Kategorie-Archiv: Schuppen aktuell

02.01.2025 – Die Kunst ist eine große Trösterin in dunklen Zeiten

Gegen die Verhältnisse. Festschrift zu meinem Abschied von der Landesarmutskonferenz. Hier zum Download:

Eines meiner persönlichen Highlights in einem Jahr, das politisch vom weiteren Anwachsen des Faschismus und dem Zerfall der Demokratie nicht nur in unserem Land gekennzeichnet war. Ein herzliches Dankeschön an den Initiator und Organisator, meinen Nachfolger und Freund Fabian Steenken , an Aaron Leithäuser für tolle Fotos und Marie Schwarz für Layout.
Die Broschüre bietet den Hauch einer Nuance von der Spitze eines Eisberges meiner Kunstproduktion für die LAK und im Kontext des Kunstkollektivs SCHUPPEN 68 seit dem Krieg. Ich hab nur vergessen, welcher. Und wenn Sie, liebe Leserinnen, jetzt fragen, wieso dieses gottverdammte Genie aus der Broschüre noch nicht mit einer Einzelausstellung im New Yorker MoMa, in der Londoner Tate Modern, im Pariser Centre Pompidou oder wenigstens im Berliner Gropius Bau gewürdigt wurde, kann ich nur sagen: Weiß ich auch nicht und das ist eine echte Sauerei.

Apropos „liebe Leserinnen“: Ausnahmsweise ganz unironisch wünsche ich allen Leserinnen einen entspannten Start in ein vermutlich noch schrecklicher als 2024 werdendes 2025, alles erdenklich Gute, Gesundheit und viel Erfolg. Falls Sie allerdings Investmentbanker, Unternehmensberater, Waffenproduzent, Coronaschwurblerin, Antisemitin, AfDler etc. pp. sind, wünsche ich Ihnen keinen Erfolg, sondern Hals- und Beinbruch. Erst die Beine, damit Sie eine Chance zur Besserung haben.

Und mit diesem unfrommen Wunsch bin ich schon zumindest vom Wording her in der allgemeinen Militanz-Spirale gelandet, die nicht nur die öffentlichen Diskurse, sondern auch das öffentliche Verhalten kennzeichnet. Ganz offensichtlich herrschten zu Silvester kriegsähnliche Zustände auf unseren Straßen, 5 Tote, zig Verletzte, Attacken auf Feuerwehr und Polizei, ein Beitrag auf DLF aus der Berliner Silvesternacht hörte sich an wie Kanonendonner von der Front und Befragte aus der Provinz, die in dieses Geschehen hineingeraten waren, waren schwer verstört von diesen abnormen Verhalten. Ein Polizist musste nach einer Kugelbombenattacke notoperiert werden, in Schöneberg wurden nach der Explosion einer Kugelbombe die Fenster von sieben Wohnhäusern durch die Druckwelle zerstört, ebenso wie vier Autos. Ebenfalls zerbarsten die Scheiben einer Apotheke, die daraufhin laut Polizei von mehreren Personen teilweise geplündert wurde. 28 geparkte Autos gingen in Flammen auf usw. usf….

Ein Schelm, wer darin ein zu einem Knallmoment kulminiertes reales Abbild unserer gesellschaftlichen Entwicklung erkennt. Ich bin in Berlin immer gerne vor Ort auch jenseits meiner üblichen eher kulturell und subkulturell gewohnten Pfade, um gesellschaftlich andersgeartete Zustände zu erfahren, spüren, riechen. Sei es in Marzahn, Gropiusstadt, im Dong-Xuan-Center in Lichtenberg, auf der Neuköllner Sonnenallee, auf Weihnachtsmärkten etc. Aber Silvester in Berlin on the road? Nein Danke. Und wie kriege ich jetzt elegant die Kurve zum Positiven?

Am besten durch den Gropius Bau. Dort findet zur Zeit die beste Ausstellung statt, die ich nach dem Krieg, siehe oben, gesehen, besser: erlebt habe. Eine Einzelausstellung des indonesischen Künstlers Rikrit Tiravanija. Zitat: „Seit mehr als drei Jahrzehnten erweitert Rirkrit Tiravanija die Vorstellung davon, was in Ausstellungen möglich ist. Als Teil seiner Praxis schafft der Künstler Situationen, in denen gegessen und getrunken, gespielt und geruht werden kann. Dabei entstehen Räume für zufällige Begegnungen, soziale Beziehungen und deren Scheitern – kurz gesagt: für das Leben.“ Meine persönliche Bilanz dieser Ausstellung, aus der ich mit einem extrem breiten, fröhlichen Grinsen rauskam: Ein Tee, ein Mokka, eine köstliche Kokossuppe, ein vor Ort Siebgedrucktes T-Shirt und als absolutes Highlight ein Song auf mich von einer Band, die dort zur Ausstellung eine Bühne aufgebaut hat und im Dialog mit Zuschauerinnen Musik macht.

