06.09.2024 – Der Schrebergarten ist eine Brandfackel an der Zivilisation.

Keine reinrassige Goldener Neger-Gemeinschaft. Verspätet und zu mickrig erblüht auch dieses Jahr wieder über meiner Veranda ein Baldachin mit Sonnenblumen der Sorte Goldener Neger, die jetzt anders heißt, die ich aber aus Anhänglichkeit weiter so nenne. Allerdings musste ich feststellen, dass sich unter die goldenen heuer auch andersfarbige, dunkle, rotbraune gemischt haben. Hatte ich das als politisches Statement so angezüchtet? Wollte ich auf die immer brauner werdende Fascho-Gesellschaft hinweisen? Darauf gar, dass die Linke, Rotton, durch ihren Antisemitismus sich auf den gleichen Stängel begeben hat wie die Faschos? Eine Art florale Totalitarismustheorie als Kunststatement? Zuzutrauen wären mir eine derArt grandiose Flower-Power-Kunstaktion allemal. Früher hätte ich gesagt: Der Meister mal wieder Documenta verdächtig. Heute wäre das eine Drohung. Nachdem sich die letzte Documenta antisemitisch desavouiert hat bis ans Ende aller Events, setze ich auf diesen Kassler Schweineboden keinen Fuß mehr. Zumindest solange nicht, bis die ein überzeugend antifaschistisches Konzept vorlegen, in dem nicht einmal der Begriff „Dekolonisierung“ vorkommt. Bin gespannt, was für eine Theorie – und Begriffssau der kulturbolschewistische Narrenbetrieb bis dahin durch das Feuilleton jagt. Mit Gender lockt man niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Mit Dekolonisierung, was fast immer mit Antisemitismus konnotiert ist, kriegt man in Deutschland zurzeit keinen Fuß in die Fördermittel-Tür. Was ich verschärft begrüße. Mein Vorschlag: Versucht es doch mal mit Armut/Reichtum.

War n Witz. Lass bloß die Finger davon, Documenta. Da kommen doch nur antisemitische Klischees vom globalen, jüdischen Eliten-Kapital bei rum.

Apropos Neger: Ich mag eigentlich keine Sonnenblumen, allein weil sie Symbolblume der Grünen sind. Im Ensemble, als Baldachin, finde ich sie ganz charmant. Die Nelke als Symbol der Arbeiter*innenklasse mag ich, kein 1. Mai ohne Rote Nelke. Rosen liebe ich. Unoriginell, mit Rosen ist es wie mit Frieden. Mag jede. Aber Rosen sind der heilige Gral der Ästhetik, der überwältigende Duft gelber Candlelight-Rosen, der einen im Vorüberflanieren förmlich festnagelt, die grandiose, üppige Purpurfülle einer Kardinal, diese Blütenvielfalt, ein Fest für die Augen. Dipladenien schätze ich überaus. Das sind die weißen Blüten in der Bildmitte oben., Von Mai bis Oktober eine zuverlässige Dauer-Augenweide, wenn sie genug Sonne kriegen.

Der gemeine deutsche Schrebergärtner hasst Dipladien. Die kommen aus dem Ausland. Sind nicht einheimisch, sagt der liberale Schrebergärtner, und sie seien keine Bienenweide. Sie sind einfach nur schön. Deshalb kommen sie in keinem guten deutschen Schrebergarten vor.

Maßlos übertrieben und unausgewogen von mir formuliert, aber wer es wohltemperiert mag, der soll sich die Präludien von Bach anhören.

 Man mag den deutschen Schrebergärtner naiv oder niedlich finden in seinem rassereinen und funktionsorientierten Blick auf die Natur. Es ist aber leider schlimmer, nämlich romantisch, und von der Romantik führen einige (nicht alle!) Wege zum Faschismus .  Dieser Schrebergärtner-Blick halluziniert eine Sehnsucht nach einer reinen Natur, die es so seit Jahrzehnten nirgends mehr in unseren Breitengraden gibt. Dieser Blick ist meist verbunden mit einer antimodernen Verachtung des Sündenpfuhls Großstadt, große Hure Babylon Berlin zum Beispiel.

Der Schrebergarten ist eine Brandfackel an der Zivilisation. Wenn es nach mir ginge, alle zubetonieren.

Und hier für alle, die es jetzt gerne innere Harmonie, Frieden, Heiterkeit, Kontemplation haben wollen, das wohltemperierte Klavier von Bach.

1 thought on “06.09.2024 – Der Schrebergarten ist eine Brandfackel an der Zivilisation.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert