29.10.2023 – Alles so schön bunt hier.

Maina-Miriam Munski . Narkose.

Aus der Ausstellung: If the Berlin Wind Blows My Flag. Kunst und Internationalisierung vor dem Mauerfall. Neuer Berliner Kunstverein. .Munski gehörte der Berliner Sektion der Kritischen Realisten an, einer Stilrichtung, die sich in den 70ern mit Problemen in Staat und Gesellschaft auseinandersetzte. Munskis zentrales Thema war der patriarchale Zugriff auf den weiblichen Körper und dessen Zurichtung.

Interessanterweise war die radikale Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft zu dem Zeitpunkt am ausgeprägtesten, als die Möglichkeitsräume für gesellschaftlichen Fortschritt am größten waren und eine Faschisierung der Gesellschaft trotz aller gegenteiliger Behauptungen von linken Revolutionssimulanten Lichtjahre entfernt . Eben in jenen 70ern, die trotz erster Krisenphänome wie Ölkrise oder Deutscher Herbst 77  doch das Goldene Zeitalter des Kapitalismus genannt werden, mit dem Ausbau des Sozialstaats, enormen Lohnzuwächsen, der Entstehung von alternativen Zusammenhängen und Gegenöffentlichkeiten und mit gesellschaftlicher Liberalisierung, auch im Rahmen diverser Strafrechtsreformen. Ab 1977 brauchte z. B. die Ehefrau ihren Mann nicht mehr zu fragen, ob sie berufstätig werden wollte. Noch 1966 hatte der Bundesgerichtshof Ehefrauen verboten, im Rahmen der ehelichen Beiwohnung Gleichgültigkeit oder gar Widerwillen zur Schau zu stellen.

Heute dagegen leben wir in herrlichen Zeiten. Alles so schön bunt hier. Und liberal, und divers. Blöd nur, dass der Sog des Faschismus immer unaufhaltsamer wird und ein wie nie notwendiger Widerstand dagegen ungefähr so weit weg ist wie ich vom Literaturnobelpreis.

Wenn es überhaupt noch nennenswerte Reste einer radikalen Linken als Nukleus von antifaschistischem Widerstand gegeben hat, so haben die sich auf parlamentarischer Ebene durch die Wagenknechte ins Abseits katapultiert und auf außerparlamentarischer Ebene durch ihr Verhalten im Falle Hamas endgültig aus dem Lager des Fortschritts verabschiedet. Entweder heißen sie den Terror der Hamas gut, wie die Fraktion der Antiimperialisten oder sie lullern mit Einerseits/Andererseits Relativierungen rum. Ok, ein paar Aufrechte gibt es noch, die überlegen aber vermutlich mittlerweile frustriert, ob sie sich überhaupt noch links nennen sollen. Wer will schon mit Anti-Imperialisten-Pack, das faschistischen Terror als Befreiungskrieg bezeichnet,   in einen Topf geworfen werden.

Ich bezeichne hier durchgehend die Hamas als faschistisch. Dazu ein paar Fakten. Es gibt diverse Theorien über Faschismus als politische Ausrichtung und individuelle psychische Disposition. Beides muss massenhaft zur Deckung kommen, damit Faschismus sich als allgemein gesellschaftlich akzeptierte Herrschaftsform durchsetzen kann. Hier im Zitat Parameter, nach denen ich die Kategorisierung der Hamas als faschistisch für angemessen halte. Die Zitate beziehen sich auf einen Artikel zum Begriff „Islamfaschismus“ :

„Die beiden augenscheinlichsten Vergleichspunkte (in unserem Zusammenhang zwischen Faschismus und Hamas, d. A,) wären die folgenden:

  • Beide Ideologien basieren auf einem Kult mörderischer Gewalt, der Tod und Zerstörung verherrlicht und Geistesleben verachtet .
  • Beide stehen der Moderne feindlich gegenüber – außer, wenn es sich um die Entwicklung von Waffen handelt ….
  • Beide sind besessen von realen und imaginären [erlittenen] ‚Erniedrigungen‘ und [als Konsequenz] rachsüchtig.
  • Beide sind chronisch infiziert mit dem Gift antisemitischer Paranoia – …..
  • Beide neigen zu ….. Hervorhebung eines einzig wahren Buches. (Hier: Mein Kampf und Koran, d. A.)
  • Beide haben sich der sexuellen Unterdrückung verschrieben – insbesondere der Unterdrückung jeglicher sexueller ‚Abweichung‘ – und, in Bezug auf ihr Gegenüber, der Unterwerfung der Frau und der Verachtung alles Weiblichen.
  • Beide verabscheuen Kunst und Literatur und betrachten diese als Symptome von Entartung und  Dekadenz. ….“

Einer Malerin wie Maina-Miriam Munski wäre im Herrschaftsgebiet der Hamas das Gleiche widerfahren wie der tapferen 16jährigen Armita Garawand im Iran, die totgeschlagen wurde von Sittenwächtern, weil sie kein Kopftuch trug .

Bei uns dagegen ist alles schön bunt, divers und liberal. Da braucht es keinen Widerstand. Mittlerweile (seit 1997) ist sogar Vergewaltigung in der Ehe strafbar.

Wenn das kein Fortschritt ist.

7 thoughts on “29.10.2023 – Alles so schön bunt hier.

  1. click over here

    Hi there! This is my first comment here so I just wanted to give a
    quick shout out and say I really enjoy reading your
    posts. Can you recommend any other blogs/websites/forums that
    go over the same topics? Thanks a ton!

  2. Pingback: 02.11.2023 – Fellatio |

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert