17.02.2018 – SPD Mitleid Performance. 2007 ….

070806 s68 - hallo sonntag - spd mitleid performance
SPD Mitleid Performance. 2007.
Warum habe ich den Durchbruch nie geschafft? Wer als Kulturproduzent dauerhaft von seiner Arbeit leben will, ist den Gesetzen des Marktes unterworfen. Das kann man bedauern und daran arbeiten, das zu ändern, aber die Veranstaltung, in der wir uns befinden, heißt Kapitalismus und dort herrschen nun mal die ehernen Gesetze des Marktes. In Deutschland haben wir einen weltweit einmaligen Kultur-Sonderfall jenseits des Marktes (siehe auch Landwirtschaft, Bergbau, etc.): eine herausragend vielfältige öffentlich finanzierte Kulturszene und eine überaus üppige öffentliche Förderung der Künste. Alle Kunst-Projekte für die Landesarmutskonferenz hätte ich niemals ohne öffentliche Förderung realisieren können, seien es Theaterstücke, die langjährige Intervention „Armut? Das ist doch keine Kunst!“, die kulturgetränkte NETZ Zeitung etc. pp. ….
Für die Arbeit im SCHUPPEN 68 oder als Solo-Akteur habe ich natürlich niemals öffentliche Förderung beantragt. Staatlich finanzierte Anarcho-Avantgarde ….eine klassische contradictio in adiecto (das ist wie „rundes Quadrat“ oder „Sozialismus in der SPD“). Ausschließlich von freier Kulturproduktion konnte ich nie leben und abgesehen davon, dass ich eine Gesellschaft, die das zuließe, lieber nicht näher kennenlernen möchte, bleibt das Fazit: Den Durchbruch habe ich nie geschafft. Das Leben ist halt kein Ponyhof. Aber woran hat’s gelegen? Die Medien waren überaus freundlich gesonnen, in meiner Pressemappe sind hunderte Artikel und Erwähnungen. Daran hat es nicht gelegen. Manchmal habe ich mir eingeredet, für das, was ich mache, gibt es noch keinen Namen, so Avantgarde ist das.
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Neue Presse, 04.08.2007. Der Zeit um über 10 Jahre voraus. Was im schnelllebigen Politgeschäft mehrere Generationen sind. Erinnert sich noch irgendwer an Kurt Beck? Erfinder des Beck‘s Bier? Oder wer?
Also steht dereinst auf meinem Grabstein: Er war seiner Zeit voraus?
Eher nicht. Wenn ich ehrlich sein soll: Es lag ausschließlich an mir.
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Karl Valentin. Neben der Erwerbsarbeit eine Langzeit-Kunstintervention zu kuratieren oder sich dauernd neue Kabarettprogramme auszudenken, das ist langwierige nervige Knochenmühle, mitunter viele quälende Sitzungen mit unprofessionellen Künstler-Darstellern, dagegen ist die Hölle ein Ponyhof. Auf Tour Unterbringung in IBIS Hotels. Danach kommt nur noch die Parkbank.
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Bei brütender Hitze Stand-Up auf dem Markt von Villingen und direkt danach im Smoking tausende Kilometer Heimfahrt in einem Zug, in dem die Klimaanlage defekt ist und heizt – sowas ist in einem Roadmovie lustig anzugucken, in der Realität brauchte ich nach sowas zwei Wochen Urlaub, um mich zu erholen.
Nein Danke. Dann lieber im Sommer am Kiesteich in der Sonne dösen, im Frühjahr in Berlin beim Karneval tanzen und mir den Rest des Jahres einreden:
Ich war meiner Zeit voraus.
Was im SPD-Fall der Wahrheit entspricht. Aber mal im Ernst: Wer zahlt mir da was für?

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