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03.10.2024 – Wir feiern die Einheit!

Stadtmagazin Schädelspalter, Hannover, 13. August 1992. 8.30 Uhr SCHUPPEN 68 Sternfahrt, um das Rad der Geschichte wieder zurückzudrehen. Wenn die Mauer wieder steht gibt es Freibier und Erbsensuppe.

Diese Aktion ist in jeder Hinsicht so grandios, so makellos, so brillant, von so messerscharfer Analysepräzision und hellseherischer Weitsicht, dass ich vor dem Initiator verehrend das Knie neigen würde, wäre ich der nicht selbst gewesen. Diese kompromisslose politische und ästhetische (wann hätten jemals Sackkarren, Freibier und Erbsensuppe in der zeitgenössischen Kunst eine Rolle gespielt, obwohl sie konstituierend für den Alltag von Millionen BRD-Insassen stehen?!)  Radikalität ist ein Grund dafür, warum der Kunst- und Politikbetrieb in der BRD mich niemals hat hochkommen lassen. Ok, Faulheit, mangelndes Talent, keine Zeit, kein Geld und Desinteresse mögen auch eine Rolle gespielt haben, aber anhören tut sich diese Opferrolle schon gut.

Die Mainstream-Rede von einer deutschen Einheit war damals Quatsch und sie ist heute noch viel Quätscher. Der Handlungsauftrag zur Herstellung gleichwertiger nationaler Lebensverhältnisse in der BRD resultiert aus § 72 GG . Ein Blick in die Wirklichkeit jenseits von Paragrafen zeigt: Die Lebensverhältnisse in der BRD sind so ungleichwertig wie nie zuvor. Immer mehr Obdachlose, Menschen, die in Mülltonnen wühlen, die Suppenküchen aufsuchen müssen, während sich immer mehr vollkommen leistungsunwillige, faule, nie einer Arbeit nachgehende Milliardenerben in obszönem Reichtum suhlen. Mir ist es dabei scheißegal, ob das in Niedersachsen, Berlin oder Thüringen stattfindet. Es findet statt und genau das ist das Problem im Kapitalismus.  Und nicht irgendwelche Uneinheitlichkeiten zwischen Leipzigern oder Hannoveranern, Friesinnen oder Mecklenburgerinnen, Sachsen oder Bayern. Ohne Kohle ist es überall Scheiße.

Dieses salbungsvollen Reichseinheizgequatsche dient nur dazu, den Mob mit Nationalgeist abzufüllen, damit er die wahren Ursachen der Probleme in unserer Gesellschaft nicht erkennt und schon gar nicht nach fortschrittlichen, demokratischen Lösungen sucht. Lieber auf Asylanten rumhacken.

Natürlich bin ich nach wie vor dafür, die Mauer wieder hochzuziehen, aber ich bin auch dafür, eine Mauer um Nazikieze in Dortmund zu ziehen, den antisemitischen Mob aus Neukölln einzumauern. Wir brauchen mehr Mauern! Schafft ein, zwei viele Mauern. Mauer to the People! Niemand hat die Absicht, keine Mauer zu bauen!

Dieses naive Anti-Mauern Gerede geht mir ehrlich gesagt auf den Keks. Keine Zivilisation ohne Mauern. Oder was glauben Sie, was Ihr Haus aufrechterhält? Spucke und Grundgesetz-Paragrafen? Nein, Mauern!

P. S.: Für die Älteren charmant die Zeitreise auf dem Auszug oben: Das literarische Quartett mit Reich-Ranicki, Löffler und Karasek… etc….

02.10.2024 – Mitgefühl mit allen Opfern müsste möglich sein.

Das einzig Positive an diesem nasskalten Wetter: Die jetzt erblühten Rosen halten wesentlich länger. Ansonsten wenig Positives. Im Folgenden ein „schönes“ Beispiel dafür, warum ich mit der hiesigen antisemitischen „Linken“fraktion und den ins gleiche Horn tutenden linksliberalen Kulturbolschewisten nichts mehr zu tun haben möchte. Antisemitismus ist leider nicht heilbar. Der Fall:

Weil die Clubbetreiber des linksalternativen Berliner Technoklubs „About Blank“ nicht einseitig Partei gegen Israel ergreifen, bekommen sie immer wieder Hass und Aggression zu spüren. Seit dem Überfall der Hamas-Faschisten auf Israel vor einem Jahr gibt es Schmierereien, Fäkalienwürfen und Attacken mit Buttersäure von Seiten der Berliner Pro-Palästina Szene. Auch andere linke Veranstaltungsorte sind seit Monaten solchen Angriffen ausgesetzt, weil sie sich im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts vermeintlich falsch positionieren. Das zehnköpfige Kollektiv der Clubbetreiberinnen betont, der Nahost-Konflikt und seine Geschichte seien zu komplex, „um eindeutig und plakativ Partei zu ergreifen“. Daher habe man es immer unterlassen, Israel einseitig zu verurteilen. Mitgefühl mit allen Opfern müsste möglich sein.