Das alles findet kostenlos an verschiedenen Stationen in dieser grandiosen Ausstellung statt, man muss nur ein bisschen auf die dortigen Akteur*innen zugehen, spannende Gespräche ergeben sich quasi von allein.
Die Band heißt übrignes „42Danke“, wir sangen zum Höhepunkt gemeinsam die Internationale, sehr laut und schön, zumindest in meinen Ohren. Hier geht’s zur Band
Die Kunst ist eine große Trösterin in dunklen Zeiten

31.12.2024 – Aktion gegen Kältetod, 28.12.2024

Quelle: LAK
Quelle: Ingolf Bornscheuer

Mit Angehörigen der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen und dem Wohnungslosen-Organ Freistätter Online-Zeitung.
Am 28. Dezember 2024 hat die Landesarmutskonferenz Niedersachsen (LAK) ein Zeichen gegen das Erfrieren obdachloser Menschen gesetzt. Um 12 Uhr wurden am Kröpcke in Hannover ein Schlafsack und ein Kreuz niedergelegt, um still derer zu gedenken, die in der kalten Jahreszeit auf der Straße sterben.

Quelle: Fahrgast TV

Diese Aktion unterstreicht die katastrophale Wohnungsnot in Deutschland vor der Wahl.
Die Zahl der Sozialwohnungen ist seit 2014 um fast 400.000 geschrumpft. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor, aus der die Nachrichtenagentur AFP zitiert. Der Bestand an Sozialwohnungen lag demnach Ende 2023 bei etwa 1,072 Millionen. 2014 waren es noch rund 1,456 Millionen gewesen.
Fabian Steenken, Geschäftsführer der LAK (oben Bildmitte), betont:
„Die katastrophale Wohnungssituation in unserem Land schafft existentielle Ängste bei immer mehr Menschen, bis in die Mitte der Gesellschaft. Wohnungen fallen immer häufiger aus der Sozialbindung und werden für Einkommensschwache unbezahlbar. Die Mieten explodieren in Ballungsräumen, fast ein Viertel der Haushalte müssen sogar mehr als 30 Prozent des Einkommens für die Miete ausgeben. Das ist unzumutbar, weil dann zum Leben kaum noch etwas übrigbleibt, vor allem bei Menschen mit wenig Geld wie Geringverdiener*innen Die Spirale dreht sich immer weiter: Die Zahl der Zwangsräumungen stieg im vergangenen Jahr. 32.669 Haushalte mussten demnach aus ihren Wohnungen ausziehen. Etwa 440.000 Menschen waren im laufenden Jahr wohnungslos, 2023 waren es noch etwa 372.000 Menschen. Auch das ein dramatischer Anstieg. Am Ende dieses Teufelskreises steht Obdachlosigkeit und im schlimmsten Fall der Tod durch Erfrieren auf der Straße.
Diese Entwicklung sorgt mit für eine Verunsicherung in der Gesellschaft, wie wir seit Jahrzehnten nicht hatten. Sie bedroht unsere Demokratie, was nicht zuletzt durch die Wahlerfolge der AfD dokumentiert ist
Die Situation auf dem niedersächsischen Wohnungsmarkt ist alarmierend. Aktuell fehlen mehr als 100.000 Sozialwohnungen, was die Wohnungsnot sowohl für Menschen mit geringem Einkommen als auch für obdachlose Personen erheblich verschärft. Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen fordert die Landesregierung auf, entschlossen zu handeln und Wohnen als grundlegendes Menschenrecht zu schützen. Die Aktion am 28. Dezember sollte nicht nur der stillen Trauer dienen, sondern auch einen Appell an Politik und Gesellschaft senden: Niemand darf in unserer Gesellschaft auf der Straße sterben müssen. Wohnen ist ein Menschenrecht!
Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden müssen:
• Handlungsfähige kommunale Wohnungsbaugesellschaften ausbauen.
• Umsetzung von „Housing-First“-Programmen
• Wirkungsvoller Mietpreisdeckel
• Mehr bezahlbarer Wohnraum durch dauerhafte Sozialbindung
• Moratorium bei Wohnungskündigungen in sozialen Notlagen

29.12.2024 – Agenda 2029 oder: Die vollumfängliche Rehabilitation des Gerhard Schröder


