16.06.2025 – Sei wachsam gegen alle Ränke der Brandstifter eines neuen Krieges

Museum in der Kulturbrauerei, Prenzlauer Berg. Dauerausstellung „Alltag in der DDR“. Auf dem Gelände der ehemaligen Schultheiss-Brauerei.

Macht aus Schwertern Pflugscharen …-. Das lass ich ja noch angehen. Aber aus Brauereien Museen? Nix gegen Museen, sind meine zweite Heimat, aber muss das sein? Das Gelände ist allerdings wirklich sehenswert, riesiges Areal von klassischem Industriebau des 19. Jahrhunderts, Ort vieler Konzerte und Veranstaltungen, Heimat zahlreicher Kulturproduzentinnen. Die Dauerausstellung ist anrührend, spiegelt sie doch den verzweifelten Versuch der DDR wider, sich gegen die erdrückende ökonomische Übermacht und kulturelle Hegemonie des zweiten deutschen Staates BRD durchzusetzen. Dass dieser Versuch krachend gescheitert ist, wird uns noch übel auf die historischen Füße fallen. Bei Lichte betrachtet, tut es das bereits jetzt. Oder glaubt irgendjemand, dass die aktuelle Krisensituation nicht nur des einheimischen Kapitalismus nichts zu tun hätte mit dem Wegfall der Systemkonkurrenz? So blöd kann noch nicht mal ein FAZ-Redaktör sein.

Vom Ende her gesehen bin ich in dem Paradox, dass ich die DDR für den besseren Staat von beiden halte, aber dort nicht gelebt haben möchte.

Rührend der Appell oben an den Jungarbeiter, seiner Ehrenpflicht in der NVA nachzukommen, um wachsam gegen alle Ränke der Brandstifter eines neuen Krieges zu sein. Das Plakat dürfte aus der Anfangszeit der kalten Krieges sein, in den falschen Fuffzigern. Ich sehe vor meinem inneren Auge den Jungarbeiter vor dem Plakat und sich abarbeiten am Wording des Claims, das im wundervollen goethischen „Ränke“ gipfelt. Hä?

Wäre hier nicht ein: „Fickt Euch, Ihr Kriegshetzer!“ angemessener gewesen.. ?

Der Kalte Krieg mündete mehrfach beinahe in einen heißen. Das wurde nur durch Zufälle verhindert wie in diesem Fall, wo 1983 ein sowjetischer Offizier dem Fehlalarm von Computern misstraute, es seien in den USA mehrere Atomraketen gestartet. Hätte er eine andere Meldung weiter gereicht, wäre der rote Knopf gedrückt worden.

Heute sind wir wieder in einem neuen atomaren Wettrüsten, mit mehreren signifikanten Unterschieden zu 1983. Es gibt nicht mehr nur zwei überschaubare Machtblöcke Ost-West, die einer jahrzehntelang geübten rationalen Praxis der Abschreckung entlang handelten, sondern eine multipolare Welt mit mehr Atommächten als je zuvor und mit mehr oder weniger durchgeknallten, teils hypernationalistischen Akteuren, wie Putin, Nordkorea, Pakistan, Indien und weiß der Teufel, wer demnächst noch ein paar Atombomben im Arsenal hat. Es gibt kaum noch vollständig funktionierende Demokratien auf der Welt, gerade mal 25, mit ihrem System von Checks and Balance, die als erstrebenswertes Role-Model dienen könnten. Demokratie ist out. Wahnsinn ist in. Der Kapitalismus ist in einer tiefen Krise und was lädt in Krisenzeiten mehr ein zur Ablenkung von inneren Katastrophen als die Anzettelung externer Konflikte? Mit allen Konsequenzen…

Mir fallen leider noch einige Gründe ein, warum die aktuellen Krisenzeiten dramatischer sind als die vergleichsweise ruhige und überschaubare Zeit des Kalten Krieges, wie dem, dass man sich nicht immer auf Zufälle verlassen sollte…. Aber ich will Sie, liebe Leserinnen, nicht paranoid machen oder gar auf die Couch Ihrer Therapeutin treiben.

Belassen wir es bei der beruhigenden Feststellung, dass das derzeitige Arsenal an Atomwaffen auf der Welt nur zu einem ca. 5fachen Overkill reicht, also zur fünffachen Auslöschung allen Lebens auf dem Planeten. Was übrigens nicht ganz stimmt: Ratten, Kakerlaken und Bakterien würden überleben. Immerhin …..

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