Dieses Statement des Clubs ist intellektuell strukturiert, ethisch redlich, konstruktiv und besitzt das, was den Pro-Palästina-Faschisten vollständig abgeht: Empathie. Abstoßendes Beispiel für diesen Mangel:

Nach dem Raketenangriff letzte Nacht auf Israel Jubel und „Allahu akbar“-Rufe bei propalästinensischer Demo in Berlin.

Gäbe es eine Göttin, hätte sich angesichts dieses Frevels der Himmel aufgetan, es hätte Feuer und Schwefel geregnet und diese Sünder vom Antlitz der Erde getilgt. Das hat nicht stattgefunden, was insofern ein ex negativo Beweis für die Nichtexistenz einer Göttin ist.

Mittlerweile müsste auch dem dümmsten Anti-Imperialisten klar sein, dass er da mit Faschisten marschiert, wenn er sich solchen Zügen mit Palästinaflaggen anschließt. Die Tatsache, dass da offensichtlich unverdrossen weiterhin Kumpanei gepflegt wird, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Antisemitismus keine politische Einstellung ist, sondern ein Wahn, unheilbar. Außerdem ist er hierzulande ein Verbrechen und da muss der Staat sofort, zu jeder Gelegenheit proaktiv reinkärchern. Sorry, das ist empathielos. Ich meine natürlich, Wasser werfen, wie im Demo-Fall letzte Nacht.

Bezeichnend: Die Demos letzte Nacht fanden am Kotti und am Leopoldplatz im Wedding statt, beides soziale Brennpunkte, Armut, Prekarität, keine soziale Durchmischung, Drogenschwerpunkte. Idealer Nährboden für Faschismus.

Diese Probleme müssen Ziel und Auftrag staatlichen Handelns sein. Die Bedrohung der Demokratie findet von innen heraus statt, unter anderem durch nichtintegrierte Migrant*innen der dritten oder vierten Generation mit islamischem Hintergrund. Die derzeitigen Grenzkontrollen gegen eine vermeintliche „Asylantenflut“ sind nutzlos, kontraproduktiv und eine populistische Bankrotterklärung.

Und wo bleibt das Positive? Ich brauche im Garten nicht zu gießen.

Im Übrigen ist zu überlegen, ob das öffentliche Zeigen der palästinensischen Flagge angesichts der obwaltenden Umstände und Entwicklungen nicht strafbar wird im Sinne des § 86a StGB, der das Zeigen von Kennzeichen, Flaggen verfassungswidriger oder terroristischer Organisationen verbietet . Mir gruselt bei der Vorstellung, was am 7.10 auf unseren Straßen abgehen wird. Der Jahrestag des Überfalls…

01.10.2024 – Immer mit einem Hoffnungsaspekt enden

Mit ein paar Handgriffen die Realität verändert, eine andere Perspektive. Ich habe bei der Dschungel-Installation, der Simulation ursprünglicher Natur, auf meiner Veranda zwei, drei Sonnenblumen einfach aus der Sonne in Richtung Verandatür gedreht und Clematis- und Weinranken in Augenhöhe an der Tür verknüpft. Die Natur versperrt mir den Austritt, ich muss mich bücken und Blumen beiseite drücken. Die im Wind schwankenden Sonnenblumen haben was von einem gefräßigen Tier, das lauernd begierig das Blüten-Maul öffnet. Wo vorher der Anblick ein heiterer war, ist er jetzt, nach wenigen Handgriffen, ein beengender, fast bedrohlich.

Es braucht nicht viel, um die Realität zu verändern, einen Perspektivwechsel herzustellen. Gestern Morgen hat es zwei Stunden gebraucht, bis die Realität mich überholte. Hatte ich am frühen Morgen hier im Blog noch darüber spekuliert, dass nach Trumps Verbaldrohung mit massenhafter Abschiebung von Ausländern irgendwann die Drohung mit Mord und Totschlag erfolgen würde, so toppte der Meister des alltäglichen Irrsinns mich locker zwei Stunden später, Zitat Spiegel: „So sei der Umgang mit Ladendieben und anderen Kriminellen zu lasch. Es brauche »nur einen gewalttätigen Tag« oder gar nur eine Stunde, um das zu ändern. »Eine brutale Stunde – und ich meine wirklich brutal – und es spricht sich herum«, so Trump. Die Kriminalität werde dann »augenblicklich aufhören«. Konkret sprach Trump davon, dass Polizistinnen und Polizisten freier und brutaler zuschlagen sollten.“

Also ein Aufruf zu rechtsfreier Lynchjustiz. Das hatte wir schon mal, vor 91 Jahren. Da kann der Ami mal von uns lernen. Görings Polizeierlass vom 17. Februar 1933,   ein paar Tage nach der, mit Unterstützung konservativer Kräfte wie der DNVP, demokratisch erfolgten Machtübernahme der Nazis, Zitat: „…. Gegen kommunistische Terrorakte und Überfälle ist mit aller Strenge vorzugehen und, wenn nötig rücksichtslos von der Waffe Gebrauch zu machen. Polizeibeamte, die in Ausübung dieser Pflichten von der Schusswaffe Gebrauch machen, werden ohne Rücksicht auf die Folgen des Schusswaffengebrauches von mir gedeckt …. „

Kommunisten und Kriminelle, das dürfte in den Augen von Frieda Normalverbraucherin und anderen Alltagsfaschisten bei uns auf das Gleiche rauslaufen. Hauptsache, erstmal Rübe ab. Das Interessante an Trumps rasender Radikalisierungsspirale ist die Akzentverschiebung, eine zusätzliche Steigerung und Drohung. Waren erst noch die Ausländer der imaginierte Volksfeind, geht es jetzt gegen rassereine Volksgenossen, die sich offensichtlich nicht am Riemen reißen, nämlich Ladendiebe. Also kleinkrimineller Volkssport, den ich persönlich als Notwehr und Überlebensstrategie bezeichnen würde.

