Sogar bei der CDU hält geschlechtersensible Sprache mittlerweile Einzug, die wenigstens in Formulierungen darauf Rücksicht nimmt, dass es mehr auf der Welt gibt als das männliche Geschlecht. In der Praxis kriegen Frauen immer noch 23 Prozent weniger Lohn, aber wenigstens die Lyrik stimmt. Bei vielen Vorgestrigen stimmt noch nicht mal die Lyrik, aber wie arbeitet man (hoho, Pointenalarm!) dagegen an? In meinem Blog hier kann ich es mir einfach machen. Ich spreche grundsätzlich nur meine lieben Leserinnen an, diskriminiere also bewusst alle Männer. Jungs, Ohren steif halten. Die kleine Durststrecke nach Jahrhunderten Diskriminierung der weiblichen Form übersteht Ihr! Beim restlichen Verkehr kann ich das natürlich nicht machen – dienstlich gesehen. Lange Zeit war das feminine Majuskel mein Favorit. Also: LeserInnnen. Das sieht aber phallisch aus und vernachlässigt Transgender.
Dann gibt es noch Leser_innen, Leser*innen usw. usf.
Die Welt ist kompliziert? Nee, anstrengend vielleicht. Kompliziert ist die deutsche Steuergesetzgebung.

Nationalist innen stoppen. Und außen? (Hohoho, Pointenalarm)
Man kann sich mitunter mit Formulierungen rauslullern wie „Liebe Lesende“, das geht aber nicht immer und das ist inhaltlich auch was anderes, da schwingt eine ganz andere Konnotation mit.
Satire, die die legendären Papphockerinnen und Papphocker aufgreift, geht auch nicht immer.
Wir drei von der Tankstelle der NETZ führen zur Zeit eine erbitterte Debatte darüber, wie wir mit dieser Problematik umgehen.
Argument: Ich lasse mir die Sprache nicht verhunzen, für mich zählt der Duden und die Lesbarkeit.
Gegenargument: Sprache lebt, ist eine gesellschaftliche Konvention, die sich ändert und an diesem Prozess nehmen wir aktiv teil. Lesbarkeit ist ebenfalls eine sich wandelnde Konvention, heute liest ja auch keiner mehr Sütterlin. Das ist schwierig, aber irgendwann kapiert’s auch der Duden.
Herrschaft muss auch auf der Sprachebene hinterfragt werden. Wir haben uns für die neue NETZ auf folgende Formulierung geeinigt: Für geschlechtersensible Sprache sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich.
Sowas nennt man einen dilatorischen Formelkompromiss.
Das Ganze krankt daran, dass wir zwar jetzt zwei Korrespondentinnen haben, aber die Herausgeber Männer sind. Ein Blick in die Geschichte befreit den Blick in die Zukunft und zwar von der Hornhaut der Trägheit: Anno 68, zu Zeiten des theoretischen Klassenkampfes, kam die Diskussion auf, ob die „Frauenfrage“ ein Haupt- oder ein Nebenwiderspruch sei. Daraus entstand die zweite Frauenbewegung. Also alles schon mal da gewesen.
Und hier noch mein vorweihnachtlicher Lieblingsbazar

Zeckenhand – da muss man (!) erst mal draufkommen.
21.12.2015 – Liebe Leserinnen, liebe Papphockerinnen und Papphocker, hier mein vorweihnachtlicher Lieblingsbasar.
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