Jede Menge Mauern. Die Mauer, dutzendfach durch Niedersachsen gereist, in unterschiedlichen Konstellationen und zu diversen Anlässen, ist vermutlich die Installation, die am stärksten an mir klebt vom Nimbus her. Schade eigentlich, weil ich wesentlich bessere, originellere Sachen gemacht habe. Aber der Wurm muss dem Fisch, nicht dem Angler schmecken. Nun also Brandmauern, nach jeder Nazi-Wahl besonders von konservativer Seite in verdächtig panischer Weise hochgezogen. Psychologisch verständlich, fühlten sich doch die Schwarzen bei der Lüge ertappt. Hatten sie doch niemals die Absicht, eine Brandmauer zu errichten zu den Braunen. Deshalb müssen sie natürlich reflexhaft proaktiv lügen, in einer Art Schuldabwehr, dem Rest von schlechtem Gewissen, das sie noch haben. Und weil es sich taktisch vor der Bundestagswahl 2025 noch nicht geziemt, die Brandmauer auch verbal komplett einzureißen. Dafür gäbe es von den liberalbürgerlichen Medien wie Spiegel, Zeit, DLF etc. zu viel Prügel. Dabei wusste doch schon der große Existentialphilosoph Heino: Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich. Im EU-Parlament, wo die Konservativen und die Faschisten die Mehrheit haben, machen sie bereits jetzt gemeinsame Sache.
Die Konsequenz nach den Landtagswahlen im Osten und der Österreichwahl gestern ist für die Bürgerlichen (bis ins liberalrotgrüne Lager hinein): Schwarz raus, braun rein. Den Rechten hinterherhecheln, die Politik so gestalten, dass sie vom Original-Nazi nicht mehr zu unterscheiden ist.
Wie kann man sich die Verbalgewalt-Spirale vorstellen, die sich auch bei uns entwickeln kann? Von den USA lernen, heißt siegen lernen. Steht vielleicht schon als Claim für den Wahlkampf in den einschlägigen hiesigen Campagnenbüros. In der Praxis sieht das so aus: Trump hetzt gegen Migranten als „Invasion von Verbrechern aus anderen Ländern, die aus Gefängnissen und Irrenhäusern kämen und in den USA unschuldige Menschen überfielen und töteten. Das sind keine Menschen, das sind Tiere. Wir werden die Plünderung, die Vergewaltigung, das Abschlachten und die Zerstörung unserer amerikanischen Vorstädte, Städte und Gemeinden stoppen.“
Noch mit Abschiebung, demnächst mit Mord und Totschlag. Da sich derart faschistische Hetze nur in Erfolg münzen kann, wenn sie sich in einer Art Raserei ständig radikalisiert, steigert, wäre hier die nächste Stufe der – mühselig verklausulierte – Aufruf zum Mord an Migranten.
Was war noch bei der Nazi-Wahl in Österreich los? Die Grünen müssen für die Flutkatastrophe dankbar sein. Wenn die nicht gewesen wäre, wären sie aus dem Ösi-Parlament geflogen. So haben sie nur mehr als ein Drittel ihrer Stimmen verloren. Fakt ist aber, dass das Klima kein Schwein interessiert, selbst wenn eben gerade große Teile Europas, direkt vor der Haustür, im eigenen Keller, abgesoffen sind. Nennenswerte Erfolge erzielten neben den Nazis der FPÖ nur die Bierpartei und die Kommunistische Partei, die ihre Stimmenanteile vervielfacht haben. Früher hätte mich sowas gefreut, heute reicht’s nur für ein Axelzucken.
Wir aber wollen eine gemeinsame Gedenkminute für den Schöpfer des legendären Satzes „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, einlegen. An Walter Ulbricht, der am 30. Juni 2093 200 Jahre alt werden würde, lebte er noch. Es kann sich dereinst, weit vor 2093, als ganz bittere Ironie der Geschichte erweisen, dass die längste und längst verschwundene Hinterlassenschaft dieses vielgescholtenen Spitzbartes, die Mauer, sich als das erweist, was sie in den Augen ihrer Erfinder angeblich sein sollte, als antifaschistischer Schutzwall. Der er gewesen wäre, existierte er noch. Platter formuliert: Hätten wir die Mauer noch, mit ihren ganzen, sagen wir mal, „rigiden Rahmenbedingungen“, wäre die braune Kacke jetzt nicht global am Dampfen. Nicht dass ich mir das wünschen würde. Um Himmelswillen. Der ewige Stress bei der Reiserei in die selbstständige politische Einheit Westberlin, das würde mich echt nerven.
Aber wehmütig werde ich schon bei der Vorstellung, dass ich in einer Viertelstunde mit dem Radl in der Kreuzberger Legende „Henne“ wäre, um Bier und Cörriwurst zu verklappen und 5 Meter entfernt, direkt vor meiner Molle, wäre die Mauer.
Und hinterher einen Mampe halb und halb.
Some people are out to mislead naïve and desperate individuals.
Zeroes or double zeroes are neither considered odds nor even and the
bets on even and odd are called ‚pair‘ and ‚impair‘ respectively.