Aktueller Stand des Klassenbewusstseins: Unter Null.
In der Causa FDP spielen alle Akteure zur Zeit verrückt, bis auf einen: Die FDP.
Wenn ich die öffentliche Kritik an der D-Day-FDP richtig mitbekommen habe, geht es darum, dass sie gelogen hat, damit Vertrauen verspielt und eine unangemessen kriegerische Sprache benutzt habe. Das kann im Ernst nur jemand kritisieren, dem ein Stapel Parteiprogramme auf den Kopf gefallen ist, mit mittelschweren Hirnkonsequenzen.
Bei „uns“ lügen alle Parteien wie gedruckt. Diese Drucksache nennt man „Wahlprogramm“. Darüber hinaus wird im Parteiengeschäft jeden Tag von allen getrickst, getäuscht, betrogen auf Teufel komm raus.
Teufelsmauer, im Harz.
Was logisch und konsequent ist, schließlich geht es um die Macht und nicht darum, wer die nächste Sitzung einer Kuschel-Selbsthilfegruppe vorbereiten darf.
Und Vertrauen kann nur verspielen, wer welches besitzt. Die FDP besitzt keines, von niemandem. Von mir schon gar nicht. Bei Parteien als organisatorischem Ausdruck der bürgerlichen Demokratie geht es um Interessenvertretung. Das ist ein ganz unsentimentales Geschäft der rationalen Abwägung und hat nichts mit Vertrauen zu tun. Welche Partei vertritt in Theorie und Praxis meine Interessen? Mit der gehe ich dann nüchtern und unsentimental eventuell einen Schritt des Weges. So wird also der Anhänger eines Mindestlohnes eher die SPD wählen, die Freundin einer armutssicheren Rente die Linke, der Windkraft-Schrat die Grünen, der Zahnarzt die FDP etc. pp…
Soll ich etwa Scholz vertrauen, weil er in der Ukraine mit wichtiger Miene einen Silberkoffer der Marke Rimowa in alle Kameras hält? Soll das signalisieren, da ist der Friedensplan drin? Ich glaube eher, dass da sein Frühstücksbrot drin ist. Aber da würde ich mir an Ihrer Stelle nicht vertrauen, liebe Leserinnen… Oder soll ich Robert Habeck vertrauen, weil er am Küchentisch so verwuschelt in alle Kameras der Welt menschelt?
Vertrauen ist gut. Verstand ist besser.
Dann hätten wir das mit der FDP und dem Vertrauen auch geklärt. Auch in diesem Punkt ist die Angeklagte F.D.P. , vollständiger Name der Reaktion bekannt, freizusprechen.
Bleibt die angeblich unangemessen kriegerische Rede vom D-Day.
Hier wird die Kritik der Bürgerpresse an der FDP (das Geheuchel der anderen Parteien in dieser Causa ist überhaupt nicht ernst zu nehmen) nun vollends zur Posse. Was anderes als Krieg kennzeichnet unser System? Zitat Warren Buffett, mit 150 Mrd. Dollar einer der Reichsten der Erde, von 2006: “Es herrscht Klassenkrieg, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“. .
Politischer Organisationsausdruck dieses Klassenkrieges, etwas weniger martialisch: Klassenkampfes, ist die FDP. Sie vertritt die Interessen der Reichen, und nur das. Und das mit allen Mitteln, brutal, über Leichen gehend. Wenn Armen hierzulande nicht genug Mittel zum Essen und Heizen im Winter zur Verfügung gestellt werden, was die FDP immer wieder ums Verrecken verhindert, ist in immer mehr Fällen gerade bei Älteren der Tod die Konsequenz. Dann wird auf Totenscheinen bei der Ursache gelogen, es steht „Kreislaufversagen“ da, wo stehen müsste: Opfer eines Klassenkampfes.
Insofern ist die kriegerische Sprache der FDP, auch wenn es erstmal um den parteipolitischen Feind geht, nichts weiter als äußerer Ausdruck einer inneren Einstellung. Die Sprache ist angemessen und ehrlich, die FDP ist auch im dritten Anklagepunkt unschuldig im Sinne der Anklage und vollumfänglich freizusprechen.
Was zum Teufel ist bloß mit der öffentlichen Meinung los? Sind denn alle außer mir intellektuell derartig unterkomplex aufgestellt, dass sie diese Zusammenhänge nicht begreifen? Oder heucheln die auch nur dieses unreflektierte Zeug in die Medien rein, weil der Verleger das so lesen will?
Damit da kein falscher Zungenschlag der Sympathie mit der FDP aufkommt, weil sie freizusprechen ist: Sie ist der Klassenfeind. Und falls sie, wofür ich bete, worauf ich hoffe und wetten werde, aus dem Bundestag fliegt, wenn möglich mit 4,9 Prozent, werde ich am Tag nach der Wahl vor der Parteizentrale der FDP Niedersachsen mit einer FDP-Fahne stehen, auf die 4,9 gesprayt ist, und darauf ein Glas Champagner trinken. Das Foto davon werde ich hier veröffentlichen. Darauf mein Ehrenwort. Sie können mir vertrauen. Ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!