Wahlergebnisse der Spezialdemokraten seit 1980. Quelle: wahlen.info.
Den verheerenden und einmaligen Absturz 2009 (neben der FDP 2013) einer Partei bei Bundestagswahlen hat übrigens Bundes-Frank zu verantworten. Steinmeier war damals SPD-Spitzenkandidat. Dieses Gruselergebnis wird vermutlich der Scholzomat noch toppen, wenn die SPD, wie prognostiziert, bei 16 – 17 Prozent landen wird am 23.02. Immerhin geht Scholz mit dem Bonus eines Amtsinhabers ins Rennen und damit ein Ergebnis zu erzielen, was auf der obigen Grafik gar nicht mehr in die Darstellungsebene passt – sowas muss man auch erstmal hinkriegen. Auslöser dieses Absturzes, der noch lange nicht beendet ist, war Gerhard Schröder mit seiner Agenda 2010. Die verprellte den Rest von Intelligenz- und Kulturprotagonisten in der Gesellschaft, der noch mit der alten Willy-SPD sympathisiert hatte, den engagierten SPD-Funktionärsmittelbau, spaltete die Linke ab und sorgte mit dafür, dass die Facharbeiterelite mittlerweile mit fliegenden Fahnen, die nun braun statt rot sind, zur AfD überwechselt. Als Schröder dann noch sein Rest-Renommee an Putin versilberte, wurde er zum Ketzer Nr. 1 der Partei und auf den Scheiterhaufen aller Ortsvereine verbrannt.
Aber man trifft sich im Leben immer zweimal, einmal auf dem Weg nach oben, und dann beim Absturz wieder. Wie das so ist mit Ertrinkenden wie der SPD: Sie greifen zu jedem Strohhalm, auch wenn es eine Seifenblase ist. Und so eröffnete ausgerechnet einer der bisher wenigen halbwegs angenehmen Sozialdemokraten, Rolf Mützenich, pünktlich zur lauen Phase des Wahlkampfes die Jagd auf das zweite Lieblingswild des Boulevards und des Mobs – neben dem Ausländer: Auf den Stützesauger.
Er formulierte es nur feuilletontauglicher als ich. Zitat: „Rolf Mützenich hat in Aussicht gestellt, dass die SPD Abstriche beim Bürgergeld vornehmen würde. Es sei richtig, nicht durchgehen zu lassen, wenn jemand das System ausnutze. . Mützenich findet es richtig, nicht durchgehen zu lassen, wenn jemand das System ausnutzt. Sollten „wir“, also die Mützeniche, Gelegenheit dazu haben, würden sie in einer neuen Regierung nachsteuern.
Abstriche sind selten angenehm. Was das für Bürgergeld-Empfängerinnen bedeutet, ließ Mütze offen. An den Fakten hatte sich ja auch weiterhin nichts geändert, dass nämlich nur ein Bruchteil aller Bürgergeldempfängerinnen das System ausnutzt.
Das Manöver der SPD ist klar: Mit dem Gurgeln des Ertrinkenden will sie sich mit allen Mitteln wenigstens an das Ufer einer GroKo retten. Und sei es mit dem Schröderschen Leitmotiv von 2001 „„Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft“.
So wird Schröder nicht klammheimlich durch die Hintertür von SPD-Bezirkskonferenzen wieder Einzug in die Partei halten, sondern mit triumphalen Fanfarenstößen bei Bundesparteitagen. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
Das Ganze könnte man als lauen Auftakt einer halbgaren Agenda 2030 abtun. Leider ist es wesentlich gefährlicher. Eine wie auch immer geartete Koalition nach dem 23.02 wird keines der Probleme lösen, die die Bevölkerung immer mehr in Panik versetzen: Die wachsende Verarmung und Spaltung der Gesellschaft, die katastrophale Wohnungsnot in Ballungsräumen, die extrem hohen Preise für Nahrungsmittel und Energie, die Verrohung, psychische Verelendung, wachsende Arbeitslosigkeit, sozial gerechte Gestaltung des Klimawandels usw. usf.
Durchwursteln wie bisher. Ergebnis: Die AfD steht daneben und lacht sich in jene Fäustchen, in denen sie schon die Messer wetzt. Sie wird die Krisenernte nicht erst bei der Bundestagswahl 2029 einfahren, sondern bei allen anderen Wahlen vorher. Und wir dürfen gespannt darauf warten, bei welcher Landtagswahl in den nächsten Jahren die Brandmauer zwischen den „Demokraten“ (Zitat aller Demokraten) und der AfD als erstes in Schutt und Asche gelegt wird, als Warmlaufen für 2029.

26.12.2024 – Versöhnliches zum Fest der Liebe


Die Kunst-Installateure Gleitze & Sievers auf der 13. Documenta 2012. Eine Hommage an Marcel Duchamps Urinal „Fountain“, einem Schlüsselwerk der modernen Kunst . Korrigiere: Schüsselwerk. Kollege Sievers spielte bei dieser Intervention die tragende Rolle. Er musste das Teil, das deutlich mehr als eine Kiste Bier wiegt, die ganze Zeit schleppen.


