Gestern auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz: Frische Kränze, Blumen, Totenlichter von der Erinnerungsfeier an den Terroranschlag vor acht Jahren. Wir hatten keine Angst oder Bedenken, auf Weihnachtsmärkte zu gehen. Die habe ich mitunter mit dem Rad im Berliner Verkehr, aber nicht da. Später die Meldungen vom Anschlag in Magdeburg. Der Täter, so heißt es, habe keinen islamischen Hintergrund sondern individuelle Wahnvorstellungen, mit Bezug zum Rechtsextremismus. Der Anschlag ist auf jeden Fall faschistisch ausgeprägt: Mit Terror blindlings die Masse treffen , um ein Klima von Verunsicherung und Angst als Nährboden für faschistische Machtübernahme zu schaffen. Linker Terror trifft immer individuell, gezielt, Repräsentanten eines verhassten Systems.
Mir tun die Opfer leid, eine schreckliche Vorstellung, dass das Letzte , was man in seinem gesunden Leben wahrnimmt, ein heulender, dröhnenderAutomotor ist. Von einer Sekunde auf die nächste für immer aus einem fröhlichen Geschehen gerissen.
Ich habe Zweifel, dass die Tat keinen Bezug zu Religion hat. Der Täter ist in Saudi-Arabien sozialisiert worden, einem Land, dass durch und durch von religiösen Wahnvorstellungen geprägt ist. In dem Menschen aus dieser Ideologie heraus gesteinigt, geköpft werden, Hände abgehackt, das gekennzeichnet ist von Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Antisemitismus, Lebensfeindlichkeit. Das kennzeichnet mehr oder weniger alle Religionen. Die christlichen wohl noch am geringsten, zumindest die heutige, hiesige evangelische Religion .
Die islamische Sozialisation dürfte tiefe Spuren im Täter hinterlassen haben, auch wenn er sich in einer strikten Antiposition zum Islam befunden haben soll. Vielleicht respektive gerade weil er so disponiert war, das strukturell Gewaltförmige blieb ja in ihm. Es passt ja, dass er nahtlos in faschistische Denkweisen übergewechselt ist. Anhänger von Elon Musk. Wäre ich so drauf wie diese Quartalsirren, würde ich zu einem Feldzug gegen alle Teslas aufrufen: Tötet alle Teslas.
Mehr als denen ein ohnmächtiges „Fuck you“ entgegen zu rufen und auf dem eigenen, aufgeklärten, autonomen Leben zu insistieren, bleibt kaum.
Religion und Wahn: Kehrseiten einer Medaille. Bei Beiden steht unverrückbarer Glauben im Zentrum, an etwas, das nicht durch menschliche Erfahrung validiert, konkretisiert werden kann. Was sich unserem wissenschaftlichen Denken und Handeln vollständig entzieht.
Zum obigen Fuck-Bild demnächst mehr. Ich habe mir erst Gedanken gemacht, jetzt mache ich Frühstück.
Hätte, hätte, Lichterkette. Vorweihnachtliche Installation mit Sarotti-Mohr und Zigeunersosse, ein morgendlicher Anblick auf meiner Veranda, der mich mit freundlichen Gefühlen erheitert. Gefühle ganz anderer Art hatte ich, als mir neulich in einem verstaubten Winkel ein Roman von Herdis Möllehave in die Hände fiel: Le und die Knotenmänner. Aus den Achtzigern, als die zweite, autonome Frauenbewegung aus dem politisch-kämpferischen Ansatz heraus langsam in einer individualisierenden, selbstermächtigenden Reflexions- und Therapiebewegung versandete. Le Holm: dreißig Jahre, von Beruf Gymnasiallehrerin, geschieden, eine sechsjährige Tochter, allein lebend in Kopenhagen. Eine Frau, die sich beneidenswert findet. Und sich eines Tages das Leben nimmt. Diesem Widerspruch spürt Herdis Møllehave nach. Le ist offensichtlich an den «Knotenmännern» gescheitert, Männern mit versiegelten Seelen und versteinerten Gefühlen. Knotenmänner, frauenfeindlich, die nicht in der Lage sind, ihre Gefühle zu zeigen und auszuleben, ihre Beziehungen mit Nähe und Wärme zu füllen, was zu Alkohol- und Medikamenten-Süchten und -Flüchten führt. Der Roman hat nach wie vor Gültigkeit. Er beschreibt das, was man am besten das vorpolitische Terrain nennt, also die Emotionen, Mentalitäten, Dispositionen, die über den zwischenmenschlichen Bereich hinaus in politisches Denken und Handeln münden, die Grundlage dafür sind. Ich würde das Konstrukt der psychischen Verknotungen eher Panzerungen nennen, darin Wilhelm Reich folgend . Die hermetische Abschottung der männlichen Innenwelt gegen das Außen durch einen Körper- und Mentalitätspanzer, der Nichts nach Außen dringen lässt und gerade dadurch Verheerungen im Mann-Innern, in seinen Beziehungen und am Ende in der Welt anrichtet. Dieser Körperpanzer findet ganz real zunehmend seine Entsprechung auf der Erscheinungsebene. Unlängst fiel mir eine protofaschistische mediale Zurichtung in die Augen beim Zappen: Ein Format namens Ninja Warrior Germany, das logisch und konsequent ein Produkt von Krisenzeit ist, bei dem sich muskelgestählte Krieger sinn- und schmerzfrei durch irgendwelche Parcours hangeln, homoerotisch von den Moderatoren angeschmachtet. „Guck Dir mal das V an, dass der hat“. Damit war wohl die V-förmige Rückenmuskulatur eines hangelnden Kriegers gemeint. Ein unsägliches Männerbild, nichts weiter als die Zurichtung der Körper und nicht ausgelebter Gefühle für eine zukünftige Verwendung auf dem Schlachtfeld. Von der Körperertüchtigung zur Kriegsertüchtigung sind es nur ein paar kleine Schritte durch einen Parcours und in der Volksverblödungsmaschine. Es gibt Nichts, was der Kapitalismus nicht funktionsverwendungsfähig macht. Im vorliegenden Fall wird die allgemeine Fitness-Hysterie in eine potentielle Kriegsverwendung überführt. Fitness als Religionsersatz, die Erkenntnis ist nicht neu. Die Hantel ist die Monstranz, die Muckibude die Kathedrale, die Bank zum Drücken war früher die zum Niederknien, der Lauf mit der Konzentration auf das Ich, auf den Augenblick, ersetzt die Exerzitien im Kloster, statt Hostien gibt es Nahrungsergänzungsmittelchen und allerlei esoterisches Gedöns. Und die systemstabilisierende Funktion dieses ganzen Humbugs dürfte auch dem dümmsten Trottel der Kompanie auffallen. Normalerweise würde ich sagen: Jedem Tierchen sein Pläsierchen, soll‘n se machen. Aber leider leben wir nicht in normalen Zeiten. Da wir hier über Gefühle reden: Was waren und sind nun meine Gefühle in dieser Angelegenheit? Den TV-Trash fand ich gefährlich in seiner ideologischen Funktion, den Anblick der Muskelmänner albern, peinlich, lächerlich. Wie kann man kostbare Lebenszeit für die Zurichtung von Muskeln vergeuden. Zumal das wichtigste männliche Organ ja kein Muskel ist. Das Gehirn. Und etwas traurig war ich beim Anblick des verstaubten Romans darüber, wie die autonome – politische – Frauenbewegung geendet ist, wäre sie doch heute notwendiger denn je. Denn die Dritte Welle der Frauenbewegung ab den 90ern hat sich leider im Verheddern in Identitätskonstruktionen und Ethnozentrismusdebatten in weiten Teilen in einen veritablen Antisemitismus verstrickt. Und das, liebe Schwestern, finde ich zum Kotzen. Um bei meinen Gefühlen zu bleiben.
