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25.11.2025 – Die Brandmauer besteht aus Dominosteinen.

EXPO 2000, Hannover, Pavillon Venezuela. Das Dach öffnete sich abends in Form einer Dschungelblüte. Märchenhaft. Mein EXPO-Bildarchiv fiel mir neulich in die Hände, in Vorbereitung des Datentransfers zum neuen Laptop. Der letzte in diesem Leben, so wahr mir Göttin helfe. Irgendwann ist auch mal gut. Die Bilder rühren mich nach wie vor an. Erinnerungen an 6 Monate Party mit der ganzen Welt. Einmalig

Natürlich gab es auch die notorischen Radaubrüder und Schwestern, die getreu dem Motto von Marx (Groucho) „Whatever it is, I am against it“ auch gegen die EXPO waren. Wobei das SPD-Verarschungs-Transpi zeitlose Gültigkeit hat. Das hätte man von 1914, der Zustimmung der SPD im Reichstag zu den Kriegskrediten, bis Heute, der Zustimmung der SPD zu jeder Schweinerei, über fast jede Periode der Sozialdemokratie hängen können.

Zeitgeschichtlich interessant im Sinne einer postmodernen Archäologie der nahen Vergangenheit ist auch dieses Mauer-Teilstück auf der EXPO. 10 Jahre nach der Annexion der DDR war die nationale Besoffenheit 89ff. schon lange dem sozialökonomischen Kater gewichen, wie dem naiven Geschmiere auf dem Überrest des Antifaschistischen Schutzwalls zu entnehmen ist.

Und da war von dem dicken Ende, an dessen Anfang wir gerade stehen, noch nicht mal ansatzweise was zu sehen. Die EXPO 2000 bildete mit ihrer teils naiven, teils verspielten Fortschrittsgläubigkeit eine Zäsur. Im März 2000 begann die Dotcom-Blase zu platzen. Explodierten vorher die Kurse von allem, wo Internet draufstand, fingen jetzt ein paar Experten, denen die Gier noch nicht den Verstand vernebelt hatte, an zu fragen: Was produzieren all diese Digitalbuden denn eigentlich an Werten? Wenig …. Und ruckzuck donnerte einer Stampede gleich die ganze Anlagenherde in die entgegengesetzte Richtung. Der DAX fiel in kurzer Zeit von über 8.000 Punkte auf unter 2.500 und brauchte ca. 13 Jahre, um sich davon zu erholen.

Mittlerweile ist er fast zehnmal so hoch wie an diesem Tief und das trotz der Tatsache, dass wir seit 2000 praktisch nicht mehr aus dem Krisenmodus gekommen sind: 9/11, Irakkrieg, Lehman, die Eurokrise, Corona, Kriege, Klimakatastrophe, Spaltung der Gesellschaft, Aufkommen von Nationalismus und Faschismus ….

Inwieweit diese Entwicklung der Börsen nachhaltig ist und das, was die überlebenden Nachfolger der damaligen „Digitalbuden“ real produzieren, diesen nun zehnfachen Wert legitimieren, steht in den Sternen. Wir werden es erleben. Wenn man vom Amt kommt, ist man schlauer.

Mir fiel beim Anblick der Mauer oben natürlich die aktuelle Brandmauerdiskussion ein. Der Verband der Familienunternehmer, mit DAX-Unternehmen wie BMW und Merck, gibt die Brandmauer zur AfD auf. Man will die AfD politisch stellen. Ein echter Brüller, diese Ansage, eine typische Mischung zwischen dumm und dreist. Teile des Kapitals wollen die AfD zum Bündnispartner machen, um auch die Reste des Sozialstaates zu demontieren. Gleiches gilt für den Bundesverband Mittelständische Wirtschaft

Es ist davon auszugehen, dass die Verbandsvertreter*innen Mittel und Wege, viele Mittel, Millionen, finden werden, um auch dem letzten widerborstigen Demokratie-Deppen in der CDU klarzumachen, dass die Christenpartei gefälligst mit der AfD zu koalieren habe, sie demnächst mindestens zu tolerieren habe, im Sinne der gemeinsamen Sache. Dass sich manche Kapitalvertreter jetzt noch zieren, ist rein taktisch. Getrennt marschieren, vereint schlagen, das ist auch da die Devise.

Was mir bleibt ist, neben den Erinnerungen an eine einmalige EXPO-Zeit, die Vorstellung der Brandmauer als einem Bauwerk aus Dominosteinen. Einerseits knabbern viele vorweihnachtlich so lange am leckeren Gebäck, bis von der Mauer nichts mehr übrig ist. Andererseits ist das ja die Natur der Dominospielsteine: Nimmste einen weg, fallen se alle um.

23.11.2025 – 16.12.25, 18 Uhr, Hannover, An der Goseriede. Demo eines zivilgesellschaftlichen Bündnisses. Motto: „Es reicht nicht! Zusammen für mehr Geld & weniger Sorgen!“

Folgen des alliierten Luftangriffs auf Hannover am 14.12.1944. Bandelstr., Hannover-Südstadt. Aus privatem Nachlass.

