Schwachen im Land, für mehr soziale Gerechtigkeit und Teilhabe, für den Erhalt unseres demokratischen Sozialstaates.

Ich zitiere GG Artikel 20, (1): Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
Dieser Artikel darf nach der Ewigkeitsklausel laut Artikel 79 Absatz 3 GG niemals geändert werden, Zitat: „Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig. „
Das sind die Grundpfeiler unserer Demokratie:
Menschenwürde und der demokratische Sozialstaat.
Grundpfeiler sind nicht:
Jagd auf Sündenböcke, Abbau sozialer Leistungen und grenzenloser enthemmter neoliberaler Wettbewerb, aller gegen alle…


Wenn es uns nicht gelingt, Gerechtigkeit herzustellen, für alle nachvollziehbar und akzeptabel zu machen, geht unsere Demokratie vor die Hunde….“

28.11.2024 – Der Jahresabschlussbericht, die Optimierung der internen Prozesse, die Reduzierung des Kopiervolumens und die Begrünung des neuen Großraumbüros….


Adventskalender 2024. Folge eines Marihuana-Tees. Heißhunger auf Süßes. Also musste der Kalender, respektive sein Inhalt, dran glauben. Ich hatte nichts anderes im Haus. Grundsätzlich ist Cannabis das medizinische Mittel der Wahl bei Appetitlosigkeit, zum Beispiel im Rahmen einer Chemotherapie. Bei Depressionen und Appetitlosigkeit ist die Fachwelt noch uneins, wegen eventueller Kontraindikation bei der Depression. Kiffen macht nicht selten noch schräger im Kopf. Kein Wunder, liegt doch der THC-Gehalt bei heutigen Pflanzen nicht selten über 25 Prozent, wo er früher vielleicht bei 5 Prozent lag. Zum Vergleich: Wenn Sie zum Essen ein Glas Wein trinken, 0,2 Liter, sind Sie maximal leicht angesäuselt und haben im Normalfall am nächsten Morgen keine Nachwirkungen. Wenn Sie zum Essen ein Glas Whisky trinken, 0,2 Liter, die gleiche Menge mit ca. 5fach höherem Alkoholgehalt, sind Sie im Normal schwer betrunken, am Rande des Kontrollverlustes, haben am nächsten Morgen einen üblen Kater und schwören, nie wieder Alkohol zu trinken. Wenn Sie diese Wirkungen nicht verspüren, haben Sie ein eklatantes Alkoholproblem und sollten sich umgehend in Therapie begeben.
Von daher sehe ich die Legalisierung durchaus skeptisch, das heutige Zeug gehört nicht in die Lungen von Heranwachsenden, die sind auch so schon blöd genug. Legal, illegal, scheißegal, der Krieg gegen Drogen ist eh verloren. Der War on Drugs von Richard Nixon in den 70ern ausgerufen, war die katastrophalste Niederlage nicht nur der USA sondern der Staatenwelt grundsätzlich in einem Feldzug nach dem zweiten Weltkrieg. Drogen galten als schlimmerer Feind des Westens als der Kommunismus.
Das Resultat: Nicht nur in Latein- und Südamerika immer mehr failed states, die in den Klauen der Drogenmafia sind. In den Niederlanden, Schweden, Frankreich sind die Drogenbandenkriege nicht mehr unter Kontrolle zu kriegen. Demnächst auch bei uns.
2005 erklärte Großbritannien diesen Krieg für vollständig gescheitert
Das kann nur die wundern, die sich, wie in Bayern und weit darüber hinaus, jahrzehntelang mit Alkohol die Birne verblödet haben. Das Problem sind nicht die Drogen, sondern die Umstände, in denen sie konsumiert werden. Nicht die Droge tötet, sondern der Kapitalismus. Er macht Menschen krank, lässt sie zu immer mehr und härteren Drogen greifen und schafft dann Zuständen, in denen sie auf der Straße verrecken. Oder in der Klapsmühle. Da aber riesige Profite damit zu verdienen sind, hört das nie auf. Wird immer schlimmer. Es gibt zwei Lösungen: Entweder den Kapitalismus abschaffen. Oder alle Drogen legalisieren.
Obiger Kalender „Heute schon die Welt verändert?“ ist ein Geschenk der AWO. Die AWO, Arbeiterwohlfahrt, ist eine Vorfeldorganisation der SPD, Ihr Leitbild ist der Sozialismus . An Wohlfahrtsverbänden gibt es noch die Caritas und das DRK, beide Vorfeld der CDU, den Paritätischen, eher SPD, der frühere Chef Jürgen Schneider war mal bei den Linken, dann haben wir da noch die Diakonie, leicht grün-alternativ angehaucht. Außerdem gibt es den jüdischen Wohlfahrtsverband und in der Ostzone die Volkssolidarität. Alle zusammen bilden die sogenannte „Wohlfahrtsindustrie“ und sind die größten Arbeitgeber in Deutschland. Böse Zungen behaupten, sie würden von den Zuständen, die sie kritisieren, wie Armut, Ausgrenzung, Verelendung, Ungerechtigkeit etc. profitieren, weil sie mit deren Überwindung ihr Geschäftsmodell verlören. Böse böse Zungen.
Was mich interessiert: Wie verhalten diese Verbände sich angesichts der nahen Bundestagswahl? Die Demokratie ist bedroht wie nie, der Faschismus wird nicht nur im Parlament mit einer Verdoppelung der AfD Bundestagsmandate enormen Auftrieb erhalten, mit allen Konsequenzen, für Arme, Ausgegrenzte Minderheiten. Eigentlich müssten die Verbände, Gewerkschaften dazu, Initiativen, die gesamte Zivilgesellschaft vor der Wahl Flagge zeigen, deutlich, bunt, laut, kreativ, inklusive einer zentralen Demo in Berlin.
Aber vermutlich haben alle zurzeit zu viel zu tun. Der Jahresabschlussbericht, die Optimierung der internen Prozesse, die Reduzierung des Kopiervolumens und die Begrünung des neuen Großraumbüros….
Ich halte Sie auf dem Laufenden, liebe Leserinnen.