Nun aber wieder zu freundlichen Vorweihnachtsgefühlen, mit einem kleinen Vierzeiler von früher: Advent, Advent, ein Kaufhaus brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht der Baader vor der Tür.
Marihuanasorte Lemon Haze, Jahrgang 2022, Garten Südlage. Ausgeprägtes Citrusaroma, der Earl Grey unter den Grassorten, von der Wirkung her eher die Bazooka: ca. 25 % THC-Gehalt. Gehört – wie Whisky etc. – definitiv nicht in die Köpfe von Heranwachsenden. Aber unsere Gesellschaft wird schon dafür sorgen, dass auch in dieser Alterskohorte der Bedarf und die Nachfrage stetig zunehmen. Beispiel Maden-Württemberg: Versagensängsten bei Viertklässlern, Weinende Kinder, Sorgentelefone: Viertklässler in Baden-Württemberg müssen für die verbindliche Grundschulempfehlung für das Gymnasium an neuen Tests teilnehmen und geraten mit Eltern und Lehrer*innen deswegen in Stress, Zukunftsängste, Panik Der Terror fängt im und bei den Kleinen an. Wir züchten uns die Monster und Zombies, die unserer Gesellschaft den Rest geben werden, selber heran. Also ist es vollkommen marktkonform, dass bei mir umme Ecke, in Kreuzkölln Fachgeschäfte zum Verkauf von Cannabis aufmachen sollen. Da bin ich dabei und biete aus meinem Bauchladen vor den Geschäften Selbstangebautes an, nur 20 Prozent billiger. Ist der Handel noch so klein, bringt er doch mehr als Arbeit ein. Angebot und Nachfrage regeln das Geschäft.
Auf der diesjährigen NLKK 24, der Niedersächsischen Landes-Kifferinnen-Konferenz, habe ich einen erfolgreichen Probelauf gestartet. Falls Sie, liebe Leserinnen, glauben, ich wollte Sie verhohnepipeln, verkackeiern oder Schabernack mit Ihnen treiben, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass oben im Bild (und im Saal noch viel mehr) ehemalige und derzeitige Landtagsabgeordnete bis hin zur CDU zu sehen sind, Spitzen der Wohlfahrt, von Gewerkschaften, Medienvertreterinnen und ehemalige Ministerinnen und die würden sich kaum für einen derartigen Schabernack hergeben, Alles kein Fake. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort! Was den Cannabisladen 2025 bei mir umme Ecke angeht: Gauleiter Söder dürfte schon Schaum vor dem Maul haben, und nicht nur den vom Weißbier. Am liebsten würde er die bayerische Reichswehr mit Unterstützung von Freiwilligenverbänden der bayerischen Brauereien und Destillerien im Sündenpfuhl Babylon Berlin einmarschieren lassen und den grünen Sumpf stilllegen. Aber so weit sind wir noch nicht. Und Söder ist sicher ein lupenreiner Demokrat. Bis zum Beweis des Gegenteils. Und dem Fall der Brandmauer (Zur AfD). Bis dahin gilt das bürgerliche Diktum: Niemand hat die Absicht, eine Brandmauer einzureißen.
