


Eben noch trotzig-kompakter Eisblock, jetzt Wasser. Spurenlos verschwunden. Ein alter Imperativ fiel mir ein, aus Zeiten, als ich noch ein Ministrant, was nur am Rande was mit Minestrone zu tun hat, war, bei Totenmessen oder Beerdigungen: Memento, homo, quia pulvis es et in pulverem reverteris. Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.
Diese Vergänglichkeit scheint eine tiefe kollektive Kränkung zu sein. Wie sonst kommen nach wie vor Menschen auf den Trichter, ihre Gene qua Nachwuchs der Nachwelt einzugravieren oder sonst wie Spuren hinterlassen zu wollen. Dieses vermeintlich privat-neurotische Verhalten wird dann gefährlich, wenn es politisch wird. Es muss ja nicht gleich ein Tausendjähriges Reich sein, was Braunlinge schaffen wollen, die AfD-Deportationssehnsüchte eines „Alles raus, was Nicht-Assimiliert ist- Für ein porentief arisch-reines Deutschland der Zukunft“ reichen auch schon.
Um das zu verhindern, bedarf es mehr als ein paar Latschdemos. Aus denen muss dann eine Neue Soziale Bewegung des Antifaschismus werden, die sich neben lokalen Verankerungen, Vernetzungen mit klassischen Akteuren wie Gewerkschaften und Basisinitiativen auch Gedanken machen muss über Leitfiguren, kulturell eigene Codes, Medien etc. pp. Sie muss nachhaltig, radikal und eingreifend sein, was z. B. auch ein taktisches Verhältnis zur Legalität ihrer Aktionen beinhaltet.
Zur Erinnerung: An der sogenannten Prominentenblockade in Mutlangen 1983 im Rahmen der Friedensbewegung nahmen unter anderem teil: Heinrich Böll, Günter Grass, Oskar Lafontaine, Petra Kelly, Dietmar Schönherr, Walter Jens etc. Legitim, aber illegal. Die Blockade wurde nicht geräumt
Zitat Roman Herzog, damals Innenminister BW: „Ich werde der Weltpresse doch nicht das Schauspiel bieten, den Nobelpreisträger Böll von deutschen Polizisten von der Straße tragen zu lassen.“ Später war Herzog Bundespräsident und nervte mit allerlei Ruckartigem Gedankenschrott , zumindest mich nervte der Mann gewaltig.
Er war Mitherausgeber des Maunz-Dürig, einem juristischen Standardwerk der BRD zum Grundgesetz. Maunz war Altnazi und Neonazi, in der Nachkriegszeit Autor der rechtsextremen Nationalzeitung, was dem Ruck-Schwafelhans mit Sicherheit bekannt war. Soviel zu Kontinuitäten, die sich oft wie nur halbsichtbare Wurzelgeflechte unter der Oberfläche in der Braunen Erde verzweigen und fortsetzen.
Die aktuellen Sitz- und Klebe-blockaden erfreuen sich im Gegensatz zu den damaligen keiner großen Beliebtheit und es bleibt abzuwarten ob sich Promis wie Günter Jauch oder Barbara Schöneberger (mir fallen spontan nur TV-Gruselgesichter ein) vor Veranstaltungsorten festketten, um AfD-Nazis nicht reinzulassen, wenn die auf Reichsparteitagen neue Beschlüsse für mehr Menschenfeindlichkeit im Ländle fassen wollen.
In die Richtung gilt es aber zu denken, mit Wattebausch-Werfen allein wird Faschismus nicht besiegt. Die demokratische Mitte muss sich tatsächlich Gedanken machen um so etwas wie demokratische Militanz. Den Begriff hab ich grad erfunden.
Den hinterlasse ich der Nachwelt. Besser als meine Gene.