27.11.2024 -Thekengespräche

Theke, Gulaschsuppe, Bier und Korn.

Ich bin sowohl mit Menschen befreundet, die arm sind als auch mit solchen, die Millionäre sind. So selten sind beide Gruppen in Deutschland nicht. Gut ein Fünftel der Bevölkerung Deutschlands ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Über 17 Millionen. Millionäre gibt es ca. 1,7 Millionen . Jeder 50. ist in Deutschland Millionär.
Hinwiederum kenne ich niemanden, der AfD wählt. Ich kenne Konservative, Reaktionäre, Coronaschwurblerinnen, aber keine AfD-Wähler. Wir leben alle in Blasen (Phrasenschwein 5 Euro, wobei das dadurch neugeschaffene Wort Blasenphrasen – oder auch Phrasenblasen – so schön ist, dass sich der Blasenphrasenausflug nur für dessen Entdeckung gelohnt hat).
Die Theke einer stinknormalen Kneipe in Deutschland, jenseits von Szenebars, Bistros, alternativen Saufstuben, ist eine Möglichkeit für ein, zwei Biere, eine Gulaschsuppe und ein, zwei Korn aus der eigenen Blase herauszukommen für ein paar Momente. Ob jemand arm ist, Millionär, AfD-Wähler (ungegendert, an Theken sitzen meistens Männer, was diesen Ort per se zu einem der trostlosesten der Welt macht), ist an einer Theke erstmal ungeklärt, und auch egal. Das unterscheidet die Theke als sozialer Ort vom Stammtisch in derselben Kneipe. Wenn es denn überhaupt noch welche gibt. Was sowohl für die „normale“ Kneipe als auch für den Stammtisch gilt, dessen Revier früher oft mit furchterregenden gusseisern-verschnörkelten Tisch-Schildern gegen Fremde abgegrenzt wurde, auf denen Drohsprüche standen wie: „Hier sitzen die, die immer hier sind“.
Der Stammtisch ist, anders als die Theke, gekennzeichnet durch sozialökonomische Homogenität: Männer, weiß, älter, ähnliche Einkommen, Sprache, Habitus, verheiratet, 1,5 Kinder, Golffahrer, politische Einstellungen (SPD-Ortsverein), die je furchterregender zum Ausdruck kommen, desto später die Stunde und höher der Alkoholpegel ist. Der Stammtisch ist ein geschützter Ort, an dem schnell die Sau rausgelassen wird, das unterscheidet ihn von der Theke, wo auf Grund der größeren Zufälligkeit der Zusammensetzung eine gewisse Vorsicht obwaltet, zumindest bis zum vierten Bier. (Oft kennen sich die Thekeninsassen auch untereinander, da sind dann die Grenzen zum Stammtisch fließend.)
Politiker*innen, zumal berufsmäßige, Abgeordnete, Referentinnen, etc., leben nach meiner Erfahrung in den hermetischsten Blasen, die es gibt, vergleichbar höchsten mit Millionären in Gated Communities. Den ganzen Tag in Sitzungen, Ausschüssen, Fachgruppen, Plena, abends in Ortsvereinen, bei Podiumsdiskussionen, Fachtagen etc. es herrscht überall die gleiche Sprache, das gleiche Setting, die gleiche Mainstream Sicht auf die Welt etc. pp. Gucken Sie sich mal die Gruppenfotos der jeweiligen Landtagsfraktionen an: Die sehen alle aus wie aus dem gleichen Ei.
Natürlich gibt es da gewaltige Unterschiede, das sind nicht nur zynische Machtwesen, es gibt wirklich nette, zugewandte, empathische, solidarische darunter, die am Status quo leiden. Ihn aber durch ihre Anwesenheit und Existenz ins Unendliche verlängern. Unter anderem deshalb ist die Alkoholiker-Quote da überdurchschnittlich hoch.
Da wir also immer weniger voneinander wissen, aus eigener Anschauung, Nähe, Erfahrung, gerät uns die Welt zu einem Abstraktum, einem fernen Ort. Kaum eine Politikerin kann sich vorstellen, besser: nachfühlen, welche Existenzängste Arme schon am 20. jeden Monats haben, wenn das Geld für Essen nicht mehr reicht. Diese Angst, die Wut daraus, macht es fast zwangsläufig, dass immer mehr prekäre Existenzen sich von der Demokratie abwenden und AfD wählen, als radikale Erlösungshoffnung aus ihrem Elend. Die AfD erzielt durchgängig ihre höchsten Wahlquoten in sozialen Brennpunkten.
Um diesem demokratiebedrohenden Mangel an sozialer Erfahrung abzuhelfen, müsste es verpflichtend für Politiker sein, einmal im Monat an einer Theke zu sitzen. Nicht am Stammtisch, die Aufnahmerituale für sowas sind ähnlich undurchschaubar wie die für eine Freimaurerloge und am Stammtisch kehrt auch zu viel Unrat nach oben. Die Theke ist da ein validerer Ort für die Lage in Deutschland. Natürlich müssten Politiker auch verpflichtet werden, in Obdachlosenunterkünften zu übernachten, in Flüchtlingsheimen zu wohnen und in der Ostzone in einer national befreiten Zone mit einem Antifa-T-Shirt rumzulaufen oder, die Krönungsmesse: Mit einer Kippa durch Neukölln. Aber wir fangen mal mit dem Grundkurs an….
Bei meinem letzten Ausflug an die Theke kam das Thema „Wohnen“ auf. Mein Nachbar, Bratkartoffeln mit Sülze, ohne großen Hass auf „die da oben“ (noch nicht?), aber durchaus grimmig und griffig: „Ich musste im letzten Jahr für Wohnen über 2.000 Euro mehr bezahlen, normale Mietererhöhung, Umlage energetische Sanierung, Stadtwerke.“
Rechnen Sie da mal noch die nach wie vor hohen Inflationsraten für Nahrungsmittel rein, können Sie mal davon ausgehen, dass bei solchen Entwicklungen selbst für einen Angehörigen der Mittelschicht am Ende des Monats Frust aufkommt. Schon gar, wenn er oder sie bei VW arbeitet, Bosch, Thyssen-Krupp etc. Da steht das Gespenst Massenarbeitslosigkeit auf einmal an der Theke. Der Durchschnittsdeutsche gibt für seinen Haupturlaub 1.500 Euro aus. Wenn des Deutschen liebstes Kind, der Malle-Urlaub, durch diese Entwicklungen bedroht wird, dann gute Nacht, Marie. Und deutscher Michel.
Prost.

