17.01.2024 – Bürger runter vom Balkon, Solidarität mit Vietcong

Heute bei Edeka im Sonderangebot: Anti-Nazispray. Tausende standen Schlange.

Bei dem Anti-AfD-Demo-Treffpunkt gestern, einer Straßenecke im hannöverschen Szeneviertel Linden, sind die Veranstaltenden vermutlich von zwei, dreihundert Teilnehmenden ausgegangen. Es gab ja auch keinen Demowagen, der mit Beschallung vorwegfuhr, nur ein kleines Handmegafon mit minimaler Reichweite, Bei mehr Leuten verlegt man solche Demos in die City.

Gekommen sind mehrere Tausend. Ich bewerte das nicht über, aber das war auf jeden Fall ein Lichtblick. Ich war nicht besonders gut gelaunt, hatte mich mit ein paar Leuten nach dem Motto verabredet: Wir sehen uns da, was bei der erwarteten Menge kein Problem gewesen wäre. Bei tausenden von Leuten, alle Frostvermummt in der Dunkelheit, ein aussichtsloses Unterfangen. So latschte ich missmutig schweigend vor mich hin, bis ich kurz vor Ende welche zum Kurzschwatz traf. Wir kreierten noch schnell ein paar neue Demo-Slogans, dieses notorische: „Ganz Hannover hasst die AfD“, hat was Fischerchöre-Ähnliches und erinnert an evangelische Kirchentage. Ich habe in den letzten Jahren auf Demos immer skandiert: Bürger, runter vom Balkon, Solidarität mit Vietcong.

Am Samstag marschiert hier auf dem Opernplatz das Bürgertum auf, mit dem notorischen MP, dem OB, den Stützen der Gesellschaft, im Rahmen des Bündnisses „Bunt statt Braun“. Es werden 1.000 TN erwartet. 1.000! Bei 1.000.000 Einwohner*innen in der Region. Es wäre eine erbärmliche Niederlage der Zivilgesellschaft, wenn da nicht über 10.000 kämen. Schließlich sollte es mittlerweile bei all den Demos bundesweit „In“ sein, mitzumachen, und Eventcharakter haben. Diese Erwartung der Veranstalter zeugt aber auch von einer deprimierenden und nicht unrealistischen Einschätzung der Wehrhaftigkeit der Stadtgesellschaft.

Bunt statt Braun. Das animierte uns zu folgendem Slogan: Bunt statt Braun, wir lieben alle Frau’n. Ob dieser Altherren-Chauvinismus für die Zukunft Bestand haben wird, ist fraglich. Es bleibt wohl beim Vietcong. Demos haben ja immer auch politisch-ästhetischen Workshop-Charakter

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