Verwüstete Wohnung.

Das kommt dabei heraus, wenn sich die Kälber auf die Metzger-Variante des Kapitalismus einlassen, den Faschismus. Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber, die Wahrheit dieses Spruches (nein, ist nicht von Brecht) von 1874 zur Wahl der Züricher Steuerkommission realisiert sich auch heuer wieder auf das Zutreffendste. Die Wahlumfrage zur Bundestagswahl von Forschungsgruppe Wahlen vom 21.11.25 zeigt Zuwächse bei AfD und CDU, SPD und Grüne verharren auf niedrigem Niveau, die Linke verliert. Tröstlich: Die FD wird mittlerweile unter „Sonstige“ subsummiert. Sie hat ihre historische Aufgabe erfüllt, die Durchsetzung eines enthemmten Neoliberalismus, der buchstäblich über Leichen geht. Und nichts anderes wird das Resultat der asozialen Bürgergeldreform der derzeitigen Koalition sein: ein rapider Anstieg der Wohnungs- und Obdachlosigkeit, bei der immer mehr Menschen auf der Straße erfrieren, in ungeheizten Wohnungen unterernährt an Mangelkrankheiten weit vor der Zeit sterben.

Ich würde gerne an die Existenz eines gerechten, alttestamentarisch-strafenden Gottes glauben, denn der würde das schwarzrote Gesindel dafür sicher in der Hölle braten lassen. Wobei diese Strafe aus der Post mortem-Wiedergeburt eines rundum versorgten und gepamperten Bundestagsabgeordneten in der Hölle der Obdachlosigkeit im Winter bestehen würde, wieder und wieder.  Leider habe ich für Aberglauben keine Zeit.

Es ist schon faszinierend, die Entwicklung der Wahlumfragen zu beobachten. Je radikaler sich die AfD als faschistische Partei offenbart, desto mehr Kälber wollen sie wählen, gerade die in den sozialen Brennpunkten. Aus dieser Klientel, dem klassenlosen Subproletariat oder nach Marx: Lumpenproletariat, werden die Schlägertrupps rekrutiert, siehe SA 33ff., die ihresgleichen in die Schlachttransporte treiben, bis sie selber dran sind. Wie dieser Prozess konkret aussehen wird, ist offen, keiner hat eine Kristallkugel (siehe Aberglauben). KZs werden das vermutlich nicht sein. Die postmoderne Variante von Lagern besteht wohl eher in allmählicher sozialer Verelendung, Isolierung in Ghettos, lückenloser (digitaler) Kontrolle, Überwachung und rigider, auch anlassloser Bestrafung, sowie flächendeckender Sedierung durch Drogen, Alkohol, Idioten-TV, soziale Medien. Wie? Das hätten wir doch jetzt schon? Sorry, da hab ich wohl echt gepennt in meiner Blase.

Und die CDU profitiert davon, dass ihre Klientel die Brandmauer zunehmend als das erkennt, was sie real von Beginn war: Ein stinkender Haufen brauner Scheiße, der langsam in sich zusammensinkt und spätestens nach den Landtagswahlen in der Ostzone nächstes Jahr seinen Geist aufgibt. Bitte fragen Sie mich nicht, wie das aussehen soll, ein Haufen Scheiße, der seinen Geist aufgibt. Wir haben neue, ungekannte Verhältnisse, die gären, und was dabei hinten rauskommt, weiß der Zeitgeist allein.

Und wo bleibt das Rettende?

Hier? Am 16.12.25 findet die Demo eines zivilgesellschaftlichen Bündnisses statt: Hannover, An der Goseriede, 18 Uhr. Motto: „Es reicht nicht! Zusammen für mehr Geld & weniger Sorgen!“ Ich schätze, es werden ca. 1.000 bis 2.000 Menschen kommen. Zum Zahlenhintergrund:

In der Region Hannover (ca. 1,1 Mio. Einwohnerinnen) gibt es ca. 105.000 Empfänger*innen von Bürgergeld.

Zahlen für Grundsicherung im Alter für die Region Hannover gibt es nicht, es sind sicher über 10.000. In ganz Niedersachsen sind es 71.440.

Die Armutsquote in der Stadt Hannover (ca. 530.000 Einwohnerinnen) beträgt 22,4 Prozent, also ca. 120.000 Menschen.

Insgesamt sollten sich vom Motto der Demo „Es reicht nicht! Zusammen für mehr Geld & weniger Sorgen!“ mit Prekären, Niedriglöhnern, Scheinselbstständigen, Illegalen, Studierenden, etc. pp. sicher über 200.000 Menschen in der Stadt Hannover und über 400.000 in der Region direkt angesprochen fühlen.

Wer mit Sicherheit zufrieden sein kann über den Zuspruch der Demo am 16.12, egal wie er hoch sein wird, sind bürgerliche Medien, und die herrschende Klasse mit ihren kläffenden Hofhunden und Lakaien. Dient ihnen die Anwesenheit nur eines Bruchteils von Betroffenen doch als Ausweis einer flächendeckenden Zustimmung zu ihrer Politik der Ausplünderung.