22.11.2024 – Über die Rolle des Toilettenpapiers in der zeitgenössischen Kunst

Installation „Fuck Trump“, 2023. Papier, Kunststoff. Entwurf. Unikat, handsigniert, Preis nach Fertigstellung: 68.000 Euro
Nachdem wir des Scholzes wegen ein paar Tage durch die trübe Kloake der Tagespolitik gewatet sind, wenden wir uns nun dem Schönen, Hehren, Reinen zu: Der Kunst! Per aspera ad astra. Obwohl Alltagsgegenstände in der Kunst spätestens seit Duchamps Urinal entprofanisiert und durch die Montage in den Kunstbetrieb das geworden sind, was sie nie sein wollten, nämlich Kunst, ist jener Gegenstand, der uns täglich durch die Hand und nicht nur da lang geht, bemerkenswert unterbelichtet geblieben: Das Toilettenpapier. Außer einem Beispiel hier blieb es dem Titan der zeitgenössischen Installationskunst vorbehalten, das zu ändern. Regelmäßige Leserinnen dieses Blogs wissen, dass da von mir die Rede ist.
Hier sei nur an ein Beispiel aus der düsteren Coronazeit erinnert:

Die legendäre Klopapier-Verbrennung als Protest gegen die damaligen Hamsterkäufe, deren Flammen zumindest medial um den ganzen Globus schlugen (Wenn Sie genau hingucken, können Sie den brennenden Hamster erkennen). Es gab Leute, die das beschissen fanden. Aber sowas liegt immer im Auge der Betrachterin.

