06.03.2024 – Am Ende der Jagd steht das Recht. Oder: Die Russen in Prag.

Ackerwinde im Vorkeimer. In Pflanzanleitungen werden oft noch veraltete Vegetationsperioden angegeben, die Vegetationsphase beginnt auf Grund des Klimawandels bei uns mittlerweile bis zu drei, vier Wochen früher. Das teste ich gerade aus, indem ich den oft empfohlenen Auspflanzzeitpunkt vorziehe. Willkürlich gewählte Pflanzen, alles selbst erzeugte Samen, aus dem Vorkeimer wie Ackerwinde, Marihuana, Quitte, Sonnenblume „Goldener Neger“ kommen in einem Feldversuch vier Wochen vor der Zeit ins Freie. Nur die Harten kommen in den Garten. Und nur die ganz Harten kommen da auch wieder raus.

Vorkeimer = irgendein Behältnis mit Erde oder Watte, anfeuchten, Samen rein, Plastikbeutel drum, auf die Heizung, fertig ist das Treibhaus.

Der Zeitpunkt zur Legalisierung von Marihuana ist vom Oberdrogi Lauterbach mit dem 1. April gut gewählt, da können die Jungs problemlos vorgekeimt und danach rausgesetzt werden. Nennenswerter Frost vor den Eisheiligen gibt es kaum noch und in Städten schon gar nicht. No risk, no fun.

Selbst gekeimten Pflanzen bei Wachsen zuzusehen, hat etwas transzendent-kontemplatives. In diesen rasenden Zeiten einem uralten Naturprinzip beim Werden beizuwohnen, wirkt zumindest bei mir sedierend, mit einer Art von Zärtlichkeit, die meinen allgegenwärtigen Groll auf diese Welt am Abgrund mildert. Bis zu dem Breaking News. Dann kommt die Hasskappe wieder drauf.

Es gibt etwas, das über uns hinausweist, eben Transzendenz. Nichts Göttliches, sondern etwas Kreatürliches. Diese Vorstellung nennt man übrigens Pantheismus . Die einzige Form von Theismus, der ich was abgewinnen kann.

In der Natur gibt es keine Gerechtigkeit, sondern Evolution. In der Welt hingegen streben wir nach Gerechtigkeit, und Revolution, also der qualitative Sprung über mehrere Stufen organischer gesellschaftlicher Entwicklungen hinweg, ist ein praktiziertes Mittel in der Zivilisationsgeschichte. Unabhängig davon, wie das normativ bewertet wird. Am Ende der Jagd auf die noch zwei gesuchten Angehörigen der Dritten Generation steht das Recht. Es wird zu einem Prozess kommen. Inwieweit das Recht dann der Gerechtigkeit genüge tut, ist eine weitere Frage.

Wenn es etwas in unserem Staat gibt, dem ich vertraue, dann ist es die Justiz. Wir haben zwar eine Klassenjustiz, die grundsätzlich die Interessen der Herrschenden vertritt. Aber die Justiz ist keinesfalls ein kohärentes Wesen, sondern in sich widersprüchlich, besteht wie die Gesellschaft aus diversen Schulen, Fraktionen, Interessen. Eine jüngere Richterin aus Berlin wird in einem Vergewaltigungsprozess das Recht anders interpretieren als ein Richter kurz vor der Pension aus Oberbayern. Ein konservativer Richter mit Aktienvermögen und Hausbesitz wird das Recht in einem Mietprozess anders interpretieren als eine linke Richterin, die in ihrer Freizeit auf Antifa-Demos unterwegs ist. Richter*innen sind subjektive Wesen, Emotionen und Ideologien unterlegen, auch wenn unserer Rechtsphilosophie fälschlicherweise als Grundlage der Idealfall einer über allen subjektiven Faktoren schwebenden Objektivität zugrunde liegt. In diesem ambivalenten Spannungsfeld liegt die Chance auf Gerechtigkeit im Prozess gegen Klette, Staub und Garweg.

Auf diesen Prozess bin ich gespannt. Unter anderem, weil dort auch die Schießerei zwischen GSG 9 und RAF in Bad Kleinen eine Rolle spielen wird. Was da passierte und immer noch im Nebel der Verschleierung liegt, toppt jeden Krimi.  

Kannste Dir nicht ausdenken. Zeugen haben gesehen, wie ein GSG 9 Angehöriger den wehrlos am Boden liegenden RAFler mit Kopfschuss ermordeten. Das haben sie später widerrufen. Warum? Zitat: „Es ist bis heute umstritten, ob er sich den Schuss selbst in auswegloser Lage zufügte oder – so die Eltern und Unterstützer Grams’ – ob nacheilende GSG-9-Beamte, möglicherweise aus Rache für den sterbenden Kollegen Michael Newrzella, Grams bereits auf dem Gleis liegend dessen Waffe entwanden und ihn erschossen.“

Versöhnlicher Schluss: Unsere ermittelnden Jungs vom LKA Niedersachsen führen sich in Berlin bei der Jagd auf wie, Zitat: „Die Russen in Prag“

Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen.

1 thought on “06.03.2024 – Am Ende der Jagd steht das Recht. Oder: Die Russen in Prag.

  1. Wolfgang Berg

    Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

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