01.10.2024 – Immer mit einem Hoffnungsaspekt enden

Mit ein paar Handgriffen die Realität verändert, eine andere Perspektive. Ich habe bei der Dschungel-Installation, der Simulation ursprünglicher Natur, auf meiner Veranda zwei, drei Sonnenblumen einfach aus der Sonne in Richtung Verandatür gedreht und Clematis- und Weinranken in Augenhöhe an der Tür verknüpft. Die Natur versperrt mir den Austritt, ich muss mich bücken und Blumen beiseite drücken. Die im Wind schwankenden Sonnenblumen haben was von einem gefräßigen Tier, das lauernd begierig das Blüten-Maul öffnet. Wo vorher der Anblick ein heiterer war, ist er jetzt, nach wenigen Handgriffen, ein beengender, fast bedrohlich.

Es braucht nicht viel, um die Realität zu verändern, einen Perspektivwechsel herzustellen. Gestern Morgen hat es zwei Stunden gebraucht, bis die Realität mich überholte. Hatte ich am frühen Morgen hier im Blog noch darüber spekuliert, dass nach Trumps Verbaldrohung mit massenhafter Abschiebung von Ausländern irgendwann die Drohung mit Mord und Totschlag erfolgen würde, so toppte der Meister des alltäglichen Irrsinns mich locker zwei Stunden später, Zitat Spiegel: „So sei der Umgang mit Ladendieben und anderen Kriminellen zu lasch. Es brauche »nur einen gewalttätigen Tag« oder gar nur eine Stunde, um das zu ändern. »Eine brutale Stunde – und ich meine wirklich brutal – und es spricht sich herum«, so Trump. Die Kriminalität werde dann »augenblicklich aufhören«. Konkret sprach Trump davon, dass Polizistinnen und Polizisten freier und brutaler zuschlagen sollten.“

Also ein Aufruf zu rechtsfreier Lynchjustiz. Das hatte wir schon mal, vor 91 Jahren. Da kann der Ami mal von uns lernen. Görings Polizeierlass vom 17. Februar 1933,   ein paar Tage nach der, mit Unterstützung konservativer Kräfte wie der DNVP, demokratisch erfolgten Machtübernahme der Nazis, Zitat: „…. Gegen kommunistische Terrorakte und Überfälle ist mit aller Strenge vorzugehen und, wenn nötig rücksichtslos von der Waffe Gebrauch zu machen. Polizeibeamte, die in Ausübung dieser Pflichten von der Schusswaffe Gebrauch machen, werden ohne Rücksicht auf die Folgen des Schusswaffengebrauches von mir gedeckt …. „

Kommunisten und Kriminelle, das dürfte in den Augen von Frieda Normalverbraucherin und anderen Alltagsfaschisten bei uns auf das Gleiche rauslaufen. Hauptsache, erstmal Rübe ab. Das Interessante an Trumps rasender Radikalisierungsspirale ist die Akzentverschiebung, eine zusätzliche Steigerung und Drohung. Waren erst noch die Ausländer der imaginierte Volksfeind, geht es jetzt gegen rassereine Volksgenossen, die sich offensichtlich nicht am Riemen reißen, nämlich Ladendiebe. Also kleinkrimineller Volkssport, den ich persönlich als Notwehr und Überlebensstrategie bezeichnen würde.

Erst die Juden und die Ausländer, dann die Kommunisten, dann Kleinkriminelle, und was als nächstes folgt, ist völlig klar und sollte den Millionen prekären Naziwählerinnen in den sozialen Brennpunkten zu denken geben, wenn sie es denn könnten: Dann geht es gegen die asozialen, arbeitsscheuen Arbeitslosen. Schwarzer Winkel ans Revers, ins Lager, zwangssterilisieren. Siehe Aktion Arbeitsscheu 1938.

Wir werden gerade Augen-, Zeitzeugen eines globalen Faschisierungsprozesses nach historischen Mustern und Gesetzmäßigkeiten, der erst in Zeitlupe ablief und jetzt Fahrt aufnimmt.

Eine positive Seite hat Faschismus ja, aus Sicht der Hardcore-Ökolinskis. Da dessen Radikalisierungs- und Vernichtungswahn nie ein Ende findet, vor niemandem Halt macht – es sei denn, der Faschismus wird gewaltsam zerschlagen – ist am Ende niemand mehr übrig, Und der gepeinigte Globus kann sich ne Runde erholen, bevor es wieder von vorne losgeht.

Immer mit einem Hoffnungsaspekt enden. Das kriegen Sie in jedem Predigerseminar in der ersten Sitzung beigebracht.

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