12.05.2021 – Joseph Beuys wäre heute 100 geworden


Irgendwas mit Eichen.
Hitlerjunge Beuys war neben Warhol der Kunst-Superstar der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Beide stehen mit ihrer Arbeit pars pro toto für diese Zeit: Warhol mit seiner grell-affirmativen Verehrung des Konsumismus und Beuys mit seinem vermeintlich fortschrittlich erweiterten Kunstbegriff, der sich allerdings aus trüben braunen Quellen speist. Beuys ist insofern bedeutsam, als dass sich an ihm der Zerfall eines vermeintlich aufgeklärten Bürgertums deklinieren lässt und der unaufhaltsame Aufstieg von Esoterik, allgemeinem Kasperglauben und übelster Quer“denkerei“, die keine ist, sondern einfaches Naziwesen. Beruhigend an Beuys: er ist sowas von 70er/80er Jahre BRD wie Kulenkampff und Kassettenrekorder, dass seine Bedeutungslosigkeit nur noch vom Kunstmarkt nicht begriffen wurde, wo weiße alte Männer in seliger Jugenderinnerungen schwelgend „Weißt Du noch, wie der Joseph damals im Kunstverein ….“ Millionen für den sakralen Natur-Kitsch von Filzmeister Beuys bezahlen. Nichtsdestotrotz dachte ich unlängst so für mich hin, da kann man ja mal was zu machen. Irgendwas mit Eichen. Mir ward gerad Corona-fad.
In seliger Jugenderinnerung schwelgend, denn natürlich habe auch ich den Fettfrickler Beuys damals auf der Documenta bewundert – seine Nazi-Biographie war damals nicht im Bewusstsein.
Dass es ausgerechnet Eichen waren, ist kein Zufall und darauf gründete meine Aktion „7000 Eichen richtig verkehrt rum“ zum 100. Geburtstag des Hitlerjungen Beuys. Im Rahmen der Aktion pflanze ich 7000 Eichen im öffentlichen Raumn, allerdings verkehrt rum, also richtig, und jedes Jahr eine. Heute geht’s los.
Die Eiche ist der völkische Baum schlechthin. Kaum etwas hat die Nazi-Symbolik so geprägt wie die Eiche: der Eichenkranz war Bestandteil des Parteizeichens der NSDAP, kein Dorf ohne Hitler-Eiche. Beuys hätte ja auch 7000 Birken oder Marihuana-Pflanzen nehmen können, aber der konsequent braune Faden seiner Biografie setzt sich bis ins Werk hinein durch. Das Werk ist eben nicht von der Figur Beuys zu trennen.
Beuys war Hitlerjunge und meldete sich 1941 freiwillig zur Luftwaffe, wovon er sich nie distanzierte. Er war bis zum Ende glühender Verehrer des antisemitischen Anthroposophen Rudolph Steiner, umgab sich mit völkischen Nationalisten und Holocaustleugnern und war NRW-Spitzenkandidat zur Bundestagswahl 1976 der AUD, einer rechten Splitterpartei.
Sein Werk ist mit geprägt vom Gedanken der Heilung, eine Kategorie, die auf die Couch des Psychiaters gehört, aber nicht in die Kunst. Ein Leitmotiv, gerade bei der Eichen-Aktion, ist bei Beuys der Körper der Gesellschaft, der geheilt werden muss. Die biologistische Vorstellung vom Körper einer Gesellschaft ist eine genuin antiaufklärerische, siehe der faschistische „Volkskörper“.
Nachhaltig an meiner Aktion: Eine Eiche hab ich privat, in meinen Garten gepflanzt. Richtig rum. Also verkehrt.

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