Da die Presse vorab berichtete, kriegte die Polizei Wind davon und rief besorgt, aber freundlich (man kennt sich seit vielen Jahren) bei mir an. Sie hätten was dagegen, dass ich an 68 Stellen in Hannover Feuer machen würde. In den Augen des Repressionsapparates war ich also zu einem zeitgenössischen Nero geworden, der zwar nicht Rom, aber immerhin die Capitale der norddeutschen Tiefebene in Brand setzen wollte. From Nero to Hero. In diesem Moment wusste ich, warum ich mir seit Jahren den Arsch aufgerissen hatte, welchen Sinn dieser ganze Kunst-Scheiß überhaupt hatte, für mich, für Rom, für den ganzen Erdball, für Hangover!
Ich konnte den Mann irgendwie beruhigen. Wenn ich etwas kann, dann Improvisieren. Kleingeister nennen das Lügen. Aber da stehe ich drüber.

Auf der Titelseite. Vanitas Vanitatum …. Die von mir so oft geschmähte Bürgerpresse berichtete ausführlich, obwohl an ihrem etwas distanzierten Ton abzulesen ist, dass sie damit ein bisschen überfordert waren und das nicht einordnen konnten. Die mir oft gestellte Frage der Medien ist, jedenfalls was SCHUPPEN 68-Aktionen angeht: Wie meinen Sie das denn überhaupt, was Sie da machen?
Dafür gibt es eine Messlatte: Wenn ich selber nach ein paar Jahren und einem Gang ins Archiv nicht mehr weiß, wie ich das damals gemeint habe, war es eine gute Aktion. Der Grad zwischen Realität und Absurdität, zwischen Gesellschaftskritik und Nonsens, zwischen Dada und Blabla, zwischen höchstintellektueller Metaebene und Marihuana-induziertem Blödsinn muss immer so schmal sein, dass er gar nicht erst erkennbar ist. (Was völlig anderes sind z. b. Aktionen, bei denen es um Armut und Spaltung der Gesellschaft geht. Hier gilt, vor allem im Umgang mit Medien: Keine Ironie. Das erste Gebot jeder Pressemitteilung: Keine Ironie!)
Was den Entwurf von „Fuck Trump“ angeht, ist hier ein Meme von Trump verarbeitet, das 2023 um den Globus ging: Das Polizeifoto, das von ihm anlässlich einer der zahlreichen Anklagen gegen ihn gemacht wurde. Für einen Moment schien die Welt zu einem besseren Ort zu werden. Ich hatte die Vision: Der Verbrecher kommt hinter Gitter und ein gnädiger Sheriff spült den Zellenschlüssel im Scheißhaus runter, mit Klopapier umwickelt. Der Gang der Welt war bekanntlich ein anderer. Um Leserinnen-Nachfragen vorzubeugen: Die Halterung der obigen Installation ist aus dem Sortiment für Junggesellinnen-Abschiede (immer mit Piccolöchen) und knapp 30 cm lang.

Hinweis für Medienprofis und solche, die es werden wollen: Ich biete Seminare zu Campaigning an, unter dem Titel: Aus Scheisse Kampagnen machen – über den optimalen PR-Umgang mit begrenztem Budget.

20.11.2024 – Olaf Scholz Schlebaz: Schlechtester Bundeskanzler aller Zeiten


Werbepause. Wer wollte sein Portrait nicht so veröffentlicht sehen. Scholz läuft in der öffentlichen Wahrnehmung als Schlebaz sogar dem bisherigen Kandidaten Kurt-Georg Kiesinger den Rang ab, einem alten Nazi als Bundeskanzler von 1966 – 69, dessen herausragende Leistung der Empfang einer Backpfeife von Beate Klarsfeld war. Den hatte aber wenigstens noch seine Partei, die CDU, getragen. Das würde die SPD Scholz auch gerne, auf Händen tragen. Aber aus dem Status als Kandidat heraus.
Scholz ist der Protoptyp des postmodernen Politikers. Aalglatt, neoliberaler Co-manager des Kapitals, ein Mann ohne Eigenschaften, farblos, intrigant, bereit, jedes Ideal zu verraten (er war einer der Architekten und Organisatoren der Agenda 2010, gemeinsam mit Schröders ehemaligem Büroboten Steinmeier), Teflonbeschichtet, selbst der Cum-Ex-Skandal perlt an ihm ab, dieser Mann ist eine Ikone des Politgrusels. Alle prügeln auf ihn ein, und dazu kann man nur sagen: Zu spät, zu wenig.
Eigentlich. Denn ich finde, irgendwie tut man ihm ein bisschen unrecht. Er hat innerhalb der engen Grenzen, die die von neoliberalen Kapitalinteressen beherrschte Politik jeder Kanzlerin, jedem Politiker setzt, nicht ganz schlecht verwaltet und organisiert. Die dramatische ökonomische Situation der Corona-Nachwehen, das war ok, wie er das gemanagt hat, und dass er nach wie vor nicht in den Chor der Bellizisten in Sachen Ukrainekrieg einstimmt, rechne ich ihm positiv an. Sein möglicher Ersatzmann Pistorius ist dagegen einfach schauerlich. Ein Kriegstreiber mit schnarrendem Feldwebelton, von Ökonomie weniger Ahnung als eine Feldmaus von Quantenphysik, außer Sprüchen nicht gewesen. Als OB von Osnabrück vielleicht ne große Nummer, aber sonst …. Kein Wunder, dass ein derartiger Schutzmann Schneidig der Deutschen liebstes Politikkind ist.
Es gibt zurzeit nichts langweiligeres als Scholz Bashing. Das, was eben alle tun. Alle rennen mit dem Rudel, prozyklisch. Run with the pack. Von sowas sollte man immer Abstand halten. Immer antizyklisch denken! Und alles, was nach Scholz kommt, wird noch schlimmer. Das soll keine Verteidigungsrede für Scholz hier sein, nur eine Relativierung des Grauens und ein Moment des Innehaltens im allgemeinen Gehechel des Rudels.
Mir ging bei der Rudelmetapher der Song einer unterkomplexen Krachkapelle namens Bad Company, womit nicht die SPD gemeint ist, durch den Kopf: Run with the pack. Bei deren Konzert in der Hamburger Ernst-Merck-Halle ich vor Jahren fast einen Hörsturz erlitten hätte, so laut war das.
Das Ganze wäre kaum erwähnenswert, wäre mir nicht ein anderes Werk dieser Kapelle durch den Kopf gegangen, mit dem Titel: Can’t get enough of your love. So weit, so süß erstmal, als Liebeslied. Was Männer halt so im Wahn von sich geben. Wäre da nicht die erste Zeile:

