
Google KI neulich über mich. In einer älteren Version war von mir noch als Ikone die Rede. (An dieser Stelle ausnahmsweise Grüße, an meinen kleinen Bruder. Er weiß, warum 😉) Geschenkt, ich find’s auch so freundlich. Ich hab mich halt nur gefragt, warum ich angesichts dieser warmen Worte – die einem anderen als mir glatt die Schamröte ins Gesicht gepflanzt hätten – nicht schon längst das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen habe. Oder das Eiserne Kreuz, irgendein Lametta halt.
Eins hatte ich allerdings schmerzlich vermisst in dieser Laudatio: Den Hinweis auf mein wahres Lebenswerk, das mich so turmhoch über alle anderen Ameisen des Betriebes in den Olymp der Kulturschaffenden erhebt. Mein wahres Lebenswerk, welches aus mir einen Titan der Aufklärung, ein stabiles Genie der Menschheit, einen göttergleich verehrten Liebling der Massen gemacht hat. Zumindest hatte ich das gehofft….
Also ließ ich die Google KI auf SCHUPPEN 68 los. Und siehe, so sprach die KI:

Zwei kleine Korrekturen: Mit den S 68 Aktionen sollten AfD-Wählerinnen nie angesprochen, sondern mindestens verarscht werden, wenn nicht gar schlimmeres. Und der letzte Satz im ersten Bild ist etwas sinnreduziert: „ … Regionen mit starker AfD-Unterstützung, wo Armut und Armut zusammenfallen.“ Gemeint ist, wo Armut und hohe AfD-Wahlergebnisse zusammenfallen. Aber sonst ist das Ganze, bis auf einen etwas umständlichen Satzbau, eine derart präzise Zusammenfassung ungezählter Medienberichte der letzten Jahrzehnte, in Sekundenbruchteilen, dass einem angst und bange werden könnte, wenn es das nicht schon längst ist.
Dazu passt: Letzte Woche rief ich einen Tischler an, der soll was reparieren. Die Dame am Telefon fragte präzise nach, ich hab’s nicht so mit dem Handwerk, da fehlen mir mitunter die Begriffe. Die Dame fasste nochmal zusammen. Von mir aus hätte sie noch etwas kommunikativer sein können, bisschen Smalltalk und so, aber es war völlig ok, das Ganze war ja kein Neujahrs-Empfang. Bei einem Zweitanruf verstand ich dann ihren Namen, bei sowas stelle ich sonst immer auf Durchzug, weil ich eh schwerhörig bin:
„Sie sprechen mit einer KI“.
Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Tischlerroboter zur Arbeit anrücken. Das ruft jede Menge ethische und soziale Fragen auf. Wie: Gibt man denen eigentlich Trinkgeld oder drückt man denen eine Kanne Maschinenöl in die Gelenke?
Nicht gerade angst und bange aber zumindest doch bedenklich wird mir schon wegen der rasenden Entwicklung und Geschwindigkeit von KI. Die Arbeitswelt und damit unsere Gesellschaft verändert sich bereits jetzt. Arbeitsplätze, zunehmend qualifizierte, werden von KI ersetzt. Uns geht zwar die Erwerbs(!)-Arbeit nicht aus, aber die von lebendigen Menschen erledigte wird zunehmend eine dienstleistungsorientierte, körpernah-analoge, minderqualifizierte, nicht existenzsichernde. Eine Dienstbotengesellschaft. Während am anderen Ende obszöner Monsterreichtum von Wenigen regelrecht explodiert.
Technologische, und damit auch kulturelle, Entwicklungen wie KI sind immer auch Vorboten, Treiber von politischen Umwälzungen. Vorboten und Treiber des frühen Faschismus waren technologische Quantensprünge vor dem ersten Weltkrieg, was sich in dessen industriellem Massengemetzel auf Grund verbesserter Waffentechnik ausdrückte, siehe Maschinengewehr, Panzer, Flugzeuge. Verbesserte Technologie, rasende Geschwindigkeit, explodierende Effizienz, am Ende (des Ersten Weltkriegs) war die Welt eine andere, der Irrsinn hielt Einzug in die Moderne. Diese technologische Entwicklung von Raserei und Irrsinn fand ihren kulturellen Ausdruck in der Kunstrichtung des italienischen Futurismus und wenig später im Dadaismus. Beide fielen zusammen mit dem Wetterleuchten des Faschismus am Horizont. Mit einem qualitativen Unterschied: Die Künstler*innen des Dadaismus waren oft jüdisch, im Zweifel revolutionär und Parteigänger verschiedener KPen. Der italienische Futurismus sang Lobeshymnen auf den Mussolini-Faschismus.
Verbindend und Fakt ist: Mit ihrer Manifestation von Explosivität, rasender Geschwindigkeit, Raserei, Irrsinn, technologischem Fortschrift, revolutionärem Gestus, der Verachtung überkommener bürgerlicher Welten waren beide Kunstrichtungen bei allen Unterschieden Propheten, Vorboten, Menetekel der kommenden Epoche des Zivilisationsbruches und des Untergangs, des Faschismus.
Für mich stellt sich über hundert Jahre später die Frage der Analogien. Was ist Raserei, was Irrsinn und wieviel davon Vorbote eines postmodernen Faschismus?
Liegt irgendwie auf der Hand: Die Raserei, die rasende Geschwindigkeit mit ihrem enormen Vernichtungspotential menschlicher Fähigkeiten und lebendiger Äußerungen wie Erwerbsarbeit entspricht der KI. Und der Irrsinn, die Dada-Vernichtung von Sinn und Vernunft (nicht: Verstand!), sind die sozialen Medien.