01.04.2023 – Warum ticken da draußen nicht viel mehr Menschen aus angesichts der multiplen Krisen?

Die bildgewordene Depression. Hauptstraße in Barsinghausen, ein Ort der Vorhölle in der Nähe von Hannover. Was auch nur unwesentlich besser ist. Mitunter verschlägt es mich zu Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen etc. in solche Orte. Ich mache sowas sehr gerne, live, nach Zeiten der Seuche, das ist für mich ein Fest. Und die Menschen dort sind fast immer angenehm, zugewandt und engagiert. Aber die Unwirtlichkeit der Städte, überhaupt der Orte im Spätkapitalismus, schlägt nirgendwo unerbittlicher zu als auf deren Bahnhöfen und Ortskernen nach 18 Uhr. Ich bin für Stimmungen sehr empfänglich und das Ambiente solcher Orte versetzt mich umgehend in so tiefe Depressionen, dass ich mich sofort schwerst betrinken oder bekiffen würde, müsste ich nicht ein paar Minuten später auf einem Podium sitzen.

Und nicht darunter liegen. Oder das Ganze mit einer Performance im legendären SCHUPPEN 68 verwechseln. Lange her, es waren die Siebziger, die Drogen …

Jetzt sind wir im gesunden Zeitalter der Prä-Apokalypse. Wobei ich mich wundere, dass da draußen nicht viel mehr Menschen austicken angesichts der multiplen Krisen, sowohl individuell-psychisch, wie im Amiland, wo jeden Tag ein religiös-fanatischer, frauenhassender Waffenfreak ein Blutbad anrichtet, als auch kollektiv-politisch, siehe Frankreich Widerstand gegen Rentenreform. Ersteres ist krank, zweites wünschenswert. Aber bei „uns“ fressen die Leute wohl alles in sich hinein. Inklusive Psychopharmaka, deren Umsätze Rekordhöhen erreichen, wie psychische Erkrankungen.

Interessant: die Selbstmordrate, äußerster Ausdruck innerer Verzweiflung, hat sich seit den Achtzigern fast halbiert. Männer begehen dreimal so oft Selbstmord wie Frauen, das gleiche Verhältnis gilt für den schleichenden Selbstmord auf Raten, Alkoholmissbrauch. Ursachen: Frauen müssen Kinder zur Welt bringen und erziehen, sind resilienter, leben gesünder und agieren Emotionen eher aus. Männer fressen in sich hinein, schweigen, verdrängen, bis es nicht mehr geht und dann bumm.

Eigentlich für die Leser*innen hier so selbstverständlich, wie die Erde rund ist. Vermute ich mal. Aber in letzter Zeit sickern sozialpolitische Positionen, für die ich stehe und in den Medien zitiert werde, zunehmend in rechte und  verschwörungstheoretische Medien wie die schräge Pravda.tv. Und woher weiß ich, ob solche Klientel dann in Folge hier nicht kleben bleibt. Von irgendwoher müssen 30.000 Besucher*innen im Monat ja kommen.

Was soll’s. Also hier auch zum Mitschreiben ab und zu mal Selbstverständlichkeiten.

Ich schrieb oben was von verdrängen. Das ist populärwissenschaftlicher Humbug.

Verdrängung bezeichnet in der psychoanalytischen Theorie einen Abwehrmechanismus, der innerseelische oder zwischenmenschliche Konflikte reguliert, indem tabuierte oder bedrohliche Sachverhalte oder Vorstellungen von der bewussten Wahrnehmung ferngehalten werden.

Das Konzept der Verdrängung geht auf Sigmund Freud zurück und gilt als zentraler Bestandteil der psychoanalytischen Theorie. Dieses zusammengezimmerte Psychoanalyse-Konstrukt hat sich aber wie so vieles von Freud zwischenzeitlich als Humbug entpuppt, damit arbeitet kaum noch jemand. Nur in der Küchenpsychologie wird es gerne inflationär verwendet.

Was es natürlich gibt, sind Abwehrmechanismen  gegen die Zumutungen der Welt, gegen überwältigende Emotionalität, wie Regression, Verleugnung von Tatbeständen, Projektion, etc. ppp. Die Liste ist endlos, allein deshalb, weil sich damit, mit der Heilung und Vermeidung, jede Menge Schotter verdienen lässt. Klassisches Männerding ist die Intellektualisierung. Durch Generalisieren und Universalisieren sorgt man dafür, dass die Kategorien so weit und abstrakt gefasst sind, dass man den Kontakt zur konkreten, sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit verliert. Gerne mit der Sonderform der Ironisierung. Schauen Sie sich mal in der Welt um, nie war soviel Ironie wie heute.

Tragen die hier kurz skizzierten Konstrukte wirklich so weit, dass die Poly-Krisen sich noch (!) nicht in wachsender Destruktion manifestieren? Hm. Keine Ahnung.

Und das ist nicht ironisch gemeint.

24 thoughts on “01.04.2023 – Warum ticken da draußen nicht viel mehr Menschen aus angesichts der multiplen Krisen?

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