Erst die Juden und die Ausländer, dann die Kommunisten, dann Kleinkriminelle, und was als nächstes folgt, ist völlig klar und sollte den Millionen prekären Naziwählerinnen in den sozialen Brennpunkten zu denken geben, wenn sie es denn könnten: Dann geht es gegen die asozialen, arbeitsscheuen Arbeitslosen. Schwarzer Winkel ans Revers, ins Lager, zwangssterilisieren. Siehe Aktion Arbeitsscheu 1938.

Wir werden gerade Augen-, Zeitzeugen eines globalen Faschisierungsprozesses nach historischen Mustern und Gesetzmäßigkeiten, der erst in Zeitlupe ablief und jetzt Fahrt aufnimmt.

Eine positive Seite hat Faschismus ja, aus Sicht der Hardcore-Ökolinskis. Da dessen Radikalisierungs- und Vernichtungswahn nie ein Ende findet, vor niemandem Halt macht – es sei denn, der Faschismus wird gewaltsam zerschlagen – ist am Ende niemand mehr übrig, Und der gepeinigte Globus kann sich ne Runde erholen, bevor es wieder von vorne losgeht.

Immer mit einem Hoffnungsaspekt enden. Das kriegen Sie in jedem Predigerseminar in der ersten Sitzung beigebracht.

30.09.2024 – Niemand hat die Absicht, eine Brandmauer zu errichten

Jede Menge Mauern. Die Mauer, dutzendfach durch Niedersachsen gereist, in unterschiedlichen Konstellationen und zu diversen Anlässen, ist vermutlich die Installation, die am stärksten an mir klebt vom Nimbus her. Schade eigentlich, weil ich wesentlich bessere, originellere Sachen gemacht habe. Aber der Wurm muss dem Fisch, nicht dem Angler schmecken. Nun also Brandmauern, nach jeder Nazi-Wahl besonders von konservativer Seite in verdächtig panischer Weise hochgezogen. Psychologisch verständlich, fühlten sich doch die Schwarzen bei der Lüge ertappt. Hatten sie doch niemals die Absicht, eine Brandmauer zu errichten zu den Braunen. Deshalb müssen sie natürlich reflexhaft proaktiv lügen, in einer Art Schuldabwehr, dem Rest von schlechtem Gewissen, das sie noch haben. Und weil es sich taktisch vor der Bundestagswahl 2025 noch nicht geziemt, die Brandmauer auch verbal komplett einzureißen. Dafür gäbe es von den liberalbürgerlichen Medien wie Spiegel, Zeit, DLF etc. zu viel Prügel. Dabei wusste doch schon der große Existentialphilosoph Heino: Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich. Im EU-Parlament, wo die Konservativen und die Faschisten die Mehrheit haben, machen sie bereits jetzt gemeinsame Sache.

Die Konsequenz nach den Landtagswahlen im Osten und der Österreichwahl gestern ist für die Bürgerlichen (bis ins liberalrotgrüne Lager hinein): Schwarz raus, braun rein. Den Rechten hinterherhecheln, die Politik so gestalten, dass sie vom Original-Nazi nicht mehr zu unterscheiden ist.

Wie kann man sich die Verbalgewalt-Spirale vorstellen, die sich auch bei uns entwickeln kann? Von den USA lernen, heißt siegen lernen. Steht vielleicht schon als Claim für den Wahlkampf in den einschlägigen hiesigen Campagnenbüros. In der Praxis sieht das so aus: Trump hetzt gegen Migranten als „Invasion von Verbrechern aus anderen Ländern, die aus Gefängnissen und Irrenhäusern kämen und in den USA unschuldige Menschen überfielen und töteten. Das sind keine Menschen, das sind Tiere. Wir werden die Plünderung, die Vergewaltigung, das Abschlachten und die Zerstörung unserer amerikanischen Vorstädte, Städte und Gemeinden stoppen.“

Noch mit Abschiebung, demnächst mit Mord und Totschlag. Da sich derart faschistische Hetze nur in Erfolg münzen kann, wenn sie sich in einer Art Raserei ständig radikalisiert, steigert, wäre hier die nächste Stufe der – mühselig verklausulierte – Aufruf zum Mord an Migranten.

