Das Original ist fast auf den Tag genau 100 Jahre alt. (Aus dem Berliner Mitte Museum, in Wedding). Geschichte wiederholt sich nicht? Nur für diejenigen, die nicht aus ihr lernen?
Auch hier wiederholt sich Geschichte. Als Farce. Früher hatte die SPD Wohnungen für die Arbeiterklasse gebaut. Die zum Dank dafür in Scharen zur NSDAP übergelaufen sind. In den Siebzigern hat die SPD der Arbeiterklasse den Bildungsaufstieg und damit vielfältige Karrierechancen ermöglicht. Zum Dank dafür läuft das, was von der Arbeiterklasse noch übrig geblieben ist, in Scharen zur AfD über.
Der Mitbegründer der obigen Hufeisensiedlung, Bruno Taut, ist Städtebau-Legende.
Wer hier flaniert, sich die Musterwohnung anschaut, atmet den Geist der Geschichte. Die Hufeisensiedlung ist für mich ein absolutes Berlin Highlight, immer wieder gerne besucht. Um das Maß der Reise in die Vergangenheit vollzumachen, kehre ich dann gerne im Restaurant „Zum Hufeisen“ ein – Cevapcici, Ražnjići, Sliwowitz, und das dazu passende Mobiliar der 70er. Heute gehen wir zum Jugoslawen. Hier passt der Begriff „Kult“ ausnahmsweise.
Bevor das Ganze hier zur rührseligen Nostalgie ausartet: Seit Jahren findet in der Gegend dort faschistischer Terror statt, mit Mord, Brandanschlägen auf Antifaschist*innen, auf die Infrastruktur. Behördenschlamperei, Polizei-Kumpanei, Desinteresse und Feigheit der Zivilgesellschaft, es kommt eins zum anderen. Und am Ende …
Das Skandalöse an Friedrich Merz und seiner nun auch für den letzten Naiv-Tropf von der Bürgerpresse erkennbaren Abrissbirne an der sowieso nur noch als Fiktion existierenden Brandmauer ist nicht nur seine Gesetzesinitiative, die wohl diese Woche im Bundestag zur Abstimmung kommt. Sie ist in Teilen schlicht rechtswidrig und würde von jedem Amtsgericht kassiert werden. Schlimmer noch ist die Tatsache, dass Merz immer mehr auf den Rohstoff zurückgreift, der der Treiber für Faschismus schlechthin ist: Erregung. Erregung, die auf Angst basiert und diese im Wechselprozess schürt. Wer seiner öffentlichen Rede zuhört, spürt das sofort, auch jenseits der Oberflächenstruktur seiner Worte, also des reinen Inhaltes. Es ist dieses unselige Vibrieren, was bei ihm noch latent vorhanden ist, im Duktus von Weidel wesentlich ausgeprägter ist. Und bei Höckes grotesken Goebbelsanleihen für Außenstehende eher lächerliche Assoziationen an Chaplins Great Dictator erweckt, bei den geneigten Volksgenossinnen aber auf verzückte Erfüllung stößt. Die die Volksgenoss*innen erotisierende Climax findet sich bei diesen Prozessen in Hitlers rhetorischen Rasereien. Ob sich die Mädels dabei damals erregt vollgepisst haben, wie es später bei Beatles Konzerten angeblich der Fall gewesen sein soll? www.delamar.de
Gut, dass es kein Geruchsfernsehen gibt. Sehr schön ist der Wechsel von Erregung und Verzückung auch bei Elon Musks Hitlergruss zu sehen .
In Zeiten von rasender Beschleunigung von Radikalisierungsprozessen bleibt die Frage: Was kommt als nächstes? Und hat das eher tragische Züge oder die einer Farce und wo verläuft da überhaupt die Grenze? Nicht umsonst gibt es ja das Phänomen des im Halse steckenbleibenden Lachens.
Ich ertappe mich öfter dabei, in Bildwelten der Erinnerung abzutauchen, wie hier beim Sommerfestival auf der Terrasse vom Haus der Kulturen der Welt. Kleine Fluchten.
Ob da dann nach einem kulturellen Paradigmenwechsel 2029 statt Worldmusic Ernst Mosh und die Egerländer aufspielen, wie hier mit „Die schöne Pragerin“?
Der Kommentar von Georg Kandel dazu: „Der Ernst bleibt einfach der König der Blasmusik“.
Es lebe die Blasmusik. Wobei ich eher auf Maceo Parker und den Horny Horns stehe.
Sex Machine und so Zeug