11.09.2024 – An der Uferpromenade

Abendstimmung vor dem Hades, Imbiss in unserem Domizil in Kreuzberg. Fast wie in Montmartre, dachte ich, ohne je da gewesen zu sein. Ein beschaulicher Kontrast zur hektischen, krisengepeitschten Nachrichtenlage.

Dass VW die Beschäftigungssicherung gekündigt hat und nun auch Massenentlassungen und Werksschliessungen möglich sind, ist mehr als ein Tabubruch. Es ist die Kündigung eines informellen Gesellschaftsvertrages zwischen den Mächtigen und Regierenden auf der einen und dem Pöbel auf der anderen Seite: wir sichern den Normalbeschäftigten jenseits des Prekariats halbwegs Stabilität, Sicherheit, Frieden zu, dafür rütteln die nicht an unserem System der Ausbeutung und Verarschung. Nun ist aber auch für den dümmsten Facharbeiter ersichtlich, dass selbst im Kern der vermeintlichen Wohlfühlzonen des Kapitals der soziale Frieden aufgekündigt ist. Der Klassenkampf zeigt mehr und mehr seine hässliche Fratze, es kann jeden erwischen, der soziale Absturz in die Tiefen eines Auslieferungsfahrerjobs bei Amazon kann jeden treffen. Was diese Gefühlslage für Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben wird, geht weit über zwei alberne Werksschliessungen bei VW hinaus.

Am Nachmittag hatte ich noch an der idyllischen Uferpromenade von Kladow am Wannsee gelegen, in der Sonne. Ruhe, einfach nur Ruhe. Arkadischer Frieden waltete in meinem Inneren. Ich öffnete die Augen für einen Moment und am Ufer tuckerte ein Wohnwagen auf dem Wasser entlang. Das ist mir zu absurd, dachte ich, und schloss die Augen wieder. Meine Ruhebedürfnis war sehr ausgeprägt.

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