Well I take whatever I want
And baby I want you.
Eine maximal übergriffige Gewaltandrohung. An deren Ende wachsende Gewalt gegen Frauen, Femizide, häuslicher Terror steht, siehe hier.
Patriarchale Verrohung der Gesellschaft als Teilmerkmal einer allgemeinen Faschisierung. Solche Textzeilen wie oben sind nicht einfach nur so daher geblubbert, weil dem bekifften Texter nichts Besseres einfiel. Das ist Teil eines flächendeckenden Frauenbildes von Frauen als verfügbare Masse, Verständnis einer Männerrolle als Krieger gegen alle Widerstände. Das sind Rollenbilder seit Jahrzehnten, die nicht nur nicht überwunden sind, sondern dramatisch zunehmen und auf Politik und Alltag durchschlagen. 360mal im Jahr tödlich, allein im Regierungsbereich des Schlebaz.
Das ist ja mal wieder echt in die Hose gegangen, mein Vorsatz, heute mal was Positives zu schreiben. Dann Morgen. Versprochen

19.11.2024 – Die Unprofessionalität der SPD-Spitze in der Kandidatenfrage als Nebenwiderspruch


Plakat zum 1. Mai 1992. Heute heißt es bei diesen Fraktionen: Heraus zu antisemitischer Gewalt. Der Ort ist der gleiche: Oranienplatz. SO 36. Wenn ich nicht selbst so oft da wäre, würde ich die Gerechten des Himmels anflehen: „Oh Frau, öffne die Pforten des Firmaments, lass Pech und Schwefel herabregnen und vertilge diese Nattern der Niedertracht vom Antlitz der Erde, ersatzweise erstmal aus Kreuzberg, Neukölln und angrenzenden Kiezen.“ Leider bin ich Atheist und habe gewisse Schwierigkeiten in der Kommunikation mit außerirdischen Instanzen.
Wes Ungeistes Kind sich mittlerweile auf den Straßen breit macht, zeigt folgende Meldung:
„Polizeipräsidentin rät Juden und Homosexuellen in Teilen Berlins zu mehr Vorsicht
»So ehrlich müssen wir sein«: Berlins Polizeipräsidentin Slowik warnt vor Stadtteilen, in denen Juden, Schwule und Lesben offene Anfeindungen erleben. Als Täter will sie aber keine Gruppe »diffamieren«.
Weiter: „ … gibt es bestimmte Quartiere, in denen mehrheitlich arabischstämmige Menschen wohnen, die auch Sympathien für Terrorgruppen hegen. Offene Judenfeindlichkeit artikuliert sich dort gegen Menschen jüdischer Glaubensrichtung und Herkunft.“
Sie wolle aber keine bestimmte Gruppe von Menschen als Täter »diffamieren«, sagte Slowik.
Das ist falsch verstandene Liberalität und, schlimmer noch, Täterschutz. Der Ort um den es sich handelt und der nicht benannt wird, ist Neukölln (auch in anderen Kiezen gibt es Übergriffe, aber hier ist es ein flächendeckendes, strukturelles Problem), und es gibt eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen, die seit Jahren immer weniger bereit sind, die Werte des Grundgesetzes und die Normen der Aufklärung zu akzeptieren, die bei „uns“ den mühseligen Rest einer zivilisatorischen Klammer für unsere Gesellschaft darstellen. Diese Gruppe kann man geografisch und ideologisch verorten. Sie sind mehrheitlich von einer überwiegend patriarchalen, frauenfeindlichen, homophoben, militant antisemitischen islamischen Kultur geprägt und stammen mehrheitlich aus einem breiten Gürtel von Nordafrika über Arabien bis hoch in die Türkei. Und wenn wir noch länger darum herum lullern, das Kind beim Namen zu nennen, kriegen wir dieses ausufernde Problem von Gewalt, Rechtsstaatsnegierung und Antisemitismus überhaupt nicht mehr in den Griff.
Schließlich haben wir es hier mit einer Querfront von islamischen, pseudolinken und rechten Faschisten zu tun, die immer militanter gegen Minderheiten, Exponenten der Zivilgesellschaft und rechtsstaatliche Strukturen vorgehen. Dazu passend folgende Meldung:
„Ex-Ostbeauftragter Wanderwitz will zum Schutz seiner Familie nicht mehr in den Bundestag. Er war eine kritische Stimme aus dem Osten – und immer wieder Angriffen von Rechtsextremen ausgesetzt. Nun tritt der CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz nicht wieder zur Wahl an: »Ich muss meine Familie schützen.«
Faschismus als Regierungsform fällt nicht über Nacht vom Himmel und kommt auch nicht auf leisen Pfoten unbemerkt um die Ecke geschlichen. Er kommt über viele Jahre sichtbar auf den Straßen und Oranienplätzen der Republik daher, im Takt der Springerstiefel, kenntlich verhüllt in Palästinensertücher und er schreit es allen laut und vernehmlich in die Ohren.
Eigentlich wollte ich gerade was über die Unprofessionalität der SPD-Spitze schreiben, die sich wie in einer Wagenburg um den Scholzomaten schart, ohne sich verbale und taktische Hintertürchen zu lassen (Nur Pistorius, der Fuchs, spielt da nicht mit). Wie wollen die denn das parteiinterne Gemetzel nach der SPD-Wahlkatastrophe mit Scholz überstehen? Die einzige Hoffnung, die die haben können, wenn sie auf Platz 4 mit halbierter Fraktion nach der Wahl landen, ist die, dass das, was nach ihnen in der Partei als Hoffnungsträger respektive Totengräber kommt, noch gruseliger ist.
Aber das sollen die Genossinnen (sagt man/frau in der SPD noch so?) unter sich klären, während die Republik auf den Abgrund zu marschiert …

