
Seit mich bei einem EXPO-Projekt in Hannover eine Duftrose Jayne Austen mit ihrem Geruch im Vorbeiradln förmlich festgenagelt hat, bin ich Rosenfreund. Im Laufe der Jahre haben sich im Garten ca. 20 verschiedene angesammelt, zufällig, unsystematisch, von den meisten kenne ich die Sorte gar nicht, manche mit betörendem Duft, einige von strahlender, üppiger Pracht, wie die oben. Könnte Roter Brokat sein, bin mir nicht sicher. Namen sind Schall und Rauch, was zählt, ist Schönheit als Trösterin in düsteren Zeiten. Das Versinken in den Anblick einer betropften Rose ist eine Meditation.
Die Nachrichten im DLF hinterher vertreiben ruckartig die schöngeistigen Flausen. Die Welt gleicht einem zerbröselnden Keks. Die politisch-öffentliche Debatte ist gezeichnet vom wachsenden Hysteriespiegel der Gesellschaft, wie aktuell in der Migrationsdebatte nach dem Attentat von Mannheim, bei dem ein offensichtlicher Islamist mehrere Menschen verletzte und einen Polizisten tötete.
Politiker*innen aller Couleur überbieten sich in Abschiebephantasien, getriggert durch einen Einzelfall. Dabei ist die Rechtslage klar: So barbarisch die Tat des religiösen Fanatikers auch ist, es gilt der Rechtsstaat, der Mann muss für diese Tat hier verurteilt werden und darf nicht nach Afghanistan abgeschoben werden (wo man ihn vermutlich eh als Helden feiern würde, dort ist auch der letzte Rest Zivilisation verschwunden).
Man kann zweierlei tun: Die Rechtslage ändern. Das ist wahrscheinlich und wird der AfD in die Hände spielen. Und man kann eine grundsätzliche gesellschaftliche Debatte darüber führen, warum immer mehr Extremismus unterschiedlicher Couleur die zivilgesellschaftlichen Grundlagen unserer Gesellschaft bedroht und was dagegen nachhaltig zu tun wäre. Diese Diskussion wird nicht stattfinden, weil sie unser Geschäftsmodell in Frage stellen müsste und die daran beteiligten Akteure von einem hysterischen Wutsturm von der Debattenfläche gefegt würden.
Es ist naiv, zu glauben, ein Symptomdoktern wie „Alle abschieben“, Grenzen dicht, Schießbefehl auf Flüchtlinge etc. würde die Gesellschaft in irgendeiner Form befrieden (Das mit dem Schießbefehl hat ja schon mal prima funktioniert…) Solche Maßnahmen würden im Gegenteil die Hysterieschraube immer weiter drehen.
Wenn wir den Klimawandel nicht nachhaltig bekämpfen und die Lebensbedingungen im Süden nicht nachhaltig verbessern, kommen sie. In Massen. Immer mehr, immer schneller.
Es wird nichts geschehen und deshalb werden wir am Ende in einer Gesellschaft landen, wie sie der excellente Film „Children of men“ skizziert, den ich gestern zum dritten Mal gesehen habe. Die Welt ist von Gewalt und Chaos geprägt; Umweltzerstörung, Terrorismus, Hysterie und staatliche Unterdrückung bestimmen das alltägliche Leben. Der Film von 2006 spielt im Jahr 2027 und ist ein besserer Kommentar zur aktuellen Situation als mein ganzes Geschreibsel hier.
Die Alternative muss nun nicht sein, dass man sich resignierend in seinen Garten zurückzieht, die Welt den Idioten und Barbaren überlässt und nur noch an seinen Rosen schnüffelt, weil ja eh nix zu ändern ist. Letzteres ist nur eine Vermutung und kein Naturgesetz. Auch Linke, so sie es noch gibt, müssen schwierige Debatten führen, über Antisemitismus in ihren Reihen zum Beispiel, und über den Umgang mit religiösen Fanatikern und migrantischen Extremisten. Und das sind nach Lage der aktuellen Dinge hierzulande in der Mehrzahl islamistisch geprägte Menschen. Ich habe in den letzten Jahren hier im Blog immer wieder den Vorschlag gemacht, „inspiriert“ von rechtsfreien Räumen in Neukölln, dem antisemitischen, homophoben, frauenverachtenden Mob aus der migrantischen Community gerne einen Flug zum Minenräumen in Syrien und Irak zu spendieren, wo sie ihre überschüssige Energie austoben können. Immer mit dem Verweis darauf, ihre Geistesbrüder im Faschismus, die hiesigen Nazis gleich mitzunehmen. Satire, gewiss. Aber wenn in Satire kein Kern Realität steckt, ist sie keine, sondern nur blablabla. Es geht also im Kern darum, wie wir mit denen umgehen, die die Grundlagen unseres Zusammenlebens bedrohen. Das hätte seit Jahren zu einer linken, antifaschistischen Diskussion auch gehört, das zum Thema zu machen und nicht den alternativen Schleier der romantischen Verklärung über eine Community zu legen, die weder mit Sozialarbeit noch Integrationsbeauftragten zu erreichen ist. Wer’s nicht glaubt, kann gerne mal mit einer Kippa und in rosarotem Tuntenfummel über die Neuköllner Sonnenallee flanieren….
„Und so zerbröselt der Keks nun mal.“ Jim Carey in „Bruce Allmächtig“
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