Handwerklich gesehen eine saubere Arbeit. Chapeau.

20.11.2025 – Verbrechen gegen die Menschheit

Folgen des alliierten Luftangriffs auf Hannover am 14.12.1944. Bandelstr., Hannover-Südstadt, wenige Meter von meinem ehemaligen Zuhause. Aus privatem Nachlass.

 Der Luftangriff am 14.12 war ein ganz normaler, nicht zu vergleichen mit dem großen Angriff im Oktober 1943, bei dem über 1000 Menschen starben. An einem Tag wie jeder andere, irgendwann im Krieg. Die Luftangriffe waren kein Verbrechen gegen die Menschheit, sondern schreckliche Notwendigkeit im Kampf gegen den Faschismus. Verbrechen gegen die Menschheit gingen von deutschem Boden aus. Die Konsequenz daraus:

Heute vor 80 Jahren begannen die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse gegen Hauptverantwortliche des nationalsozialistischen Regimes. Basis der Anklage waren Verbrechen gegen die Menschheit. Und nicht gegen die Menschlichkeit, wie es fälschlicherweise überall heißt, auch wenn das der Begriff im Völkerecht ist. Dadurch wird Blödsinn aber nicht Wahrheit. Zitat Hanna Arendt:

…. als hätten es die Nazis lediglich an ‚Menschlichkeit‘ fehlen lassen, als sie Millionen in die Gaskammern schickten, wahrhaftig das Understatement des Jahrhunderts.“

Fehlende Menschlichkeit lassen heutzutage z. B. Vermieter erkennen, wenn sie Leute auf die Straße schmeißen, die die Wuchermiete nicht mehr zahlen können. Eine Sauerei, für die das Pack hinter Gitter gehört, ohne Frage. Aber mit Sicherheit keine Kategorie wie der Holocaust.

Eben wollte ich schreiben, sinngemäß: „ …. Und was hat die Menschheit aus Krieg, Faschismus und Holocaust gelernt?  .. „Menschheit“ hätte ich nicht geschrieben, ich neige nicht zu Pathos, dem großen Bruder des Kitsches. Ich hätte eher „Wir“ oder „Gesellschaft“ geschrieben. Ich wollte nur die begonnene Begrifflichkeit fortführen.

Aber in dem Moment, wo ich mit dem Satz begonnen hatte, wurde mir – neben dem Pathos – seine gewisse Hohlheit, Leere, rhetorische Floskelhaftigkeit klar. Was soll mensch darauf sagen, außer: „Nichts.“

Und da das hier kein Wort zum Sonntag oder die Ansprache irgendeines Grüßaugustes zum 1. September, 27. Januar oder 8. Mai ist, biege ich hier mal ab. Und erweise mich als Dienstleister.

Wussten Sie, liebe Leserinnen, aber auch die Leser dürfen hier mal die Lauscher aufstellen, dass Hamamelis, vulgo Zaubernuss, eine wahre Wunderwaffe ist im Kampf gegen Verfall, Unebenheiten, Entzündungen, etc. pp., von der Kopfhaut über Rasur-Blessuren bis zu Wunden, Pickel, Hämorrhoiden. Es wirkt entzündungshemmend, juckreizstillend, und adstringierend, was z. B. die Haut strafft!  

Also, kaufen, meine Damen. Sofort die perfekte Mischung mit anderen Ingredienzien bei mir bestellen und Sie sehen binnen kurzem um Jahre jünger aus. Ich bin das beste Beispiel dafür, sehe glatt drei Monate jünger aus als ich bin!

In echt, mal ohne Scheiß: Sie können Ihr teures Zeug von Dior, Chanel, Tom Ford oder YL in die Tonne kloppen. Wenn Sie sich auf Basis von Hamamelis eine Creme selber basteln, kostet Sie das nur einen Bruchteil, Sie wissen, was da drin ist, nur Öko, es macht obendrein Spaß und ist ein megacooles Weihnachtsgeschenk für Ihre lieben Hinterbliebenen.

Wieso ich ausgerechnet diesen Begriff benutzt habe statt „Daheimgebliebenen“ weiß Göttin allein…

18.11.2025 – Sozialer Sprengstoff und § 15 GG.

Grafik, zitiert nach Capital. Das besitzen die Deutschen an Vermögen laut Bundesbank. Durchschnittlich, das bedeutet eine starke statistische Verzerrung durch die Extrem-Ausreißer nach oben und unten, also vor allem durch die Superreichen, die den Durchschnitt nach oben verzerren. Aussagekräftiger ist der Median, der die Vermögen in genau zwei gleiche Hälften teilt. In der Praxis heißt das: Das Durchschnittsvermögen der Deutschen liegt 324.800 Euro pro Haushalt (Durchschnittliche Größe pro Haushalt: ca. 2 Personen). Der Medianhaushalt liegt bei 103.200 Euro. Das ist wesentlich realistischer zur Widerspiegelung der Mitte der Gesellschaft und der realen Verhältnisse. Wie grotesk aus dem Ruder gelaufen die Vermögensverteilung grundsätzlich ist, zeigen die Bilder oben: Die oberen 10 Prozent besitzen pro Haushalt durchschnittlich 1.742.000 Euro. Die untere Hälfte besitzt 19.100 Euro. Bei den 50 – 90 Prozent sind es 354.900 Euro pro Haushalt.