Was war noch bei der Nazi-Wahl in Österreich los? Die Grünen müssen für die Flutkatastrophe dankbar sein. Wenn die nicht gewesen wäre, wären sie aus dem Ösi-Parlament geflogen. So haben sie nur mehr als ein Drittel ihrer Stimmen verloren. Fakt ist aber, dass das Klima kein Schwein interessiert, selbst wenn eben gerade große Teile Europas, direkt vor der Haustür, im eigenen Keller, abgesoffen sind. Nennenswerte Erfolge erzielten neben den Nazis der FPÖ nur die Bierpartei und die Kommunistische Partei, die ihre Stimmenanteile vervielfacht haben. Früher hätte mich sowas gefreut, heute reicht’s nur für ein Axelzucken.

Wir aber wollen eine gemeinsame Gedenkminute für den Schöpfer des legendären Satzes „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, einlegen. An Walter Ulbricht, der am 30. Juni 2093 200 Jahre alt werden würde, lebte er noch. Es kann sich dereinst, weit vor 2093, als ganz bittere Ironie der Geschichte erweisen, dass die längste und längst verschwundene Hinterlassenschaft dieses vielgescholtenen Spitzbartes, die Mauer, sich als das erweist, was sie in den Augen ihrer Erfinder angeblich sein sollte, als antifaschistischer Schutzwall. Der er gewesen wäre, existierte er noch. Platter formuliert: Hätten wir die Mauer noch, mit ihren ganzen, sagen wir mal, „rigiden Rahmenbedingungen“, wäre die braune Kacke jetzt nicht global am Dampfen. Nicht dass ich mir das wünschen würde. Um Himmelswillen. Der ewige Stress bei der Reiserei in die selbstständige politische Einheit Westberlin, das würde mich echt nerven.

Aber wehmütig werde ich schon bei der Vorstellung, dass ich in einer Viertelstunde mit dem Radl in der Kreuzberger Legende „Henne“ wäre, um   Bier und Cörriwurst zu verklappen und 5 Meter entfernt, direkt vor meiner Molle, wäre die Mauer.

Und hinterher einen Mampe halb und halb.

27.09.2024 – Tipps, gute Jungs und Best Practice

Pallasseum.

Großwohnanlage in Berlin Schöneberg, Ecke Kreuzberg. Sozialer Brennpunkt. Hier hat Peter Fox vor ein paar Tagen ein Open-Air Gratiskonzert gegeben. So wie im Görlitzer Park und im Columbia Bad, zwei weitere, bundesweit bekannte Berliner Konfliktherde. Er wollte damit für deren Probleme sensibilisieren und Öffentlichkeit herstellen. Peter Fox is n guter Junge. Außerdem macht er die geilste tanzbare Musik, die ich kenne . Da es zu allen drei Orten von meiner Hood aus nur maximal 10 Minuten mit dem Klappi sind, habe ich es bedauert, ausgerechnet da nicht in Kreuzberg gewesen zu sein. Mittlerweile gehe ich lieber in Ausstellungen als auf Konzerte. Das ist wesentlich billiger und Bilder machen auch nicht so viel Krach. Aber bei Peter Fox wäre ich sicher dabei gewesen, für einen guten Zweck, für lau und wohl betütet.

Neben dem Pallasseum liegt die Palladin Kochschule, ein Gastronomie-Ausbildungsbetrieb für Menschen mit Förderbedarf.  

Best Practice, Praxisorientiert, dort gibt es öffentlichen Mittagstisch, wo ich ab und zu hingehe. Beispiele aus vorletzter Woche: Montag Pilz-Stroganoff auf Basmatireis, kleiner Salat, Dienstag Kartoffelgratin an Ratatouille, Oliven, Feta & Basilikum, Mittwoch „Leipziger Allerlei“ auf hausgemachten Spätzle. Es ist noch leckerer als es sich liest und kostet 8 Euro. Mein Restauranttipp der Woche für Berlin. Es muss nicht immer Tim Raue sein.

Und nebenbei können Sie beim Verdauungsspaziergang die Großwohnanlage bewundern, die komplett um einen Bunker aus dem 2. Weltkrieg gebaut wurde, weil der nicht zu sprengen war. Das hätte den unzerbombten Rest von Berlin in Schutt und Asche gelegt.

Ein hochskurriler Anblick.

Weitere gute Jungs und Mädels und Best Practice: Auch der niedersächsische Landesvorstand der Grünen Jugend ist komplett zurückgetreten und macht jetzt ein eigenes linkes Ding . Das wird am rechten Kurs der Partei nichts ändern, wobei die Grünen n Niedersachsen für Grünenverhältnisse Linksaußen sind und es durchaus sympathische Vertreterinnen da gibt.

Aber in heutigen Zeiten ist es manchmal schon gut, wenn Zeichen gesetzt werden eines „So nicht weiter!“. Und die Protagonistinnen können später mal sagen, beim großen Kladderadatsch: Wir haben es ja gleich gesagt. Was mein Hauptantrieb für diesen Blog ist: Rechthaberei.

Blöd an der Sache nur (andere Landesverbände sind gefolgt): Nach guter deutscher Manier wird die Restlinke durch dauernde Neugründung noch mehr geschwächt. Divide et impera. Die Herrschenden lachen sich über die ganzen Spaltpilze, da wie im warmen Regen aus dem braun gedüngten Boden der Republik schießen, doch kaputt.