Die Kunstwelt überschlug sich vor Begeisterung und referierte Inhalt und Absicht der Aktion exakt, was selten genug vorkommt. Hier aus dem Kunst-Magazin. Besucher*innen der Documenta bescheinigten uns: „Das ist das originellste Werk dieser Documenta“.
Ich krame das aus aktuellem Anlass hervor, hat doch die Documenta für ihre 16. Ausgabe 2027 vor ein paar Tagen eine neue Leitung bekommen, die die fast unlösbare Aufgabe hat, die Documenta vom antisemitischen Makel ihrer letzten Ausgabe zu befreien. Eine schwarze Frau. Im Prinzip angemessen, wurden die ersten 12 Documenta ausschließlich von fast immer weißen, meist ältlichen Männern geleitet. Normal grotesk und wenig verwunderlich, ist doch die Gründungsgeschichte der Documenta nationalsozialistisch imprägniert .
Nun ist es aber nicht erst seit Maggie Thatcher ein alter Hut, dass allein der Status „Frau“ in verantwortlicher Position keinesfalls vor Torheiten oder gar reaktionärem Unrat schützt. Die Leiterin der 13. Documenta Carolyn Christov-Bakargiev hatte beispielsweise nicht alle Latten auf dem esoterischen Zaun, als sie „Multispezies-Führungen“ auch für Hunde anbot, Erdbeeren als Kunstproduzenten verortete, ein Wahlrecht für beide forderte und auf die Frage, ob es denn keinen Unterschied zwischen menschlicher Kunst und tierischen Erzeugnissen gebe, sagte: „Nein, absolut nicht!“ Da hatten wir mit unserem Natursekt die Messlatte noch hochgelegt.
Diesen multispeziezistischen Unfug konnte frau noch schmunzelnd als schwer neben der Kappe abkanzeln (heute: off-canceln). Aber leider ist es von Esoterik zu Antisemitismus nur ein winzig kleiner Schritt und den tat folgerichtig ihre Nachfolgerin. Die letzte Documenta versank in einem nicht enden wollenden Antisemitismus Sumpf . Ein Skandal, der die verantwortliche Ministerin Claudia Roth als gruselige Fehlbesetzung decouvrierte, die Stadt Kassel bis auf die Knochen blamierte und den latenten Antisemitismus in der Kunstszene, im Juste Milieu des kulturaffinen Bürgertums und der angrenzenden Pseudo-Linken als das kenntlich machte, was er auch in Deutschland nach 80 Jahren noch ist: Lebendig. Und bereit, jederzeit die Meinungsherrschaft zu übernehmen. Bevor dann die richtigen Nazi-Profiteure die restliche Herrschaft übernehmen.
Ich hoffe, die neue Documenta-Leiterin bewegt sich in diesem verminten Terrain, ohne dass auch die nächste Ausgabe der Gesellschaft um die Ohren fliegt. Bin da aber skeptisch. Der derzeitige kulturelle Diskurs ist geprägt von Dekolonisation, Diversität und Identitätspolitik und diese Bereiche und ihre Protagonistinnen sind bis auf wenige Ausnahmen bis ins Mark antisemitisch angefault.
Bitter für mich als jemanden, der sich als Teil einer unabhängigen, radikalen, kulturaffinen Linken und des Kunstbetriebs verortet. Aber ein Blick in die reale Welt außerhalb des Betriebs zeigt: Das ist ein lächerliches Luxus-Wehwehchen und auch kein wirklicher Verlust. Früher war jede Documenta ein Hochamt für mich, heute gibt ein wacher Gang durch die Berliner Atelier-, Galerie- und Museumsszene wesentlich präziser und aktueller Auskunft über den derzeitigen Stand der zeitgenössischen internationalen Kunstproduktion.
Eine gute Predigt sollte immer und gerade zum Fest der Liebe versöhnlich enden und so soll hier zur Ehrenrettung der Schwestern auf das Schicksal von Elsa von Freytag-Loringhoven hingewiesen werden, eine radikale Dada-Künstlerin und Zeitgenossin von Duchamp. Möglicherweise war sie, und nicht er, Schöpferin von „Fountain“, dem einflussreichsten Werk der modernen Kunst.

24.12.2024 – Fröhliche Weihnachten 🎄

Fröhlich-weihnachtliches, aus der Ausstellung „How we live “ von Tracy Snelling, im Haus am Lützowplatz. Die zeitgenössische amerikanische Künstlerin lotet menschliche Abgründe zwischen Eros und Thanatos aus, thematisiert Subkulturen, prekäre Orte, Armut und Ausgrenzung. Schrill, bunt, laut, sinnlich. Herausragend. Und ohne Eintritt. Das Setting oben im Bild ist aus einer Performance für den Berliner Kitkat-Club. Da ist der Eintritt nicht kostenlos. Einfach mal googeln und wohlig gruseln….

Zu Weihnachten spricht Bundes-Frank.

Dann schweigt er wieder. Gottseidank.

Eben im DLF nebenbei Zitate aus der Weihnachtsansprache vom Bundes-Frank gehört. So ist das alle Jahre wieder, erst gibt es präsidiale Allgemeinplätzchen, später dann Butterplätzchen unterm Baum. Kein normaler Mensch hört sich diese beliebig zusammengewürfelten Erhabenheitstextbausteine ernsthaft an. An Tagen wie diesen, nach einem derartigen Anschlag, der sofort die Bruchkanten und Abgründe unserer Gesellschaft grell zutage treten lässt, fällt das hilflos-naive Gestammel aber besonders unangenehm auf. Zitat: „Zusammenhalt, wenn es darauf ankommt, das ist es doch, was unser Land ausmacht“.

