
Die SCHUPPEN-Boys auf der Documenta 2012- Beachten Sie bitte die erotisch aufgeladene Bildmontage der geschätzten Stadtkind-Redaktion.

Die Neue Presse hängte das Urinal nur bildlich eine Nummer tiefer, textlich gründelte die Redaktion auch dort in den fröhlichen Wasserspielen. So weit, so feuchtfröhlich. Weniger lustig ging es am 11.09 zu …. In Den Haag sind am 10.09.2023 etwa 2.400 Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion vorübergehend festgenommen worden. Sie wurden unter dem Einsatz von Hunderten Beamten abgeführt und in Bussen in ein Stadion in Den Haag gebracht .
Am 11.09.1973, vor 50 Jahren, fand der faschistische Militärputsch in Chile statt. Tausende Oppositionelle wurden in das Nationalstadion der Hauptstadt verschleppt, gefoltert, viele umgebracht. Dem Liedermacher Victor Jara, vergleichbar mit Griechenlands Mikis Theodorakis und Lichtjahre über einem Biermann thronend, brachen die Folterer des Pinochet Regimes die Hände, damit er nicht mehr Gitarre spielen konnte, und ermordeten ihn mit 44 Schüssen. Was für ein Hass.
Als ich die Meldung aus Den Haag hörte, am 11.09, passierte das, was mir bei politischen Meldungen schon lange nicht mehr passiert, ich reagierte emotional. Auf G‘schichten aus dem Aiwanger-Stadl oder andere irrsinnige Sumpfblüten aus dem immer brauner werdenden Morast des politischen Alltags reagiere ich meist, wenn überhaupt, mit jenem Gelächter, das einem angesichts einer gelungenen absurden, grotesken Performance entfleucht.
Aber diese Stadion Geschichte hatte eine andere Qualität für mich. Ich unterstelle keinesfalls unseren Käsköpfigen, kiffenden Tulpenzüchter-Nachbarn faschistische Ambitionen, oder nicht mehr, als in jedem völlig normal durchgeknallten EU-Land wie Italien, Ungarn, Polen etc. herrschen. Die BRD fehlt bewusst in der Aufzählung. Bei allen Kotzreizen, die ich hier langsam kriege, soweit wie bei den Genannten sind wir nicht. Noch nicht. Der gemeine Niederländer, pragmatisch wie er nun mal ist, hat sich nichts weiter dabei gedacht, sondern eine funktionale Lösung gesucht und gefunden. Das Stadion. Und wenn da irgendwelche Politmimosen insinuieren, dass durch die Kategorien „Nichts dabei gedacht, pragmatische Lösungen, Funktionalität“ das kalte Grauen der Technokraten von Macht, Unterdrückung, Vernichtung schimmert …. ja, da kann doch der Niederländer nichts für.
Der Putsch von 1973 war eine Zäsur, deren Bedeutung kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Das Kapital machte blutig klar: Keine sozialromantischen Fisimatenten mehr, weder in Lateinamerika noch sonst wo. Eine Reihe von Militärputschen räumte alles Linke weg, immer orchestriert von der CIA, unter tätiger Mithilfe des BND. Die Nelkenrevoluzzer von 74 in Portugal hatten Riesenglück, dass es nur zu einem parlamentarischen Rollback kam, unter Mitwirkung von Geldern der SPD und Friedrich-Ebert-Stiftung. In Chile wurde nach dem Putsch in einem Riesen-Freilandexperiment der Neoliberalismus der Chicago Boys 1:1 umgesetzt, unverhüllte Umverteilung von unten nach oben, mit Massenverelendung . Eine Masterfolie für den weltweiten Siegeszug des Neoliberalismus ab den 90ern.
Sie, liebe Leserinnen, werden verstehen, dass ich am 11.09 irgendwas zum Lachen brauchte, zum echten Lachen. Ich ging also nicht in den Keller, sondern in mein Archiv, und es klappte. Siehe oben die Documenta Beteiligung der SCHUPPEN-Boys. Beachten Sie bitte die erotisch aufgeladene Bildmontage der geschätzten Stadtkind-Redaktion. Die Neue Presse hängte das Urinal nur bildlich eine Nummer tiefer, textlich gründelte die Redaktion auch dort in den fröhlichen Wasserspielen. Vollends köstlich wurde es im Kunst Magazin, das ansonsten den intellektuellen Hintergrund des SCHUPPEN 68-Ansatzes korrekt referiert . Selten wurde der Akt des kreatürlichen Pissens in ein Urinal ziselierter beschrieben: „ … kann der meist passive Kunstkonsument bei der öffentlichen Installation Fountain II das Urinal seinem Zweck und Bedürfnis gemäß nutzen. Indem er sich partizipatorisch in den Kunstproduktionsprozess einbringt und in einen direkten Dialog zu dem Kunstwerk eintritt, wird er ein Teil der Perfomance.“ Dieser Text, und die Bilder, hatte durchschlagende, heilsame Wirkung. Ich hab mich echt bepisst vor Lachen