Vermögen meint: Immobilien, Fahrzeuge und Wertgegenstände, Betriebsvermögen, Spar- und Girokonten, Wertpapiere, Anlagen.

Interessant wird es, wenn wir in die Details zoomen. Das Vermögen der unteren Hälfte befindet sich zu 44 Prozent auf dem Girokonto, bei den oberen 10 Prozent nur zu 13 Prozent.

Bei der unteren Hälfte geht fast alles in den Konsum, ohne nennenswerte Rücklagen. Noch weiter ins Detail: Ca. 24 Prozent aller Haushalte haben keinerlei Rücklagen, jeder Notfall bedeutet sofort eine Katastrophe, jede Reparatur ist eine zu viel. Bei Alleinerziehenden, zu 90 Prozent Frauen, sind es über 40 Prozent,  die keine Rücklagen haben.

Interessant auch der Vermögens-Anteil der Immobilien bei den 50 – 90 Prozent, also der klassischen Mitte der Gesellschaft: Er beträgt 70 Prozent. Dahinter dürfte sich das klassische Einfamilienhäuschen verbergen, das Vermögen ist also „gebunden“. Heißt in der Praxis: Wenn einer der Beiden aus dem Zweipersonenhaushalt in eine Vollpflegesituation gerät, ist bei einem Pflege-Eigenanteil von über 2.600 Euro im Monat (in Hannover) bis zu 3.300 Euro z. B. in Viersen in NRW ganz schnell Ende im Vermögensgelände und der Gang zum Sozi vorprogrammiert.

Das weiß die Mitte der Gesellschaft im Normalfall natürlich auch und deshalb verbirgt sich hinter diesen ganzen Zahlen (sorry für die vielen Zahlen, aber dafür gibt es den Statistikschein als Voraussetzung für die weiteren Vorlesungen hier) genau das, was den Laden hier in die Luft fliegen lässt: Sozialer Sprengstoff.

Noch zwei kleine Zahlenschlenker: Bei der unteren Hälfte sind 18 Prozent des Vermögens von 19.100 Euro in Fahrzeugen und Wertgegenständen gebunden. Heißt: Eine abgerockte alte Karre, keine 4.000 Euro wert, die ums Verrecken nicht verrecken darf. Sonst ist nämlich selbst der beschissen bezahlte Job auf dem Lande flöten, weil der Unterschichtler dann nicht mehr mobil wäre. Auf dem Land existiert kein ÖPNV und die Neuanschaffung eines Autos ist noch weiter entfernt als ein Urlaub auf Malle, der früher zur Selbstverständlichkeit gehörte.

Das bedeuten diese Zahlen, mit gesellschaftlicher Realität gefüllt.

Kein Wunder, dass allenthalben Gebrüll, Geschrei, Getobe herrscht. Und das ist erst der Anfang.

Einen Zoom in die Details der oberen 10 Prozent schenke ich mir, Ihnen wird vermutlich jetzt schon der Schädel brummen. Nur so viel, denn in irgendeine Conclusio sollte das Ganze hier schon münden, es sei an den § 15 GG erinnert, Zitat: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. … „

Zum Beispiel, wenn es um den Erhalt der demokratischen Ordnung in der Gesellschaft ginge….

Es geht bei politischen Forderungen für eine gerechtere Vermögensverteilung, für eine gerechtere Gesellschaft nicht gegen einfache Millionäre, ob die eine Vermögensabgabe von ein oder zwei Prozent zahlen sollen, ist mir wumpe. Es geht gegen die Superreichen, jenseits der 30 Millionen. Soviel Geld braucht kein Mensch.

17.11.2025 – Friede auf Erden

Irgendwo ankommen. Ich hege da keine großen Ansprüche, außer 24 Stunden am Tag Sonne, 23 Grad warmes Meer, herrliche, einsame Strände, mit einer excellenten, unglaublich günstigen Taverne, wundervolle Panoramen beim Wandern, kein W-Lan, keine Breaking News. Und vor mir die kostbarste Währung, die es gibt: Zeit.  Das würde mir reichen. Erstmal. Am Strand könnte ich mir ja weitergehende Wünsche überlegen.

