ECK-KNEIPE. Berlin, Mariannenplatz. Selbst die Eingangstür ist noch aus den 70ern. Der Rest auch. Ein Ort der vollkommenen Bier-Kontemplation in einer der Realität vor der Tür entrückten Welt.
Ein paar Ecken weiter fand gestern wieder eine Pro-Palästina-Demo statt, mit ca. 1000 TN, Hassparolen, Hamasverherrlichung und Hitlergruß . Das Übliche halt, dutzendfach jeden Monat seit dem Überfall der faschistischen Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober. Vor meinem inneren Auge sehe ich schon am Jahrestag des Überfalls Tausende auf deutschen Straßen jubeln, singen, hassen, den faschistischen Terror verherrlichen. Mit tatkräftiger Unterstützung linker, einheimischer Antisemitinnen.
Es ist ja immer auch eine Frage der Sprache. Diese Demos sollten nicht „Pro-Palästina“ geframt werden, sondern als das, was sie sind: Antisemitische Demonstrationen.
Auch dieses Mal wurden wieder Gegendemonstranten von den Faschisten attackiert. Ich war nicht dabei, aber es dürfte sich um bei den Gegendemonstrant*innen um eine Handvoll Rest-Linker mit Anstand gehandelt haben und ein Dutzend zu Tode verängstigter Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die noch den Mut haben, sich öffentlich zu zeigen. Irgendwann, nach dem nächsten 7. Oktober und dem nächsten zusammengeschlagenen jüdischen Studenten an der Berliner FU, wird sich das ändern und sie werden es sich nicht mehr trauen. Sondern die gepackten Koffer, auf denen mittlerweile immer mehr sitzen, nehmen und auswandern.
Sommer 2024, im Land der Shoa.
Es gibt eine Umkehrung des treffenden Bonmots „Ich weiß nicht, was Pornographie ist. Aber wenn ich sie sehe, erkenne ich sie.“: „Ich weiß, was Faschismus ist. Aber erkenne ich ihn, wenn ich ihn sehe?“ Bei der obigen Demo ist das noch einfach, das ist migrantischer und rotlackierter Faschismus. Aber sonst?
Hier sind als Orientierung14 Merkmale des Ur-Faschismus nach Umberto Eco aufgelistet, . Das kann man wissen, analysieren, ergänzen. Aber wo und wie kann das in konkreter, gesellschaftlicher Praxis erkannt werden, gerade bei einer Gesellschaft im demokratischen Niedergang? Ist der Landkreis Sonneberg ein faschistischer, weil es hier einen AfD-Landrat gibt, der anfängt „aufzuräumen“? Wäre Thüringen ein faschistisches Bundesland, wenn Höcke da nach den Landtagswahlen MP einer AfD-Minderheitsregierung würde? Wäre die BRD faschistisch, wenn es nach den Wahlen im nächsten Jahr eine CDU-Minderheitsregierung gäbe, die von der AfD geduldet würde, gegen weitreichende Zugeständnisse? Alles hypothetisch.
Noch.
Aber die Schwierigkeiten zeichnen sich ab. Das ist keine Frage von Kathedertheorie, sondern bedeutsam für die Organisation von demokratischer Gegenwehr. Ab welchem Stadium faschistoider Entwicklung sind welche Mittel legitim, selbst wenn sie nicht legal sind? Beispiel Generalstreik der Gewerkschaften. Eine zugegeben lächerliche Vorstellung, deutsche Gewerkschaften, die Papiertiger und Bettvorleger des Kapitals par excellence, im Generalstreik…. Eher friert die Hölle ein.
Ich werde jetzt mal testen, ob der Satz in der Überschrift stimmt und stelle mir zum Schluss angesichts obiger Demo eine Berlinnotorische, auf alle Bereiche in der Metropole anwendbare Frage: Sind die Berliner Wasserwerfer eigentlich alle kaputt?