Was von christlichen Brandmauer-Grundsätzen gerade in der barmherzigen Weihnachtszeit zu halten ist, zeigt Schwerin: Dort werden Flüchtlinge auf Beschluss von CDU/AfD zu Zwangsarbeit verpflichtet. Bezahlung nicht ganz Tariforientiert, 80 Cent pro Stunde. Und Morgen jubeln dann nach der Hosianna Feier dafür im Zentralorgan für Niedertracht, der Blöd, nicht nur die Insassen der sozialen Brennpunkte in Schwerin, dass den Kanaken endlich mal die Hammelbeine langgezogen werden. Ohne zu ahnen, dass sie die nächsten Kälber sind, denen die Metzger das Fell über die Ohren ziehen werden. Eigentlich wollte ich ab Heute den Wahlkampf mit kritischen Beiträgen begleitzen. Aber die Aussichten sind derart trübe, dass wir das auf Morgen verschieben müssen. Der heutige Beitrag ist mir im Prozess des Schreibens etwas entglitten. Let it flow, Baby. Aber ab Morgen. Ehrlich …
Hotel Vorhof zur Hölle. Quedlinburg. Ostzone. Mit dem bürgerlichen Zerfall ist natürlich nicht jene reaktionäre o tempora, o mores-Klage gemeint, die überall Verfall von Anstand und Moral wittert: „Die Jugend taugt nichts. Früher war alles besser. Da hielt der Gentleman der Oma noch die Tür auf und der Herr half der Dame aus der Bluse etc. pp.“ Hier geht es um den Zerfall zentraler bürgerlicher Errungenschaften wie offene Gesellschaft, Demokratie, Staat. Wesentliche Fortschritts-Errungenschaften auf einem möglichen Weg in eine freie Gesellschaft, ohne die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. Von dieser Utopie, in Fachkreisen auch Sozialismus genannt, sind wir entfernter denn je. Aktuell geht es um den Schutz bürgerlicher Errungenschaften vor der Barbarei. Wir wissen nicht, in welcher Phase der geschichtlichen Entwicklung wir jetzt, 2024/25, sind, wie man diesen Moment, diesen Umbruch benennen soll. Das kann man erst mit zeitlicher Distanz einordnen. Dass die 70er das Goldene Zeitalter des Kapitalismus für sehr viele Beteiligte waren, wusste man erst um die Jahrtausendwende einzuschätzen, nachdem die Achtziger bleierne Jahre der Stagnation waren und die Neunziger den Global-Totalsieg des Neoliberalismus einläuteten. Der ab der Jahrtausendwende in das Krisen-Zeitalter überging. Bei dem wir nicht absehen können, wohin die Reise geht. Genaueres entnehmen Sie, liebe Leserinnen, bitte diesem Blog ab 2040. Dann können wir den Zwanzigern ein Etikett aufkleben. Ob es wieder die „Goldenen Zwanziger“ werden, da hab ich so meine Zweifel…
Ich will eine mögliche Einschätzung, Bewertung bürgerlichen Zerfalls anhand der Parameter Gesellschaft, Demokratie, Staat an einem geschichtlichen Rückblick verdeutlichen. In den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts war unsere Gesellschaft geprägt vom Trauma des Ersten Weltkriegs. Millionen körperlich und psychisch deformierter Männer – und Frauen – bewegten sich vollkommen unaufgearbeitet in einer Welt von Hyperinflation, Rezession, Massenarbeitslosigkeit, Spaltung, Antisemitismus. Es gab auch nennenswerte bürgerliche Elemente einer Weimarer Republik und linke, radikale Bewegungen. Aber die hatten keine Chance. In Folge der Weltwirtschaftskrise Ende der Zwanziger zerfiel die Gesellschaft, bei Wahlen gab es Bürgerkriegsähnliche Unruhen mit Dutzenden Toten. Die bürgerliche Gesellschaft wählte, um zu überleben, als Konfliktlösungsmaschine den Faschismus als Regierungsform. Das erwies sich als tödlicher Irrtum. Nach dem demokratischen Sieg der Nazis und ihrer Verbündeten bei den letzten freien Wahlen beseitigten diese als erstes die Demokratie auch auf formaler Ebene mit dem Ermächtigungsgesetz vom 23.03.1933, dem alle bürgerlichen Parteien zustimmten. Formal wurde hier die Einheit von NSDAP und Staat dekretiert.
Reste eines bürgerlichen Staates, als Gesamtheit der Institutionen und Organe, waren allerdings nicht sofort komplett gleichgeschaltet. So wie es in der Gesellschaft, Bevölkerung etwas – viel zu wenig – Widerstand gab, siehe „Rote Kapelle“ , gab es auch vereinzelt in Kreisen der Verwaltung, bei Verbänden, Polizei, Reichswehr, Justiz, Bildungssystem, Kirchen etc. noch Reste eines Insistierens auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Mit der Radikalisierung der Nazigewalt nach innen als Folge der Pogrome von 1938 und des beginnenden Rasse- und Vernichtungskrieges ab 1939 zerfielen auch die Reste der Hülle des Staates. Gesellschaft, Demokratie und Staat waren vollständig im Terror des Faschismus aufgegangen. Alles olle Kamellen? Wie man’s nimmt. Man könnte ja zum Beispiel auch als Linker insofern aus dieser Geschichte lernen, dass es aktuell darum geht im Zeitalter der Wiederkehr von Faschismus und Antisemitismus, in einer Zeit der Verrohung und des Verfalls der Gesellschaft, den Niedergang der Demokratie zu bremsen durch eine Stärkung des bürgerlichen Staates, als letzte Brandmauer vor der Barbarei. Dass auf die Gesellschaft kein Verlass ist, sehen wir unter anderem im Vorhof zur Hölle, in der Ostzone.
Die formale Demokratie lässt sich aushebeln, auf dem Verfahrensweg mit der Geschäftsordnung, siehe hier . Was bleibt, ist Staat. Ist mit dem Staat zu machen? Hm. An der Freien Universität in Berlin gab es immer wieder antisemitische Proteste. Nun entscheidet sich die Hochschulleitung gegen eine Ausstellung, die Gewalt gegen Juden zeigt. Begründung: Man befürchtet intensive Debatten. Das heißt in Berlin: Antisemitischer Terror gegen die Ausstellung von Seiten einer antiimperialistischen Pseudolinken und eines Neuköllner Migranto-Mobs. Wenn der Staat an dieser Stelle, in seiner Hauptstadt, im Kultur- und Wissenschaftsbereich einknickt, halte ich das für ein Desaster. So geht die Demokratie vor die Hunde, Schritt für Schritt Die Freiheit von Bildung, Wissenschaft und Kunst ist unter allen ! Umständen zu gewährleisten. Auch mit robusten Mitteln. Dann muss man da eben eine Hundertschaft Bereitschaftspolizei aufmarschieren lassen und …..
