
Denn siehe, ich bin der Erleuchtete, aus mir spricht der Herr. Blödsinn, Lötzinn, natürlich die FRAU. Und daher werden wir eine Päpstin haben. Am 35. Mai.
Dieser sakrale Kitsch, der im Moment anlässlich des Papst-Todes aus allen Volksempfängern dringt, ist kaum zu ertragen. Ernsthaft mit sowas auseinandersetzen würde ich mich nur, wenn es nach einer Papstwahl heißt: „Wir haben eine Päpstin.“ (Habemus mamam?) Und der Rauch, der dabei emporsteigt, deutlich nach Marihuana riecht. Aber selbst die Wahl einer schwarzen Lesbe zur Päpstin würde nicht sicher verhindern, dass da wieder nur dummes, reaktionäres Zeug aus dem Vatikan quillt. Frauen, Schwarze, Lesben haben genauso das Recht auf dummes, reaktionäres Zeug wie weiße, alte Männer. Wie Kardinal Woelki, der Schutzheilige aller sakralen Kinderficker, der jahrelang über deren Schandtaten seine Soutane deckte. Wer weiß, was darunter noch so alles passierte. Woelki darf den Papst mitwählen. Das ist ungefähr so witzig, als ob Putin an der Spitze einer Osterfriedensdemo mitmarschieren würde. Hohoho. Da kriegt der vollständige lateinische Spruch nach erfolgter Papstwahl seine tiefere Bedeutung: „Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus papam“ Ich verkünde euch eine große Freude: Wir haben einen Papst). Gaudium magnum, eine Mordsgaudi. Schenkelklopfen allenthalben. Da der christliche Aberglauben immer noch nicht zu unterschätzenden Einfluss und Macht in unserer Gesellschaft hat, positionieren sich entlang dessen Ideologie zurzeit rechte Mitglieder der CDU-Stahlhelmfraktion wie Julia Klöckner. Mit Aussagen, dass die Kirchen sich mit politischen Aussagen zurückhalten und sich lieber um das Seelenheil des Mobs kümmern sollten. Angesichts der Tatsache, dass gerade die katholische Kirche jahrzehntelang auch von den Kanzeln herab gegen jeden Fortschritt im Lande agitierte, von der Abtreibung über Gleichberechtigung bis hin zur Schwulenehe, eine berechtigte Forderung. Einfach mal die Fresse halten.
So meinte es Klöckner natürlich nicht. Sie meinte, die Kirchen sollten nix zu Tempobegrenzung und Klimagedöns sagen. Diese Aussage ist so grotesk dämlich und verlogen, dass ihr sogar liberale Christengenossen dazwischen grätschten. Ob Klöckner bei ihrer Aussage als ehemalige deutsche Weinkönigin von 1995 immer noch vom edlen Riesling dauerbenebelt war, wissen wir nicht. Eins ist sicher: Sie positioniert sich damit neben Spahn, Frei und anderen deutschnationalen Herrenreiterinnen klar am rechten Rand, für eine zukünftige CDU/AfD-Koalition. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die SPD-Mitglieder ihrem Postengeilen Spitzenpersonal die Gefolgschaft in den Untergang in einer Regierungskoalition verweigern und die CDU ihre schwarzbraune Suppe in einer Minderheits (leider nicht: Minderheiten)-Regierung auslöffeln muss. Profitieren wird so oder so die AfD.
Was bleibt, ist Riesling.
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