16.11.2024 – Abendverkehr, Venusberg, Ödeme oder: Wann putscht die SPD-Bundestagsfraktion gegen Scholz?


Was hätte der große John Steinbeck wohl daraus gemacht?
Natürlich musste ich über dieses famose Fundstück lachen, das mir die Realität unlängst am Lüneburger Marktplatz präsentierte. Nachdem ich die Bilder mit Abendverkehr und Venusberg relativ erfolgreich aus meinem Reich der Fantasie vertrieben hatte – nicht umsonst hatte der strafende Gott der naheliegenden katholischen Kirche die Ödeme da platziert! – siegte der Geist der Aufklärung in mir und rief mir Steinbecks größtes Werk in Erinnerung, den Jahrhundertroman: Früchte des Zorns , Zitat:

„Das sozialkritische und naturalistische Werk schildert am Beispiel der verarmten Farmersfamilie Joad die Folgen einer doppelten, ökonomischen und ökologischen Katastrophe: der Großen Depression, die auf die Weltwirtschaftskrise von 1929 folgte und der zum Teil menschengemachten Dürre, die Mitte der 1930er Jahre weite Teile von Oklahoma und Arkansas heimsuchte. Hochverschuldet verlieren die Joads ihr Farmland an eine Bank. Wie Hunderttausende anderer so genannter Okies ziehen sie von der Dust Bowl über die Route 66 nach Kalifornien, um sich dort als Wanderarbeiter zu verdingen. Doch statt der erhofften, gut bezahlten Arbeit erwartet sie dort nur Ausbeutung, Hunger und Fremdenfeindlichkeit.“
Wenden Sie, liebe Leserinnen, das global an und der Roman ist nach 100 Jahren ein gültiger Kommentar auf das aktuelle Geschehen.
Geschichte wiederholt sich, wir wissen nur noch nicht, ob als Tragödie oder Farce.
Die große Depression als Folge eines ungezügelten Kapitalismus, der unter anderem im Börsencrash 1929 mündete, bekämpfte Präsident Roosevelt in den USA mit seinem New Deal in den 30er Jahren, mit dem er für amerikanische Verhältnisse außergewöhnliche Staatliche Interventionen in Form von Sozialversicherungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Fürsorgestrukturen implementierte. Das befriedete die Gesellschaft, sanierte die Wirtschaft und machte die USA zur ökonomisch erfolgreichsten Nation der Erde, die Grundlage für den Sieg über den Faschismus im folgenden Zweiten Weltkrieg. Der unter anderem deshalb zustande kam, weil Deutschland in dieser globalen Weltwirtschaftskrise völlig versagte und prozyklisch in eine Wirtschaftskrise hinein sparte anstatt durch staatliche Ausgaben die Wirtschaft anzukurbeln. Die Folge der daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit ab 1929 war Adolf Hitler. Der Rest ist bekannt.
Die Parallelen liegen bei aller Unterschiedlichkeit auf der Hand. Größte Unterschiede: In den USA ist nicht nur kein Roosevelt in Sicht sondern demnächst das blanke Gegenteil an der Regierung. Und „wir“ haben nur Höcke, nicht Hitler. Bisher.
Schöne Aussichten. Mittlerweile wundere ich mich über gar nichts mehr. Doch, über eins doch. Wieso hat die Bundestagsfraktion der SPD Scholz noch nicht aus dem Kanzlerkandidaten Status gekegelt? Das kann nach Lage der Dinge nur die Fraktion und von denen verlieren mehr als die Hälfte der Abgeordneten nach der Bundestagswahl ihren Job mit diesem Sprechroboter an der Spitze! Dessen einziger Vorteil eine erweiterte Akzeptanz in der Bevölkerung von Pflegerobotern ist. Wenn wir schon einen an der Spitze der Regierung haben, warum soll mir später nicht einer die Bettpfanne auswechseln. Oder Ödeme trockenlegen? Ich seh schon, mir geht wieder der Zynismus durch. Da helfen nur die Früchte des Korns. Prost.

