17.09.2025 – Der Seniorenteller lebt doch noch!

Und zwar in Berlin, Pichelsdorf, im Stara Kuća.

Ein Jugoslawe. Nennt sich zwar Kroate, aber diesen völkischen Quatsch mache ich natürlich nicht mit. Hinterher gab’s einen Sliwowitz, aufs Haus, ordentlich eingeschenkt. Fröhlich schwankend machte ich mich über die Haveldüne auf den Weg nach Kreuzberg, lauter putzige Bilder im Kopf. Die SPD beispielsweise. Erinnerte mich nach dem NRW-Wahlergebnis an ein geköpftes Huhn. Kopflose Hühner flattern mitunter noch längere Zeit über den Hühnerhof, nachdem der Bauer sie enthauptet hat, auch wenn das Gehirn schon ausgeschaltet ist. Reine Reflexsache. Ich komme vom Eichsfeld, hab das selber gesehen als kleiner Pöks und fand es, Asche auf mein verrohtes Haupt, einfach nur lustig.

Wie sich die SPD dieses desaströse Wahlergebnis schön schweigt, ist an Verdrängung des eigenen Kadaverzustandes kaum zu überbieten. Es sind nicht so sehr die reinen Prozentzahlen, die so erschreckend sind. Es sind der Prozess und die Mentalitäten, die dahinterstecken. Eine Halbierung der Wahlergebnisse in wenigen Jahren und vollständige Vergreisung des eigenen Wählerpotentials. Die SPD hatte in den Achtzigern hier die absolute Mehrheit im Lande und bis zu ihrem Genickbruch, der Agenda 2010, noch locker über 40 Prozent. Jetzt wählen nur noch die halbsenilen über 100jährigen Taubenzüchter und altersstarrsinnige AWO-Senioren diese Partei. In einem DLF-Interview zur NRW-Wahl röchelte doch tatsächlich ein führender NRW-Sozi ins Mikro, die AfD sei eine Protestpartei. Der gute Mann glaubt wahrscheinlich auch, Willy Brandt sei Bundeskanzler und August Bebel SPD-Hauptkassierer.

Genauso schlimm, schlimmer noch, weil ja nur halbverkalkt, die Bürgermedien, die die frohe Botschaft verkündeten, immerhin hätten ja fast 85 Prozent die AfD nicht gewählt und somit sei alles gut im Lande und Biedermann könnte weiter Hand in Hand mit den Brandstiftern beim Jugoslawen einen bechern gehen.

Diese Prozentfixierung ist typischer Medienquark, breitgetreten zwar, aber nicht stark. Entscheidend sind die Mentalitäten, die psychosozialen Dispositionen, die den Mob an die Urne treiben, egal, wo er sein Kreuz macht. Und was für eine rohe Realpolitik von der bürgerlichen Mitte exekutiert wird, surfend auf dieser Mentalität, sich immer weiter von der eigenen Bürgerlichkeit entfernend. Ein Bild aus einer surrealen Tragikomödie: Die Armen ausplündern, den Reichen die Taschen vollstopfen. Und der Pöbel schreit dazu: Kreuzige ihn. Womit er mal die Ausländer meint, im Zweifel immer die Juden, und dümmstenfalls sich selbst.

Was da an den Urnen sich abspielt, ist nachrangig für gesellschaftliche Prozesse. Die werden woanders gemacht und haben jenseits der Sphäre der Politik ihre Ausprägungen, bevor sie auf diese rückwirken.

Entscheidend ist eben, was hinten rauskommt.

Früher war die SPD an Rhein und Ruhr eine Macht. Heute zitieren wir mal als Intro die Feuerzangenbowle, abgewandelt, und fragen, was ist denn überhaupt die Ruhr: „Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer so: Die Ruhr ist eine Krankheit, die zu blutigem Durchfall führt.“

Der Rest wird sich demnächst auch noch von der SPD verabschieden. Jeden Tag Schlagzeilen über Arbeitsplatzabbau in der Industrie. Heute Ford und Bosch, morgen VW und Mercedes. Die so verunsicherten Facharbeiter laufen in hellen (braunen) Scharen zur AfD über. Der Amok laufende Kleinbürger, das hatten wir schon mal.

Und auf dem Hühnerhof der Demokratie flattert die kopflose SPD noch mit beiden Flügeln, hat aber keine Stimme mehr.

Zum Abschluss ein Bild, das mehr als 1000 Worte sagt, aus der phänomenalen Ausstellung „Global fascisms“ in der Schwangeren Auster in Berlin.

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