Na ja, was soll’s. Kann man nix machen. Wenden wir uns also widerwillig dem real existierenden Faschismus zu. Der speist sich ja neben den ökonomischen und sozialen Voraussetzungen wie kapitalistischen Krisen mit nachfolgender sozialer Verelendung vor allem aus drei psychischen Kraftquellen: Angst, Hass, Erregung. Ein „wunderschönes“ praktisches Beispiel lässt sich hier nachlesen, leider hinter Bezahlschranke. Der Streamer Nicholas Fuentes, Anhänger der Trumpschen Maga-Bewegung, dem die allerdings mittlerweile zu lasch ist. Auf X erhalten seine Posts bis zu 100 Millionen Aufrufe. Zum Vergleich: Diesen Blog hier hat pro Monat ca. 130.000 Visits und bis zu 500.000 Page Impressions. Immerhin und ich freue mich natürlich darüber, mit Dank an alle Leser*innen, aber die Relationen sind eindeutig. Zitate aus dem Artikel: „ … Nick Fuentes will den »arischen Endsieg«. Er fordert die Todesstrafe für »perfide Juden«. Er sagt, »Frauen sollten ihren verdammten Mund halten und Schwarze größtenteils ins Gefängnis«. …. »Ich bin ein Frauenhasser«, bekannte er stolz und behauptet, viele Frauen wollten vergewaltigt werden. Hitler finde er »richtig fucking cool«. Das »organisierte Judentum« sei ein riesiges Problem.“

Noch sind derartige Ansichten in der republikanischen Partei umstritten. Realistisch dürfte sein, dass Fuentes einen Ausblick auf die MAGA-Bewegung nach Trump gibt. Die Geister, die Trump und seinesgleichen riefen, waren sie entweder selber, oder diese werden sich weigern, wieder in der Flasche zu verschwinden. Vielmehr werden sie allen „liberalen“, also lediglich halbfaschistischen Weicheiern an die Gurgel gehen, wenn ihnen erst der Sprung von der kulturellen Hegemonie in die Institutionen gelungen ist.

Diese verbale Brachialrhetorik ist das Produkt der jahrelangen Erregungssteigerung in Worten und mittlerweile auch in Taten von Trump und seinen Anhänger*innen. Manche, wie Marjorie Taylor Greene, merken, was sie da angerichtet haben. Wie das für sie ausgeht, bleibt abzuwarten. Gutes ist da nicht zu erwarten.

Und da diese Art der Rhetorik kaum noch zu steigern ist, das faschistische Erregungslevel aber immer hochgehalten werden muss, vergleichbar mit Alkohol- und Drogensucht, zeichnet sich am Horizont der Umschlag der verbalen in konkrete, praktische Erregung ab. Vor der Küste Venezuelas ankert eine US-Flotte mit dem größten Flugzeugträger der Erde. Krieg liegt in der Luft, die Climax der Erregung. Im Gegensatz zur sexuellen Erregung gibt es allerdings in der psychosozialen des Faschismus nie eine Entladung, Ermattung. Um die Leute bei der Stange (ein fauler Wortwitz, zugeben) zu halten, ist eine ständige Steigerung notwendig. Flood the zone with shit, das ist die Strategie. Und wenn die armen Venezolaner*innen am Strand an den Horizont schauen, haben sie das, was dabei konkret rauskommt, direkt vor Augen, einen Flugzeugträger mit 90 Kampfflugzeugen und Hubschraubern. Ob die Napalm, siehe Vietnam, an Bord haben, weiß ich nicht. Aber wenn der Kapitalismus den Imperialismus als Krisenlösung wählt, ist der Faschismus nicht weit.

Was bleibt, sind zwei Fragen: Ist der günstigste Zeitpunkt für den imperialistischen Angriff der Amis auf Venezuela die Weihnachtszeit, gemäß dem christlichen Motto: Friede auf Erden? Und wann sitze ich wieder auf einem Schiff wie oben?

16.11.2025 – Es sind nicht nur die realen Verhältnisse, die die demokratische Stabilität bedrohen, es ist natürlich bereits die Angst vor deren Veränderung.

Eisenhüttenstadt.    

Unlängst im Zentralorgan der Bräsigkeit, der HAZ: „ … Eine Politik, die zentrale Industrien (wie die Stahlindustrie, d. A.) aufgibt, schwächt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die demokratische Stabilität…“

Betroffen davon wären etwa Duisburg, Bremen, Eisenhüttenstadt, das Saarland. Dieser Konjunktiv insinuiert, dass in den beschriebenen Regionen Stand Heute alles noch im demokratischen Stabilitätslot wäre, weil ja die Stahlindustrien noch vor Ort vorhanden sind. Das ist brandgefährlicher Unfug. Es sind nicht nur die realen Verhältnisse, die die demokratische Stabilität bedrohen, es ist natürlich bereits die Angst vor deren Veränderung.

Eisenhüttenstadt, Eko-Stahl Denkmal. Eko-Stahl, früher „Eisenhüttenkombinat J. W. Stalin“, hatte als größter Stahlproduzent der DDR ca. 16.000 Beschäftigte. 1994 wurde Eko-Stahl privatisiert und nachdem der Konzern Arcelor-Mittal das Unternehmen 2002 übernommen hatte, sind dort noch ca. 2.500 Menschen in „Lohn und Brot“, so der Sprachduktus der zuständigen Gewerkschaft IG Metall. Ohne staatliche Interventionen/Subventionen wird dieser Standort irgendwann „abgewickelt“ werden und die Kolleg*innen werden „auf der Straße stehen“ (IG Metall O-Ton. Das erzeugt Bilder von 1932, die mit der heutigen Realität nichts mehr zu tun haben). Wenn sie es denn mal täten, auf der Straße stehen, mit Demos und roten Fahnen, und vielleicht ein paar Banken demolieren würden. Tun sie aber nicht, sie bleiben frustriert allein zu Hause, vor Glotze, Handy, PC, mit Chips, Bier, Tiko-Pizza. Und wählen AfD.