Und die Naivität der jungen Leute, sich darüber zu wundern, dass mit dieser Spießerpartei keine Klassenpolitik zu machen ist, habe ich schon zur Gründung der Partei nicht gehabt. Einer Partei, deren inoffizielle Hymne „Was wollen wir trinken“ von den Bots war und die inoffizielle Parteitagsuniform lila Latzhosen waren, ist auf gar keinen Fall über den falschen Weg zu trauen. Ästhetik und Ideologie stehen in einem untrennbaren dialektischen Verhältnis zueinander.

Das vertiefen wir in der nächsten Vorlesung.

26.09.2024 – Eigentlich ist dieser Blog ätzend

Zucchini, gestern im Garten aufgeblüht.

Die Fotos sind das einzig Bunte und Konstruktive in diesem Blog. Der ist durch die Bank vom Duktus her düster, ätzend, mitunter verletzend, hoffnungsfrei, ohne konstruktive Vorschläge, gelobt wird hier Nichts und Niemand, er ist endzeitlich, höchstens ab und zu satirisch-erheiternd (hoffentlich).  Einzig positiv (hoffentlich kommt das durch): Ich nehme mich selbst nicht soo ernst. Literarisch gehört der Blog in die Gattung der eschatologischen Texte, also die letzten Dinge betreffend.

Die Welt ist vor allem außerhalb meines Gartens, aber auch außerhalb Kreuzbergs und außerhalb Deutschlands sicher ein düsterer Ort, voller Krisen, ohne viel Hoffnung, schrecklich, aber sie ist noch nicht dem Untergang geweiht, es gibt noch Handlungsoptionen. Wir befinden uns nicht im Jahr 1940, wo die Eroberung der Welt, und damit ihr Untergang, durch den Faschismus nur eine Frage der Zeit schien. Um also die düsteren Töne hier etwas aufzuhellen, werde ich ab jetzt ab und zu mal was loben, als best practice vorstellen und konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Gesellschaft machen. Und zwar pragmatische, jederzeit umsetzbare, unterhalb der Schwelle der Revolution. Politik und Gesellschaft müssten es nur wollen.

Fangen wir mit dem Lob an. Lobenswert der Entschluss des kompletten (!) Vorstands der Grünen Jugend, ihre Partei zu verlassen. Das ist konsequent, zum richtigen Zeitpunkt und ehrenhaft. Zu den Gründen: »Wer sich weigert, die Reichen zur Kasse zu bitten, lässt im Ergebnis die breite Bevölkerung bezahlen.« Das sei vor allem beim Klimaschutz der Fall. Der Bundesvorstand der Grünen Jugend kritisierte außerdem die von der Ampelkoalition beschlossenen Asylrechtsverschärfungen.“

Ehrenhaft ist das deshalb, weil die Grünen Macht und Einfluss in Politik und Gesellschaft haben und für aufstrebende, junge Menschen jede Menge Karriere- und Jobchancen bieten (Was meinen Sie wohl, liebe Leserinnen, warum zurzeit und zukünftig Funktionsträger*innen der Linken in Scharen zum BSW wechseln?!), in der Partei, in Stiftungen, Verbänden, Lobbyorganisationen etc. pp.. Der Ex-Steinewerfer und EX-Außenminister Joseph Fischer wäre ohne die grüne Partei mangels irgendeines Abschlusses vermutlich beim Sozialamt gelandet statt jetzt als Lobbyist für RWE, BMW und Rewe Millionen zu scheffeln. Konsequente Chancenausnutzung.

Stattdessen wollen die jungen Grünen eine neue linke Bewegung mitgründen. Dafür gibt’s das erste Lob in diesem Blog.

Hier, inhaltlich daran anknüpfend und Futter für die neue Bewegung, ein paar konkrete Forderungen, die ich für die LAK anlässlich des Weltarmutstages 17.10.2023 bei einer Aktion vor dem niedersächsischen Landtag formuliert habe, die Forderungen zum Thema „Wohnen“ passen auch auf andere Bundesländer :

– Gefordert wird die sofortige Umsetzung einer (niedersächsischen) Landeswohnungsbaugesellschaft mit bezahlbaren Wohnungen für Normalverdienende und Arme. In Ballungsräumen muss das Land im Verbund mit kommunalen Wohnungsbaugesellschaften das Wohnungsangebot aus eigener Kraft erhöhen. 

– Die Förderung des sozialen Wohnungsbaues muss massiv ausgeweitet werden. Der Bestand an Sozialwohnungen muss mindestens um 100.000 angehoben werden. Vorrangige Empfänger der Fördermittel sollten öffentliche Wohnungsunternehmen und Genossenschaften sein. Die Sozialbindung sollte unbefristet sein. 

– Mietpreis-Stopp und notfalls Mietabsenkungen für Arme 

– Darüber hinaus unkonventionelle und steuerlich geförderte Maßnahmen wie: die Umwidmung leerstehender Bürogebäude in Wohnungen, Aufstockung bestehender Gebäude wie Supermärkte mit Wohnraum, Überbauung von Straßen mit Wohngebäuden und Matching Agenturen, in denen Menschen mit zu wenig Wohnraum mit jenen tauschen, die zu viel haben.

