15.06.2025 – Wir blicken in den Abgrund

Detail von der Illumination „Verhüllung des Reichstages“.

Ich habe nicht mehr mitverfolgt, inwieweit die Illumination zu 30 Jahren Christo-Verhüllung in Berlin beim Mob angekommen ist. Die Illumination hat den Unterschied deutlich werden lassen zwischen einem Original-Kunstwerk und der technischen Reproduzierbarkeit eines Werkes. Ersteres besitzt die dem Letzteren nicht zugängliche Aura. Letzteres ist tendenziell beliebig jederzeit an jedem Ort reproduzierbar, Ersteres nur an einem definierten, nicht veränderbaren Ort. Ich hatte vor dem Reichstag bei der Premiere der Illumination mitunter das fatale Gefühl einer schrägen, ja kontraindizierten Symbolik. Zu Beginn wurden die Seile auf die Fassade projiziert, an denen die Stoffbahnen des Originals aufgehängt waren. Fatalerweise sahen die Projektionen aber überhaupt nicht nach Seilen aus, sondern nach allem Möglichen, unter anderem nach Rissen im Mauerwerk. Was mich natürlich sofort an die Geschichte von Edgar Allan Poe erinnerte „Der Untergang des Hauses Usher“ . Die mit dem Riss im Mauerwerk des später untergehenden Schlosses beginnt. Eine gruselige Geschichte. Unter anderem deshalb, weil Poe hier zum wiederholten Mal in seinen Geschichten eine junge, schöne Frau umbringt, Ausdruck einer tiefen, mörderischen Misogynie. Männerphantasien.

Natürlich sind solche Untergangs-Assoziationen wie die meine auch zeitbedingt. Wir leben in Zeiten des Unterganges. Finis Germaniae.

Metaphern sind am besten, wenn sie schief sind oder zu Tode geritten werden. Was eine echt zu Tode gerittene Metapher ist. Analog zum Spruch „Wir standen am Abgrund. Jetzt sind wir einen Schritt weiter“ formuliere ich etwas feinsinniger: Wir blicken gerade in den Abgrund. Meldungen wie »Die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges zwischen Israel und Iran ist stark gestiegen« mögen dem medialen Hang zur Übertreibung geschuldet sein. Aber das Schlimme daran ist, dass wir vor dem Hintergrund der Entwicklungen nicht völlig ausschließen können, dass so etwas in den Bereich des Möglichen rückt. Die Doomsday Uhr dürfte wieder ein paar Sekunden vorgerückt sein. Am 28. Januar 2025 teilte das Bulletin of the Atomic Scientists mit, die Uhr auf 89 Sekunden vor Mitternacht gestellt zu haben, ein neuer Spitzenwert. Bald wird es heißen „5 vor Zwölf“. Aber nicht Minuten, sondern Sekunden. Der letzte Eintrag im Bulletin wird dann vermutlich lauten: „Zwölf Uhr Mitternacht. Happy Doomsday und ab in die Bunker.“

Das Mullah Regime im Iran ist ein faschistisches, das Israel seit Jahrzehnten mit der Auslöschung bedroht. Im Iran werden Menschen aus nichtigsten Anlässen aufgehängt, sei es wegen ihrer politischen oder sexuellen Orientierung. Das Wesensmerkmal des Faschismus ist der Todeskult, die Todessehnsucht, der Blutrausch und da der Faschismus im Iran eine klerikale Ausrichtung hat, die an Erlösungsphantasien gekoppelt ist, kann keine Sekunde daran gezweifelt werden, dass Israel jedes Recht hat, einen atomaren Holocaust mit allen Mitteln zu bekämpfen. Hitler hat in den letzten Tagen den Untergang des deutschen „Volkes“ für notwendig erachtet, weil es sich in seinen Augen als das Schwächere erwiesen hat. Wer weiß schon, was in den Köpfen der uralten Männer, der Mullahs im Iran vorgeht, selber dem Untergang geweiht, dem Tod nahe. Wen und was wollen die noch mit den Untergang reißen?

Und nun zum Wetter….

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