10.05.2024 – Im Übergang von Demokratie zu Faschismus?

Admiralsbrücke, Kreuzberg, einem der Partyspots der Jugend der Welt. Das Graffiti mit der Palästinaflagge in diesen Zeiten setzt ein Signal: Solidarität mit der Hamas. Solidarität mit einer faschistischen Mörderbande. Zeichen stehen nie für sich, sie sind immer kontextuell zu sehen. Es geht ja in Zeiten wie diesen immer auch um die Frage: Wie konnte es zu einer Entwicklung kommen, in der wir uns die Frage stellen, befinden wir uns in einem Interregnum? Einer Art Zwischenreich im Übergang von Demokratie zu Faschismus. Sowas fällt ja nicht vom Himmel, hat ein Vorgeschichte und eine Perspektive. Ist menschengemacht, also auch politisch veränderbar. Die Frage dabei: Wie sind die aktuellen Rahmenbedingungen für eine emanzipatorische Veränderung?

Ich sach mal: Oje.

 Vergleiche sind wie der Ackergaul von meinem Großvater aus dem Eichsfeld: Je weiter man sie reitet, desto mehr hinken sie. Aber ein Blick in die Weimarer Republik ist zumindest anregend: Damals gab es in der Linken und in der Kulturszene einen verbindenden antifaschistischen Konsens. Heute existiert der in weiten Teilen der Restlinken und Kulturschickeria nicht mehr. Verbindend ist vielmehr Antisemitismus und intellektuelles und moralisches Versagen in deren Positionierung gegenüber einer Fraktion des zeitgenössischen Faschismus, nämlich der Hamas. Schweigen dazu. Und Schweigen heißt Zustimmung. Da darf man gespannt sein, wie die Genannten auf andere Entwicklungen von Faschismus reagieren.

Wobei meine Spannung sich in Grenzen hält. Betrüblich fand ich eher die Reihenfolge der 100 schönsten Kieze in Berlin, laut einer Expertenjury, deren Ergebnisse gestern mal wieder im rbb vorgestellt wurden. Mein Kiez, der Bergmannkiez auf Platz 5. Und dazu die Aussage: Ihr Völker der Welt, kommt in den Bergmannkiez. Oje. Als ob da nicht schon genug Rollkoffergeschwader unterwegs sind. Platz 500 hätte ich wesentlich besser gefunden, verbunden mit der Aussage: Drecksloch, Ratten, Kriminalität. Ihr Völker der Welt, umfahrt den Bergmann Kiez weiträumig.

Der Höhepunkt war dann die Aussage von „Kennste, wa“ Mario Barth: Wenn er einem Freund aus Amerika in drei Tagen Berlin zeigen sollte, wäre der Bergmannkiez dabei. Massenhaft Freunde von Mario Barth. Oje. Die Aussichten sind wahrhaft trostlos auf allen Ebenen. Tröstlich allein in der Kiez-Reihenfolge Platz 1: Prenzlberg. Ihr Völker der Welt, alle ab nach Prenzlberg. Da kann man nix mehr kaputt machen.

Im Bergmannkiez allerdings auch nicht. Der ist im zweiten Weltkrieg von Bomben weitgehend verschont geblieben, da ist Berlin wie vor 100 Jahren. Wer wollte da nicht dabei sein. Und so wird die schöne Fassade von innen ausgehöhlt. Ist wie mit der Demokratie.

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