26.08.2022 – Makellose Hässlichkeit


Bierpinsel, Berlin Steglitz. Bierpinsel ist ein klassischer Berolinismus, vulgo Volksmund, Berliner Schnauze. Siehe auch Schwangere Auster für das Haus der Kulturen der Welt.
Der Bierpinsel ist eins der wenigen Gebäude in Berlin im Pop Art Stil. Pop Art war in den Sechzigern die vorherrschende Kunst- und Moderichtung im Westen, trotzdem fällt mir an Gebäuden dieser Ausrichtung hier nur noch der U-Bahnhof Fehrbelliner Platz ein. Komisch. Warum das wohl so ist? Nicht, dass das ein Mangel wäre. Der Bierpinsel ist von so makelloser Hässlichkeit, dass er mich sofort in seinen Bann zog

Ich umkreiste ihn, bestaunend aus allen Perspektiven.

Ergötzte mich an Details wie vermeintlichen Schießscharten. Wollte ihn natürlich besteigen, in ihn eindringen, dem Geheimnis seiner Aura nachsteigen.
Kann man vergessen. Das Spekulationsobjekt
(letzter Stand: soll ein Co-working Space werden. Was sonst…) ist seit Jahren dicht, pleite. Alles abgeriegelt, in schäbigen Ecken lagert Müll, beissender Uringestank, der sich überhaupt bei der seit Monaten anhaltenden Dampfhitze zu einer leitmotivischen Berliner Geruchsfahne entwickelt, die einen überall umweht. Dieser Sommer, in wievielen Oden des Alltags wurde er schon besungen, verflucht, von mir keine weitere dazu. Wir werden uns daran gewöhnen müssen und fangen jetzt damit an.

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