Demo 1 – Ganz normale, fürsorgliche (der Supermann im Hintergrund kümmerte sich rührend um die Frau im Rolli) Halbfaschisten, Unter den Linden. Demo der Partei „Die Basis“ in Berlin im August.
Demo 2 – Berlin am gleichen Tag, Mehringdamm. Hysterisch schreiende Dreiviertelfaschisten, bei Pro-Palästinaaktionen. Mit von der Partei: Jede Menge pseudolinke, junge deutsche Anti-Imperialisten, geeint im Antisemitismus. Ein großes Polizeiaufgebot musste ein Häuflein schweigender jüdischer Gegendemonstranten bei einer Mahnwache (hinter der untergehenden Sonne) schützen, die andernfalls ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen wären. Berlinüblich dürfte die Hälfte der pseudolinken, jungen deutschen Antiimperialisten irgendwie genderfluid, trans, queer, was auch immer gewesen sein. Wie sehr der Antisemitismus wahnhaft ist, sieht man daran, dass die jungen deutschen Antiimperialisten mit ihrer Lebensweise in den Ursprungsländern der meisten Demonstrierenden umgehend gesteinigt oder an Baukränen aufgeknüpft würden. Oder haben Sie, liebe Leserinnen, schon mal was von einer CSD-Parade im Iran, Gaza, Syrien, etc. pp. gehört?
Dieses groteske Faschismusgetränkte Szenario ist mir nur deshalb der Rede wert, weil sich mittlerweile –Jahre zu spät – selbst Bürgermedien wie Spiegel etc. die Frage stellen: Faschismus ante portas? Inklusive: Wie konnte es soweit kommen? Und was kann man dagegen tun?
Interessant an diesen eher hilflosen Erzählungen ist die Tatsache, dass sie bei der Analyse, also bei dem Versuch einer Faschismustheorie, schon im Ansatz scheitern, indem sie konsequent den Begriff „Kapitalismus“ meiden, wie der muslimische Scheitan das katholische Weihwasser.
Im September sind drei Landtags-Wahlen in Ostdeutschland, bei denen vermutlich die AfD stärkste Partei wird und sich die Frage von Koalitionen, Regierungen neu stellt. Die bürgerliche Anti-AfD Front bröckelt nicht erst seit gestern, sie hat in Wirklichkeit nie bestanden, außer aus hohlen Phrasen. Niemand aus dem bürgerlichen Lager hatte je und hat ernsthaft die Absicht, eine Brandmauer gegen die AfD zu errichten. Allein aus dem Grund, weil das Fleisch vom eigenen Fleisch ist. Der Faschismus ist keine vom Himmel gefallene Staatsform, die von Außerirdischen praktiziert wird, sondern die extremste Form bürgerlicher Herrschaft. Alle führenden Figuren vom Lehrer Höcke über den Staatsekretär Gauland bis zum Malermeister Chrupalla, zur Unternehmensberaterin Weidel, zum Adelssprössling von Storch entstammen dem Bürgertum. Siehe auch früher Dr. phil. Joseph Goebbels, Oberleutnant Göring, Diplomlandwirt Himmler. Die ideologischen und geistigen Grundlagen lieferten damals hochrespektierte Philosophen, Lehrstuhlinhaber, Schriftsteller wie Heidegger, Carl Schmitt, Ernst Jünger, Gottfried Benn. Alle natürlich nach dem „Zusammenbruch“ des Faschismus in der BRD vom Bürgertum weiter hoch ver- und geehrt. Ökonomische Grundlage des Faschismus war immer der Kapitalismus. Wirre revolutionäre, antikapitalistische und unbürgerliche Abweichler wie Ernst Röhm oder Gregor Strasser wurden umgehend nach der Machtübernahme der Nazis von ihren eigenen Kumpanen ermordet.
Diese historischen und aktuellen Querfronten zwischen Faschismus und Bürgertum sollte im Hinterkopf behalten, wer überlegt, wie sich eine schleichende faschistische Machtübernahme in der BRD gestalten lässt. Nicht umsonst sind die Hälfte aller CDU-Mitglieder für eine Kooperation mit der AfD. Was sie eint, ist die Verachtung für das ganze linksalternative Gendergedöns, für eine offene, diverse Kultur, für das Klimagedöns, für aufmüpfige Frauen (die sollen am liebsten mit Kopftuch rumlaufen, sieh Foto oben, nur in der christlich-abendländischen Version, mit Kreuz und Rosenkranz), ihr tiefsitzender strukturelle Rassismus, die Verachtung für den Pöbel, die niederen Schichten. Auch wenn sie diese zur Machtübernahme brauchten wie die SA früher, und aktuell brauchen wie die rechten Schläger, die die kulturelle Hegemonie auf der Straße im Osten hergestellt haben.
Natürlich sind nicht alle Bürgerlichen Faschismusaffin. Aber man sollte sich nach den Septemberwahlen lieber über nichts mehr wundern. Sonst wird man sich noch wundern.