Hungern oder Frieren. Aus einer Aktion 2022 vor dem Finanzministerium. Die Gießkanne stand symbolisch dafür, dass der Staat zur Bekämpfung von Armut nicht tröpfchenweise mit einer Gießkanne Almosen verteilen darf, sondern die Geschichte strukturell mit Hilfefonds etc. angehen muss. Die Gießkanne war Teil der Ausstellung anlässlich meiner LAK-Abschiedsfeier, in der zahlreiche Aktionen, Interventionen, Performances der letzten Jahrzehnte dokumentiert waren. Sorgfältig kuratiert und präsentiert von einem Team meines Nachfolgers. Ich war ziemlich gerührt. Zum Hintergrund hier der gute HAZ-Artikel zur Aktion vom 09.08.2022.
Der Artikel ist vermutlich deshalb so qualitativ gelungen, weil der Autor Thomas Strünkelnberg bei der dpa arbeitet und die ist nun mal, neben dem DLF, der Goldstandard im hiesigen Journalismus. Die hier abgebildete Situation wird immer schlimmer. Schon jetzt sind allein in Hannover mindestens drei Obdachlose, von denen wir das wissen, auf der Straße erfroren. Und noch ist der Winter fern. Wie viele gestorben sind auf den Straßen, in unbeheizten Wohnungen, in Unterkünften, geschwächt von schlechter Ernährung und mangelnder Versorgung, wissen wir nicht. Unlängst erreichte mich folgende Mail, die ich anonymisiere: „Ihr Lieben, mit Bestürzung musste ich heute die Nachricht zur Kenntnis nehmen, dass meine jahrzehntelange Freundin und unsere zeitweilige Mitstreiterin bei Gnadenlos Gerecht und in der Rojavasolidarität …. vor ca. 2 Wochen verstorben ist. Näheres weiß ich noch nicht. Ihre letzten Lebenswochen waren wohl von Krankheit/Krankenhausaufenthalten bestimmt. Beisetzung und Erinnerungsgedenken werden wohl erst im Januar sein, ich soll Bescheid bekommen. Ich bin sprachlos und erschüttert, bestätigt sich doch in jedem Menschen, der von uns geht und dessen materielle Lebensumstände wir kannten, dass Armut wohl eine der todbringendsten „Krankheiten“ ist. …. war eine sehr politische Frau, die immer in erster Person agierte, immer unmittelbare, direkte Interessen artikulierte, sich nie in ideologischen Unwichtigkeiten verstricken lies und sicherlich eine der solidarischsten Menschen war, die ich kennenlernen durfte. Ich denke, es geht euch ähnlich. Mit traurigen Grüßen …..“ Abgesehen davon, dass das eine warmherzige und anteilnehmende Mail ist, geht es mir genauso. Einen Tag vorher war ich bei der Trauerfeier einer Uralt-Freundin gewesen, der ich seit Jahrzehnten verbunden war. Drei Tage vorher hatte ich die Botschaft erhalten, dass ein Mitglied, ein ebenso gebildeter wie prekär lebender Zeitgenosse, des „Hades“ im Sterben liegt. Der „Hades“, so sein WG-interner Spitzname, ist ein Imbiss im Haus meiner Homebase in Kreuzberg. Dort verkehren fast nur Menschen, die so deutlich jenseits der Normen der bürgerlichen Mitte unserer Gesellschaft agieren und teilweise auch leben, dass ich mitunter denke, das Setting im Hades ist eine Inszenierung, ein Film. Eine Fiktion, in der die Gesetze der Realität, des Lebens keinen Platz haben. Ist natürlich abgehobene Spinnerei, solche Gedanken. Ein absurder Gedanke, der mir beim Erhalt der Botschaft durch den Kopf ging: Der Tod macht selbst vor dem Hades nicht Halt. Was insofern absurd ist als der Hades das Reich der Unterwelt ist. Fröhliche Weihnacht überall… Ich hab da so meine Zweifel. Was immer heilsam ist, ein Blick in die Realität: Auf Borkum demonstrierten 200 Frauen für den Erhalt des Klaasohm, also dafür, auch in Zukunft in der Öffentlichkeit von offensichtlich psychopathischen Männern geschlagen und gedemütigt zu werden Hochgerechnet auf Berlin bedeutet das: 150.000 Frauen demonstrieren für ihr „Recht“ auf Schläge und Demütigung. Ich hab das eben mal visualisiert, die Mädels mit entsprechenden Transpis, Flugis, Reden, Parolen vor dem Brandenburger Tor, bis hin zur Siegessäule. Doch, jetzt geht’s mir besser, eindeutig.
Adventskalender. Das heutige Fenster verkündet die frohe Botschaft des Weihnachtsfestes: Nächstenliebe. Süßer die Glocken nie klingen. Halleluja. Fickmühlen liegt im Landkreis Cuxhaven, zwischen Drangstedt und Flögeln. Mir ist es wichtig, vor allem in Krisenzeiten wie diesen, meinen Teil beizutragen zu einem friedlichen Miteinander – heiter, aber auch besinnlich, wie es zur Vorweihnachtszeit passt. Daher werde ich in loser Folge hier im Blog Bild-Fenster öffnen, die Wege in eine bessere Zukunft öffnen können, für die, die Botschaft verstehen.