Und das, wo gestern Abend tausende in Magdeburg die Hass Botschaften der AfD gröhlend bejubelten. Ungefähr genauso viele demonstrierten dagegen. Das kennzeichnet die Maßverhältnisse in unserer Gesellschaft. Und nicht diese frommen Wunschbotschaften, von jemandem, der in den letzten Jahrzehnten nicht aus seinem Wolkenkuckucksheim herausgekommen ist. Was Steinmeier erzählt, ist Ideologie, anstatt genau hinzugucken und zu hören. Diese Verblendung ist in Zeiten von akuter Bedrohung der Demokratie brandgefährlich.

Einen hab ich noch:

Silvester redet Bundes-Scholz.

Das finde ich …. ach, was soll’s.

23.12.2024 – Eine Orgie des schlechten Geschmacks

Berlin ist in der Weihnachtszeit eine Orgie von Kitsch und schlechtem Geschmack. Grellste Lichtverschmutzung und desaströse Energievergeudung für Dinge wie diesen gigantischen Weihnachtsmann 🎅 mit Klobürste (?), bei denen sich jede Vernunftbegabte fragt: Wer braucht sowas? Ökolinskis würden hier von Lichterfaschismus und Insektengenozid sprechen. Der aufgeklärte Citoyen – aus Prenzlau und Mitte – schlägt riesige Bögen um solche Orte des Vergnügens für die Proles ,wie es Weihnachtsmärkte sind und begibt sich in Museen und Kunstausstellungen. Ich beispielsweise besuchte die samstägliche Orgelvesper in der Gedächtniskirche, mit Werken von Brahms, Händel und Bach. Kostenlos übrigens, im wundervollen blauen Ambiente des schlichten Raumes.

Und stürzte mich hinterher mit Vergnügen in die Orgie von Kitsch und schlechtem Geschmack.

21.12.2024 – Auf dem Weihnachtsmarkt

Gestern auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz: Frische Kränze, Blumen, Totenlichter von der Erinnerungsfeier an den Terroranschlag vor acht Jahren. Wir hatten keine Angst oder Bedenken, auf Weihnachtsmärkte zu gehen. Die habe ich mitunter mit dem Rad im Berliner Verkehr, aber nicht da. Später die Meldungen vom Anschlag in Magdeburg. Der Täter, so heißt es, habe keinen islamischen Hintergrund sondern individuelle Wahnvorstellungen, mit Bezug zum Rechtsextremismus. Der Anschlag ist auf jeden Fall faschistisch ausgeprägt: Mit Terror blindlings die Masse treffen , um ein Klima von Verunsicherung und Angst als Nährboden für faschistische Machtübernahme zu schaffen. Linker Terror trifft immer individuell, gezielt, Repräsentanten eines verhassten Systems.

Mir tun die Opfer leid, eine schreckliche Vorstellung, dass das Letzte , was man in seinem gesunden Leben wahrnimmt, ein heulender, dröhnenderAutomotor ist. Von einer Sekunde auf die nächste für immer aus einem fröhlichen Geschehen gerissen.

Ich habe Zweifel, dass die Tat keinen Bezug zu Religion hat. Der Täter ist in Saudi-Arabien sozialisiert worden, einem Land, dass durch und durch von religiösen Wahnvorstellungen geprägt ist. In dem Menschen aus dieser Ideologie heraus gesteinigt, geköpft werden, Hände abgehackt, das gekennzeichnet ist von Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Antisemitismus, Lebensfeindlichkeit. Das kennzeichnet mehr oder weniger alle Religionen. Die christlichen wohl noch am geringsten, zumindest die heutige, hiesige evangelische Religion .

Die islamische Sozialisation dürfte tiefe Spuren im Täter hinterlassen haben, auch wenn er sich in einer strikten Antiposition zum Islam befunden haben soll. Vielleicht respektive gerade weil er so disponiert war, das strukturell Gewaltförmige blieb ja in ihm. Es passt ja, dass er nahtlos in faschistische Denkweisen übergewechselt ist. Anhänger von Elon Musk. Wäre ich so drauf wie diese Quartalsirren, würde ich zu einem Feldzug gegen alle Teslas aufrufen: Tötet alle Teslas.

Mehr als denen ein ohnmächtiges „Fuck you“ entgegen zu rufen und auf dem eigenen, aufgeklärten, autonomen Leben zu insistieren, bleibt kaum.

Religion und Wahn: Kehrseiten einer Medaille. Bei Beiden steht unverrückbarer Glauben im Zentrum, an etwas, das nicht durch menschliche Erfahrung validiert, konkretisiert werden kann. Was sich unserem wissenschaftlichen Denken und Handeln vollständig entzieht.

Zum obigen Fuck-Bild demnächst mehr. Ich habe mir erst Gedanken gemacht, jetzt mache ich Frühstück.

16.12.2024 – Knotenmänner, Körperpanzer, Ninja Warriors und meine Gefühle.

