20.08.2024 – Jenseits von Porno. Fesseln, Knebeln, Peitschen.

Fetisch-Hof e. V. (!), Neukölln, sehr schräg gegenüber Judy’s Kino-Bar. Ohne Vereinsgründung geht in Deutschland gar nichts. Ich würde gerne mal deren Satzung lesen. Vielleicht ist das Vereinswesen ja ihr erotischer Fetisch. Eine Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahl als orgiastische Ekstase.  Aber da ist wohl meine Phantasie mit mir durchgaloppiert… In Berlin lauern Abgründe und Exotik hinter jeder Ecke und sei es im Vereinswesen.

BDSM heißt nicht Bund Doitscher Sauberer Mädels, sondern ist ein Akronym von „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Männer, und hier kriegen wir elegant die Kurve zum hier üblichen Thema, sind wesentlich häufiger masochistisch orientiert. So die Statistik. Da Sexualität auch gesellschaftlich geprägt wird, klingt das logisch. Den Herren der Schöpfung (Tusch, Narhalla Marsch) wird nach wie vor, und im Zeitalter des gesellschaftlichen Rollbacks vermehrt, die Rolle männlicher Dominanz zugeschrieben, Härte, keine Gefühle, keine Schwäche, zunehmend militarisiert, Heldentum, stählerne, muskulöse Körper, etc. pp. Die ganze klassische Palette halt. Da ist Masochismus eine Entlastungsflucht vor der Überforderung durch gesellschaftlichen Druck und Erwartung, aber auch Spiel mit anderen Mustern, Rollentausch. Zur Verdeutlichung stelle ich mir vor, klassische Filme mit maskulinen Prototypen wie John Wayne und Clint Eastwood blenden zum Happy-End, so es eins gibt, nicht schamhaft ab, sondern begleiten die Helden und ihre Herzensdamen ins Boudoir. Und da hängt über dem Himmelbett die Peitsche, John und Clint werden erstmal fachgerecht verschnürt, geknebelt, geprügelt, und das vormals eher schüchterne Blondchen erweist sich als Furie in Lack und Leder. Und dann erst geht die rote Abendsonne unter Streicherklängen am Horizont unter und es heißt „The (Happy) End“ … Ich sollte Drehbuchautor in Hollywood werden.

Das Ernsthafte und Traurige an dieser Story ist, dass Generationen von Männern auch durch filmische Stereotype wie im Fall John Wayne und Clint Eastwood mit geprägt wurden. Es sind nicht nur die ökonomischen Verhältnisse, die die Menschen, hier Männer, verrohen lassen, es sind auch kulturelle und psychische Prägungen. Wann ist denn Mann ein Mann, fragte Grönemeyer. Nach Wayne und Eastwood-Muster, wenn er, siehe oben, keine Gefühle zeigt, cool wirkt, brutal ist, schweigsam, humorlos, Konflikte nur mit Gewalt lösen kann, Beziehungen nur als Dominanz- und Machtverhalten kennt etc. pp. Interessanter Sonderaspekt: Die Mobilität bei Beiden, Wayne immer im Sattel, Eastwood dauernd irgendwelche Karren zu Schrott fahrend, also immer rastlos, andere Territorien erobernd …

Da muss man jetzt kein Psychoanalyse-Genie sein, um zu sehen, dass das Charaktereigenschaften sind, an die eine faschistische Herrschaft nicht nur andocken kann, sondern die sie notwendig zur Machtausübung braucht. Mit der LGBTQ Community ist da kein Staat zu machen, weshalb die auch vor allem von Klerikal-Faschisten mit mörderischem Hass verfolgt werden, nicht nur im Iran, Saudi-Arabien, Gaza etc.

Heiterer Abschluss für Heute: Als wir vor dem Haus oben standen und ich Fotos machte, kamen zwei Bewohnerinnen und schlossen es auf. Ich bin mir selten so blöd vorgekommen, als Provinzpussy, die kichernd die verruchte Welt der Metropole beschnuppert.

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