Die Gegenwart wird ja leider geprägt durch immer mehr Krisen, die sich gegenseitig verstärken, abwechseln, überlagern. Da ist es mitunter schwierig, klaren Kopf zu bewahren. Ein Versuch zum klaren Kopf: Meine „Lieblings“krise ist „Seuchen“. Krisen wie Inflation, Arbeitslosigkeit, Krieg, Faschismus sind ausschließlich menschengemacht, ihre Entstehung folgt rationaler Logik, wie aus einem Lehrbuch, dem man auch ihre Prävention und Bekämpfung entnehmen könnte. Wenn das nicht durch politische Interessen verhindert wurde, im Sinne kapitalistischer Logik. Beispiel Inflation: Ist gekennzeichnet durch eine zu hohe Geldmenge im Umlauf. Erhöht die Zentralbank den Leitzins, werden Kredite teurer, die Geldmenge sinkt, dito die Inflation. Arbeitslosigkeit als Folge von Strukturwandel und wirtschaftliche Rahmenbedingungen kann man strukturell u. a. durch Ausweitung der Beschäftigung in öffentlichen Sektoren und Investitionen in die Infrastruktur bekämpfen. Faschismus ließe sich durch eine gerechtere Gesellschaft, weniger Armut, bessere Ressourcenverteilung, Bildung und Erziehung bekämpfen, notfalls mit massiver staatlicher Repression und Mord. Tyrannenmord. Krieg durch Überwindung der Nation. Krieg, jenseits vom Rassenwahn und eliminatorischem Antisemitismus, speist sich meist aus Imperialismus und Nationalismus. Alles grauenhafte Krisen. Aber logisch, nachvollziehbar und bekämpfbar. Wenn es denn gewollt wäre. Anders die Seuche. Entspringen die vorgenannten Krisen der Natur des Menschen, entspringen die Seuchen der Natur der Natur, durch den Menschen und dessen zerstörerischem Handeln lediglich beschleunigt. Die ersten namentlichen Coronaviren z. B. wurden Mitte der 1960er Jahre beschrieben, existierten aber schon vorher und haben irgendwann durch Zoonose den Sprung ins pralle Menschenleben geschafft, weil wir der Natur zu nahe auf den Pelz gerückt sind. Im wahren Sinne: Im Mittelalter wurde Lepra wahrscheinlich durch die possierlichen Eichhörnchen übertragen, deren Felle unsere Altvorderen damals trugen. Rache der Natur. . Aids : Wahrscheinlich Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts in Afrika durch Kontakt mit Blut von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen. Der früheste, anhand aufbewahrter Blutproben nachgewiesene Fall einer HIV-Infektion datiert auf 1959 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo . Das Muster ist klar und hat etwas archaisches, urgewaltiges, irrationales an sich, so sehr wir später dann Seuchenverläufe auch nachvollziehen, Verhaltensregeln aufstellen, Impfstoffe entwickeln können. Den genauen Tag eines Punkt Null können wir nie bestimmen, anders als einen Kriegsausbruch und der Ursprung liegt im Dunkeln, im Dschungel, im schwarzen, tiefen Wald. Diese Urängste finden sich in Märchen, Mythen, Sagen wieder, wer ist neben Hänsel und Gretel nicht alles im dunklen Wald, Metapher für unser Unterbewusstsein, verloren gegangen. Die Schuld an der Inflation können Sie der zögerlichen Zentralbank in die Schuhe schieben, die Schuld am Krieg Putin und/oder der Nato, an der Arbeitslosigkeit dem zaudernden Staat, am Faschismus den Nazis in der Ostzone etc. pp. Aber wem wollen Sie die Schuld an der neuesten Seuche geben, Name Stand 07.12.2024 Desease X? Natürlich könnte man durch menschenwürdige Hygiene und Sozialumstände das Leiden im globalen Süden lindern, die Mortalität senken, durch Wissenschaft Impfstoffe bereitstellen, durch Präventionsverhalten die Durchseuchung senken. Aber den Schleier von Irrationalität, der über „Seuchen“ liegt, werden wir nie ganz zerreißen. Zum besinnlichen Abschluss der heutigen Liturgie singen wir, liebe Schwestern, zum zweiten Advent aus dem Gesangsbuch Lied Nr. 68: Die Internationale, die zweite Strophe: Es rettet uns kein höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun Uns aus dem Elend zu erlösen können wir nur selber tun! Leeres Wort: des Armen Rechte, Leeres Wort: des Reichen Pflicht! Unmündig nennt man uns und Knechte, duldet die Schmach nun länger nicht! Amen.
Aktueller Stand des Klassenbewusstseins: Unter Null.
In der Causa FDP spielen alle Akteure zur Zeit verrückt, bis auf einen: Die FDP. Wenn ich die öffentliche Kritik an der D-Day-FDP richtig mitbekommen habe, geht es darum, dass sie gelogen hat, damit Vertrauen verspielt und eine unangemessen kriegerische Sprache benutzt habe. Das kann im Ernst nur jemand kritisieren, dem ein Stapel Parteiprogramme auf den Kopf gefallen ist, mit mittelschweren Hirnkonsequenzen. Bei „uns“ lügen alle Parteien wie gedruckt. Diese Drucksache nennt man „Wahlprogramm“. Darüber hinaus wird im Parteiengeschäft jeden Tag von allen getrickst, getäuscht, betrogen auf Teufel komm raus.
Teufelsmauer, im Harz.
