
Gesehen am Parteibüro der Satirepartei „Die Partei“. Putziges Plakat, aber die ganze Ausrichtung der Partei steht für den grundsätzlichen Umgang unserer bürgerlichen Gesellschaft mit dem Phänomen eines erstarkenden Faschismus: Hilflos. Komplett überfordert.
Das fängt ja schon mit dem Begriff Faschismus an. Da eiert und lullert fast die ganze Journaille rum wie der Teufel um das Weihwasser, um bloss nicht mit dem Begriff in Kontakt zu kommen. Die AfD ist für die, und die nehmen wir mal pars pro toto für den gesamten Bürgerladen hier, alles mögliche: reaktionär, nationalistisch, rechtspopulistisch, Minderheitenfeindlich, gestrig, antisemitisch, etc. pp. Alles schön und teilrichtig. Aber das Kind beim Namen zu nennen? Faschismus? Gottseibeiuns. Dann müsste man ja auch konsequent das Gegenmittel positiv besetzen, nämlich den Antifaschismus. Und da hat man in weiten Teilen des Bürgertums den Eindruck, dass ihm ein gepflegter, nicht ganz so rüpelhafter Faschismus allemal lieber ist als Antifaschismus. Antifa, igitt.
Wenn es aber schon auf der Ebene der Begrifflichkeit hapert, wie soll man da je auf eine hilfreiche Diagnose und Therapie kommen. Die im übrigen nur lauten kann, und jetzt wird es sehr kurz und gerafft: Der Faschismus ist ein Produkt des Kapitalismus, die extreme Sonderform bürgerlicher Herrschaft und als solcher ein Phänomen wachsender Krisen. Das Prinzip Faschismus kann nur überwunden werden im Prozess der Überwindung bürgerlicher Herrschaft, letztlich der Abschaffung des Kapitalismus. Eher geht aber die Welt unter. Zumindest die uns bekannte.
Also logisch, dass Sie nur in Ausnahmefällen im Zusammenhang mit der AfD den Begriff Faschismus explizit lesen. Die sind halt irgendwie rechtsextrem. Was sich in der Häufung irgendwie beruhigend anhört. Wer weiss denn schon genau, was rechtsextrem zum Beispiel von rechtsradikal unterscheidet. Faschismus dagegen hört sich schon konkreter an. Mord, Totschlag, Folter. Blut. Liegt in der Luft.
Das Parteibüro der obigen Kasper-Partei liegt übrigens am Chamissoplatz, das ist im hipsten Schicki-Micki-Kreuzberg die hipste Schicki-Micki-Gegend. Wer da wohnt, hat es geschafft, ist oben angekommen.
Diese Partei ist obsolet, witzlos, man liest auch kaum noch was von denen. Ist irgendwie so ein Männerding, wenn es ernst wird, ziehen sie den Schwanz ein und flüchten sich in Satire und Ironie.