Kann man sofort machen, muss man nur wollen.

In all dem Positiven heute stört mich nur eines: Dass ich auf dem Foto hinter dem Link zur Aktion aussehe, als ob ich gerade in die Hose geschissen hätte.

25.09.2025 – Zäsuren 1 und 2

Veranda, Simulation eines Dschungels.

Zäsur 1

Wenn man vom Garten in die Wohnung will, kommt man da nicht durch, ohne von der

Natur, den Sonnenblumen, berührt zu werden. Alles daran ist Inszenierung. Dieses Schrebergärtner-Gen geht mir völlig ab, entweder das Grün nützlich zu halten, irgendwas zu ernten (aber Hauptsache deutsch, nichts Fremdes!) oder aber die Natur „so zu lassen, wie sie ist“. Geerntet wird höchstens Gras, das erzielt die höchsten Marktpreise, und der Glaube an einen Urzustand im eigenen Garten ist Romantik, Ideologie.

Ein paar Tage später zeigt der inszenierte Dschungel Verfallserscheinungen, die Sonnenblumen lassen vermehrt die Köpfe hängen.

Die vormals pralle Pracht der Hibiskus oder Malven reduziert sich auf Einzelblüten. Nur die ausländische Dipladenie, dem deutschen Öko ein Graus, prunkt noch strahlend und üppig.  Natur-Zäsuren, untrüglicher als der Kalender.

Zäsur 2

Untrüglicher als ein Blick auf Wahlergebnisse ist der in die Wirklichkeit, aufs flache Land, jenseits der Elbe, nach Asien also. Im Landratsamt Pirna sollte diese Woche eine Ausstellung mit Fotos und Texten von Migranten eröffnet werden . Nur einen Tag nach dem Aufbau wurde sie wieder abgebaut, die Stimmung sei „aufgeheizt“ gewesen. Die Integrationsbeauftragte berichtet über unzählige Beschwerden schon in den ersten Stunden.

Die Ausstellung sorgte für eine aufgeheizte Stimmung unter den anwesenden Betrachtern“, heißt es in einer Erklärung der Verwaltung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Man habe „zu keiner Zeit“ ein positives Feedback „zu den zahlreichen negativen Äußerungen der in unserem Land Schutzsuchenden“ erhalten. Mit dem Abbruch noch vor der Eröffnung habe man „noch schlimmere Anfeindungen” verhindern wollen. Meint vermutlich: Das Abfackeln von Ausländerheimen und körperliche Angriffe auf Andersdenkende und Vertreterinnen der Staatsgewalt.

Hier kippt der individuelle Hass des ostzonalen Mobs in einen kollektiven, potentiell mörderischen Fanatismus, die Grundlage und Staatsräson eines jeden faschistischen Herrschaftssystems. Das ist eine Zäsur und hat nichts mit der bürgerlichen Verharmlosung des „Aber 70 Prozent haben doch nicht AfD gewählt“ zu tun.

Und es ist die Herstellung von kultureller Hegemonie des Faschismus, also die gesellschaftliche Dominanz dieser Ideologie im soziokulturellen Alltag der Region, in teilbefreiten nationalen Zonen im Osten. Diese sind Stützpunkte und Brückenköpfe des Faschismus in unserer noch existierenden Demokratie.

Und was oder wer kommt als nächstes?        

Die einzig richtige Entscheidung für Pirna wäre gewesen, die Ausstellung unter massiver Polizeipräsenz durchzuziehen, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln. Also würden z. B. in diesem Zusammenhang Rechtsbrüche begangen, erfolgt nach Ermahnung und Unterlassungsaufforderung Schießbefehl.

Das nennt man übrigens wehrhafte Demokratie.

24.09.2024 – Ausflugstipp

Auf dem Flakturm Humboldthain, Berlin (Foto: Inna Tonn). Zwei Fotografinnen sprachen mich auf dem Flakturm an, ob ich für ein Portrait-Projekt zur Verfügung stehen würde. Ich war natürlich einverstanden, unter der Bedingung, dass ich ein Foto von ihnen im Gegenschuss machen dürfte.

Beim Film nennt man diese Technik „Shot-Reverse-Shot“, die häufig zur Visualisierung von Dialogszenen verwendet wird. Der Dialog war auch sehr nett und von dieser Stelle aus herzliche Grüße an die Fotografinnen und ich drücke uns die Daumen, dass das Projekt den World Press Foto Award gewinnt, quasi der Oscar der Fotografie. Kleine skurrile Geschichte im Bild, die nicht inszeniert ist: Das Graffiti zu meinen Füßen lautet: Rote Jugend. Ich trage im Bild oben ein T-Shirt mit der Aufschrift „Tax the Rich“, „Besteuert die Reichen“, Das T-Shirt ist von der Partei „Die Linke“, Geschenk einer Genossin. Ich bin Mitglied keiner Partei, empfinde den rasenden Zerfall dieser Partei aber als Verlust für die politische Kultur im Lande. Was bleibt danach noch von radikalen, genuin linken Gedanken übrig, notwendig für eine Überwindung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Krise? SPD? Oje …..