Hätte, hätte, Lichterkette. Vorweihnachtliche Installation mit Sarotti-Mohr und Zigeunersosse, ein morgendlicher Anblick auf meiner Veranda, der mich mit freundlichen Gefühlen erheitert. Gefühle ganz anderer Art hatte ich, als mir neulich in einem verstaubten Winkel ein Roman von Herdis Möllehave in die Hände fiel: Le und die Knotenmänner. Aus den Achtzigern, als die zweite, autonome Frauenbewegung aus dem politisch-kämpferischen Ansatz heraus langsam in einer individualisierenden, selbstermächtigenden Reflexions- und Therapiebewegung versandete. Le Holm: dreißig Jahre, von Beruf Gymnasiallehrerin, geschieden, eine sechsjährige Tochter, allein lebend in Kopenhagen. Eine Frau, die sich beneidenswert findet. Und sich eines Tages das Leben nimmt. Diesem Widerspruch spürt Herdis Møllehave nach. Le ist offensichtlich an den «Knotenmännern» gescheitert, Männern mit versiegelten Seelen und versteinerten Gefühlen.
Knotenmänner, frauenfeindlich, die nicht in der Lage sind, ihre Gefühle zu zeigen und auszuleben, ihre Beziehungen mit Nähe und Wärme zu füllen, was zu Alkohol- und Medikamenten-Süchten und -Flüchten führt.
Der Roman hat nach wie vor Gültigkeit. Er beschreibt das, was man am besten das vorpolitische Terrain nennt, also die Emotionen, Mentalitäten, Dispositionen, die über den zwischenmenschlichen Bereich hinaus in politisches Denken und Handeln münden, die Grundlage dafür sind. Ich würde das Konstrukt der psychischen Verknotungen eher Panzerungen nennen, darin Wilhelm Reich folgend . Die hermetische Abschottung der männlichen Innenwelt gegen das Außen durch einen Körper- und Mentalitätspanzer, der Nichts nach Außen dringen lässt und gerade dadurch Verheerungen im Mann-Innern, in seinen Beziehungen und am Ende in der Welt anrichtet.
Dieser Körperpanzer findet ganz real zunehmend seine Entsprechung auf der Erscheinungsebene. Unlängst fiel mir eine protofaschistische mediale Zurichtung in die Augen beim Zappen: Ein Format namens Ninja Warrior Germany, das logisch und konsequent ein Produkt von Krisenzeit ist, bei dem sich muskelgestählte Krieger sinn- und schmerzfrei durch irgendwelche Parcours hangeln, homoerotisch von den Moderatoren angeschmachtet. „Guck Dir mal das V an, dass der hat“. Damit war wohl die V-förmige Rückenmuskulatur eines hangelnden Kriegers gemeint.
Ein unsägliches Männerbild, nichts weiter als die Zurichtung der Körper und nicht ausgelebter Gefühle für eine zukünftige Verwendung auf dem Schlachtfeld. Von der Körperertüchtigung zur Kriegsertüchtigung sind es nur ein paar kleine Schritte durch einen Parcours und in der Volksverblödungsmaschine.
Es gibt Nichts, was der Kapitalismus nicht funktionsverwendungsfähig macht. Im vorliegenden Fall wird die allgemeine Fitness-Hysterie in eine potentielle Kriegsverwendung überführt. Fitness als Religionsersatz, die Erkenntnis ist nicht neu. Die Hantel ist die Monstranz, die Muckibude die Kathedrale, die Bank zum Drücken war früher die zum Niederknien, der Lauf mit der Konzentration auf das Ich, auf den Augenblick, ersetzt die Exerzitien im Kloster, statt Hostien gibt es Nahrungsergänzungsmittelchen und allerlei esoterisches Gedöns. Und die systemstabilisierende Funktion dieses ganzen Humbugs dürfte auch dem dümmsten Trottel der Kompanie auffallen. Normalerweise würde ich sagen: Jedem Tierchen sein Pläsierchen, soll‘n se machen. Aber leider leben wir nicht in normalen Zeiten.
Da wir hier über Gefühle reden: Was waren und sind nun meine Gefühle in dieser Angelegenheit? Den TV-Trash fand ich gefährlich in seiner ideologischen Funktion, den Anblick der Muskelmänner albern, peinlich, lächerlich. Wie kann man kostbare Lebenszeit für die Zurichtung von Muskeln vergeuden. Zumal das wichtigste männliche Organ ja kein Muskel ist.
Das Gehirn. Und etwas traurig war ich beim Anblick des verstaubten Romans darüber, wie die autonome – politische – Frauenbewegung geendet ist, wäre sie doch heute notwendiger denn je.
Denn die Dritte Welle der Frauenbewegung ab den 90ern hat sich leider im Verheddern in Identitätskonstruktionen und Ethnozentrismusdebatten in weiten Teilen in einen veritablen Antisemitismus verstrickt. Und das, liebe Schwestern, finde ich zum Kotzen. Um bei meinen Gefühlen zu bleiben.

Nun aber wieder zu freundlichen Vorweihnachtsgefühlen, mit einem kleinen Vierzeiler von früher:
Advent, Advent,
ein Kaufhaus brennt.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht der Baader vor der Tür.

