26.12.2023 – Fröhliche Jahresendzeit, liebe Leserinnen.

Christbaum, irgendwo in Deutschland. Weihnachten sagt mir nicht viel, weder muss ich einen auf krampfhaften Anti-Establishment-Revoluzzer eines „Blödes Konsumterrorfest“ machen noch auf rührselige Kindheitserinnerungen „Kling Glöckchen Klingelingeling“ oder gar auf „Christ ist geboren“ Sakral-Kitsch. Den Anblick eines geschmackvoll geschmückten Christbaumes weiß ich zu würdigen. Der Ursprung des Christbaumes liegt bei den Römern, die mit immergrünen Gewächsen den persischen Sonnengott Mithras feierten. Als urdeutscher Brauch setzte er sich in der Epoche der Romantik endgültig durch und erleuchtete von da aus im Laufe der Jahre die ganze Welt. Bis nach China, wo das dortige KP-Regime vor diesem fremdländischen Brauch warnt und stattdessen lieber »Die Schlacht am Changjin-See« feiern möchte, ein Film über den erbitterten Kampf zwischen der freiwilligen chinesischen Volksarmee und den US-Streitkräften während des Koreakriegs. Nationalbolschewistischer Patriotismus-Kitsch.

Zielführender war da eher der antifaschistische Einsatz von sogenannten „Christbäumen“ im 2. Weltkrieg. So wurden die Leuchtsignale genannt, die die Alliierten Kampfverbände über Nazi-Deutschland abwarfen, um bei einem Bombenangriff das Angriffsgebiet zu markieren. Was mit Sicherheit wirkungsvoller war als der spätere bürgerlich-alternative Lichterketten-Antifaschismus, dessen einzige Gefahr für die Neonazis darin bestand und besteht, dass sie sich darüber totlachen.

Im Stall, in dem das Jesuskind geboren wurde, so der Sakralkitsch, stand mit Sicherheit kein Christbaum. Die eilige Familie hatte sich ja nach Bethlehem begeben zur Volkszählung unter der Ägide des Herodes. Der ließ in der Folge der Geburt Jesus, dem angeblichen König der Juden, alle Neugeborenen ermorden, um mögliche Thron-Konkurrenten aus dem Weg zu räumen, ein im Tierreich nach wie vor übliches Verfahren. Der Alte killt die Brut eines anderen, um das Weibchen für eigene Brut empfänglich zu machen.

Maria und Joseph flüchteten daraufhin mit dem Nachwuchs nach Ägypten, aus Bethlehem, in den heutigen Palästinensischen Autonomiegebieten. Ob das von bibeltreuen Christen als Zeichen und Legitimation gesehen wird für eine geplante ethnische Säuberung des Westjordanlandes und des Gaza-Streifens von Palästinensern, entzieht sich meiner Kenntnis. Fakt ist, dass die eilige Familie von da ab den Status von Flüchtlingen, politisch Verfolgten, innehatte. Durchaus möglich, dass Joseph auch Armutsmigrant war und sich als Wirtschaftsflüchtling in Ägypten bessere Erwerbsmöglichkeiten erhoffte. Dass dieser christliche Mythos von Parteien mit dem „C“ für „Christlich“ im Namen als Zeichen und Legitimation gesehen wird für die massenhafte Aufnahme auch von Wirtschaftsflüchtlingen und bevorzugt aus dem palästinensischen Kulturkreis, ist unter den gegenwärtigen Bedingungen eher nicht zu erwarten.

Gegenwärtige Bedingungen heißt: Die Asylanträge in der EU nähern sich dem Rekordhoch.

Die Zahlen werden steigen, auf Rekordniveau, sei es aus Kriegsgründen wie in der Ukraine, im Sudan, Jemen, Myanmar, Palästina, aus Armut wie in Afrika oder aus Klimagründen wie demnächst aus allen Küstenregionen der südlichen Halbkugel. Das trifft auf einen weitgehend demokratischen Kontinent, Europa, der allmählich in eine kulturelle Hegemonie neofaschistischer Gedanken, Wünsche, Phantasien abgleitet, flankiert von realpolitischen Machtübernahmen der dazu passenden Parteien. Ein Cocktail, der übles befürchten lässt.

Was den Flüchtenden herzlich egal ist.

Sie kommen. Sie kommen zu Land, zu Wasser, aus der Luft. Sie kommen allein, als eilige Familie, in Trecks, in Booten, in Kühllastern, durch eiskalte Sümpfe, über Stacheldrahtzäune, über Minenfelder. Sie lassen sich nicht durch Folter und Mord in Libyen aufhalten, durch Prügel in Griechenland, durch Versklavung in Afrika usw. usf. Ich könnte das hier noch lyrisch auswalzen, aber das landete dann in der Abteilung „Sakral-Kitsch und ähnliches“.

700 Millionen Menschen leben in absoluter, direkt existenzbedrohender Armut, Tendenz steigend. Eine Milliarde leben in küstennahen Regionen, direkt oder mittelbar vom Anstieg der Meere bedroht, Tendenz steigend.

Was jetzt schon von AfD und Mitte der Gesellschaft als Asylanten“flut“ bezeichnet wird, ist nur ein „Rinnsal“ im Vergleich zu dem „Tsunami“, der sich da aufbaut.

Fröhliche Jahresendzeit, liebe Leserinnen.

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