13.11.2024 – Ich und der MP – Marx-Riegel Nachlese


Ich und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil sind seit vielen Jahren Buddys. Hier überreiche ich ihm, gemeinsam mit Hermann Sievers vom verdienten Kunstkollektiv SCHUPPEN 68, unsere Wahlkampfstrategie, die ihm bei der letzten Wahl zu einem fulminanten Sieg verholfen. Arbeitstitel: Die Mauer muss weg. Eine kleine „Spende“ gab es damals auch noch, die er hier fest umklammert hält.
Natürlich habe ich auch meinen Kumpel Stephan zur Marx-Riegel-Aktion eingeladen. Er ließ sich entschuldigen. Sein Büro schrieb unter anderem: „ … im Namen des Ministerpräsidenten bedanke ich mich für die Einladung zu Ihrer Kunstaktion. … Bedauerlicherweise war es Herrn Weil nicht möglich, zu der von Ihnen angegebenen Zeit vor dem Plenum zu Ihrer Kunstaktion zu erscheinen. Ich war bemüht eine Vertretung aus den Reihen der Landesregierung zu organisieren, was mir aufgrund der Kurzfristigkeit Ihrer Anfrage leider nicht gelungen ist. Dafür bitte ich um Verständnis. Ich hoffe, Sie haben dennoch eine gelungene Aktion veranstaltet. … „
Sieht man davon ab, dass aus den Reihen der Landesregierung der Sozialminister meine Riegel wegfuttern wollte, war die Aktion gelungen und nein, Verständnis habe ich dafür absolut nicht! Alte Kumpels hängen lassen unter dem Vorwand, gerade regieren zu müssen, geht gar nicht.
Mensch, Stephan, was haben wir gemeinsam schon alles durchgezogen. Eigentlich alles, außer ein paar Purpfeifen.


Ich möchte nur an die Übergabe einer kleinen „Spende“ erinnern. Den Termin musste ich der Öffentlichkeit als Spendenübergabe an die Stadt Hannover zur Kassensanierung verkaufen. Aus dem Erlös vom Verkauf von Witzen! Wer glaubt denn so sowas?! Außer der taz.

Ganz peinliche Nummer für mich damals. Wie stehe ich denn bei sowas in der Öffentlichkeit da!? Als Satiriker?!

Nicht ganz so schlimm damals unser Waffendeal, als wir die Geschäfte von Uwe Barschel übernommen hatten.


Der Höhepunkt war Deine, unsere Keksklau-Nummer damals. Der Klau des Bahlsen-Keks ging damals um die ganze Welt.

Ich habe damals die Medien dahingehend geframt, mich zu verdächtigen, um Dich aus der Schuss(!)linie zu nehmen, nachdem Du mit Deinem Kabinett nachts, nach einer Sauftour in Gerhard Schröders ehemaliger Stammkneipe Plümecke, den Keks bei Bahlsen um die Ecke abgeschraubt hast.

Den Keks haben wir eigenhändig bei Dir abgeholt! Haben Dir sowas von den Hals gerettet und dann so eine Absage. Das muss ich erstmal verarbeiten. Und zwar hier im Blog. Garantiert KI-frei.

10.11.2024 – Marx-Riegel Dokumentation

Vor dem niedersächsischen Landtag startete Klaus-Dieter Gleitze vom Künstlernetzwerk SCHUPPEN 68 am 08.11.2024 ab 13 Uhr die bundesweite Kunstaktion „Verteilung von Marx-Riegeln gegen Rechtsruck“. Der Start erfolgte anlässlich des Landtag-Plenums am 8.11.2024.
Zahlreiche Landtagsabgeordnete, prominente Vertreter*innen der politischen Szene und interessierte Zuschauer*innen waren dabei und nahmen Marx-Riegel Kunstwerke in Empfang.

