17.04.2023 – Extreme

Am Meer, Korfu

In Extremen spüren wir uns am intensivsten, Glück, Wahn, Bungeespringen usw. usf. Früher sorgte der Höhlenbär als potentieller WG-Genosse bei unseren Altvorderen für zuverlässige Extremsituationen , inklusive regelmäßigem Adrenalin. Den Höhlenbär gibt’s heute höchstens noch in Form eines mobbenden Vorgesetzten. Ansonsten haben sich Extremsituationen eher ins vermittelt-abstrakte verlagert, weg vom direkt-sinnlich erfahrbaren Höhlenbär. Klimakrise, Inflation, Corona, sowas ist mehr über Abstraktion zu verstehen. Und kann eher bezweifelt, geleugnet, verdrängt werden. Anders als der Höhlenbär.

Deshalb betreiben in unserer unsinnlich digital-abstrakten Welt Menschen zunehmend was extremes, um sich zu spüren. Siehe Bungee und andere Extremsportarten, aber auch Piercing, selbst im Einlassen auf extreme Verschwörungstheorien liegt noch die sinnliche Glückserfahrung eines „Jetzt bin ich etwas besonderes, gehöre einem auserwählten Kreis von Eingeweihten an, inmitten einem Meer von dummen Schlafschafen“. Oder siehe auch kultische Rituale der Neuzeit, wie jene um den eigenen Körper, die Gesundheitsoptimierung, was im Wahncharakter, siehe eben Wahn oben, die Religion abgelöst hat.

Manchmal liegt das Extreme aber auch einfach in der Differenz zwischen zwei Normalsituationen. Eben war ich noch im Babylon Kreuzberg, dann im Flughafen Berlin, einer, wie ich finde, gelungenen und beeindruckenden Kathedrale der Moderne, und nur ein paar Stunden später an einem einsamen Strand in Korfu. Im Ort kein Supermarkt geöffnet, in der einzigen Taverne nur ein paar Ouzobechernde Eingeborene und zwei abgeranzte Resthippies, die mich verächtlich anstarrten.

Ich schnappte meinen Wein, setzte mich nach draußen, versuchte Babylon aus den Knochen zu schütteln, schaute auf den Strand und das sonnenglitzernde Meer und dachte:“Whow.“

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