Erst dann? Wenn das Kind in den braunen Brunnen gefallen ist? Keineswegs. Bereits 2024 wählten bei der Kommunalwahl 32,7 % in Eisenhüttenstadt AfD. Mit weitem Abstand stärkste Partei. 2014 waren es noch 9,5 Prozent. Heute wären es sicher an die 40 % und ich überlasse es ihrer Phantasie, sich vorzustellen, wie viel über 50 % es wären, würde das Stahlwerk dichtmachen.

Ähnliches tief im Westen, Duisburg. Bei der Stadtratswahl September 2025 erreichte die AfD hier über 21 Prozent der Stimmen, mehr als doppelt so viel wie 2020. Duisburg ist bis heute das bedeutendste Zentrum der Stahlindustrie in Mitteleuropa. Wenn dieser Standort „abgewickelt“ wird und die Kumpels „auf der Straße stehen“ …. usw. usf. siehe oben.

Es sind eben nicht nur die realen Verhältnisse, die die demokratische Stabilität bedrohen, es ist natürlich bereits die Angst vor deren Veränderung.

Die Angst der Kolleginnen und Kumpels vor dem sozialen Absturz ist real. Vielen würde im Fall von Arbeitslosigkeit in diesen strukturschwachen Regionen nach 12 Monaten Arbeitslosengeld (Ausnahme über 50: 24 Monate) der Fall ins Bodenlose des Bürgergeldes drohen, inklusive des Verlustes ihrer paar Spargroschen. Von nachfolgender Wohnungslosigkeit auf Grund der massiven Verschärfungen bei den KdU, Kosten der Unterkunft, gar nicht zu reden.

Die bisherige Karenzzeit, in der Schonvermögen nicht angerechnet wird, entfällt ab 2026. Danach bleiben über 50jährigen maximal 15.000 Euro Schonvermögen. Wenn ich mich 30 Jahre am Hochofen kaputt gebuckelt hätte und mir für später, die Rente, die ich sowieso bei der Maloche kaum erreichen würde, 150.000 angespart hätte, und die Sozis, die diese Agenda zu verantworten haben, mir das rauben würden, wüsste ich was zu tun wäre. Nämlich sämtliche nahegelegenen SPD-Parteizentralen in den nächsten Hochofen verklappen …

Die USPD, UnSozialdemokratische Partei Deutschlands, hat sich mit der aktuellen „Reform“ des Bürgergeldes endgültig von ihren Wurzeln als Partei der „Kleinen Leute“, als Kümmerer, gekappt. Das ist ihr Untergang und es gibt niemanden in der Partei, die oder der in der Lage oder Willens wäre, das zu ändern. Das Führungspersonal, allen voran der unerträgliche Opportunist Klingbeil, ist komplett „Schrödersozialisiert“. Heißt: Ihre Karrieren wurden von dem neoliberalen Zeitgeist der Schröder-Blair-Sozialdemokratie geprägt und befördert. Warum sollten sie dieses für sie erfolgreiche ideologische Rüstzeug ablegen?

Kreativität hat mit 25 ihren Höhepunkt, nimmt danach ab, und Ideologie, Mentalitäten, psychosoziale Prägungsprozesse sind da längst final entwickelt. Ich ändere doch meine Ansichten und Überzeugungen auch nicht mehr. Und halte mir zu Gute, wenigstens noch welche zu haben. Das Einzige, was das sozialdemokratische Personal von Heute noch hat, ist ein rotlackiertes Mäntelchen, das es in jeden Wind hält, egal woher er weht.

14.11.2025 – Coaching zur Jobsuche. Und: Hitler hatte einen Mikropenis!

Neulich irgendwo in Deutschland

Sie, liebe Leserinnen, werden verstehen, dass ich bei derlei Anblicken, die sich häufen, nicht obendrein noch Lust habe, mich in diesem Blog über die Schlechtigkeiten der Welt auszulassen, alles Negative nach oben zu kehren und den Verfall der Sitten zu beschreiben. Ich bin auch so schon Misanthrop genug. Fokussieren (!) wir (!!) uns heute also auf Service, Dienstleistungen, Ratgeber. Heute: Coaching zur Jobsuche.