Was logisch und konsequent ist, schließlich geht es um die Macht und nicht darum, wer die nächste Sitzung einer Kuschel-Selbsthilfegruppe vorbereiten darf. Und Vertrauen kann nur verspielen, wer welches besitzt. Die FDP besitzt keines, von niemandem. Von mir schon gar nicht. Bei Parteien als organisatorischem Ausdruck der bürgerlichen Demokratie geht es um Interessenvertretung. Das ist ein ganz unsentimentales Geschäft der rationalen Abwägung und hat nichts mit Vertrauen zu tun. Welche Partei vertritt in Theorie und Praxis meine Interessen? Mit der gehe ich dann nüchtern und unsentimental eventuell einen Schritt des Weges. So wird also der Anhänger eines Mindestlohnes eher die SPD wählen, die Freundin einer armutssicheren Rente die Linke, der Windkraft-Schrat die Grünen, der Zahnarzt die FDP etc. pp… Soll ich etwa Scholz vertrauen, weil er in der Ukraine mit wichtiger Miene einen Silberkoffer der Marke Rimowa in alle Kameras hält? Soll das signalisieren, da ist der Friedensplan drin? Ich glaube eher, dass da sein Frühstücksbrot drin ist. Aber da würde ich mir an Ihrer Stelle nicht vertrauen, liebe Leserinnen… Oder soll ich Robert Habeck vertrauen, weil er am Küchentisch so verwuschelt in alle Kameras der Welt menschelt? Vertrauen ist gut. Verstand ist besser. Dann hätten wir das mit der FDP und dem Vertrauen auch geklärt. Auch in diesem Punkt ist die Angeklagte F.D.P. , vollständiger Name der Reaktion bekannt, freizusprechen. Bleibt die angeblich unangemessen kriegerische Rede vom D-Day. Hier wird die Kritik der Bürgerpresse an der FDP (das Geheuchel der anderen Parteien in dieser Causa ist überhaupt nicht ernst zu nehmen) nun vollends zur Posse. Was anderes als Krieg kennzeichnet unser System? Zitat Warren Buffett, mit 150 Mrd. Dollar einer der Reichsten der Erde, von 2006: “Es herrscht Klassenkrieg, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“. . Politischer Organisationsausdruck dieses Klassenkrieges, etwas weniger martialisch: Klassenkampfes, ist die FDP. Sie vertritt die Interessen der Reichen, und nur das. Und das mit allen Mitteln, brutal, über Leichen gehend. Wenn Armen hierzulande nicht genug Mittel zum Essen und Heizen im Winter zur Verfügung gestellt werden, was die FDP immer wieder ums Verrecken verhindert, ist in immer mehr Fällen gerade bei Älteren der Tod die Konsequenz. Dann wird auf Totenscheinen bei der Ursache gelogen, es steht „Kreislaufversagen“ da, wo stehen müsste: Opfer eines Klassenkampfes. Insofern ist die kriegerische Sprache der FDP, auch wenn es erstmal um den parteipolitischen Feind geht, nichts weiter als äußerer Ausdruck einer inneren Einstellung. Die Sprache ist angemessen und ehrlich, die FDP ist auch im dritten Anklagepunkt unschuldig im Sinne der Anklage und vollumfänglich freizusprechen. Was zum Teufel ist bloß mit der öffentlichen Meinung los? Sind denn alle außer mir intellektuell derartig unterkomplex aufgestellt, dass sie diese Zusammenhänge nicht begreifen? Oder heucheln die auch nur dieses unreflektierte Zeug in die Medien rein, weil der Verleger das so lesen will? Damit da kein falscher Zungenschlag der Sympathie mit der FDP aufkommt, weil sie freizusprechen ist: Sie ist der Klassenfeind. Und falls sie, wofür ich bete, worauf ich hoffe und wetten werde, aus dem Bundestag fliegt, wenn möglich mit 4,9 Prozent, werde ich am Tag nach der Wahl vor der Parteizentrale der FDP Niedersachsen mit einer FDP-Fahne stehen, auf die 4,9 gesprayt ist, und darauf ein Glas Champagner trinken. Das Foto davon werde ich hier veröffentlichen. Darauf mein Ehrenwort. Sie können mir vertrauen. Ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!
Eichhörnchen sind blöd. Sie verscharren die eine Hälfte des Jahres überall Nüsslein, können sich das nicht merken und suchen die dann in der anderen Hälfte des Jahres. Indem sie unter anderem meine Veranda umpflügen und Schäden anrichten. Ich liebe diese Viecher, gerade jetzt in dieser trübsinnigen Jahreszeit bringen sie ordentlich Leben in den Garten. Ich warte nur noch darauf, dass die irgendwann meinem Gartenzwerg das SPD-Windrädchen klauen. Das dreht sich gerade jetzt, in stürmischen Zeiten, wie rasend. Kommt aber kein Stück voran. Wenn das keine Metapher auf den herrschenden Politikbetrieb ist. Unlängst versammelten sich Teile des Betriebs anlässlich meiner Verabschiedung. Details hier im Politikjournal Rundblick
Natürlich hatte auch ich, hier mit dem besten Nachfolger der Welt Fabian Steenken und mit einer „vergoldeten“ Brille als Geschäftsführer der zukünftigen Landesreichtumskonferenz, ein paar Worte vorbereitet, die aber in der allgemeinen Heiterkeit eher untergingen. Zumal ich nie nach Konzept rede und somit mit Sicherheit das Meiste unterschlagen, vergessen, gekürzt habe. Ich veröffentliche das hier aus zwei Gründen: 1. Weil ich selbstgerecht bin und hinterher dann sagen kann: Ich hab doch gleich drauf hingewiesen. Warum hat niemand auf mich gehört? 2. Finde ich das dann schneller wieder. Für die nächste Wahl.
Also ab hier:
„Begrüßung (es gilt das gesprochene Wort) …., Ein paar kurze grundsätzliche Worte Wir stehen vor einer Bundestagswahl, in der unsere Gesellschaft aus meiner Wahrnehmung unter anderem durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet ist:
Wachsende, drastische Spaltung der Gesellschaft zwischen Arm und Reich
Abkehr der Abgehängten, Armen und Prekären von der Demokratie
Aufkommen von Angst und Aggression in der Mitte der Gesellschaft
Grundsätzliche Verrohung auf allen Ebenen
Entsolidarisierungstendenzen
Populistische Suche nach Sündenböcken, siehe Flüchtlingsdiskussion, Abkehr vom Asylrecht und Hetze gegen Bürgergeldempfänger
Dramatische Wohnungssituation in Ballungsgebieten
Rezession und Wiederkehr des Gespenstes Massenarbeitslosigkeit
Überproportionaler Anstieg von Altersarmut
Keinerlei positive Entwicklungen bei Kinder- und Jugendarmut
Die Liste lässt sich verlängern. In der Summe aller Krisenentwicklungen: Stetiger Demokratieverlust und Anstieg von Faschismustendenzen. Die Frage ist, was tun? Was tun wir dagegen? Ich, Sie, alle hier vertretenen Organisationen und Parteien. Die Antwort aus meiner Sicht: Zu wenig. Warum? Fehlt es an Mut? Kant, der große Aufklärer, hat mal gesagt: Habe Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen. Das war der Leitspruch der Aufklärung. Vielleicht muss dieser Leitspruch in postaufklärerischen Zeiten erweitert werden: Habe Mut Dich deines eigenen Mutes zu bedienen Also kann mitten im Wahlkampf das Motto, der Handlungsauftrag nur lauten: einmischen, laut, deutlich, engagiert, parteiisch, kreativ die Stimme erheben: für die Schwachen im Land, für mehr soziale Gerechtigkeit und Teilhabe, für den Erhalt unseres demokratischen Sozialstaates.
