AfD Plakat vor Großwohnsiedlung. Großwohnsiedlungen sind klassisches AfD-Wahlreservoir. Unser Land zuerst, also Biodeutsche zuerst, Kartoffel vor Döner. Wenn sich die Wählerinnen in den sozialen Brennpunkten mit ihren (Haken)Kreuzen bei der AfD da nicht mal ein gewaltiges Eigentor reinsemmeln.
Zur Erinnerung das klassische Vorgehen von Faschisten: Erst wird zur Herstellung eines vermeintlich homogenen Volkskörpers, eines imaginären „Wir“ aller rassereinen Volksgenossen der äußere Feind konstruiert: Die Ausländer, die Juden, die globalen Eliten. Und wenn der Faschismus sich dann mächtig genug fühlt, geht es gegen innere Feinde, gegen alles, was bunt, divers, vielfältig ist, anders lebt, egal welcher Herkunft. Das zeigen die wachsenden brutalen Angriffe auf eingeborene Demokratinnen und Demokraten, auf Wahlkämpferinnen, auf zivilgesellschaftlich Aktive. Die Zeiten, wo „nur“ Flüchtlingsunterkünfte gebrannt haben, sind vorbei. Jetzt ist den Nazis jeder der Nächste, als Opfer. Im zunehmenden Prozess der Selbstradikalisierung geht es bald an andere Personengruppen, irgendein Feind, ein Opfer muss immer her. Sehr schnell geht es dann gegen „Sozialschmarotzer“, unnütze Fresser in sozialen Brennpunkten. Ruckzuck, von der Straße weggefangen, ins Arbeitslager, schwarzer Winkel ans Revers, ins Konzentrationslager. Tödliches Ende einer völkischen Vision. Das Muster liefert die Aktion Arbeitsscheu Reich von 1938
Mach Nazis ein Kreuz durch die Rechnung, wie es oben auf dem Plakat der Grünen heißt?
Über dieses Stadium des hilflos-gut gemeinten bürgerlichen Antifaschismus sind wir hinweg.
In weiten Teilen der Republik, nicht nur im Osten, haben die Nazis die kulturelle Hegemonie in der Alltagsgesellschaft. Und es wird sich zunehmend erweisen, dass dort die Reste der Zivilgesellschaft vor der nackten Brutalität der SA-Schergen zurückweichen und zerbröseln, langsam, wie ein trocknender Keks in der Sonne. Das dauert, aber irgendwann kommt ein Windstoß und wusch, ist vom Keks nichts mehr da.
Zur Prozesshaftigkeit von Faschismus und Gewalt: Was Gewalt in Wahlkämpfen angeht, wie aktuell geschehen, ist noch Luft nach oben. Sehr viel Luft. Im Laufe des letzten demokratischen Wahlkampfes 1932 vor der Machtübernahme der Nazis starben an die 100 Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen. Allein beim Altonaer Blutsonntag wurden 16 Menschen von der Polizei erschossen . Das Altonaer Arbeiter*innenviertel war als Klein-Moskau bekannt. Da kann man schon mal reinhalten …
Sowas wird bei uns nie möglich sein? Das Internet, das Smartphone, und der Fall der Berliner Mauer wurden auch mal für Hirngespinste erklärt, wenn es vorher überhaupt in der Vorstellungskraft der Menschen lag.
Meine Vorstellungskraft reicht relativ weit.
Allen Wahlkämpferinnen, Plakatklebern und Engagierten jedenfalls mein Respekt und meine Hochachtung. Ich würde in Berlin definitiv nachts keine Wahlplakate hängen, mit weniger als vier Leuten. Wenn möglich mit Argumenten wie einer Glock oder Heckler & Koch ausgestattet. Oops, da ist wohl meine Vorstellungskraft durchgaloppiert…
t08wau