Falls Sie, liebe unglückliche Leserin, gerade auf Jobsuche sind und damit im Normalfall ein Vorstellungsgespräch vor sich haben, können Sie sich gerne von mir coachen lassen. Ich besitze umfangreiche Erfahrungen aus zahlreichen Branchen und auf diversen Ebenen bis hin zur Geschäftsführung. Basics in meinen Augen sind eine gewisse Offenheit (nicht zu verwechseln mit Ehrlichkeit. Ehrlich währt zwar am längsten. Aber im Original heißt es: Ewig währt am längsten. Und nicht: Erich hat den längsten.). Und Leidenschaft. Sie müssen für den neuen Job brennen! Ein Beispiel für Offenheit und Leidenschaft ist der folgende fiktive, aber zielführende Dialog im Vorstellungsgespräch:

„Warum wollen Sie diesen Job?“ „Ich hatte schon immer ein leidenschaftliches Interesse daran, meine Wohnung nicht zu verlieren und mich nicht zu Tode zu hungern.“

Weiters ist extreme Hartnäckigkeit im Verfolgen der beruflichen Ziele heutzutage Grundvoraussetzung für den Marsch nach oben. Auch hier wieder unser beliebtes Dialogbespiel:

„Ihre Stärken?“ „Ich bin sehr hartnäckig.“ „Wir melden uns.“ „Ich warte hier!“

 Natürlich werden Sie auch nach ihrem letzten Job gefragt. Sie müssen nicht erzählen, dass Sie Betriebsrat waren und Ihr Daueralkoholkonsum schließlich zur Entlassung führte. Folgende Variante reicht völlig aus:

– Warum haben sie ihre letzte Stelle verloren? – Die Firma ist umgezogen. – Wohin? – Das haben sie mir nicht gesagt.

Gefragt sind heutzutage gerade in Führungspositionen Allgemeinbildung, Selbstsicherheit und Humor. Ideal für Sie daher folgende Antwort:

Chef: „Erzählen Sie mir ein bisschen was über sich.“ – „Sich ist ein Reflexivpronomen, das sowohl im Akkusativ als auch im Dativ verwendet werden kann.“

Am liebsten sind mir allerdings in meinem Job als Coach Kundinnen, die ein distanziertes Verhältnis zur Erwerbsarbeit haben. Grundsätzlich halte ich Erwerbsarbeit für überbewertet und habe auf diese Variante der Verschlimmerung des Alltags nur zurückgegriffen, weil ich mir meinen Geschmack in vielen Bereichen des Lebens nicht leisten kann. Frieda Normalverbraucherin macht sich ja keine Vorstellung, was mittlerweile ein Vintage-Champagner in einem Sternerestaurant kostet. Was uns zum letzten Dialogbeispiel führt, in dem es um Jobvermeidung geht:

„Was bringen Sie unserem Unternehmen mit?“ „Restalkohol.“

Wobei ich als Chef bei der Antwort die betreffende Person sofort eingestellt hätte. So jemand ist mit seiner Schlagfertigkeit eine Perle für das Betriebsklima, sorgt stets für ein angenehmes und lockeres Betriebsklima.

Im nächsten Beitrag aber wieder normal. Echt jetzt. Es wird wieder radikal antifaschistisch. Das ist das oberste Gebot der Stunde. Ich werde mich in mehreren Blogbeiträgen darüber auslassen, dass Hitler nach neusten Erkenntnissen einen Mikropenis hatte! . Es kommt eben doch auf die Größe an! Sorry, Jungs ….

12.11.2025 – 11.11, 11.11 Uhr, nachtragend

Am 11.11, 11.11 Uhr, feierte ich wie jedes Jahr den Karnevalsbeginn.

Ich setzte mir eine lustige Maske auf, klemmte mir ein Furzkissen unter die Achsel und begab mich unter das Volk. Es war überaus närrisch. Ich hielt eine Büttenrede über das derzeitige Bundeskabinett, sie geht ungefähr so:

Holde Närrinnen und Narrhalesen!

Heut kehr ich aus mit eisernem Besen.

Bundesministerin Reiche ist mir echt nicht ganz geheuer,

für die, da bräucht es eine Reiche-Steuer.

Doch, liebe Närrinnen und Narrhalesen, wisst Ihr was?

Viel schlimmer noch ist Bärbel Bas!

Am schlimmsten ist der Patrick Schnieder.

Sein Anblick drückt mich ehrlich nieder.

Aber leider, leider, leider,

gibt’s da noch Carsten Schneider.

Den kennt bloß weiter keiner.

Das teilt er sich mit Alois Rainer.

Etwas abgefahr’n,

ist dafür Alabali Radovan.

Hingegen löst bei mir sich gleich ein Schrei,

seh ich von Ferne nur den Thorsten Frei.

Ganz grauenhaft ist Larsens Klingebeil,

Er setzte immer voll auf Sieg. Heil

War sein Vorgänger im Job.

Auch so ein grauenhafter Flop.

Nur über einen gibt’s an dieser Stelle keinen Scherz

Das ist der Bundeskanzler Friedrich …

Tusch, Narhalla Marsch, und Abgang durch die Mitte nach Rechtsaußen.  

Wenn Sie, liebe Leserinnen, die Rede für Ihre Zusammenhänge verwenden wollen, zum Beispiel bei einem CDU-Reichsparteitag, freue ich mich über eine kleine Spende. Wenn Sie einen gregorianischen Singsang anwenden, nach jeder vierten Zeile ein „Yo“ ausstoßen, mit beiden Händen die Pommesgabel bilden und dabei mit beiden Armen vor sich her wedeln, als ob Sie vom Rinderwahn befallen seien, können Sie das auch als Rap verkaufen. Rappen für Deppen.