Im Bild oben von links (!): Greta Garlichs, Landesvorsitzende der Grünen Niedersachsen, Nicolas Beer, Grünen-Landtagsabgeordneter, Klaus Wallbaum, Chefredakteur des „Rundblick“, dem Politikjournal für Niedersachsen, und Swantje Schendel, Grünen-Landtagsabgeordnete.

Mit als Erster am „Tatort“: der unverwüstliche Jan Henner Putzier, SPD-Landtagsabgeordneter aus Uelzen.

Marie Kollenrodt, Mitglied im Grünen-Fraktionsvorstand,
Außerdem schauten vorbei: Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Fröhlich aus meiner Heimat, dem Eichsfeld, der mich korrekt titulierte: „Ah, der Aktionskünstler aus Bilshausen“. Was tatsächlich mein Heimatdorf ist, frühere CDU-Wahlergebnisse in dieser schwarzen Gegend oft nahe 100 %. Vorbei kam auch Sozialminister Philippi, aus profanen Gründen nach langer Sitzung: „Ich habe Hunger, kann ich den Riegel essen?“ Ich habe ihn vermutlich angeschaut, als ob ich gerade einen Hirnschlag hätte. Er blieb nicht lange.
Das ganze Namedropping täuscht nicht darüber hinweg: Die Aktion war aus professioneller und kunsttheoretischer Sicht ein Misserfolg. Wer nämlich nicht kam, waren die Medien. Ich habe mich wirklich herzlich über alle Besuche gefreut, allenthalben nette Menschen, gute Laune, Lachen, profunde Gespräche, die Aktion wurde gelobt, die politischen Entwicklungen diskutiert. Unter Netzwerk-Gesichtspunkten wäre die Aktion im Zusammenhang der Landesarmutskonferenz ein schöner Erfolg gewesen.

Aber unten rein künstlerischen Vorzeichen im Zusammenhang mit dem verdienten Kunstkollektiv SCHUPPEN 68 hat eine Aktion ohne Medien nicht die Realität geschaffen, die ein Kunstwerk in Zeiten von Postmaterialität erst zum Kunstwerk macht. Was in den Medien nicht stattfindet, hat grundsätzlich nicht stattgefunden. Abgesehen davon und viel wichtiger als der kunsttheoretische Aspekt ist mein Ansatz ein aufklärerisch-interventionistischer, der die Massen erreichen will (siehe Walter Benjamin und Bert Brecht). Mit einer Aktion in der Innenstadt erreicht man 30,40 Menschen direkt, wenn es gut läuft, nehmen die ein paar Hundert wahr. Mit einem Bericht in NDR Hallo Niedersachsen oder der HAZ erreicht man ein Millionenpublikum.

Zuhause, völlig steifgefroren, überlegte ich, warum ich trotzdem so gute Laune hatte. Ich machte mich ehrlich: Was geht mich das Millionenpublikum da draußen an. So wie die bei der nächsten Wahl wählen, sind die doch Aufklärungsresistent. Und haben mich gar nicht verdient. Und Reich und Berühmt werde ich mit sowas auch nicht mehr. Maximal regional teilbekannt. Letzten Endes kommt es auf Spaß, Action und Begegnung an. Und das war durchaus gegeben. Es hatte nämlich wohl doch eine kurze Vorab-Notiz wenigstens in der hiesigen Presse gegeben, was an mir vorbei gegangen war. Auf Grund dessen war Besuch von einigen wenigen Interessierten vor Ort. So war z. B. ein kunstsinniger Rechtsanwalt da, der die Riegel-Kunst völlig korrekt in der Tradition des genialen, in Hannover geborenen Dieter Roth verortete und der hinterher zur nebenan gelegenen Ausstellung „Anwalt ohne Recht“ wollte, mit der die Bundesrechtsanwaltskammer an die Schicksale jüdischer Anwältinnen und Anwälte erinnerte, die durch die Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Außerdem eine überaus muntere Dame aus dem Seniorinnenbeirat, die Lichtjahre entfernt von ihren 80 Lenzen wirkte. Und die beste Yogalehrerin der Welt war auch dabei, die einen extra signierten Riegel kriegt.
Ich grüße also alle ganz herzlich, die das hier lesen, bedanke mich für Kommen, Gespräche und Spaß und gerne wieder. Irgendwann in einem Sommer ….

Am Ende des Tages, völlig durchgefroren im kalten Wind, interessierte mich nur eins: Sitzen meine Haare? Und wann kann ich endlich den ersten Schluck Karl-Marx-Rotwein verklappen, der Bestandteil meines Kunsthausierer-Bauchladens war?!