Ich zitiere GG Artikel 20, (1): Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Dieser Artikel darf nach der Ewigkeitsklausel laut Artikel 79 Absatz 3 GG niemals geändert werden, Zitat: „Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig. „ Das sind die Grundpfeiler unserer Demokratie: Menschenwürde und der demokratische Sozialstaat. Grundpfeiler sind nicht: Jagd auf Sündenböcke, Abbau sozialer Leistungen und grenzenloser enthemmter neoliberaler Wettbewerb, aller gegen alle…
Wenn es uns nicht gelingt, Gerechtigkeit herzustellen, für alle nachvollziehbar und akzeptabel zu machen, geht unsere Demokratie vor die Hunde….“
Adventskalender 2024. Folge eines Marihuana-Tees. Heißhunger auf Süßes. Also musste der Kalender, respektive sein Inhalt, dran glauben. Ich hatte nichts anderes im Haus. Grundsätzlich ist Cannabis das medizinische Mittel der Wahl bei Appetitlosigkeit, zum Beispiel im Rahmen einer Chemotherapie. Bei Depressionen und Appetitlosigkeit ist die Fachwelt noch uneins, wegen eventueller Kontraindikation bei der Depression. Kiffen macht nicht selten noch schräger im Kopf. Kein Wunder, liegt doch der THC-Gehalt bei heutigen Pflanzen nicht selten über 25 Prozent, wo er früher vielleicht bei 5 Prozent lag. Zum Vergleich: Wenn Sie zum Essen ein Glas Wein trinken, 0,2 Liter, sind Sie maximal leicht angesäuselt und haben im Normalfall am nächsten Morgen keine Nachwirkungen. Wenn Sie zum Essen ein Glas Whisky trinken, 0,2 Liter, die gleiche Menge mit ca. 5fach höherem Alkoholgehalt, sind Sie im Normal schwer betrunken, am Rande des Kontrollverlustes, haben am nächsten Morgen einen üblen Kater und schwören, nie wieder Alkohol zu trinken. Wenn Sie diese Wirkungen nicht verspüren, haben Sie ein eklatantes Alkoholproblem und sollten sich umgehend in Therapie begeben. Von daher sehe ich die Legalisierung durchaus skeptisch, das heutige Zeug gehört nicht in die Lungen von Heranwachsenden, die sind auch so schon blöd genug. Legal, illegal, scheißegal, der Krieg gegen Drogen ist eh verloren. Der War on Drugs von Richard Nixon in den 70ern ausgerufen, war die katastrophalste Niederlage nicht nur der USA sondern der Staatenwelt grundsätzlich in einem Feldzug nach dem zweiten Weltkrieg. Drogen galten als schlimmerer Feind des Westens als der Kommunismus. Das Resultat: Nicht nur in Latein- und Südamerika immer mehr failed states, die in den Klauen der Drogenmafia sind. In den Niederlanden, Schweden, Frankreich sind die Drogenbandenkriege nicht mehr unter Kontrolle zu kriegen. Demnächst auch bei uns. 2005 erklärte Großbritannien diesen Krieg für vollständig gescheitert Das kann nur die wundern, die sich, wie in Bayern und weit darüber hinaus, jahrzehntelang mit Alkohol die Birne verblödet haben. Das Problem sind nicht die Drogen, sondern die Umstände, in denen sie konsumiert werden. Nicht die Droge tötet, sondern der Kapitalismus. Er macht Menschen krank, lässt sie zu immer mehr und härteren Drogen greifen und schafft dann Zuständen, in denen sie auf der Straße verrecken. Oder in der Klapsmühle. Da aber riesige Profite damit zu verdienen sind, hört das nie auf. Wird immer schlimmer. Es gibt zwei Lösungen: Entweder den Kapitalismus abschaffen. Oder alle Drogen legalisieren. Obiger Kalender „Heute schon die Welt verändert?“ ist ein Geschenk der AWO. Die AWO, Arbeiterwohlfahrt, ist eine Vorfeldorganisation der SPD, Ihr Leitbild ist der Sozialismus . An Wohlfahrtsverbänden gibt es noch die Caritas und das DRK, beide Vorfeld der CDU, den Paritätischen, eher SPD, der frühere Chef Jürgen Schneider war mal bei den Linken, dann haben wir da noch die Diakonie, leicht grün-alternativ angehaucht. Außerdem gibt es den jüdischen Wohlfahrtsverband und in der Ostzone die Volkssolidarität. Alle zusammen bilden die sogenannte „Wohlfahrtsindustrie“ und sind die größten Arbeitgeber in Deutschland. Böse Zungen behaupten, sie würden von den Zuständen, die sie kritisieren, wie Armut, Ausgrenzung, Verelendung, Ungerechtigkeit etc. profitieren, weil sie mit deren Überwindung ihr Geschäftsmodell verlören. Böse böse Zungen. Was mich interessiert: Wie verhalten diese Verbände sich angesichts der nahen Bundestagswahl? Die Demokratie ist bedroht wie nie, der Faschismus wird nicht nur im Parlament mit einer Verdoppelung der AfD Bundestagsmandate enormen Auftrieb erhalten, mit allen Konsequenzen, für Arme, Ausgegrenzte Minderheiten. Eigentlich müssten die Verbände, Gewerkschaften dazu, Initiativen, die gesamte Zivilgesellschaft vor der Wahl Flagge zeigen, deutlich, bunt, laut, kreativ, inklusive einer zentralen Demo in Berlin. Aber vermutlich haben alle zurzeit zu viel zu tun. Der Jahresabschlussbericht, die Optimierung der internen Prozesse, die Reduzierung des Kopiervolumens und die Begrünung des neuen Großraumbüros…. Ich halte Sie auf dem Laufenden, liebe Leserinnen.