Hier der Oxfam-Link   zu einer Petition für eine gerechte Besteuerung der Superreichen. Die würde allein in Deutschland 85 Mrd. Euro pro Jahr erbringen. Wenn bis Oktober eine Million Unterschriften zusammenkommen, muss sich die EU-Kommission mit dem Thema befassen. Die Petition wird krachend scheitern, es sind aktuell noch gerade mal ein Drittel Unterschriften zusammen. In diesem düsteren Zeitalter des Irrationalismus, in dem wir leben, ist es eine der größten Beleidigungen des Verstandes, der Vernunft und der Ethik, dass das Thema Steuergerechtigkeit kaum ein Schwein interessiert, dass mit dem Thema „Steuergerechtigkeit“ sogar garantiert Wahlen verloren werden, und dass stattdessen mit dem Thema „Ausländer raus“ Wahlen gewonnen werden. Die Milliardäre dieser Welt, das Kapital und die bewusstseinsverblödende Medienindustrie lachen sich in jenes Fäustchen, das eigentlich geballt in die Luft gereckt gehört.

Was mich an dem überaus gelungenen Portrait allerdings wirklich auf die Zinne getrieben hat, ist der indiskutable Zustand meines Beinkleides, der mit sackartig noch milde beschrieben ist. Man sollte den Verfall der Gesellschaft nicht auch noch in seiner Kleidung widerspiegeln.

Was soll’s. Der Volkspark Humboldthain ist übrigens sehr charmant, mit Rosengarten, Wasserläufen, einem Sommerbad und Weinanbau (ca. 200 Flaschen im Jahr) durchaus ein Ausflugstipp. Eher kein Ausflug war der Vorfall dort am 2. Mai 1945. Da sammelten sich im Park etwa 1000 Soldaten. Sie wollten von dort Richtung Norden aus der Stadt ausbrechen. Eine Kommandeursbesprechung kam zu dem Schluss, dass ein Durchbruchskampf aussichtslos sei, die Soldaten schlugen sich einzeln durch, um der Gefangennahme zu entgehen. Der kommandierende General, ein fanatischer Nazi, beging danach Selbstmord. Seine Frau hat er gleich mit erschossen. Dieser blinde Fanatismus ist als kollektive Grundhaltung die Grundlage für den Faschismus gewesen. Der Krieg war schon 1941 verloren, nach dem Überfall auf die Sowjetunion und dem Eintritt der USA in den Krieg war jedem Grenzdebilen klar: Das kann nicht gut gehen. Trotzdem zog er sich noch fast vier Jahr hin, mit zig Millionen von Toten und dem Holocaust. Mörderischer, kollektiver Fanatismus.

Es gilt also genau hinzuschauen, wann, wo und wie schlägt der aktuelle, individuelle Hass in breiten Teilen der Bevölkerung gegen alles, was bunt, divers, ausländisch, irgendwie anders ist, in kollektiven Fanatismus um.

Und der Jahrhundert-September-Sommer ist auch vorbei. Düstere Aussichten. Ich geh mir ne neue Hose kaufen, vielleicht heitert das ja auf.

20.09.2024 – Jahrhundert-Septembersommer

Am Strand von Ovelgönne mit Blick auf Hamburger Hafen. 25 Grad, die Sonne brannte auf der Haut, der Sand weiß und fein, der Blick weit und surreal, wenn Pötte vorbeifuhren, schwappten die Wellen glucksend ans Ufer, die Jugend der Welt vergnügte sich schwimmend im mittlerweile sauberen Elbwasser, ein Sommertag wie auf einer Kitschpostkarte vom Mittelmeer. Halt nur Hamburg im September. In Verbindung mit dem einen oder anderen Schluck Weißen in einem der charmanten Restaurants an den über der Elbe gelegenen Kapitänshäusern durchströmte mich in diesem mediterranen Ambiente ein überaus wohliges Gefühl. Sommerglück im September, der das Zeug zu einem Jahrhundert-September hat; durchgängig Temperaturen zumindest nördlich des Weißwurstäquators, also im zivilisierteren Teil der Republik, um die 25 Grad, anfangs an die 30 Grad, unterbrochen nur von kurzen sintflutartigen Unwettern. Herrliche Zeiten, von mir aus kann es so bis Weihnachten bleiben und ab Neujahr nahtlos in den Frühling übergehen. Hab ich noch was vergessen?

Ach ja, heute ist globaler Klimastreik. Weltweit interessiert sich auch im Rahmen von zahlreichen Aktionen heute wieder kein Schwein für den Klimawandel. Wer todsicher eine Wahl verlieren will, braucht in seinem Wahlkampf nur das Wort Klima zu erwähnen und schon kann er sich die Fünfprozenthürde von unten angucken, wie die Grünen am Sonntag in Brandenburg. Und das trotz der Tatsache, dass Südosteuropa gerade in einer Jahrhundertflut (der wievielten allein in diesem Jahrzehnt?) absäuft.

