25.08.2019 – Logo für mehr Inklusion, barrierefreies Bauen und Toleranz gegenüber Menschen mit multiplen Behinderungen?


Das ist nicht das Logo zu einer Kampagne für mehr Inklusion, barrierefreies Bauen und Toleranz gegenüber Menschen mit multiplen Behinderungen, sondern das Logo namens Twipsy der EXPO 2000 in Hannover. Gesehen vor der Ausstellung im hannöverschen Kunstverein zur EXPO. Anders als in Lissabon, wo es ein grandioses Gelände von der dortigen EXPO 1998 gibt, hat die EXPO hier keine nachhaltigen Spuren hinterlassen, außer einem neuen Stadtteil und einem gut ausgebauten ÖPNV System. Immerhin. Weder hat die Armut durch die EXPO zugenommen, noch ist der Wohnraum knapp geworden, noch ist der Mensch in einer völlig neuen Qualität den Interessen des Kapitals unterworfen worden. Das ist alles geschehen, allerdings hat die EXPO dazu ungefähr so viel zu beigetragen wie das Oktoberfest in München. Es war eine einzige große Party, die nicht einmal besonders gut besucht war. Ich bin, was die EXPO angeht, komplett vom Saulus zum Paulus geworden. Vorher war ich strikt dagegen, mit jenem klassischen Reflex vieler Altlinker bei jeder Großveranstaltung (Olympia! Komischerweise Fußball nicht) nach Art des Hauses Marx: Whatever it is, I am against it. Da ich damals bei einem EXPO Projekt arbeitete, musste ich zwangsweise auf dem Gelände abhängen. Und ward fortan bekehrt. Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich nicht jeden Tag auf dem Gelände war. Eine EXPO, bei der sich so friedfertig Menschen aus aller Welt zu einer Dauerparty treffen unter einmaligen äußeren Bedingungen jenseits allen Alltags, werde ich vermutlich in Hannover nicht mehr erleben.
Ob ich irgendwas durch die EXPO gelernt habe? Mit einem uralt Siemens Handy, das vermutlich noch mit Kurbel betrieben wurde, mit Kopfhörer zu telefonieren. Lohnenswert ist allerdings schon ein Blick in die Geschichte der zahlreichen Anti-Expo Zeitungen von damals.

Antifa Donald. Als Donaldisten alter Schule erfreut mich sowas ja, wenn auch die arme, behinderte Twipsy echt keine Gegnerin war. Aber die Themen, die dort angesprochen wurden, sind auch heute noch, und mehr denn je, nach 20 Jahren aktuell. Wenn man es präzise betrachtet, virulenter denn je. Die Atomdiskussion hat angesichts der grassierenden Nachrüstung eine völlig neue und nicht mehr erwartete Dimension bekommen. Und bei der Frage: wann hat es eigentlich die letzte Antifa-Demo hier gegeben, die in einen so breiten gesellschaftlichen Diskurs eingebettet war wie den Anti-Expo damals (ungefähr die Hälfte der Bewohnerinnen war gegen die Expo), komme ich ins Grübeln.
Ich bin hier vor Ort an einer Diskussion zu einer Wohn-Demo im Herbst beteiligt, dringender notwendig denn je, die Wohnungslosigkeit steigt rapide. Aber bei der Frage, wer da alles mitmacht und welche Bedeutung das haben wird, beschleicht mich Beklemmung.
Angst, Verdrängung, Resignation liegt wie Mehltau über allem, angesichts des um sich greifenden Mobs. Bei allem Respekt gegenüber der Demo am Wochenende in der Nazi-Hochburg Dresden und gegenüber Fridays for Future: da muss sich noch beweisen, inwieweit das mehr als Eventcharakter und Partystimmung hat. Das ist nur der erste Schritt auf einem sehr langen Marsch in eine zivilisiertere Welt als die derzeitige.
Aber lassen wir’s uns nicht verdrießen. Die Sonne scheint ja.
Noch.

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