
Auf den Kopf der Marianne, der Nationalfigur der Französischen Republik, hat die Linken-Abgeordnete Caren Lay auf ihrem Instagram Account den Kopf der Linken-Vorsitzenden Heidi Reichinnek montiert. Das Originalgemälde von Delacroix heißt „Die Freiheit führt das Volk“.
Statt der Tricolore im Original weht hier der Fahne der Antifa.
Heidi Reichinnek ist zu einer kleinen Ikone und Hoffnungsträgerin der Linken geworden. Sie füllt Säle bei Wahlveranstaltungen, hat mehr Follower und Likes in den sozialen Medien als Merz, Weidel oder Wagenknecht, tausende Neueintritte bei den Linken, die Interessierten daran zu zwei Dritteln junge Frauen. Die totgeglaubte Linke ist in Umfragen stabil bei 5 Prozent und es ist nicht auszuschließen, dass sie sowohl die Fünfprozenthürde meistert als auch mit der Aktion Silberlocke drei Direktmandate durch Bartsch, Gysi und Ramelow erringt, was ebenfalls den Einzug der Partei in den Bundestag sichern würde.
Es gibt also offensichtlich noch ein paar nennenswerte antifaschistische Grundreflexe in unserer Gesellschaft, wachgerüttelt vermutlich durch den Merz-Schulterschluss von CDU mit AfD. Das hat der CDU nicht nur nicht geschadet laut Umfragen, sondern ebenso genützt wie der AfD, beide haben zugelegt. Niemand kann eine CDU/AfD-Koalition bereits jetzt nach der Wahl mehr ausschließen. Merz kann jederzeit behaupten, SPD und Grüne wären nicht bereit gewesen zu koalieren, also …
Allein aus Gründen eines linken Antifaschismus, der über den bürgerlich-hilflosen der Lichterketten hinausgeht, halte ich es für wichtig, dass die Linke wieder im Bundestag vertreten ist. Sie ist dadurch weiter in den Medien präsent, kann parlamentarische Wege der Aufklärung und Information nutzen via Anfragen, Gesetzesinitiativen, in den Ausschüssen, sie hat dadurch ganz andere finanzielle Mittel für die weitere Organisationsarbeit zur Verfügung und kann unter anderem die Arbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung weiter auf solide Füße stellen. Es gibt keine andere Partei im Bundestag außer der Linken, die den Faschismus als das versteht, was er ist: Produkt des ungebändigten Kapitalismus. Für alle anderen Parteien ist Faschismus eine Art Betriebsunfall des Kapitalismus, den man am besten mit Rassismus, Heizungsgesetzen oder höherem Mindestlohn bekämpft.
Wer aber vom Faschismus redet, darf vom Kapitalismus nicht schweigen.
Allein um diese Sichtweise auch im parlamentarischen Raum weiter präsent zu halten, ist eine Präsenz der Linken dort notwendig. Das hat auch praktische Konsequenzen: Wenn die Faschisierung der Gesellschaft weiter fortschreitet, und das wird sie, wird irgendwann der Punkt erreicht, an dem auch über radikale, illegale Formen des Antifaschismus diskutiert werden muss. Es ist unter anderem das Wissen um die Praxis dieser Tradition, das eine radikale Linke von einer linksliberalen Parteienlandschaft und Öffentlichkeit unterscheidet. Deren Verständnis von radikalem Widerstand hört bei Sitzblockaden auf.
Der bürgerliche Antifaschismus zerbröselt zusehends. Er ist vertreten durch CDU-Personen wie Angela Merkel oder Michel Friedman, die ihre ethisch-religiös fundierte Position offen formulieren und sich damit peu a peu ins Partei-Abseits stellen, bis sie irgendwann bei Fridays for Future landen, wie Merkel, oder gleich austreten wie Friedman. Der Rest macht opportunistisch jede Merz-Schweinerei mit. Freundliche Umarmung der AfD. Was dabei rauskommt, ist in anderen Ländern Europas zu besichtigen. Die freundliche Rück-Umarmung der AfD wird im Erwürgen der Konservativen enden.
Sollten Sie also, liebe Leserinnen, noch überlegen, wen Sie wählen, und aus lauter verständlicher Genervtheit über SPD und Grüne mit dem Gedanken spielen, sowas wie Volt, die Tierschutzpartei, die Partei etc. wählen, geben Sie sich dieses Mal einen Links-Ruck. Nur aus Gründen des Antifaschismus. Das allein reicht. Die Verhältnisse werden sich so entwickeln, dass ein radikales Verständnis vom Erhalt unserer Demokratie so notwendig wie noch nie nach dem Krieg werden wird. Da muss mensch nicht erst in die USA gucken.
Und dann reichen fade Witzchen wie von „Die Partei“ nicht und auch nicht der gut gemeinte Einsatz für artgerechte Tierhaltung. Und jede Stimme für Volt nützt der AfD. Volt kommt nicht in den Bundestag und dadurch steigen die Mandatszahlen der AfD. Das BSW sollte sich spätestens seit der Abstimmung mit der AfD erledigt haben. Links geblinkt, rechts abgebogen.

Nachtragend und Disclaimer: Ich bin Mitglied keiner Partei. Richtig ist vielmehr, dass ich eine eigene habe. Siehe Bild
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