14.12.2024 – Über Wahlen

Marihuanasorte Lemon Haze, Jahrgang 2022, Garten Südlage. Ausgeprägtes Citrusaroma, der Earl Grey unter den Grassorten, von der Wirkung her eher die Bazooka: ca. 25 % THC-Gehalt. Gehört – wie Whisky etc. – definitiv nicht in die Köpfe von Heranwachsenden. Aber unsere Gesellschaft wird schon dafür sorgen, dass auch in dieser Alterskohorte der Bedarf und die Nachfrage stetig zunehmen. Beispiel Maden-Württemberg: Versagensängsten bei Viertklässlern, Weinende Kinder, Sorgentelefone: Viertklässler in Baden-Württemberg müssen für die verbindliche Grundschulempfehlung für das Gymnasium an neuen Tests teilnehmen und geraten mit Eltern und Lehrer*innen deswegen in Stress, Zukunftsängste, Panik
Der Terror fängt im und bei den Kleinen an. Wir züchten uns die Monster und Zombies, die unserer Gesellschaft den Rest geben werden, selber heran.
Also ist es vollkommen marktkonform, dass bei mir umme Ecke, in Kreuzkölln Fachgeschäfte zum Verkauf von Cannabis aufmachen sollen. Da bin ich dabei und biete aus meinem Bauchladen vor den Geschäften Selbstangebautes an, nur 20 Prozent billiger. Ist der Handel noch so klein, bringt er doch mehr als Arbeit ein. Angebot und Nachfrage regeln das Geschäft.

Auf der diesjährigen NLKK 24, der Niedersächsischen Landes-Kifferinnen-Konferenz, habe ich einen erfolgreichen Probelauf gestartet. Falls Sie, liebe Leserinnen, glauben, ich wollte Sie verhohnepipeln, verkackeiern oder Schabernack mit Ihnen treiben, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass oben im Bild (und im Saal noch viel mehr) ehemalige und derzeitige Landtagsabgeordnete bis hin zur CDU zu sehen sind, Spitzen der Wohlfahrt, von Gewerkschaften, Medienvertreterinnen und ehemalige Ministerinnen und die würden sich kaum für einen derartigen Schabernack hergeben, Alles kein Fake. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort!
Was den Cannabisladen 2025 bei mir umme Ecke angeht: Gauleiter Söder dürfte schon Schaum vor dem Maul haben, und nicht nur den vom Weißbier. Am liebsten würde er die bayerische Reichswehr mit Unterstützung von Freiwilligenverbänden der bayerischen Brauereien und Destillerien im Sündenpfuhl Babylon Berlin einmarschieren lassen und den grünen Sumpf stilllegen.
Aber so weit sind wir noch nicht. Und Söder ist sicher ein lupenreiner Demokrat. Bis zum Beweis des Gegenteils. Und dem Fall der Brandmauer (Zur AfD). Bis dahin gilt das bürgerliche Diktum: Niemand hat die Absicht, eine Brandmauer einzureißen.

Was von christlichen Brandmauer-Grundsätzen gerade in der barmherzigen Weihnachtszeit zu halten ist, zeigt Schwerin: Dort werden Flüchtlinge auf Beschluss von CDU/AfD zu Zwangsarbeit verpflichtet. Bezahlung nicht ganz Tariforientiert, 80 Cent pro Stunde. Und Morgen jubeln dann nach der Hosianna Feier dafür im Zentralorgan für Niedertracht, der Blöd, nicht nur die Insassen der sozialen Brennpunkte in Schwerin, dass den Kanaken endlich mal die Hammelbeine langgezogen werden. Ohne zu ahnen, dass sie die nächsten Kälber sind, denen die Metzger das Fell über die Ohren ziehen werden.
Eigentlich wollte ich ab Heute den Wahlkampf mit kritischen Beiträgen begleitzen. Aber die Aussichten sind derart trübe, dass wir das auf Morgen verschieben müssen. Der heutige Beitrag ist mir im Prozess des Schreibens etwas entglitten. Let it flow, Baby. Aber ab Morgen. Ehrlich …

