Gestern Vormittag Kirche mit Freund und Kollegen, Clemens, wo ich früher bis zum Alter von ca. 10 Jahren Ministrant war. Diese weihnachtlichen Kirchenbesuche sind ein Ritual. Ich liebe Rituale, sie ersetzen die Frage nach dem Sinn des Lebens, die ich für mindestens anstrengend und recht eigentlich sogar für komplett überflüssig halte. Das Leben ist eine Ballung von Molekülen und Häufung von Zufälligkeiten, ohne Grund, Ziel oder Sinn und in unserer Verantwortung liegt es, das Beste draus zu machen. Besagter Freund ist strenggläubig und sieht das natürlich diametral anders.
Die Basilika St. Clemens ist ein Ort der Kontemplation, wann bin ich schon mal gezwungen, eine Stunde am Stück die Klappe zu halten, und mitunter herrscht Stille, einfach Stille, die Gedanken kommen ins Wandern. Außerdem ist der Chef von Clemens, Probst Martin Tenge, ein grundsympathischer und hochintelligenter Mensch, mit dem ich mal im Projekt „Armut? Das ist doch keine Kunst!“ zusammen gearbeitet habe. Als ich ihm bei einem Schwätzchen nach der Messe attestierte: „Gute Performance heute“, war er sichtlich angetan: „Freut mich, das aus berufenem Mund zu hören.“ Man kann der hiesigen katholischen Kirche nur wünschen, dass er der nächste Bischof wird. Einer seiner Vorgänger hat mir bei der Firmung die Hände auf den Kopf gelegt. Dieser Bischof Heinrich-Maria Janssen hat zwischen 1958 und 1963 einen anfangs 10-jährigen Ministranten regelmäßig sexuell missbraucht. Die Erinnerung, wie dieser Mann mir die Hände auf den Kopf gelegt hat, ist mir widerlich und ich möchte nicht wissen, was der missbrauchte Ministrant Zeit seines Lebens für Bilder im Kopf hat.
Schnell andere Bilder her.

So sieht es zur Zeit auf meiner Veranda aus, Lilien fangen an zu blühen. Da kommt noch was nach …

Japanische Blutpflaume. Müsste März gewesen sein.

Nur die Harten kommen in den Garten.
Dieses online Blog-Schreiben hier ist immer ein Experiment mit offenem Ausgang. Natürlich habe ich eine Idee, wenn ich anfange zu schreiben, aber was dabei rauskommt, ist offen, siehe Heinrich Maria Janssen. Eine Art Écriture automatique in Richtung Eigentherapie.
Pointentraining ist mir lieber.
Gestern Abend traf ich zwei Kumpels vor einem Wirtshaus, die derartig voll im Weihnachtsrausch waren, dass sie nur noch Blödsinn lallten und hanswurstartige Bewegungen vollführten. Ich aber hob die Augen zum Himmel und sprach wie der Pharisäer im Lukas-Evangelium:
„Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die …“
Da tat sich der Himmel auf, ein Blitz fuhr hernieder und verbrannte mich zu Asche und eine Stimme ertönte:
„Gleitze, du elender Heide, das wird Dir hoffentlich eine Lehre sein. Wenn Du mich noch einmal mit so einem selbstgerechten Scheiß belästigst, kriegst Du richtig Ärger.“
Die Geschichte ist passiert, liebe Leserinnen, wo wahr mir ….
26.12.2015 – Im Weihnachtsrausch
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