
Das Plakat wurde mir bei meiner Verpflichtung als IM beim MfS überreicht. Schöne Erinnerungen. Damals war Marx der beste Fußball-Verteidiger. An ihm kam keiner vorbei.
Die ökonomischen Verhältnisse bestimmen unser Bewusstsein, diese fundamentale Marx-Binse gilt selbstverständlich nach wie vor. Aber natürlich bestimmen sie auch unser Unbewusstes mit, all das, was unserer Kontrolle entzogen ist. Unsere Reflexe, unser Fühlen, ist wie Denken und Handeln gesellschaftlich produziert. Der Homo Heidelbergensis z. B. vor 250.000 Jahren dürfte etwas anders getickt haben als wir. Waffen hatte der allerdings auch schon.
Alles ändert sich im Lauf der Zeit. Der anale, autoritätsfixierte, geizgetriebene Zwangscharakter früherer Jahre ist längst dem mehr oral geprägten, herrschaftsskeptischen Hedonisten gewichen. Ob dadurch die Welt besser geworden ist, sei mal dahingestellt.
Und so wie sich unser Blick auf die ökonomischen Verhältnisse und damit die res pubica, die Sache der Republik, ändert, so ändert er sich auch auf das Funktionieren des Unbewussten.
Freuds fundamentale Leistung bestand in Erkenntnissen über die Wirkmächtigkeit des Unbewussten, aber natürlich war er Kind seiner Zeit, phallo- und eurozentrisch geprägt. Er sah die Welt durch die Brille seines Schwanzes, als weißer Europäer. Auf die Idee, dass Ödipus Schwestern gehabt haben könnte, die zu ihren Müttern und Vätern in ähnlich fundamentalen Konflikten stehen könnten, wie Ödipus zu seinem Vater Laois, kam er nicht. Und Freuds Vergleiche zwischen Wilden und zivilisierten Neurotikern sind auch eher Ethnokitsch. So wie seine Sicht der Kultur- und Zivilisationsgeschichte als aufsteigendem Prozess, mit ihrem Höhepunkt in „unserer“ europäischen Kultur, auch schon zu seinen Zeiten als eher daneben galt.
Insofern muss die Anmerkung aus dem letzten Blog über die Väter, die aus mörderischer Konkurrenz im Sinne Ödipus/Laios ihre Söhne immer wieder in die Kriege schicken, erweitert werden. Grundsätzlich steht die Generation der Alten zu den Jungen über alle Geschlechter in einem nicht nur ökonomisch (und somit auch ökologisch, siehe Last Generation) bedingtem Konflikt. Da sind auch Motive von Eltern/Kind Konflikten, von Neid auf die Jugend, Wut auf die Alten, Summertime Blues, drin.
Wieso „vergessen“ die Alten eigentlich immer die Ängste und Emotionen ihrer Jugend, also auch der von Heute, wenn sie an der Macht sind? Lehrjahre sind keine Herrenjahre und ich musste mich auch durchbeißen etc. pp. Die Tatsache, dass einem großen Teil der jetzigen „Alten“ es scheißegal ist, in welchem Zustand sie den Jungen die Welt hinterlassen, trotz besserem Wissen, hat nicht nur mit Egoismus, Besitzstandswahrung, Wohlstandsverwahrlosung zu tun. Da ist auch jede Menge unbewusster aggressiver, mörderischer Impuls gegen die Konkurrenz der schönen Jugend drin. Das ist die Fortführung von „Die Jungen (Männer) in die Kriege schicken“, nur umfassender und geschlechterübergreifend. Wir machen die Welt kaputt, damit ihr sie nicht kriegt.
Ich gehe jede Wette ein, dass diese Gedanken nicht neu sind, so spekulativ sie auch sein mögen. Ich bin in solchen Themen nicht mehr up to date. Mir ist die nächste Urlaubsplanung wichtiger. Flugreise natürlich ….
Die ganze Psychoanalyse ist ja letztlich spekulativ wie eine Verschwörungstheorie, in der Argumentation fliegenbeinschwach und im Moment der Formulierung schon Schnee von gestern. Apropos Schnee: Freud kokste, was die Nase hielt und gab sich mit Sister Morphin den goldenen Schuss, als der Nikotinkrebs seinen Gaumen zerfressen hatte. Freuds Koksbedingte Allmachtsphantasien sollte man (!) bei seiner Rezeption nicht vergessen.