12.12.2024 – Der bürgerliche Zerfall

Hotel Vorhof zur Hölle. Quedlinburg. Ostzone.
Mit dem bürgerlichen Zerfall ist natürlich nicht jene reaktionäre o tempora, o mores-Klage gemeint, die überall Verfall von Anstand und Moral wittert: „Die Jugend taugt nichts. Früher war alles besser. Da hielt der Gentleman der Oma noch die Tür auf und der Herr half der Dame aus der Bluse etc. pp.“ Hier geht es um den Zerfall zentraler bürgerlicher Errungenschaften wie offene Gesellschaft, Demokratie, Staat. Wesentliche Fortschritts-Errungenschaften auf einem möglichen Weg in eine freie Gesellschaft, ohne die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. Von dieser Utopie, in Fachkreisen auch Sozialismus genannt, sind wir entfernter denn je. Aktuell geht es um den Schutz bürgerlicher Errungenschaften vor der Barbarei.
Wir wissen nicht, in welcher Phase der geschichtlichen Entwicklung wir jetzt, 2024/25, sind, wie man diesen Moment, diesen Umbruch benennen soll. Das kann man erst mit zeitlicher Distanz einordnen. Dass die 70er das Goldene Zeitalter des Kapitalismus für sehr viele Beteiligte waren, wusste man erst um die Jahrtausendwende einzuschätzen, nachdem die Achtziger bleierne Jahre der Stagnation waren und die Neunziger den Global-Totalsieg des Neoliberalismus einläuteten. Der ab der Jahrtausendwende in das Krisen-Zeitalter überging. Bei dem wir nicht absehen können, wohin die Reise geht. Genaueres entnehmen Sie, liebe Leserinnen, bitte diesem Blog ab 2040. Dann können wir den Zwanzigern ein Etikett aufkleben. Ob es wieder die „Goldenen Zwanziger“ werden, da hab ich so meine Zweifel…

Ich will eine mögliche Einschätzung, Bewertung bürgerlichen Zerfalls anhand der Parameter Gesellschaft, Demokratie, Staat an einem geschichtlichen Rückblick verdeutlichen.
In den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts war unsere Gesellschaft geprägt vom Trauma des Ersten Weltkriegs. Millionen körperlich und psychisch deformierter Männer – und Frauen – bewegten sich vollkommen unaufgearbeitet in einer Welt von Hyperinflation, Rezession, Massenarbeitslosigkeit, Spaltung, Antisemitismus. Es gab auch nennenswerte bürgerliche Elemente einer Weimarer Republik und linke, radikale Bewegungen. Aber die hatten keine Chance. In Folge der Weltwirtschaftskrise Ende der Zwanziger zerfiel die Gesellschaft, bei Wahlen gab es Bürgerkriegsähnliche Unruhen mit Dutzenden Toten. Die bürgerliche Gesellschaft wählte, um zu überleben, als Konfliktlösungsmaschine den Faschismus als Regierungsform. Das erwies sich als tödlicher Irrtum. Nach dem demokratischen Sieg der Nazis und ihrer Verbündeten bei den letzten freien Wahlen beseitigten diese als erstes die Demokratie auch auf formaler Ebene mit dem Ermächtigungsgesetz vom 23.03.1933, dem alle bürgerlichen Parteien zustimmten. Formal wurde hier die Einheit von NSDAP und Staat dekretiert.

Reste eines bürgerlichen Staates, als Gesamtheit der Institutionen und Organe, waren allerdings nicht sofort komplett gleichgeschaltet. So wie es in der Gesellschaft, Bevölkerung etwas – viel zu wenig – Widerstand gab, siehe „Rote Kapelle“ , gab es auch vereinzelt in Kreisen der Verwaltung, bei Verbänden, Polizei, Reichswehr, Justiz, Bildungssystem, Kirchen etc. noch Reste eines Insistierens auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Mit der Radikalisierung der Nazigewalt nach innen als Folge der Pogrome von 1938 und des beginnenden Rasse- und Vernichtungskrieges ab 1939 zerfielen auch die Reste der Hülle des Staates. Gesellschaft, Demokratie und Staat waren vollständig im Terror des Faschismus aufgegangen.
Alles olle Kamellen? Wie man’s nimmt. Man könnte ja zum Beispiel auch als Linker insofern aus dieser Geschichte lernen, dass es aktuell darum geht im Zeitalter der Wiederkehr von Faschismus und Antisemitismus, in einer Zeit der Verrohung und des Verfalls der Gesellschaft, den Niedergang der Demokratie zu bremsen durch eine Stärkung des bürgerlichen Staates, als letzte Brandmauer vor der Barbarei.
Dass auf die Gesellschaft kein Verlass ist, sehen wir unter anderem im Vorhof zur Hölle, in der Ostzone.

Die formale Demokratie lässt sich aushebeln, auf dem Verfahrensweg mit der Geschäftsordnung, siehe hier .
Was bleibt, ist Staat. Ist mit dem Staat zu machen? Hm.
An der Freien Universität in Berlin gab es immer wieder antisemitische Proteste. Nun entscheidet sich die Hochschulleitung gegen eine Ausstellung, die Gewalt gegen Juden zeigt. Begründung: Man befürchtet intensive Debatten. Das heißt in Berlin: Antisemitischer Terror gegen die Ausstellung von Seiten einer antiimperialistischen Pseudolinken und eines Neuköllner Migranto-Mobs.
Wenn der Staat an dieser Stelle, in seiner Hauptstadt, im Kultur- und Wissenschaftsbereich einknickt, halte ich das für ein Desaster. So geht die Demokratie vor die Hunde, Schritt für Schritt
Die Freiheit von Bildung, Wissenschaft und Kunst ist unter allen ! Umständen zu gewährleisten. Auch mit robusten Mitteln. Dann muss man da eben eine Hundertschaft Bereitschaftspolizei aufmarschieren lassen und …..