19.08.2024 – Meine Erlebnisse im Pornokino

Judy’s Kino-Bar. Flasche Krimsekt 150 Euro. Porno-Kino mit Séparées, ergo mit integriertem Bordellbetrieb. Neukölln, Kirchhoffstr. Ich wage zu bezweifeln, dass der Laden im Zeitalter von Internet-Pornografie noch geöffnet ist. Ich habe das Foto und die Überschrift auch nur deshalb hier eingestellt, weil nach der Überschrift im Blog von gestern, in der „Pornographie“ vorkam, die Zugriffszahlen ca. 30 Prozent höher waren. Ich werde das probeweise ein paar Tage durchexerzieren und wenn sich bestätigt, dass die erhöhten Klickzahlen kein Zufall sind, hier nur noch statt Kapitalismuskritik und Faschismusanalyse famos versaute Geschichten veröffentlichen. Ein eher hartes Brot und jederzeit durch KI ersetzbar.

Bis es soweit ist, gehe ich kurz auf einen vermeintlichen Widerspruch ein: Einerseits behaupte ich, der Faschismus sei die extremste Form bürgerlicher, also kapitalistischer Herrschaft, andererseits warnen im Vorfeld der Septemberwahlen immer mehr Unternehmer*innen vor der AfD. Die AfD schade dem Ruf des Standortes, verprelle Investoren und Facharbeiter. Das entspricht dem allgemeinen Tenor bürgerlicher Öffentlichkeit, was in den Leitmedien und einschlägigen Gesprächsrunden so kolportiert wird. Dem entziehen sich auch Kapitalvertreter nicht, running with the pack.

Fakt ist jedoch, dass rechtspopulistische Regierungen als Vorläufer faschistischer Herrschaft im Normallfall keine Investoren abschrecken. Der Ruf eines Standortes ist das eine. Die reale, neoliberale Wirtschafts- und Steuerpolitik solcher Regimes, die Unternehmen und Kapital mit günstigsten Steuer- und Investitionsmöglichkeiten bevorzugt, mit der Entrechtung von Arbeitnehmer*innen und Schwächung von Gewerkschaften, ist das Andere. Das, was Unternehmen im Ernstfall still und leise begrüßen, wo sie investieren und prosperieren. Abschreckung von Fachkräften mag kurzfristig sein, wird aber mittel- und langfristig als disruptives Moment wahrgenommen, das durch Rationalisierung, Digitalisierung, KI ausgeglichen wird. Die falsche Energiepolitik von Rechtspopulisten und späteren Faschisten mit der Fokussierung auf fossile Brennstoffe und Atom, die von Unternehmensseite beklagt wird, führt schneller als bisher in die Klimakatastrophe, aber in den mittelfristigen Bilanzen von Unternehmen ist es piepenhagen, ob ihre Energie aus AKWs kommt. Wenn die Katastrophe da ist, sind die Entscheider von heute weg. Im Zweifel machen die es so wie ich: Nach mir die Sintflut.

Bleibt die Drohung der AfD mit dem DEXIT, Austritt aus der EU. Kommt erstens nicht und zweitens wenn: So verheerend ist der Brexit in GB auch nicht gewesen – außer für die Armen und die verarmende Mittelschicht – sonst hätte Labour nach dem Wahlsieg den sofort rückgängig gemacht. Labour wird nichts dergleichen tun. Es wird also nichts so heiß gegessen wie es gekocht. Das Kapital hat immer unter allen Umständen prosperiert und investiert. Und die neoliberalste Politik fordert nun mal die AfD: Keine Erbschaftssteuer, Senkung der Unternehmenssteuer, Privatisierung der Rente, Abschaffung des Bürgergeldes, Zerschlagung des Restsozialstaates, Reduzierung der Arbeitnehmerinnenrechte, das ganze Kultur und Gendergedöns wird abgeschafft, die Mittel in Steuersenkungen für Spitzenverdienende umgeschichtet, die Rüstungsindustrie noch weiter angekurbelt, etc. pp. Das Kapital investiert schon jetzt in die AfD und wird mit fliegenden Fahnen ins braune Lager wechseln, wenn sich der Sieg anbahnt. Es rechnet sich. Jenseits der Sonntagsreden ihrer Vorstandsvorsitzenden haben deren Referenten und Kalkulatoren schon minutiös ausgerechnet, wie sich ein Sieg des Faschismus in ihren Bilanzen auszahlt. Amen.

Ich werde jetzt nicht die Hände in den Schoß legen nach dem Ende des Blogs, sondern mich schon mal warm schreiben, für das Porno-Projekt. Sie, liebe Leserinnen, können mir gerne ein paar Anregungen zuschicken. Auf dem Papier ist das Geschehen mitunter doch recht eindimensional.

Ein handfester Berlin-Tipp noch: Obige Kirchhoffstr. liegt im Neuköllner Rixdorfkiez, den ich zum Flanieren nur empfehlen kann. Direkt hinter dem wuseligen Karl-Marx-Platz mit einer entzückenden Weinbar beginnt dieser dörfliche Kiez, beschaulich, ruhig, mit seiner alten Schmiede, dem Richardplatz mit der Villa Rixdorf, wo es noch günstig jede Menge Berliner Küche zu schnabulieren gibt …

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