
Japanische Volksmusik. Konzert gestern vor dem Leydicke. Das Banjoähnliche Instrument ist ein japanisches Shamisen. Das Leydicke ist eine Berliner Kneipenlegende, Weinbrennerei seit 1877. Der jetzige Inhaber Raimon, die vierte Generation, ist gelernter Destillateur und brennt den besten Himbeergeist des Universums.

Raimon, der Herr im Jürgen von der Lippe-Shirt rechts, ist ein Entertainer von hohen Gnaden und speziell… Unter seinem Patronat tagt die DKP-Ortsgruppe Schöneberg im Leydicke, er richtet um die Ecke einen Nachbarschaftsgarten ein, veranstaltet Konzerte mit Musikerinnen aus aller Frauen Länder und Russland hat in ihm einen sehr treuen Freund. Wenn die Rede auf den Ukraine Krieg kommt, können einem schon mal die Ohren bluten. Im Leydicke zu sitzen ist eine melancholische Zeitreise in die 70er und 80er, auf allen Ebenen. Wermut und Wehmut, gepaart mit Lebensfreude und edelsten Bränden, in einer überaus charmanten Gegend mit schmucken Altbauten und Graffiti-übersäten ehemals besetzten Häusern, aus denen sich mitunter Jungrevolluzer im Leydicke einfinden zum Schnack mit Ernst Thälmann-Lederbejackten Altgenossinnen von der DKP.
Dieser Rückblick versöhnt mich mit meiner gestern geplatzten EM Wette. Von wegen die Ostgoten fliegen in der Vorrunde raus. Die werden eher Europameister… Hat auch was Gutes, so kann ich mich auf die soziokulturellen Aspekte des Ledergetretes konzentrieren.
Die EM hat ja ein perfektes Timing. Sie übertüncht das gerade stattgefundene Demokratiedesaster der EU Wahl und leitet direkt in die sedierende Sommerpause über. Die mit dem Paukenschlag eines faschistischen Wahlerfolges bei den Wahlen im September beendet wird.