Ich bin sowohl mit Menschen befreundet, die arm sind als auch mit solchen, die Millionäre sind. So selten sind beide Gruppen in Deutschland nicht. Gut ein Fünftel der Bevölkerung Deutschlands ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Über 17 Millionen. Millionäre gibt es ca. 1,7 Millionen . Jeder 50. ist in Deutschland Millionär. Hinwiederum kenne ich niemanden, der AfD wählt. Ich kenne Konservative, Reaktionäre, Coronaschwurblerinnen, aber keine AfD-Wähler. Wir leben alle in Blasen (Phrasenschwein 5 Euro, wobei das dadurch neugeschaffene Wort Blasenphrasen – oder auch Phrasenblasen – so schön ist, dass sich der Blasenphrasenausflug nur für dessen Entdeckung gelohnt hat). Die Theke einer stinknormalen Kneipe in Deutschland, jenseits von Szenebars, Bistros, alternativen Saufstuben, ist eine Möglichkeit für ein, zwei Biere, eine Gulaschsuppe und ein, zwei Korn aus der eigenen Blase herauszukommen für ein paar Momente. Ob jemand arm ist, Millionär, AfD-Wähler (ungegendert, an Theken sitzen meistens Männer, was diesen Ort per se zu einem der trostlosesten der Welt macht), ist an einer Theke erstmal ungeklärt, und auch egal. Das unterscheidet die Theke als sozialer Ort vom Stammtisch in derselben Kneipe. Wenn es denn überhaupt noch welche gibt. Was sowohl für die „normale“ Kneipe als auch für den Stammtisch gilt, dessen Revier früher oft mit furchterregenden gusseisern-verschnörkelten Tisch-Schildern gegen Fremde abgegrenzt wurde, auf denen Drohsprüche standen wie: „Hier sitzen die, die immer hier sind“. Der Stammtisch ist, anders als die Theke, gekennzeichnet durch sozialökonomische Homogenität: Männer, weiß, älter, ähnliche Einkommen, Sprache, Habitus, verheiratet, 1,5 Kinder, Golffahrer, politische Einstellungen (SPD-Ortsverein), die je furchterregender zum Ausdruck kommen, desto später die Stunde und höher der Alkoholpegel ist. Der Stammtisch ist ein geschützter Ort, an dem schnell die Sau rausgelassen wird, das unterscheidet ihn von der Theke, wo auf Grund der größeren Zufälligkeit der Zusammensetzung eine gewisse Vorsicht obwaltet, zumindest bis zum vierten Bier. (Oft kennen sich die Thekeninsassen auch untereinander, da sind dann die Grenzen zum Stammtisch fließend.) Politiker*innen, zumal berufsmäßige, Abgeordnete, Referentinnen, etc., leben nach meiner Erfahrung in den hermetischsten Blasen, die es gibt, vergleichbar höchsten mit Millionären in Gated Communities. Den ganzen Tag in Sitzungen, Ausschüssen, Fachgruppen, Plena, abends in Ortsvereinen, bei Podiumsdiskussionen, Fachtagen etc. es herrscht überall die gleiche Sprache, das gleiche Setting, die gleiche Mainstream Sicht auf die Welt etc. pp. Gucken Sie sich mal die Gruppenfotos der jeweiligen Landtagsfraktionen an: Die sehen alle aus wie aus dem gleichen Ei. Natürlich gibt es da gewaltige Unterschiede, das sind nicht nur zynische Machtwesen, es gibt wirklich nette, zugewandte, empathische, solidarische darunter, die am Status quo leiden. Ihn aber durch ihre Anwesenheit und Existenz ins Unendliche verlängern. Unter anderem deshalb ist die Alkoholiker-Quote da überdurchschnittlich hoch. Da wir also immer weniger voneinander wissen, aus eigener Anschauung, Nähe, Erfahrung, gerät uns die Welt zu einem Abstraktum, einem fernen Ort. Kaum eine Politikerin kann sich vorstellen, besser: nachfühlen, welche Existenzängste Arme schon am 20. jeden Monats haben, wenn das Geld für Essen nicht mehr reicht. Diese Angst, die Wut daraus, macht es fast zwangsläufig, dass immer mehr prekäre Existenzen sich von der Demokratie abwenden und AfD wählen, als radikale Erlösungshoffnung aus ihrem Elend. Die AfD erzielt durchgängig ihre höchsten Wahlquoten in sozialen Brennpunkten. Um diesem demokratiebedrohenden Mangel an sozialer Erfahrung abzuhelfen, müsste es verpflichtend für Politiker sein, einmal im Monat an einer Theke zu sitzen. Nicht am Stammtisch, die Aufnahmerituale für sowas sind ähnlich undurchschaubar wie die für eine Freimaurerloge und am Stammtisch kehrt auch zu viel Unrat nach oben. Die Theke ist da ein validerer Ort für die Lage in Deutschland. Natürlich müssten Politiker auch verpflichtet werden, in Obdachlosenunterkünften zu übernachten, in Flüchtlingsheimen zu wohnen und in der Ostzone in einer national befreiten Zone mit einem Antifa-T-Shirt rumzulaufen oder, die Krönungsmesse: Mit einer Kippa durch Neukölln. Aber wir fangen mal mit dem Grundkurs an…. Bei meinem letzten Ausflug an die Theke kam das Thema „Wohnen“ auf. Mein Nachbar, Bratkartoffeln mit Sülze, ohne großen Hass auf „die da oben“ (noch nicht?), aber durchaus grimmig und griffig: „Ich musste im letzten Jahr für Wohnen über 2.000 Euro mehr bezahlen, normale Mietererhöhung, Umlage energetische Sanierung, Stadtwerke.“ Rechnen Sie da mal noch die nach wie vor hohen Inflationsraten für Nahrungsmittel rein, können Sie mal davon ausgehen, dass bei solchen Entwicklungen selbst für einen Angehörigen der Mittelschicht am Ende des Monats Frust aufkommt. Schon gar, wenn er oder sie bei VW arbeitet, Bosch, Thyssen-Krupp etc. Da steht das Gespenst Massenarbeitslosigkeit auf einmal an der Theke. Der Durchschnittsdeutsche gibt für seinen Haupturlaub 1.500 Euro aus. Wenn des Deutschen liebstes Kind, der Malle-Urlaub, durch diese Entwicklungen bedroht wird, dann gute Nacht, Marie. Und deutscher Michel. Prost.