
Pastellfarbene Blüten in der Morgensonne. Sonst sieht’s zappenduster aus, sieht man von der Mail von Sheema Khawaja von heute Nacht ab, laut der ich als Erbe des verstorbenen Goldhändlers 30 Millionen geerbt habe. Damit käme ich erstmal über die Runden. Aber irgendwann wird sich herausstellen, dass Geld nicht essbar ist. Auf den rauchenden Trümmern unserer Zivilisation wird sich ein neues Gesellschaftsmodell erheben, in dem die wenigen Überlebenden der Seuche Subsistenzwirtschaft betreiben. Die Produzent*innen sind dann autonom und betreiben Naturaltausch. Bei meinen handwerklichen Gärtnerfähigkeiten sehe ich ganz duster in die Zukunft. Außer Marihuana-Anbau sehe ich da keine Chancen für mich. Am besten, ich fange morgen gleich an. Eigentlich müsste ich mich jetzt, wo ich den Blog schreibe, auf die Landespressekonferenz vorbereiten, in der ich die drei Botschafter*innen der Landesarmutskonferenz der Weltpresse präsentiere. Die drei renommierten sozialpolitischen Frontleute von SDP, Grünen und CDU der letzten Legislaturperiode stellen uns ihre Fähigkeiten und Erfahrungen zur Verfügung und das wäre unter normalen Umständen eine feine Berichterstattung geworden. Ein Termin, der einiger Vorarbeit bedurfte.
Aber ach, angesichts der viralen Umstände rauscht nachher der Ministerpräsident mitsamt Kabinett da ein bei der Landespressekonferenz (das ist auf Länderebene das, wo im Bund immer Steffen Seibert mit sonorer Stimme Nichts verlautbart) und verkündet die Maßnahmen des Landes zum Seuchen-Containment, Schulschließungen etc. pp. Und sofort im Anschluss daran werden sämtliche Medienleute in alle Windrichtungen zerstieben und Berichte produzieren und für uns wird sich kein Schwein auch nur eine Sekunde interessieren.
Zu Recht.
Früher hätte noch Gram mein Haupt gebeugt. Erst hat man kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Mittlerweile umwölkt heitere Altersgelassenheit mein Gemüt. Was soll’s. Es bleibt das Gefühl, dass gestern ein Zäsurtag war, was die Seuche angeht. Was vorher irgendwie wattig-surreal war, ein Geschehen, das eigentlich nur wenig mit einem selbst zu tun hat, bis auf Händewaschen, rückt nun fühlbar in den Alltag, und das nicht nur wegen einer vermutlich verkackten Pressekonferenz. Und keine weiß, was uns noch alles blüht. Aber Kopf hoch, liebe Leserinnen, was uns unter anderem vom Tier unterscheidet, ist das Prinzip Hoffnung.
Zum Beispiel darauf, dass im April der Flugverkehr noch läuft.
13.03.2020 – Was uns noch alles blüht
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