Ende mit Frohsinn. Ab Morgen wieder Normal-Wahnsinn.

10.11.2025 – Der revolutionäre Flügel der CDU

Denkmal Matrose, Novemberrevolution 1918, auf dem Berliner Friedhof der Märzgefallenen. Bei der Gedenkfeier am 9.11.2025 an die Gefallenen der beiden gescheiterten Revolutionen von 1848 und 1918. Eine durchaus anrührende Feier. Bei der wir uns allerdings den Arsch abfroren und nur Dank gereichter Suppe und Tee überlebten.

Jede Menge Kränze, mehr als Teilnehmerinnen, ca. 30, davon die Hälfte Beschäftigte der Gedenkstätte, Rednerinnen und Vertreter aus Politik und Gewerkschaften. Jede Menge Revolutionäres schwebte über den Gräbern und Erinnerungen an den heroischen Kampf der Vorhaut der Arbeiterklasse, siehe Inschrift oben. Was, die Kundigen der Geschichte der Revolution wissen das, ein leninistisches Konzept von Revolution ist, nachdem nur eine kleine Elite, die Avantgarde der Arbeiterklasse, fähig ist, eine Revolution durchzuführen, unter Anleitung der breiten Massen, die dazu zu blöd sind. Was bei Lenin anders formuliert wird.

Was mich als Niedersachsen aber echt umhaute, war der Kranz der Berliner CDU da, von denen auch ein Vertreter anwesend war. Dass der Berliner Wegenerflügel der CDU etwas anders tickt als der Rest dieser Ansammlung von reaktionären Nationalherrenreiter, ist bekannt. Aber revolutionär? Militant und radikal, gegen Staat und Kapital? Macht aus dem Staat Gurkensalat? Müssen wir uns Wegener und Genossinnen demnächst auf den brennenden Barrikaden in Kreuzberg vorstellen? Dann aber bitte nicht in meinem Kiez. Ich möchte meine Ruhe haben. Diese Gedenkfeier hat mich eh schon in tiefe Zweifel am Gang der Geschichte gestürzt.

Auf der Rückfahrt mit der M 5 grübelten wir darüber nach, wieso Matrosen eine so zentrale Rolle bei Revolutionen spielten. Es sei nur an den Panzerkreuzer Aurora erinnert, der 1917 den Startschuss im wahrsten Sinne zur siegreichen russischen Oktoberrevolution gab. Von Panzerkreuzer Potemkin 1905 ganz zu schweigen. Immer wieder Matrosen. Hm….

09.11.2025 – 9. November

Gestern, am 8. November, dem Jahrestag des gescheiterten Attentat von Georg Elser auf Hitler und dem Vorabend des Jahrestages der Judenpogrome, vor meiner Haustür eine der unzähligen antisemitischen Demos des Berliner Mobs. Vorneweg Behinderte und Frauen, die ja bekannterweise in der migrantischen Neuköllner Community tonangebend, vorneweg dominant sind. Man ! könnte fast vom Neuköllner Matriarchat sprechen… Wie peinlich und entblödend dieser Anblick oben ist, wird der sofort auf den ersten Blick sehen, der die Shishabars in der Sonnenallee in Neukölln entlang flaniert und die Frauen zählt, die dort draußen, bei den Männern sitzen. Die Zahl dürfte sich im nullstelligen Bereich bewegen.

Gruseliger noch dieser Anblick. Mittendrin ein Plakat: Juden gegen Genozid. Sowas hab ich bisher hier noch nicht gesehen und ich hab auf dem Sektor schon jede Menge Irrsinn gesehen. Ich weiß natürlich nicht, ob der Mann wirklich Jude ist. Die Religionszugehörigkeit sieht man Menschen nicht an der Nase an. Ich weiß auch nicht, ob der gute Mann sich im klaren darüber ist, dass es sich Israel nicht leisten kann, einen Krieg zu verlieren. Dann würden die Armeen der Hölle alle Juden ins Mittelmeer treiben oder schlimmeres, siehe Hamas am 7. Oktober. Unterschiedslos alle, auch die Juden gegen den Genozid.

Es gerät sehr viel in Vergessenheit. Kriegen Sie, liebe Leserinnen, noch alle Gedenktage des 9. November zusammen? Judenpogrome, Fall der Mauer, Novemberrevolutionsversuch 1918, Hitlerputsch 1923, Erschiessung Robert Blum 1848 und damit Scheitern der bürgerlichen Revolution …. hab ich was vergessen? Jedenfalls ist das eine unselige Aneinanderreihung von gescheiterten Emanzipationsversuchen bis hin zu Ausgeburten der Hölle. Das Wetter passt gerade dazu, trübe und kalt. Wir wollen jetzt zum Friedhof der Märzgefallenen, wo eine Führung zur gescheiterten Novemberrevolution stattfindet. Wahrscheinlich werde ich mir bei dem Wetter da den Tod holen. Was ich dann umgehend hier vermelden würde. Bis dahin wünsche ich trübes Gedenken.