03.04.2023 – Sadomasochismus, Sohnesmord, Kannibalismus und

Mein Totem-Hügel. Totem sind mythologische, mit Bedeutung und Verehrung belegte Kultgegenstände. Totem existieren Kultur- und Zeitübergreifend, siehe Totempfähle, aber auch das Kreuz in der christlichen Mythologie. Das hat in seiner klaren Struktur und Aussage mit zum Erfolg des Christentums beigetragen. Verstärkt durch die sadomasochistische Komponente des am Kreuz hängenden Jesus. Kein Dominastudio ohne Kreuz. Das finden Sie eklig, pervers? Klarer Fall von Angstlust. Ertappt.

Im Fall des Kreuzes kommen weitere archaische und umso wirksamere Aspekte hinzu: Im Zeichen des Kreuzes werden durch magische Beschwörungsformeln in der Wandlung während der Messe aus Brot und Wein Fleisch und Blut von Jesus und in Form von Hostien und Wein den Gläubigen zum Verzehr gereicht. In diesem Kult-Akt, Transsubstantiation genannt, wird das Ritual des Kannibalismus der Ur-Horden zelebriert.

Und: Im Tod von Jesus spiegelt sich der klassische Sohnesmord (Filizid oder auch Infantizid) wider. Gott opfert seinen einzigen Sohn, vermeintlich zur Errettung der Ur-Horde, der Menschheit. In Wahrheit klingt hier aber das Ödipus-Motiv auf, das ist nichts weiter als der präventiv abgewehrte Vatermord von Laios, der damit seinem Sohn Ödipus zuvorkommt. Vater und Sohn in mörderischer Konkurrenz. Aus diesem Grund auch schicken die Väter, die Alten, die Eliten, ihre Söhne, die Jungen, in den Krieg. Es ist nicht nur Nationalismus, Imperialismus, Wiederherstellung der Ehre des Vater(!)landes und ähnliches Gedöns, es sind auch tiefergehende Motive, die die ewig wiederkehrende Kriegsbegeisterung begründen.

Säkulare Totem sind Kunstwerke. Keine Wohnung ohne ein wie auch immer qualitativ geartetes Kunstwerk. In ihm tritt der Besitzer in eine exklusive, intime Beziehung zum abgebildeten Gegenstand und zur Künstlerin.

Eine Welt ohne Totem ist weder vorstellbar noch wünschenswert. Selbst der aufgeklärteste Atheist hat ein inniges Verlangen nach Transzendenz, nach einer anderen Welt jenseits von Vernunft und Verstand.

Meine Totem stehen unter anderem für Gesundheit, Fröhlichkeit, Anmut, Melancholie. Ich würde gerne behaupten, dass ich den Totemhügel mühsam für mythologische Zwecke aufgehäuft und die Totem in kultischem Weiheritual dort ihrem Sinn zugeführt hätte.

Es ist aber nur der Aushub von meinem Teich und die Figuren sind dem Ritual der Ausmistung zum Opfer gefallen. Wegschmeißen wollte ich aber nicht, jede hat eine Geschichte. Und einen Garten kann man im 21. Jahrhundert unmöglich in einem (Pseudo-)Naturzustand belassen, das muss ironisch kommentiert, gebrochen werden, alles andere wäre Romantik oder Kitsch, also gruselig. So kommt eins zum andern. Wir sind eben im Prozess der Zivilisation unwiederbringlich von der Natur, der Ur-Horde, dem mythologischen Totem entfremdet. Ob das ein Fortschritt ist, muss jede selbst beantworten.

Hier mein Lieblings-Karfreitagwitz (Hintergrund zu INRI: INRI ist die Inschrift, die man an Jesuskreuzen findet. Sie steht für Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum, also „Jesus von Nazareth, König der Juden“):

„Steht der kurzsichtige Spieß vor dem Kreuz und brüllt: Gefreiter Inri, kommen Sie vom Hochreck runter!“

1 thought on “03.04.2023 – Sadomasochismus, Sohnesmord, Kannibalismus und

  1. Wolfgang Berg

    Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert