23.05.2023 – Bienen fliegen ziemlich CO2 neutral

Biene im Anflug auf Mohnblüte. Leider kriege ich mit meinem Smartphone keine besseren Aufnahmen von sowas hin. Aus dem Mohn produziere ich ein bekömmliches Schlafmittel. Wie heißt es doch in Vergils Metamorphosen so treffend: „„Jetzt erscheinet die Nacht, mit Mohn bekrönet die sanfte Stirn; es folget ihr nach schwärzlicher Träume Gebild.“

Bienen fliegen ziemlich CO2 neutral, was ich von mir nicht behaupten kann. Fliegen ist eine ökologische Schwerstsauerei, die mit Abstand klimaschädlichste Form der Fortbewegung. Zitat aus Spiegel Artikel, leider Bezahlschranke: Wer in den Urlaub fliegt, gefährdet das Überleben auf diesem Planeten.

Das ist natürlich Öko-Blödsinn. Das Überleben auf dem Planeten wird auch nach einer Klimakatastrophe jenseits einer 4 Grad Erderwärmung nicht gefährdet sein. Es ist nur die Frage, für wen. Für welche Individuen und welche Spezies. Im Zweifel werden es eher Reiche im globalen Norden sein. Die Frage ist, ob das wünschenswert ist.

Mir ist das ziemlich egal. Wütend macht mich das nicht, es sind eher Kopfgeburten, die da in mir walten, keine Emotionen. Es sind die konkreten, akut drohenden gesellschaftlichen Konsequenzen, die mich interessieren, nicht das abstrakt-ferne, idealistische Ziel einer Weltenrettung. Weltenrettung ist Romantik und die, das wissen wir spätestens seit der Vollendung der Romantik im Nationalsozialismus, ist der Vorort der Hölle

Reisen, also auch Fliegen, entspannt, erweitert Horizonte, verbindet, baut Ressentiments ab, ist Bildung, identitätsstiftend, sorgt für Distinktion, Mehrwert an sozialem Status. Das allerdings reduziert sich zunehmend im Zeitalter von Flugscham. Mit einem Reise per Hundeschlitten durch Meck-Pomm dürfte man eher Distinktionsgewinne erreichen.

Wer reist, ist auf der Suche nach dem Glück und sich selbst. An Menschen, die nicht reisen, geht ein wesentlicher Teil des Lebens vorbei. Deshalb gehört zur Definition von Armut zumindest in der EU, also relativer Armut im Gegensatz zu absoluter Armut im globalen Maßstab, neben Mangel an Einkommen, Ausschluss von Bildung und Gesundheit, fehlenden Rücklagen, Energiemangel etc. auch der Ausschluss von Reisen und Urlaub, was für über 20 Prozent der Bevölkerung zutrifft.

Gut für den Planeten, werden da die Ökos sagen, zumeist jene, die selber nicht fliegen, nicht von Armut betroffen sind und sich eher nicht durch ein Übermaß an soziologischer Phantasie auszeichnen.

Da sind mir die Grünen-Zyniker fast lieber, die den Planeten retten wollen, koste es, was es wolle. Und wenn es die Gasheizungen von ca. 7 Millionen deutschen Haushalten sind. Nach Verabschiedung des Entwurfs für das Heizungsgesetz flog die Hälfte der beteiligten Grünen-Referentinnen erstmal in den Urlaub, war ein hartes Stück Arbeit.

Dieser handwerkliche Pfusch, den die produziert haben, in guter deutscher Idealismus-Tradition des „Am deutschen (Heizungs-)Wesen soll die Welt genesen“ treibt schon jetzt der AFD in Scharen das Wahlvolk in die Arme und wird die nächste Wutwelle auf den Straßen hervorrufen.

Das macht mich schon eher wütend. Das Ökogedöns lässt mich kalt, was angesichts der wegen El Niño zu erwartenden Hitzewellen ein gesundes Gefühl ist.

Bedenklich, weil mich als Älteren potentiell auch treffend, stimmen könnte mich höchstens folgendes: Im vergangenen Jahr starben in Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) etwa 4500 Menschen infolge von Hitze. Europaweit gab es in den Monaten Juni bis August 2022 sogar eine Übersterblichkeit von mehr als 100.000 Menschen. Das dürfte sich angesichts der drohenden El Niño Hitzejahre noch vervielfachen.

Aber da es in meinem nach Norden gehenden Arbeitszimmer noch nie wärmer als 24 Grad geworden ist, plane ich kühlen Gemüts die nächste Flugreise nach Korfu. Natürlich mit Kompensation. Und selbstverständlich bin ich für ein sofortiges Verbot von Flugreisen unter 1.500 km.

Die Luftlinie Berlin-Korfu beträgt übrigens 1.518 km.

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