02.02.2016 – Männerphantasien: Blow Job, Dreier, Polizistinnen-Uniform.

Eines meiner Projekte – mein ganzes Leben ist offenbar ein einziges Projekt – war eine Examensarbeit über Graffiti, allerdings zu einer Zeit, als die meisten das noch nicht mal richtig schreiben konnten. Es gab einen einzigen nennenswerten Text über Graffiti: „Cool-Killer oder der Aufstand der Zeichen“ von Baudrillard, der in den Achtzigern in der BRD rauskam, ansonsten war das Schmuddelkram für Unis. Ein Grund mehr, so was zu machen. Das Ganze sollte sich nicht nur aus zeichentheoretischer Sicht mit dem Thema befassen, mir waren Strukturalisten wie Baudrillard eh verdächtig, unpräzise Schwatzhanseln, die obendrein den Materialismus als Denkschule diffamierten. Ich wollte es in der Tradition von Theweleits „Männerphantasien“, dem linksalternativ-feministischen Standardwerk der 70er und 80er über die Ich-Prägung von Männern, als Generationenkonflikt behandeln: Der Sohn arbeitet sich mittels Stadtguerilla-Codierungen am gepanzerten „Ich“ seines Vaters ab.
Aber die zentrale Frage eines Kollegen auf alle meine lichtvollen Ergüsse und erhabenen Erkenntnisse lautete schon damals: „Und? Kann man damit Geld verdienen?“ Das war das vorzeitige Ende eines meiner – zahlreich früh verstorbenen – Geniestreiche.
Was schlecht weg ist, kommt mitunter putzig wieder. Offensichtlich habe ich Jahre später, da schon schwer mit Geldverdienen beschäftigt, ein Filmprojekt zu dem Thema angefangen, mit dem Cinéma brutal Kollektiv, das Michael Doege und ich in den Post-68er Jahren gründeten.
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Szenenfoto aus: Der doppelte Hulk.
Interessant ist an dem Graffiti, das in Form eines Comic Splash-Panels gehalten ist, die Farbwahl der Umrandung: Schwarz Rot Gold. Die Nationalfarben der BRD.
Da kommt man, was den oben geschilderten Generationenkonflikt angeht, ins Grübeln. Respektive Grinsen. Putzig war auch meine Google Recherche zu „Männerphantasien“, um meiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. An prominenter Stelle keineswegs Theweleit, sondern Einblicke darüber, was meine Geschlechtsgenossen vorrangig so im Kopf haben, was Schweinkram angeht, z. B. Blow Jobs, flotte Dreier, Polizistinnen-Uniform.
Polizistin, whow. Da muss man erst mal drauf kommen.

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