21.01.2025 – Blick in den Rückspiegel und fünf Euro ins Phrasenschwein

21.01.2008 Neue Presse. Kopfnüsse gegen Wahlverdrossenheit. Es handelte sich um die Landtagswahl in Niedersachsen.
An rechten Parteien gab es damals die NPD, die erzielte 1,5 Prozent der Stimmen. Das war’s. Die Linke hatte 2008 noch 7,1 Prozent. Heute taucht sie in den Prognosen für Niedersachsen kaum noch auf, als marginalisierte Kleinpartei. Die Faschisten, dieses Mal AfD, hingegen sind stabil bei 16 Prozent in den Nds.-Umfragen, für die Bundestagswahl mittlerweile bei 21 Prozent. Während die CDU peu à peu abkackt und Fritze Tünkram demnächst bestimmt deswegen die Kontrolle verliert und einen raushaut, der die Partei 5 Prozent kostet . Hoffentlich ….

Soviel zum Paradigmenwandel in unserer Gesellschaft, auf Zahlenebene. Heute ist natürlich nicht der größte Feind der Demokratie, wie ich laut Artikel etwas geschwollen daherschwadronierte, die Wahlverdrossenheit, sondern der real existierende Faschismus. Und selbstverständlich muss aktuell das Ziel jeder Intervention vor Wahlen sein, die Wahlbeteiligung zu drücken. Der Mob darf auf keinen Fall zur Wahl gehen, denn er wählt nur Scheiße. Die Wahlbeteiligung nimmt seit Jahren grunzsätzlich wieder zu und das zahlt fast ausschließlich auf das Konto von Faschisten ein. Die Leute, die sich früher von der Demokratie abgewandt hatten – Wählen bringt ja eh nix – wenden sich dem Wahlgeschehen wieder zu, fühlen sich in ihrer früheren Demokratieverdrossenheit weiter bestätigt, ja verstärkt, und haben jetzt eine Projektionsfläche für die Abschaffung der so verabscheuten Demokratie: Die AfD. Deshalb müssen alle kreativen Denker*innen und avantgardistischen Kulturschaffenden sofort in die sozialen Brennpunkte – sorry, wir sollen ja jetzt diskriminierungsfrei sagen: Gebiete mit besonderem Förderbedarf – ausschwärmen, mit Kampagnen wie: „Finger weg von der Wahlurne“. Oder: „Wählen? Nein Danke“! Oder „Wählen bringt nix.“ Oder: „Nur die dümmsten Kälber WÄHLEN ihre Metzger selber“. „Keine Stimme für die Quasselbude in Berlin“. Gut wären auch Plakate mit explodierenden Wahlurnen oder Wählerinnen, die an einem Ast hängen, dessen Baum die Aufschrift trägt: „Wahlen.“
Das ist aber ein bisschen hart, sagen Sie, meine lieben zartbesaiteten Freundinnen der Demokratie? Hart ist das Leben! Oder haben Sie gestern die Trump-Arie nicht mit verfolgt?
Also Fazit: Alles was den Mob von der Wahlurne fernhält, ist demokratiefördernd. Hört sich nach einer contradictio in adjecto an. Ist aber keine.
Wir sind eben auf den Hund gekommen. Und der hat auch noch Flöhe.
Gut, dass in dem Artikel der Satz zitiert wird: „Zu ernst kann man das nicht nehmen“. Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst. Aus Spaß wurde Ernst und Ernst ist heute 18. Schön ist, dass ich heute nicht mehr weiß, wie ich die Aktion gemeint habe. Noch schöner, dass in dem Artikel endlich mal korrekt erwähnt wurde, dass ich bei Aktionen einen Smoking trage. Und nicht wie sonst immer behauptet wird: Einen schwarzen Anzug. Schwarze Anzüge trägt man auf Beerdigungen Oder als Bankangestellter. Der Smoking hingegen ziert den Dandy.
Die Kopfnuss als Wa(h)lnuss. Heute würde ich eine Kokosnuss nehmen und bestimmten Wählergruppen an den Kopf … ach, lassen wir das. Keinen Verbalradikalismus.
Wenden wir uns lieber dem aktuellen Wahlgeschehen zu. Da spüre ich grundsätzlich eine von mir im letzten Blogeintrag angesprochene „Ermattung der Zivilgesellschaft“. Ich finde, was bisher von da, also von Verbänden, Organisationen, Initiativen an Aktionen, Kampagnen, Veranstaltungen, Verlautbarungen zur Wahl kommt, ist der Ernsthaftigkeit der Lage gegenüber vollkommen unangemessen, nichtssagend, schwach, beschönigend, verdrängend etc. pp.
Kommt ja vielleicht noch. Ich lass mich gerne eines Besseren belehren. Fünf Euro ins Phrasenschwein. Was auch schon wieder ne Phrase ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert