12.03.2022 – Kein Vaterland der Welt ist es wert, dafür zu sterben.


Surreale Atmosphäre. Besonderes Licht auf Grund einer Luftmassen-Inversion.
Putins Imperialismus ist doppelt wahnhaft und gefährlich: Er ist völkisch und religiös begründet. Tragende Säule seiner Macht ist die russisch-orthodoxe Kirche, die den Überfall auf die Ukraine begrüßt. Deren Patriarch Kirill I. befürwortet den Angriff auf die Ukraine – die Gläubigen im Donbass müssten vor Homosexualität geschützt werden und gewisse Mächte würden den Menschen »Gay-Pride-Paraden« aufzwingen.
Das ist nach allen Regeln der Pathologie so verrückt und geisteskrank, dass man nur hoffen kann, Gas-Gerd trüge bei seinem Besuch in Moskau den Dolch im Gewande und machte Putin den Stauffenberg, oder, sympathischer: den Georg Elser, der u.a. Mitglied im Roten Frontkämpferbund war. Was hierzulande, wie so vieles, totgeschwiegen wurde.
Putin wäre nicht der Erste, der im religiösen Erlösungswahn, zwanghaft Hand in Hand mit völkischem Imperialismus, Feuer und Schwert über die Menschheit bringt. Aber da es in diesem Fall atomares Feuer ist, wäre er zumindest der Letzte.
Leider wird Gas-Gerd nicht zum ethisch legitimierten Mittel des Tyrannenmordes greifen, sondern nur danach trachten, wie er seine Säuferfresse möglichst vorteilhaft der Öffentlichkeit präsentieren kann.
Das Deprimierende an Kategorien wie religiöser Wahn, was ins Tautologische lappt, und völkischer Imperialismus, ist, dass sie sich rationaler Begründung, und damit der Beurteilung nach Interessen, entziehen. Wäre es da nicht nur sinnvoll, sondern sogar geboten, sich mit der Waffe in der Hand dem Aggressor entgegenzustellen, so wie es in vielen ukrainischen Heldensagen medial verbreitet wird?
Ich bin kein Pazifist, es gibt notwendige und gerechtfertigte Kriege und ein mitten im Frieden überfallenes Land hat jedes Recht, sich zu verteidigen. Gegen Hitler halfen keine Lichter- sondern Panzerketten. Und wie die Weltgemeinschaft beim Völkermord in Ruanda versagt hat, weil sie nicht zum Schwert griff, gereicht ihr zu ewigen Schande.
Aber ist Putin schon Nero, Hitler gar?
Ich weiß nur, wie ich mich im Kriegsfall verhalten würde. Ich würde vor dem ersten Schuss desertieren. Kein Vaterland der Welt ist es wert, dafür zu sterben. Die Freiheit schon gar nicht. Es erscheint mir eine völlig irrsinnige Idee, für die Freiheit sein Leben zu geben. Was für eine Freiheit? Was für eine Freiheit hat ein Obdachloser hierzulande, was für eine Freiheit Susanne Klatten? Was für eine Freiheit haben die Millionen Hungernden in der Peripherie, deren Staaten jetzt im Zuge allgemeiner, globaler Militarisierung aufrüsten und jeden zum Überleben notwendigen Cent verpulvern? Ob die Hungernden, wenn sie an unsere Grenzen klopfen und das werden sie tun, ähnlich freudig begrüßt werden wie Ukrainer*innen?
Ich hab da so meine Zweifel. Aber hoffe, wie immer öfter in den letzten Jahren, dass ich mich irre.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert