
Tanzendes Paar. Berlin Lichtenberg, im Hintergrund die erste Plattenbausiedlung in Ostberlin von Anfang der 70er, der Anton-Saewkow-Platz.
Plattenbausiedlungen und Großwohnsiedlungen in Berlin sind ein Kosmos für sich. Der Flaneur taucht dort, gerne in Zeiten des Wochenmarktes, in eine völlig andere Welt ein. Der Kontrast zu meinem Kreuzberger Kiez mit seiner Mischung aus internationalem Hipstertum und, weiter östlich in SO36, alternativem Revoluzzergestus, könnte gar nicht größer sein. Nichts ist langweiliger und vor allem bildungsferner als chronisch in seinem eigenen Kiezmief zu versumpfen, und so sind solche Ausflüge in andere Welten nicht nur politische und ästhetische Erziehung par excellence, sondern lassen die Eigene für Momente vergessen. Was in Zeiten eines weltweit grassierenden und wachsenden Antisemitismus nicht das Schlechteste ist. Die aktuelle Krönung dieses Unrats, die Spitze des Scheißberges, ist die letzte UN-Resolution, die einen Waffenstillstand in Nahost fordert, ohne die faschistische Terrororganisation Hamas mit einem Wort zu erwähnen. Das ist nichts anderes als die Aufforderung der überwältigenden Mehrheit der Weltgemeinschaft an Israel, sich mit seinem Untergang abzufinden und die Rechtfertigung, denn Schweigen bedeutet Zustimmung, des Hamasterrors.
Als ob sich Terroristen jemals an Verträge, Vereinbarungen, an Völkerrecht oder auch nur minimale zivilisatorische Grundsätze gehalten hätten. Hitler hat z. B ein paar Monate nach dem Münchener Abkommen, in dem er den Bestand der Resttschechoslowakei garantiert hatte, den Staat überfallen, annektiert, seine Bevölkerung einem Terrorregime unterworfen und die dort lebenden Juden vernichtet. Und nach genau dem gleichen Muster verfährt die Hamas.
Mit dieser Resolution der Schande hat sich die UN aus der Zivilgesellschaft verabschiedet. Es ist übrigens nicht nur die Entscheidung der Staatenlenker gewesen. Die wird vom hunderttausendfachen Mob weltweit in den Staaten, auch in Palästina, aber auch bei „uns“, auf der Straße mitgetragen. Ein Mob, der oft nicht genug zu fressen hat, aber anstatt für die Verbesserung seiner Lebensverhältnisse zu kämpfen, für den Untergang des Staates Israel auf die Straße geht. Ich kann gar nicht so viel kotzen, wie mir übel wird.
Das Einzige, was mich tröstet, ist die Tatsache, dass die Menschheit einen Schritt vorangekommen ist. Es lebe der Fortschritt! Und zwar bei dem Marsch in die selbstverschuldete Barbarei. Eine derartige Menschheit braucht kein Globus. Aber bitte erst nach meinem Ableben. Ich sach Bescheid, wenn es soweit ist.
Was Klimakrise, Kriege, Inflation, Spaltung der Gesellschaften, Seuchen, Migration, Hunger nicht schaffen, dem gibt der globale Antisemitismus den Rest. Denn, und das weiß auch der dümmste Intellektuelle, Künstler, Linke, Klimakleber etc. hierzulande, festeingereiht in die Einheitsfront der weltweiten Antisemiten: Hinter jeder hässlichen Maske des Antisemiten lugt ein Faschist hervor.
14 Länder stimmten gegen die Resolution der Schande. Das sind sogar noch weniger als es vollständige Demokratien weltweit gibt laut Demokratieindex: 24. , Deutschland dabei auf Platz 14. Israel auf 29 als unvollständige Demokratie auf Grund der rechtsradikalen Netanyahu-Regierung, einen Platz vor USA. Palästina liegt als lupenrein autoritäres Regime auf Platz 110, Tendenz in den letzten Jahren neben Mali die dramatischste Verschlechterung weltweit.
Und wo bleibt das Positive?
Die Plastik oben hatte ich auf den ersten Blick für eine körperliche Übergriffigkeit des Mannes gehalten. Google belehrte mich eines Besseren.
Ist doch schön, wenn nicht immer alles gleich so negativ ist wie es scheint. Schönes Wochenende, liebe Leserinnen.