Wie wird die Wahl in Brandenburg ausgehen? Ich tippe auf Sieg für die AfD. Passgenau zwei Tage vor der Wahl geht folgende breaking news steil: Zahl der Flüchtlinge in Deutschland erreicht Höchststand. Die Zahl wurde auf Grund einer Anfrage der Linken veröffentlicht. Gut gemeinte Anfrage, aber schlechtes Timing. Für die Feinheiten hinter der Meldung interessiert sich kein Schwein, siehe Klima. Die Wahrnehmung draußen: Da überrollt uns unkontrolliert und unaufhaltsam eine Flut, wir saufen ab. Hilfe.

Ich sehe die Schlagzeile der Blöd morgen früh an den Kiosken schon vor mir und möchte nicht wissen, was in den sozialen Medien gerade und sowieso schon los ist.

Da ich mich in diesem Blog auch als Lebenshilfe-Ratgeber in schweren Zeiten verstehe, hier mein Rat, wie üblich kostenfrei: Genießen Sie den Sommer.

Solange es noch geht.

16.09.2024 – Die Gesellschaft verliert die Contenance

Tagebuchseite.

Nehmen wir an, Ihre Partnerin will Sie verlassen, Sie haben Ihren Job verloren oder die Diagnose einer schweren Krankheit bekommen. Daraufhin fangen Sie an zu trinken und widmen sich ansonsten intensiv der Reinigung Ihrer Fenster. Verdrängung, höre ich da schon die ersten Schlauberger rufen. Was kommt am Ende dabei raus? Saubere Fenster, dicker Kopf, Schrumpfleber, Arbeitslosigkeit, Partnerin weg und naher Tod. Positiv an der ganzen Sache höchstens ein paar formidable Räusche, ansonsten ein Verhalten, das auf die Couch gehört. Und im schlimmen Fall in die Klapsmühle.

Nehmen wir an, unsere Gesellschaft ist vom Klimakollaps bedroht, der Faschismus nimmt rapide bedrohliche Formen an, Seuchen, Rezessionen, Massenarmut, Obdachlosigkeit stehen vor der Tür. Daraufhin fängt die Regierung an, die Grenzen zu kontrollieren, den Waren- und Personenverkehr zu drosseln, die Nachbarländer zu verärgern, dem Europa-Gedanken einen finalen Leberhaken zu versetzen und massive Rechtsbrüche zu begehen. Wegen eines Problems der dritten Kategorie, nämlich vorübergehender Belastungen der Kommunen durch Migration. Ein Problem der dritten Kategorie, was sich durch den Einsatz von ein paar Milliarden Euro lösen ließe, einem Bruchteil der 100 Mrd. Euro, die im Rahmen des Ukrainekrieges für das Militär lockergemacht wurden, über Nacht, am Parlament vorbei.

Logische Schlussfolgerung: Eine derartige Gesellschaft gehört auf die Couch, eher sogar in die Klapsmühle.  

Es gibt Probleme, mit denen darf eine Gesellschaft bei Strafe des eigenen Unterganges nicht leben, Faschismus und Klimakatastrophe z. B. Es gibt andere Probleme, mit denen muss eine Gesellschaft lernen zu leben, straffällige Mitglieder z. B., Dreck auf den Straßen, Idioten auf der Regierungsbank oder Migration. All diese Probleme haben Konsequenzen, tragischerweise Tote z. B. Es gibt allein in Deutschland mindestens 100 Femizide jedes Jahr. Logisch wäre es also in der derzeitigen gesellschaftlichen Logik, alle Männer des Landes zu verweisen und an den Grenzen keine reinzulassen.

Probleme, schlimm, tragisch, aber eine Gesellschaft geht daran nicht zugrunde. Dass unsere Gesellschaft von Politik über Medien hin zum Mob zur Zeit in ein kollektives, hysterisches Verhaltensmuster wegen Migration verfällt, hat alle Symptome schwerster Beklopptheit, und was am schlimmsten ist: Diese Causa beleidigt mein Stilgefühl jeden Tag weit unter meinem Niveau. Die Gesellschaft verliert die Contenance. Quel horreur!

Natürlich wäre ich nicht ich, wenn ich nicht Heilung im und vom Wahn wüsste. Zumindest individuell und exclusiv für Sie, liebe Leserinnen: Schreiben Sie Tagebuch, jeden Tag. Allein die Benennung der alltäglichen Schrecken raubt denen ihre dunkle, vernichtende Urgewalt. So kam die Sprache in die Welt: Den unsagbaren Schrecken einen Namen geben, sei es der Säbelzahntiger in der Nachbarhöhle oder der regelmäßig einbrechende Winter.

100 Wörter jeden Tag, eine DIN A6 Seite, das reicht erstmal. Ersetzt 90 Prozent aller Therapien. Und wenn Sie Schönes erleben, wunderbar, wenn es am Tag danach noch einmal auflebt, präzisiert wird.

Bitte sehr, gern geschehen, und im Gegensatz zu Therapiequacksalbern gänzlich kostenfrei. Aber nicht umsonst….