18.01.2024 – Eintönig statt Braun

Bunt statt Braun?

Redner*innenliste.

Die Ankündigung bei bereits sieben Redner*innen diesen Zuschnitts, es seien weitere angefragt, kann nur als Drohung aufgefasst werden. Es geht nicht darum, dass die Mehrzahl der Redenden nicht gerade als Verbal-Ecstasy gelten, Cicero würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sich das zu erwartende rhetorische Knäckebrot zu Gemüte führen müsste. Was ich schlimmer als langweilig, nämlich regelrecht kontraproduktiv und unprofessionell finde, ist die mangelhafte Bandbreite der Redner*innnen. Gut, dass mit Belit Onay und Rebecca Seidler wenigstens zwei Offizielle sprechen, die Personengruppen angehören, die bereits jetzt von faschistischer Bedrohung betroffen sind. Aber wo sind da Vertreter*innen von der Basis, direkt Betroffene aus migrantischen Initiativen ohne Promi-Status? Wo sind da Angehörige von antifaschistischen Initiativen, oft genug selber verfolgt!, die seit Jahren engagierte Arbeit leisten? Wo Menschen, die vom Alltag aus „national befreiten Zonen“ in der Ostzone berichten (Hannover ist doch im Vergleich zu den Nazigebieten da drüben eine Insel der Glückseligen)? Und wo sind da namhafte Vertreter des Kapitals, die Flagge zeigen gegen die AfD? Das würde gesellschaftliche Vielfalt und Bandbreite abbilden, das wäre interessant und würde einen Erkenntnismehrwert abgeben. Das wäre: Bunt statt Braun.

Das Kontraproduktive an einem derartigen Reden-Design liegt darin, dass alle irgendwie beruhigt nach Hause gehen, nach dem Motto „Jetzt haben wir es den Nazis aber mal gezeigt“. Wohltemperierte Worte, das Erregungsmaximum dürfte bei einem mittelfeurigen „Die AfD gehört verboten“ liegen. Die explizite Erwähnung des Begriffs „Faschismus“ dürfte ebenso an den Fingern einer Hand abzuzählen sein wie die Aufzählung von konkreten antifaschistischen, staatlich geförderten Projekten, die es demnächst in Hannover und Niedersachsen geben wird.

Das Entscheidende an solchen Veranstaltungen ist doch, welche Impulse gehen davon aus für die mühselige Kleinarbeit danach? Da bin ich im vorliegenden Fall des „Eintönig statt Braun“ eher skeptisch. Am Montag vielleicht ein Leidartikel in der hiesigen Bürgerpresse unter der Überschrift „Die Stadtgesellschaft hat Flagge gezeigt“. 9 Monate später wird in genau der gleichen Presse nach den Wahlerfolgen der AfD in der Ostzone einer erscheinen mit der Überschrift „Die Demokratie muss jetzt aufwachen und wehrhaft werden“. Oder so ähnlich … Ich irre mich gern.

Ungern wiederhole ich mich, was die Nachhaltigkeit derart gutgemeinter Veranstaltungen angeht: Nach den Brandanschlägen Anfang der 90er gab es flächendeckend Lichterketten in der BRD als Zeichen gegen Rechts. Daran beteiligten sich über eine Million Menschen.

Und wo stehen wir Heute?

Wenn ich für jeden Satz am Samstag, der mich positiv überrascht, einen Euro ins Antifa-Sparschwein werfe, werde ich sicher kein armer Mann.

Ich geb mal einen Tipp ab: Mit fünf Euro bin ich dabei.

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