10.07.2022 – Praktische Krisen-Tipps Nr. 7


Ein paradiesischer Anblick, fürwahr. Wo sich das Gras im Hintergrund wiegt, befindet sich ein kleiner Teich, an dem sich allerlei Getier labt, inklusive Libellen und Meisen, die die Mücken kurz halten. Spirituelle Menschen würden einen morgendlichen Gang durch das Paradies als Meditation, Kontemplation etc. beschreiben. Ich bin da eher lakonischer: Der Tag könnte schlechter beginnen als da.
Aber keine Rose ohne Dornen. Das Ganze muss gegossen werden, je trockener, desto öfter, von den Kübelpflanzen ganz zu schweigen. Mit Trinkwasser. War mir früher egal, auch wenn ich vom Kopf her wusste: Wasser ist ein kostbares und knapper werdendes Gut. Reine Kopfgeburt, die in meinem Inneren nichts anrührte. Wasser wie Strom, kommt aus der Leitung und kost erstmal nix. Nur später auf dem Papier und das ist geduldig. So naiv und doch so konkret muss man sich menschliches Denken unter dem Vorzeichen reiner Erkenntnis vorstellen. Erkenntnis bewirkt erstmal gar nichts. Wenn aus der Kopfgeburt keine Emotion wird, ändert sich Verhalten nicht. Es muss so etwas dazu kommen wie Wut, Ärger, Trauer, Angst, wenigstens Irritation als Betroffenheit.
Und mittlerweile habe ich jedes Mal, wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, ein blödes Gefühl, fühle mich komisch bis schuldig und denke: Eigentlich müsste hier eine Regentonne hin.
Dann setzt die nächste Kopfgeburt ein: Was weiter mit den Krisen wie Klima? Und Inflation, Energie, Krieg, Seuchen etc. pp.?
Und damit kommen wir zum Krisentipp Nr. 7: Was bauen wir an, wenn die Zeiten härter werden? Und das werden sie, so sicher der Apfel nach unten fällt. Hier sind zuvörderst Gartenbesitzer*innen gefordert, aber auch günstige Balkone eignen sich für erste Schritte zur Subsistenzwirtschaft. Warum das Ganze? Expertinnen gehen in einem oberen Szenario von Mehrkosten 2022 für einen Ein-Personen-Haushalt von bis zu 2.749 Euro aus. Nur für Energie. Die Lebensmittel-Inflation kommt da noch on top. Die Menschen mit wenig Geld übrigens bis zu fünfmal härter trifft.
Morgen wird Nordstream 1 erstmal dicht gemacht. Für Wartungen. Wenn der Russe den Gashahn danach nicht wieder aufdreht, sind alle hier geschilderten Szenarien Makulatur und Schönwetterprognosen. Dann wird’s richtig hart. Und teuer.
Also Selbstversorgung. Wie weiland die Hippies. Kommen Sie, liebe Leserinnen, bitte nicht auf die Idee, Kartoffeln anzubauen. Pro Pflanze ein Ertrag von maximal 2.000 Gramm mit einem Marktwert von aktuell 3 Euro, und der Tauschwert dürfte in Krisenzeiten auch nicht durch die Decke gehen.
Marihuana wird in dieser Legislatur legalisiert, Besitz zum Eigenbedarf. Anbau dito, bis zu drei Pflanzen. Pro Pflanze ein Ertrag von ca. 200 Gramm mit einem Marktwert von 2.000 Euro. Die Schätzung des Tauschwertes in Krisenzeiten, in denen derlei Zeugs immer Hochkonjunktur hat, überlasse ich Ihnen. Sachdienliche Hinweise gibt’s in jedem holländischen Versandhandel.
Albern? Die Vorstellung, dass eine Packung Billigspaghetti von Ende 2019 bis jetzt um 150 Prozent teurer wird, wäre Ende 2019 auch als albern verlacht worden.

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